Ich atme tief durch, dann mache ich den Motor aus und steige aus dem Auto.Ich bin alleine zum Flughafen gefahren, weil es keinem irgendwie richtig gepasst hat, dass ich da mitfahren kann.
Mein Optmismus von gestern Abend ist schon lange wieder verflogen. Die zehn Tage werden die schlimmsten in meinem Leben.
Ich zerre meinen Koffer aus dem Kofferraum und setze dann meine Sonnenbrille auf, obwohl es überhaupt nicht hell ist.
Wir wollten uns vor der Gepäckabgabe treffen und als ich dort ankomme, stehen alle im Kreis und lachen miteinander, keiner macht sich Sorgen, wo ich denn bleibe. Denn ich war eigentlich schon zu spät.
Keiner scheert sich um mich. Denn jeder von ihnen hat wen, den sie lieben und der sie ebenfalls liebt.
"Sierra! Da bist du ja!", ruft Rose nach einer Weile zu mir herüber.
Ich versuche ein Lächeln und winke ihr halbherzig.
Sie runzelt die Stirn und kommt dann mit schnellen Schritten auf mich zu.
"Was ist los?", fragt sie mich.
"Nichts."
"Was ist passiert?"
"Nichts. Ich weiß nur nicht so Recht, ob das so gut ist, wenn ich mitkomme."
"Was soll das denn heißen?"
"Na, ich weiß halt nicht, ob ich euch nicht nur im Weg stehen würde."
"Was redest du denn da?"
Ich zucke mit den Schultern.
"Jetzt komm, wir müssen."
Ich nicke nur und mische mich unter die Gruppe.
Danovan und Mia sind hinter mir.
"Florida, Danovan. Klingt das nicht toll? Unser erster Urlaub.", freut ich Mia und ich kann nur die Augen verdrehen.
Soll sie warten, bis er ihr die dunkelsten Geheimnisse herauslocken will, ob sie dann immer noch mit ihm zusammen in den Urlaub fahren will.
Ich spüre seinen Blick in meinem Rücken, aber ich sehe immer wieder das Bild vor mir, wie er ihr die Zunge in den Hals steckt, wie sie Hand in Hand zusammen laufen, wie er manchmal seinen Arm um sie legt. All das, was er bei mir in der Öffentlichkeit nie gemacht hat. Aber vielleicht hatte er auch Angst, dass ich ihn dafür schlage, vielleicht hatte er gedacht, dass ich davon nicht so erbaut gewesen wäre. Und ja, wahrscheinlich stimmt das auch, aber trotzdem macht es mich fertig, dass er es jetzt bei ihr macht. Wie soll ich ihm denn jemals wieder vertrauen können? Ob ich überhaupt irgendwann wieder in der Lage dazu sein werde? Was, wenn Mia und er wirklich glücklich sind und ich irgendwann auf deren Hochzeit stehe, immer noch Danovan ansehe und seine Hände immer noch über all auf mir spüre? Was, wenn ich dann da stehe, wie eine verbitterte Witwe?
*
Der Flug war recht gut, die meiste Zeit habe ich geschlafen, aber es waren ja auch nur drei Stunden. Ich saß am Gang, Rose neben mir. Ich habe keine Ahnung, wo sie Yves hinverfrachtet hat, aber man hat ihn lachen hören.
Zum Haus dauert die Fahrt nochmal eine halbe Stunde, die mich sehr viele Nerven kostete, weil Mia neben mir saß und sie die ganze Zeit davon gelabert hat, dass wir unbedingt auf den Jahrmarkt auf der Seebrücke müssen. Sie hat die ganze Zeit davon erzählt, bis ich sie nett darauf hingewisen habe, dass sie von Santa Monica redet und das das in Kalifornien ist und nicht Florida. Daraufhin hat sie eine Schnute gezogen und hat beleidigt die Arme verschränkt.
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Carve your heart into mine
Teen FictionZukunftängste, Familienprobleme, gebrochene Herzen; Dinge, mit denen sich Sierra herumschlagen muss, als sie nach New York geschickt wird, um fortan bei ihrem Vater zu leben. Eigentlich möchte sie einfach nur leben, ohne Probleme. Denn diese hatte...