Kapitel 7

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"Was für ein Spiel?", frage ich misstrauisch und setze mich auf den Barhocker.
"Wir dürfen zwei Fragen stellen, eine muss man beantworten, die andere kann man auslassen."
"Wow, klingt ja fast wie bei Tribute von Panem, als Katniss und Peeta ihr Wahr oder Falsch - Spiel gespielt haben.", gebe ich von mir und trinke noch einen Schluck von der Cola.
Danovan nickt und stützt sich auf den Tresen, sodass er mir gegenüber ist.
"Also, ich fang an.", sagt er und ich nicke schulterzuckend.
"Hast du Geschwister? Woher kommst du?"
Das ist noch in Ordnung.
"Ich bin Einzelkind und ich komme aus Phoenix."
"Ahh, daher sprichst du so mit einem Südstaaten Akzent."
Ich lächele ihn an und er lächelt zurück.
"Wann hast du Geburtstag und was machen deine Eltern?"
"Ich hab am 25. April Geburtstag. Mein Vater hat seine Anwaltskanzlei und dort ist meine Mum die Sekretärin."
Ich stehe auf und begebe mich in das Wohnzimmer, was aber nicht wirklich vom Rest abgeteilt ist.
Ich lasse mich also auf den Sessel fallen und ziehe meine Beine meine Brust. Das Wohnzimmer ist weder gestrichen noch tapiziert, es ist der nackte Putz an den Wänden, der diese Wohnung vielleicht für die einen ranzig macht, aber für mich ist es ganu das, was zu Danovan passt. Nicht das er ranzig ist, nein, das meine ich nicht. Aber er hat dieses markante an sich, was ich noch nie so wirklich gesehen habe. Ich weiß, ich hatte noch nicht viele Vergleichsmöglichkeiten, aber ich bin mir fast sicher, dass Danovan anders ist all die anderen.
Danovan folgt nach wenigen Sekunden und nimmt auf dem Hocker vor mir Platz. Sein Bier stellt er auf den Boden ab.
"Wieso musstest du zu deinem Dad? Gefällt es dir hier?"
"Die erste lasse ich weg und ja, es ist ganz schön hier. Aber ich hätte lieber eine eigene Wohnung, würde gerne meinen Dad einfach nie wieder sehen."
Er nickt und trinkt ein Schluck Bier, steht dann auf.
Er geht in die Richtung einer Tür, wo bestimmt ein Bad ist, denn ich kann eine Dusche ausmachen.
Er schließt die Tür und kommt kurz darauf in Jogginghose und Tank Top wieder heraus.
"Es ist Winter, Danovan."
"Ich weiß, aber alles andere ist zu warm beim Pennen.", meint er.
"Aber es ist grade mal Zehn.", sage ich, als er Anstalten machen ins Schlafzimmer zu gehen.
"Aber ich bin müde."
Damit geht er ins Schlafzimmer und setzt sich auf das Bett.
Also mache ich das Licht in der Wohnküche aus und stelle die Dose auf den Tresen, begebe mich danach zu Danovan und lasse mich auf der Fensterseite des Bettes fallen.
Eine Weile lang liegen wir schweigend da, bis ich die Stille breche.
"Ich kann dir noch zwei Fragen stellen."
Ich höre, dass er sich zu mir dreht und seinen Kopf auf seine Hand stützt.
"Na dann.", flüstert er.
"Hast du schlimme Angewohnheiten? Hast du Geschwister?"
"Ich knirsche mit den Zähnen im Schlaf, also stell dich schon mal drauf ein. Ich habe eine Schwester und einen Bruder."

Ich blicke ihn an und kann seine Umrisse noch deutlich erkennen, da Licht von der Straße ins Zimmer fällt.

"Hast du Alpträume?", fragt er und mir bleibt einen Moment die Luft weg. Woher sollte er das wissen? Wieso kommt er jetzt darauf.

Ich setze mich und lehne mich an das Kopfende, was überraschenderweise echt bequem ist.

"Ja"

"Schlimme?"

"Für mich ja"

Er seufzt und sieht mich ebenfalls an.

"Willst du wirklich in Jeans schlafen?"

"Wäre nicht das erste Mal."

"Komm, zieh ein T-Shirt von mir an."

"Ach, machst du das mit jedem Mädchen so, dass sich nachts in dein Bett verirrt."

"Nein, es verirrt sich nämlich kein Mädchen in mein Bett."

Ich bereue sofort, was ich gesagt habe. Ich seufze resigniert und nehme sein T-Shirt an, welches er gerade aus seiner Kommode fischt. Es ist dunkelgrün und eher dünn. Ich verdrehe die Augen und schlüpfe aus meiner Jeans und ziehe mir dann mein Sweatshirt über den Kopf. Ich merke, dass Danovan mich ansieht, aber ich lächele triumphierend, als mein Top darunter zum Vorschein kommt. Ich meine von Danovans Seite ein leises frustiertes Grummeln gehört zu haben, aber das war bestimmt nur so ein Gehirngespenst. Wer sollte sich schon freuen mich ohne Shirt zu sehen?

Carve your heart into mineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt