Kapitel 16 - Kim

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Die Tür geht auf und wir drehen uns alle um.  Wenn man vom Teufel redet … Natürlich steht Josh im Türrahmen. Und man sieht ihm eindeutig an, dass er gerade Sex hatte. Lil und ich sehen uns an und kichern. Sie hat wohl den gleichen Gedanken.
>> Hört Ihr bitte auf, zu lachen? << Wir lachen doch gar nicht. Wir kichern.
>> Wo warst du denn die ganze Zeit? << Natürlich wissen wir das ganz genau, aber ich wollte sehen, wie er reagiert. Er schließt endlich die Tür, holt sich eine Bierflasche und lässt sich auf einen Sessel fallen. Dann grinst er mich an.
>> Ein Gentleman schweigt und genießt. <<
>> Du musst gar nichts sagen. Wir können sehen wo du warst. Beziehungsweise was du getan hast. << Ich lehne mich entspannt zurück und grinse ihn frech an. Er bekommt große Augen und sieht an sich runter. Als er scheinbar nichts erkennen kann, schaut er mich fragend an. Genauso wie die anderen Jungs. Sehen die das denn nicht?
>> Du hast Lippenstift an deinem Hals und dein T-Shirt falschrum an. << Genüsslich trinke ich einen Schluck Wasser aus der Flasche, die Kyle mir vorhin gegeben hat. Dabei beobachte ich, wie Josh zum Spiegel rennt und an seinem Hals reibt. Die anderen Jungs  und Lil lachen sich kaputt.
>> So bekommst du das nicht ab. << Jetzt lache ich auch. Er sieht aber auch zu komisch aus. Schließlich hört er auf, den Lippenstift noch mehr zu verschmieren, und schaut mich hilfesuchend an.
>> Hast du Abschminktücher, oder was immer ihr dafür benutzt, hier? << Ich greife nach meiner Handtasche und suche nach meinen Tüchern. Leider kann ich sie nicht finden.
>> Ich muss sie wohl vergessen haben. Tut mir leid. << Tut es mir nicht wirklich, aber das muss er ja nicht wissen.
>> Fuck! Geht das denn nicht auch anders ab? << Er fängt wieder an, zu reiben.
>> Hör auf, ständig daran rumzureiben. So machst du es nur noch schlimmer. <<
>> Du hörst dich wie mein Dad an, als ich damals meinen Körper entdeckt habe und -<<
>> Ja, ist ja gut. Ich weiß, was du sagen willst. Halt deine Klappe, Nik. << Elender Idiot. Mein Blick wandert wieder zurück zu Josh, der immer noch an seinem Hals reibt.
>> Verdammt, was ist denn das für ein scheiß Lippenstift? <<
>> Wasserfester.<< Lil hat sich endlich beruhigt und will sich jetzt wohl produktiv am Gespräch beteiligen. Sie und produktiv? Als ob! >> Frag doch Eve, ob sie was weiß. << Das ist eigentlich eine gute Idee. Sie weiß immer eine Lösung. Ich wähle ihre Nummer und warte ab. Alle sehen mich gespannt an, dann nimmt sie endlich ab.
>> Hallo? <<, höre ich eine verschlafene Eve.
>> Hi, Eve. Hab ich dich geweckt? <<
>> Nein, überhaupt nicht. Ich bleibe immer bis <<, kurze Pause, >> um elf auf, wenn ich am nächsten Tag um fünf aufstehen muss. << Ich sehe förmlich vor mir, wie sie die Augen verdreht.
>> Dafür, dass du gerade aufgewacht bist, funktioniert dein Sarkasmus aber sehr gut. <<
>> Der funktioniert immer, du Idiot. <<
>> Hey, keine Beleidigungen. <<
>> Ja ja, du mich auch. Was willst du? <<
>> Oh ja, das hätte ich fast vergessen. Weißt du, wie man wasserfesten Lippenstift weg bekommt? << Sie stöhnt genervt auf.
>> Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder? Was hast du getan? << Wieso immer ich?
>> Ich hab doch gar nichts gemacht. << Die anderen schauen mich jetzt teilweise verwirrt, teilweise fragend an. Und Lil, die blöde Kuh, lacht auch noch. Dafür schlage ich sie auf den Oberarm.
>> Au, wofür war das denn jetzt? << Ich verdrehe die Augen und will gerade antworten, als Eve wieder redet.
>> Ist das etwa Lil? Was zum Teufel habt ihr getrieben?! <<
>> Der einzige, dere hier was getrieben hat, ist Josh. Er hat auch das Problem mit dem Lippenstift. << Ich höre sie wieder genervt aufstöhnen.
>> Hat er etwa einen Groupie abgeschleppt? << Ich muss mir bei ihrem Ton wirklich das Lachen verkneifen. Warum ich das mache, weiß ich allerdings auch nicht.
>> Ja, das hat er. <<
>> War irgendwie klar. Wie schlimm ist es? << Ich stehe auf, gehe zu ihm und schaue mir seinen Hals etwas genauer an.
>> Ziemlich schlimm. Er hat viel daran gerieben. <<
>> Hast du ihm gesagt, dass er es dadurch nur schlimmer macht? <<
>> Ja, hab ich. Aber dieser Sturkopf wollte nicht auf mich hören. << Er verschränkt genervt die Arme und funkelt mich gespielt böse an. Ich hoffe jedenfalls, dass es nur gespielt ist.
>> Frag sie endlich, wie ich das hier abmachen kann. << Ich lache, frage Eve aber trotzdem noch einmal. Sie überlegt kurz, dann antwortet sie.
>> Ist das dein Ernst? << Josh schaut mich wieder geschockt an. Ich hätte niemals gedacht, dass man Lippenstift mit Wodka entfernen kann.
>> Was hat sie gesagt, Kim? <<
>> Sag Josh, er soll die Klappe halten. Und ja, das müsste funktionieren. Zumindest bekommt man es so von Klamotten, also warum sollte das nicht funktionieren? << Da ist was dran. Ich bedanke mich und lege auf.
>> Also, wie bekomme ich den Scheiß hier weg? << Ich verdrehe die Augen und gehe langsam auf den Kühlschrank zu. Dann nehme ich die Wodkaflasche raus, drehe mich zu Josh um und halte die Flasche hoch.
>> Damit? Ernsthaft? <<
>> Ja, damit, Josh. << Die anderen sind erstaunlich ruhig. Auch, wenn Kyle uns skeptisch beobachtet. Ich suche ein paar Taschentücher oder ähnliches. Irgendwas worauf ich den Wodka kippen kann. Auf dem Couchtisch entdecke ich eine Packung Taschentücher und schnappe mir sie. Ich >verarzte< Josh, und bin erstaunt, wie gut das doch funktioniert.
>> So, jetzt musst du nur noch dein T-Shirt richtig anziehen. << Er nickt und zieht sich sein Shirt aus. Heilige Scheiße, sein Oberkörper sieht einfach mal geil aus. So definierte Bauchmuskeln habe ich selten gesehen.
>> So gerne ich auch hätte, dass du mich weiter abcheckst, aber ich fürchte, Kyle wird mich gleich umbringen. << Oh nein, er hat mich beim starren erwischt. Und alle haben das mitbekommen. Ich fühle, wie mein Gesicht ganz rot wird. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Mit gesenktem Kopf gehe ich zurück zu meinem Platz und setze mich. Als ich nach meiner Wasserflasche greife, kann ich immer noch ihre Blicke auf mir spüren.
>> Ist was? << Ich hebe meinen Kopf wieder und sehe, dass alle ihre Blicke wieder von mir abgewendet haben. Alle außer Lil, die sich ein Lachen verkneifen muss, und Kyle, der mich extrem böse anschaut. Ich verdrehe die Augen in seine Richtung und trinke endlich einen Schluck Wasser. <<
>> Ich will das nicht nochmal sehen, Kim. << Erneut verdrehe ich die Augen.
>> Ich ehrlich gesagt schon. << Bitte was?!
>> Schnauze, Lil. << Ich werfe ihr einen bösen Blick zu, den sie allerdings mit einem frechen grinsen erwidert. Gott, das ist ja so peinlich. Hoffentlich hat sich mein Gesicht wieder entfärbt. Auch, wenn es sich noch ziemlich heiß anfühlt. Fuck. Hätte ich ihn nicht anstarren können, wenn wir alleine sind? Moment, stop. Ich will gar nicht mit  ihm alleine sein. Warum denke ich so einen Bullshit überhaupt?
>> Mir kommt da eine Idee für einen neuen Song <<, sagt Josh grinsend, nachdem er endlich sein Shirt wieder an hat und auf seinem Platz sitzt. Ich schlage die Hände vor mein Gesicht.
>> Oh Gott, bitte nicht. Sag mir nicht, der Song ist über mich. << Er grinst mich nur an und zuckt mit den Schultern. Arschloch.
>> Oh nein, vergiss es, Josh. Ein Song über meine Schwester ist schon mehr als genug. Wenn du noch einen über sie schreibst, schneide ich  dir die Eier ab. <<
>> Denk doch an die armen Frauen. Das kannst du der Menschheit nicht antun. << Ist er wirklich so sehr von sich überzeugt?
>> Pff, die meisten würden doch froh sein, wenn du sie nicht mehr nerven würdest. <<
>> Ich bitte dich, ich nerve die Frauen nicht. Ich befriedige sie. Und zwar mehr als nur gut. <<
>> Ok, das reicht jetzt. Schluss, Jungs. Das wollen wir wirklich nicht hören. <<
>> Du kannst dich gerne selbst überzeugen, Lil. << Oh Gott, bitte nicht. Bitte sag nein, Lil.
>> Danke, aber ich verzichte. << Er schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und scheint mir still das gleiche zu sagen. Ich schüttel den Kopf.
>> Nein, danke. Aber ich bin sicher, es gibt da draußen genug dumme, ahnungslose Frauen, die nur darauf warten, von dir enttäuscht zu werden. <<
>> Au, das hat gesessen. Gut gemacht, Kim. << Tyler hebt die Hand und gibt mir ein High-Five quer über den Tisch.
>> Tja, sein Ego braucht das einfach mal. << Er schaut mich jetzt noch fassungsloser an, als woher schon.
>> Da hast du Recht, Kim. Du hättest das schon eine Weile früher machen müssen. <<
>> Was? Mein eigener Bruder ist jetzt auch schon gegen mich? Was hab ich getan, um das zu verdienen? << Gespielt melodramatisch hält er sich eine Brust an sein Herz und schaut uns traurig an.
>>  Fragen wir doch einfach mal die Kerben in deinem Bettpfosten, du Pfosten. << Er tut das doch nicht wirklich, oder?Hoffentlich nicht.
>> Ach, komm schon, Ty. Wir wissen doch alle, dass ich keine Kerben in meinen Bettpfosten hinterlasse. Das ist echt beleidigend. <<
>> Tut mir leid, aber du weißt auch, dass das durchaus wahrscheinlich wäre. <<
Die beiden zanken sich noch nicht ein bisschen weiter, aber ich schalte ab. Ich glaube, ich bin sogar eingeschlafen. Denn plötzlich stößt Lil mir mit ihrem Ellbogen in die Rippen und ich schrecke hoch.
>> Scheiße, hab ich geschlafen? << Sie lacht und nickt.
>> Wir müssen langsam mal los. Es ist gleich um eins und wir müssen morgen auch relativ früh aufstehen. << Stimmt, wir müssen morgen noch zu Mr. Henkins und kündigen. Ich gähne und strecke mich.
>> Fährst du? Denke nicht, dass ich das jetzt kann. <<
>> Klar. Und jetzt komm endlich. << Wir stehen auf und verabschieden uns noch von den Jungs. Morgen, nein eigentlich mittlerweile heute, gehen wir mit ihnen auf Tour. So richtig fassen, kann ich es immer noch nicht.
Auf dem Weg nach Hause redet Lil mit mir und hält mich so wach. Dort angekommen, gehe ich in mein Zimmer, lasse mich aufs Bett fallen und schlafe sofort wieder ein.

Make Me Believe Again - Knock Back 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt