Als ich gestern nicht schlafen konnte und Danovan aber schon tief und fest geschlafen hat, habe ich angefangen ein Buch zu lesen, von welchem ich schon den ersten Teil gelesen hatte. Es ist kein atemberaubendes Buch, aber trotzdem ist es auf eine spezielle Art und Weise doch toll. Darin geht es um Parallelwelten, praktisch ein Universum, dass genau so ist, wie unseres, was sich aber vor ein paar Jahren von uns getrennt hat. Seither entscheiden sich die Menschen, in dem Paralleluniversum immer entgegengesetzt zu uns. Also wenn ich mich jetzt entscheiden würde, das schwarze T-Shirt anzuziehen, würde meine Doppelgängerin in der anderen Welt ein weißes anziehen. Wenn man jetzt versteht, wie ich das meine.
Als ich das erste Buch vor einiger Zeit schon gelesen hatte, habe ich mich mal mehr damit beschäftigt. Und es gibt wirklich Theorien, dass es sowas geben könnte. Und irgendwie finde ich sowas beeindruckend und angsteinflößend zugleich. Ich meine, es gibt von jedem Menschen eine Kopie, die genau so aussieht, wie man selbst, mit der man die gleiche Lebensgeschichte teilt, die aber trotzdem total anders ist, als man selbst. Man trifft also sozusagen seinen Gegensatz.
Aufjedenfall hat sich das Mädchen darin, aus "unserer" Welt, in einen Jungen aus der anderen Welt verliebt. Aber es ist ja schon von Anfang an klar, dass das zum Scheitern verurteilt ist. Sie haben sich wirklich geliebt, aber was bringt das, wenn es wirklich nicht geht? Ich meine, wenn es wirklich nicht geht?
Und in dem Fall geht es halt wirklich nicht und es ist nicht nur so eine Ausrede.
Ich habe sonst immer nicht verstanden, wenn wer sagt, dass es nicht geht. Gehen tut alles, es sei denn man steht sich selbst im Weg. Und wenn man jemanden liebt, dann gibt es immer einen Weg, man kann nicht einfach sagen, dass es nicht geht.
Ich weiß, dass das ziemlich wiedersprüchig ist, da ich Evan ja auch nicht verziehen habe und ich da halt auch dachte, dass es nicht mehr gehen würde. Und wer weiß, vielleicht hätte es sogar nochmal geklappt, vielleicht hätte es noch einmal funktioniert und wir wären besser gewesen als davor. Aber vielleicht halt auch nicht. Vielleicht hätte dann all dieser Schmerz nichts gebracht und hätte mich trotzdem nicht vor der Wahrheit beschützt.
Ich zucke zusammen, als Dan sich neben mir regt und sein Arm von mir runter rutscht. Er stöhnt kurz auf und schlägt dann die Augen auf.
"Guten Morgen..", haucht er und vergräbt seinen Kopf an meiner Halsbeuge, woraufhin ich lachen muss.
Wer hätte gedacht, dass Danovan so anders ist? Das er kein so ein komisches Arschloch ist, so, wie er es am Anfang war. Vielleicht war das eine Schutzreaktion, vielleicht sollte es ihn beschützen. Vielleicht wollte er einfach keinem mehr vetrauen, weil er damals Rose nicht geglaubt hat. Es hat ihn so kaputt gemacht, dass er ihr nicht geglaubt hat, dass Rose alleine mit dem ganzen Schmerz auskommen musste. Er macht sich Vorwürfe, immer noch. Aber ich hätte es auch getan. Klar, niemand traut sowas seinem besten Freund zu, niemand würde es ohne Zweifel sofort glauben. Jeder hätte Zweifel gehabt und hätte erst mal drüber nachdenken müssen. Aber Dan sieht das nicht so. Aus seiner Sicht, hat er seine Schwester verraten, hat sie noch mehr zerstört als Yves. Es macht sich solch schwere Vorwürfe und jeder weiß, dass man Vorwürfe, die man sich selbst macht, nicht so leicht wieder so abgeben kann. Jeder weiß, dass es ganz schlimm ist, wenn man mit sich selbst nicht mehr klar kommt.
"Hey..", flüstere ich zurück.
"Wie gehts dir?", fragt er mich und setzt sich auf.
"Wunderbar."
Und ich meine es wirklich so. Es ging mir seit Ewigkeiten nicht mehr so gut wie heute. Vielleicht ist es das Wissen, dass ich zu Hause bin, vielleicht liegt es daran, dass ich mit Danovan zu Hause bin.
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Carve your heart into mine
Teen FictionZukunftängste, Familienprobleme, gebrochene Herzen; Dinge, mit denen sich Sierra herumschlagen muss, als sie nach New York geschickt wird, um fortan bei ihrem Vater zu leben. Eigentlich möchte sie einfach nur leben, ohne Probleme. Denn diese hatte...