38.

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„May, hey meine Kleine."

Daryl zieht mich hoch und legt seinen kräftigen Arm um meine Taille. Ausdruckslos sehe ich zu ihm auf. „Ich mag es nicht, dich so traurig zu sehen." sagt er leise.

Ich sehe nach vorn, damit er nichts mehr sagt. Wir stehen immer noch an der selben Stelle, wo ich meinen Vater gefunden habe. Keine Ahnung was die anderen mit ihm gemacht haben. Irgendwie interessiert es mich auch nicht so ... Was mich selbst sehr überrascht. Wahrscheinlich wegen der Tatsache das sie mich einfach zu Hause stehen gelassen haben, ohne einmal darüber nachzudenken, dass ich auch noch mit fliehen wollte.

„May, bitte rede mit mir." flüstert Daryl.

Ich sehe ihn an. „Was willst du hören?"

„Es ist mir egal. Red mir irgendeinen Schwachsinn zu, ich werde dir zuhören."

Ich lächle ihm zu. „Das ist lieb von dir. Nur leider bin ich gerade nicht in der Stimmung zum reden."

„Soll ich dich alleine lassen?" Er macht sich bereit zum aufstehen. Langsam nicke ich. Er geht ganz aus den Wagen. Niemand ist hier drinnen, fällt mir gerade auf.

„Nein. Bleib hier. Sie will nicht reden." Höre ich eine gedämpfte Stimme. Das ist Daryls. Ich rolle mich auf die andere Seite und spähe aus den Fenster. In praller Sonne stehen alle da und schwitzen sich zu Tode.

Mein Dad liegt nicht mehr da ... Sie haben ihn weggebracht.

Oh Mann, es ist als wäre er für mich niemand besonderes gewesen. Wieso habe ich das Gefühl? Wieso ist es so, dass ich denke, das er niemand für mich war, außer ein Zombie der einfach 'da' war?

Daryl sieht mir in die Augen. Ich lächle leicht, dann drehe ich mich zurück. Mein Kopf zerspringt gleich. Jeden Moment. Wegen diesen vielen Gedanken.

„Was sollen wir jetzt tun? Wir können nicht für immer im Wohnwagen leben. Und außerdem ist der Tank bald leer." Höre ich Louis sagen.

„Das Problem ist, wir sind nirgendswo sicher ..."gibt Stay dazu.

„Was ist mit dem Flüchtlingszentrum in Salfords? Ich meine ..." sagt Harry.

„Kannste vergessen." meint Daryl. „Alles voll. Ich war dort. Glaub mir, die Streuner haben das Zentrum überflutet."

„Es war nicht sicher genug ..." sagt Stay. Schweigen. Hm ... Wenn ich so darüber nachdenke, wüsste ich auch nicht wohin wir sollten. Das beste was wir machen könnte, wäre natürlich hier im Wohnwagen zu bleiben, aber erstens: der Tank und zweitens: Hundert Prozent sicher ist es hier auch nicht. Das este für uns alle, wäre ein großes Haus mit Stacheldrahtzaun ... Bomben sicherer Platz meine ich.

Die Tür wird geöffnet. Alle kommen rein. Ich will keinen von denen in die Augen blicken, außer Daryl.

„Alles okay?" Louis beugt sich über mich und sieht mich traurig an. „Tut mir leid." sagt er sanft und verschwindet so schnell wie er auch gekommen ist.

„Fahren wir jetzt weiter?" fragt Stay.

„Ja." gibt Daryl als Antwort und schon schmeißt er den Wagen an und fährt los. Der Motor schnurrt unter meinen Rücken. Angenehm. Ich schließe meine Augen.

Ich merke wie jemand sich neben mich legt. Dennoch will ich nicht wissen wer es ist. „Bin ich wirklich für dich gestorben?" fragt eine raue und zitternde Stimme leise neben mir. Harry. War klar das er wieder ankommt.

Ich Antworte nicht.

„May, bitte rede mit mir." fleht er mich an. „Ich habe doch nicht gewusst das er dein Vater ist."

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und sehe direkt in seine grünen Augen, die jetzt wie der dunkle Schatten aussehen. „Du hättest warten können."

„May, verdammt. Es war ein scheiß Reflex. Es ist für mich normal einen Zombie um zu bringen. Verflucht, ich musste meine Eltern selbst töten."
Wir sehen einander an und schweigen. Der Motor röhrt, der Wagen ruckt nach vorn, dann wieder zurück und fällt aus.

„SCHEIßE!" schreit Daryl. „SCHEIßE,SCHEIßE, SCHEIßE!" brüllt er und schlägt auf das Lenkrad drauf. Danach lässt er seinen Kopf in die Hände fallen.

„Ist der Tank leer?" fragt Stay schockiert.

„Ja, verdammt!" motzt Daryl sie an.

Ich richte mich auf und starre zu ihm rüber. Verzweifelt wischt seine Hand durch sein Gesicht, als wolle, dass es nur ein Traum sei. Keiner sagt mehr was.

„Sollen wir warten?" fragt Stay vorsichtig und unterbricht das Schweigen.

Daryl sieht sie finster an. „Worauf warten?! Hier ist keine Sau! Niemand wird uns hier finden!"

„Beruhig dich, Daryl." sage ich zu ihm und stehe auf. „Wir packen unsere Sachen und gehen zu Fuß weiter. Es gibt keine andere Möglichkeit. Oder wollt ihr alle hier verrecken und auf den Tod warten?" frage ich alle.

„Sie hat recht." stöhnt Louis auf.

„Ja." stimmt Harry dazu. „Wie immer." fügt er noch leise dazu. Jeder packt seine Sachen in Rucksäcke. Die Waffen und Patronen machen wir in einen extra Rucksack, den Harry tragen wird.

„Fertig?" fragt Daryl und schnürt ein großes Messer an seinen Gürtel fest. Danach gehen wir alle raus. Der schwere Rucksack auf meinen Rücken krümmt ihn der maßen das es sich so anfühlt, als würde er durchbrechen.

Wir laufen die Straße weiter runter.

Wenn mein Dad hier war ... Moment mal, dass heißt ja das meine Mom und mein kleiner Bruder auch nicht weit sein müssten, aber sind die beiden auch Zombies geworden? Der Gedanke zerlöchert mein Herz in einer Sekunde. Mein kleiner Bruder als Zombie ...

Ich gehe weiter hinten von der Mannschaft u klarer denken zu können. Wir gehen irgendwie alle weit voneinander entfernt. Daryl ganz vorne, rechts weiter hinten läuft Stay, daneben links von ihr geht Louis und Harry nur wenige Meter vor mir. Ich kann so gut wie sagen das Daryl mindestens 10 Meter von mir entfernt weiter geht.

Die Sonne scheint uns allen ins Gesicht. Mit Geschützen Händne vor den Gesichtern sehen wir meistens zu Boden. Die Straße ... total kaputt. Zerrisen an manchen Stellen.

Harry sieht über seine Schulter zurück zu mir. „Es tut mir leid. Verdammt, ich konnte es doch wirklich nicht wissen." Er ist stehen geblieben,vor ihm halte ich an. Schweißperlen fließen seine Schläfe entlang. „Bitte verzeih mir."

„Hey!!" Daryl ruft zu uns. „Haltet nicht an, sonst verlieren wir uns noch." Er geht weiter.

Ich will gerade weiter gehen, da packt mich Harry am Ellenbogen und zieht mich an seinen Körper. „Was?!" fauche ich ihn, sobald wir uns tief in die Augen sehen.

Seine Zunge befeuchtet seine Lippen.

„Du willst mich küssen!" Ich drücke ihn von mir weg.

„Wenn ich dich küssen würde, wüsstest du es." sagt er und geht weiter.

CONSIDER ME ALIVE || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt