Kapitel 5

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Ich bin viel zu früh, denn das Diner hat noch nicht einmal auf. Allerdings hat auch Danovan die Schlüssel und das kann ja dann nur Stunden dauern. Ich drehe also meine Sitzheizung im Auto höher und verbinde mein Handy mit dem Auto, damit ich wenigstens ein bisschen gescheite Musik hören kann, während ich warte. Ich meine, auf die ganzen Radiosender kann man sich auch nicht verlassen. Was bringen die schon. Hier Charts, da Charts und wo bleiben die Bands? Wo bleiben die ganzen Bands, die angeblich jeder kennt, aber doch niemand wirklich hört. Ich wähle also meine aktuelle Playlist aus und mache das Radio laut. Während Fall Out Boy aus den Lautsprechern dröhnt, scrolle ich auf meinem Handy durch die ganzen Social Media Seiten und google Evans Konzert von gestern. Es war wohl, den Kommentaren zu folge, ein riesiger Erfolg.

Plötzlich klopft es an meiner Fensterscheibe, was bei mir fast zu einem Herzinfarkt führt. Dort steht Danovan mit Kaffee in der Hand und Mütze auf dem Kopf, was ehrlich gesagt ein wenig lächerlich aussieht.

Ich öffne meine Tür und sehe ihn fragend an. Er ist pünktlich, sogar mehr als das.

"Guten Morgen, Sierra.", flötet er gut gelaunt und gibt mir den anderen Kaffeebecher in seiner hand.

"Ist der vergiftet?", frage ich vorsichtshalber.

Danovan verdreht die Augen, schüttelt aber mit dem Kopf.

"Ich habe nur gedacht, es ist ganz angebracht, weil wir ja schließlich noch eine Menge vorhaben heute."

"Ach haben wir das?"

"Hast du die Gala heute Abend vergessen? Selbst mein Vater geht dort hin."

Von was redet dieser Kerl?

"Was?"

"Dave hat eine Gala in eurem Haus organisiert. Die ist heute Abend. Bist du wirklich so verpeilt?"

Ich wusste nichts davon, antworte ich ihm im Kopf. Aber ich sage nichts, wage nicht einen Ton, weil ich weiß, dass wenn Dave es wüsste, würde er es nicht so toll finden. Außerdem soll Danovan nicht denken, dass ich meinen Vater nicht leiden kann, obwohl es ja so ist. Ich meine, Dave will ja nicht einmal, dass man von mir weiß.

Ich zucke also nur mit den Schultern, da ich keine Antwort hatte, die mir und ihm in den Kram gepasst hätte.

Außerdem könnte ich für wetten, dass ich mich den ganzen Abend in meinem Zimmer verkriechen soll, weil er nicht will, dass ich in seinem Haus, in seiner Umgebung gesehen werde. Er hat wohl echt ein enormes Problem mit mir. Aber ich verstehe ihn auch einfach nicht. Wieso hat mich zu sich kommen lassen? Warum hat er nicht einfach den Kontakt abgebrochen zu Mary? Wieso zur Hölle hasst er mich so?

"Also, kommst du?", fragt Danovan nach einer Weile und geht schon in Richtung Diner.

Ich nicke, obwohl ich weiß, dass er es nicht sehen kann.

Ich schließe also mein Auto ab, nehme den Kaffeebecher vom Dach und lasse mein Handy in meiner Sweatertasche verschwinden.

"Ist es morgens sehr voll?"

"Es geht. Die Früh- und Spätschichten sind am angenehmsten. Die am Mittag sind schlimm."

Ich nicke verstehend und versuche heraus zu finden, warum er heute so gut drauf ist. Oder ist er immer so und gestern hat ihn das Telefonat verärgert? Kann ja sein.

Er schließt also das Diner auf und ich mache mich daran mir meine Schürze umzubinden und danach die Beleuchtung anzuschalten. Danovan schaltet währenddessen die Heizung ein, denn es ist wirklich arschkalt hier drinne.

Nach einer halben Stunde trudeln die ersten Gäste hier ein, aber es sind wenige, da nicht jeder weiß, dass es hier Kaffee zum Mitnehmen gibt. So hat das jedenfalls Danovan erklärt. Aber ob das stimmt ist die andere Sache.

Carve your heart into mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt