Mir ist schlecht als ich aufwache. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es bereits vier Uhr nachmittags ist. Wir sind gestern, viel mehr heute früh, erst um 5 wieder hier gewesen.
Danovan und ich waren an allen Plätzen, die Yves vorgestern schön fand, aber wir haben ihn nicht gefunden. Schließlich waren es Jen und Dylan, die ihn gefunden haben, denn er hat sie angerufen und die ganze Zeit irgendeinen Namen gesagt. Diesen hat Jen dann gegoogelt und es stellte sich heraus, dass es eine Bar ist, die ungefähr eine halbe Stunde von dem Haus entfernt ist. Dylan meinte, dass es wirklich eine ziemliche Absteige war, aber ich glaube das war Yves zu dem Zeitpunkt ziemlich egal.
Als Danovan und ich dann im Haus ankamen, saß Rose noch an der Küchentheke, ein Glas mit Weißwein vor sich in der Hand. Sie schwenkte es hin und her, ließ den Wein sanft kreisen.
"Süße?", fragte ich sie und legte meine Hand vorsichtig auf ihre Schulter.
Sie zuckte heftig zusammen und drehte langsam den Kopf in unsere Richtung.
Erst schien sie nur Danovan zu bemerken, denn sie verengt die Augen zu Schlitzen, aber dann kam ich anscheinend in ihr Blickfeld, denn ihr Gesicht wurde wieder normal, fast glücklich.
"Sierra.", hauchte sie.
"Ja.", sagte ich nur und schlang meine Arme um sie.
"Was, wenn er sich was angetan hat?", fragte sie vollkommen aufgelöst und ich seufzte nur. Jen und Dylan haben ihr also nicht Bescheid gesagt.
"Jen und Dylan haben ihnen gefunden. Sie sind auf dem Rückweg.", sagte ich zu ihr und blickte hilfesuchend zu Danovan, der wie ein begossener Pudel in der Küche neben uns stand.
"Mach, dass er hier raus geht.", bat mich Rose, als sie Dans Blick bemerkte.
"Er ist dein Bruder.", sagte ich daraufhin und bin selbst erstaunt über ihre Worte.
"Es ist mir egal. Ich habe ihn einen Scheiß interessiert."
Ich schloss meine Augen und wünschte mir, dass ich mich jetzt einfach wegdrehen könnte, aber mir wurde bewusst, wie sehr ich Danovan und Rose mochte um mich jetzt von ihnen abzuwenden. Denn einerseits wollte ich mich nicht in ihre Familie einmischen, andererseits will ich nichts lieber, als Danovan glücklich sehen und das ist er nun mal nur, wenn seine Schwester ihm endlich vergeben hat und er nicht mehr daran kaputt geht, dass Rose kaputt gegangen ist.
Ich sah zu Dan, sah den verletzten Blick und sprach das wohl falscheste in meinem ganzen Leben aus:"Er leidet darunter."
"ICH habe auch gelitten!", schrie sie und sprang vom Barhocker hoch.
Scheiße.
"Rose, das weiß ich, aber meinst du nicht, dass er eine zweite Chance verdient hat?", fragte ich sie und sah ihr fest in die Augen. Ich sah die Überraschung, aber auch die Wut und das was am meisten da war, war die Trauer. Denn nicht nur Danovan trauert seiner Schwester hinter her, nein, auch Rose trauert ihrem Bruder nach. Beide sehnen sich nach der Familie vor der Sache, sehnen sich danach, dass sie wieder dieses Team sind, wovon alle so geschwärmt haben.
"Das sagst du nur, weil du ihn liebst.", spuckte sie mir entgegen und sah mich kalt an.
Daraufhin sagte ich nichts mehr. Wenn sie das so sieht, habe ich mir gedacht, kann ich auch nichts daran ändern.
"Danke, Sierra.", hauchte Danovan mir zu, als Rose die Küche verlassen hatte.
Ich schüttelte nur den Kopf. "Kein Ding."
Er sah mich an und ich ihn.
Dann polterte es und eine vollkommen besoffene Mia kam in die Küche. Sie hatte Schluck Auf.
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Carve your heart into mine
Teen FictionZukunftängste, Familienprobleme, gebrochene Herzen; Dinge, mit denen sich Sierra herumschlagen muss, als sie nach New York geschickt wird, um fortan bei ihrem Vater zu leben. Eigentlich möchte sie einfach nur leben, ohne Probleme. Denn diese hatte...