In den letzten Wochen war ich kaum zu Hause. Meistens war ich nur bei Danovan, war höchstens mal da, wenn ich Yves oder Dylan besucht habe. Manchmal sind wir auch nur zu dritt zu Brands Baseballspielen gegangen, die sein Team auch beide gewonnen hat. Danach waren wir alle zusammen Pizza essen und es hat sich eigentlich gut angefühlt. Es hat sich toll angefühlt, dass ich wieder Freunde habe, Stiefbrüder. Klar, der Anfang mit Yves war schwer und das ist es manchmal immer noch, aber ich glaube das wird noch. Wir alle werden noch.
Natürlich kann ich nicht beurteilen, ob es ihnen genau so viel bedeutet hat - ich denke nicht-, aber sie sahen auf jedenfall nicht gerade unglücklich aus.
Nach dem Pizza Essen ist Yves mit Dylan und Brand nach Hause gefahren, ich zu Danovan.
Wir haben uns mittlerweile eingelebt, aber ich glaube manchmal nervt es Danovan, dass ich da bin. Das fängt zum Beispiel bei meiner Wäsche an und hört bei meiner Kosmetik im Bad auf. Er meint, dass ich das alles doch gar nicht brauche, aber ich verdrehe immer nur die Augen und stelle es dann an den Rand vom Regal.
Evan habe ich seit der Aktion im Van nicht mehr wieder gesehen und ich denke, dass das auch ziemlich gut ist, da ich sonst womöglich noch meine Worte zurück genommen hätte. Dabei habe ich nur das gesagt, was ich seit Monaten gedacht habe. Nämlich, dass ich es wirklich unfair finde, dass er lieben kann und ich immer noch solche Vertrauensprobleme habe.
Außerdem habe ich mich auch ein paar Mal mit Ivie getroffen, Carricks Frau.
Ich weiß nicht, wo Danovan so oft hin verschwunden ist, aber manchmal bin ich einfach nachmittags vom Duschen wieder ins Wohnzimmer gekommen und er war weg. Am Anfang habe ich noch versucht ihn anzurufen, aber sein Handy liegt eh meistens auf dem Tresen und dort verschmorrt es.
Als ich ihn drauf angesprochen habe, meinte er, dass er schnell was erledigen wollte, aber ich glaube da steckt ein bisschen mehr dahinter.
Ich weiß nicht wieso, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass er doch Drogen nimmt, sie vielleicht auch verkauft. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht was es ist, es könnte ja auch nur ein bisschen Gras sein, aber ich weiß nicht. Irgendwie ist mir das ziemlich suspekt, denn ich weiß selbst, was das aus einem Menschen machen kann. Ich habe es nicht selbst erlebt, aber ich hatte mal einen Freund, Glen, der hat Gras genommen und noch viel mehr Zeug. Am Ende haben ich und Vivi, seine Freundin, in eine Entzugsklinik gebracht.
Ich weiß nicht was aus ihm geworden und wahrscheinlich werde ich das auch nie erfahren. Ich bin zu dem Zeitpunkt, als er eigentlich rauskommen sollte, hier hin gegangen und habe es somit nicht mitbekommen.
Gerade ist wieder einer dieser Tage, an denen Danovan wieder spurlos verschwunden ist. Ich will nicht anhänglich sein oder so, aber ich hätte wenigstens erwartet, dass er mir Bescheid sagt. Er muss ja kein Protokoll schreiben, von wegen wann er wo war. Er kann mir doch einfach schreiben, dass er heute Abend zum Essen nicht da ist.
Somit sitze ich auf zwei Pizzakartons, wovon ich einen in den Kühlschrank gestellt habe und den anderen gerade auf meinem Schoß balanciere.
Ich sitze auf dem grauen Sessel im Wohnzimmer und gucke etwas Fernseher.
Es ist irgendso eine Serie, die ich mal voll gerne geschaut habe, aber mittlerweile echt schlecht geworden ist.
Ich will gerade in das letzte Stück Pizza beißen, als die Wohnungstür auffliegt und Danovan in die Wohnung kommt.
"Sierra?", ruft er und ich sehe wie er zuerst ins Bad geht, dort etwas verstaut un dich bin mir sofort bewusst was es ist. Sein Spiegelschrank ist abschließbar, somit kann ich da nicht reingucken. Ich bin mir sicher es ist Koks oder Gras. Ich weiß nicht, ob er stärkeres nehmen würde, ich hoffe mal nicht.
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Carve your heart into mine
Teen FictionZukunftängste, Familienprobleme, gebrochene Herzen; Dinge, mit denen sich Sierra herumschlagen muss, als sie nach New York geschickt wird, um fortan bei ihrem Vater zu leben. Eigentlich möchte sie einfach nur leben, ohne Probleme. Denn diese hatte...