Make Me Believe Again - Knock Back 1

Kapitel 57 - Kim

Dieses miese, kleine Arschloch. Ich wusste es doch. Er wollte mich von Anfang an nur ins Bett bekommen. Er hat gar keine Gefühle für mich. Hatte er auch nie. Egal, wie süß er sich gestern auch verhalten hat. Ich hätte mich nicht auf ihn einlassen sollen. Zum Glück habe ich nicht mit ihm geschlafen, das könnte ich mir, und ihm, nie verzeihen.

>> Kim? <<, fragt Eve durch meine geschlossene Zimmertür. >> Kann ich reinkommen? << Ich ignoriere sie. Sie würde sowieso reinkommen. Außerdem vertraue ich meiner Stimme gerade nicht. Und keine drei Sekunden später steht sie auch schon in meinem Zimmer.

An ihren Schritten erkenne ich, dass sie wohl langsam auf mich zukommt. Das Gesicht halte ich aber weiter in mein mittlerweile nasses Kissen gedrückt. Die Matratze senkt sich auf einer Seite ab, als sie sich dahin setzt. Ich weiß nicht, ob ich lieber reden, oder mich in Selbstmitleid suhlen will. Eve wird mich nicht zwingen, mit ihr zu reden, wenn sie merkt, dass ich das eindeutig nicht will. Aber sie wird mir bestimmt gleich einen Vortrag halten.

>> Willst du reden? << Ich zucke mit den Schultern und sie streicht mir über den Rücken. Wir verfallen in Schweigen, und ich überlege, wie ich am unbeschadetsten aus dieser ganzen Sache hier rauskommen kann. Irgendwann wird die Luft im Kissen knapp und ich muss den Kopf drehen. Genau in diesem Moment schaut Eve zu mir und ein Hauch von Mitleid schleicht sich auf ihr Gesicht. Na super.

>> Du siehst echt scheiße aus. << Ich schaue sie böse an und meine Mundwinkel heben sich ein bisschen bei ihrem Gesichtsausdruck. Auch sie lächelt mich an, und ich fühle mich tatsächlich ein bisschen besser.

>> Weißt du, er hat das vorhin nicht so gemeint. << Und schon ist meine Laune wieder im Keller. Als ob. Er hat das eindeutig so gemeint. Was gibt es da denn bitte falsch zu verstehen?

>> Er hat sich nur falsch ausgedrückt, aber er hat es auch eingesehen, dass das falsch ankam. Sobald er das gecheckt hatte, ist er direkt aufgesprungen und wollte dir hinterher laufen. Aber ich habe ihm gesagt, er soll das erstmal Kyle erklären und ich rede währenddessen mit dir. Er hat das wirklich nicht so gemeint, die ganze Sache bedeutet ihm echt viel. Du bedeutest ihm echt viel. Er hat das nur noch nicht so ganz gecheckt. Oder doch, aber er will es noch nicht wahrhaben. Und erzähl mir jetzt bloß keinen Scheiß, ich weiß ganz genau, dass er dir auch etwas bedeutet. <<

Ich würde auch gar nicht protestieren. Sie hat immerhin Recht. Dieser Idiot bedeutet mir viel mehr, als mir lieb ist und als ich zugeben will. Und ich soll ihm auch was bedeuten? Es wäre schön, wenn ich das glauben könnte. Warum will ich überhaupt, dass er mich mag und ich ihm etwas bedeute? Er sollte mir egal sein, ich sollte nichts für ihn empfinden. Und trotzdem spüre ich Schmetterlinge im Bauch, wenn ich daran denke, dass er Gefühle für mich haben könnte.

>> Hallo? Hast du mir überhaupt zugehört? << Fuck. Natürlich habe ich das nicht. Ich schaue sie verwirrt an und sie lacht. Dann schüttelt sie den Kopf und steht auf.

>> Ich geh mal kurz die Jungs rausschmeissen und zum Soundcheck zwingen. << Sie verlässt das Zimmer und kommt bald darauf mit Lil wieder. Sie setzen sich beide zu mir auf’s Bett und grinsen mich an. Alarmiert setze ich mich auf und schaue sie panisch an. Dann frage ich sie, was zur Hölle eigentlich los ist.

>> Ich hab Nik gerade das Leben gerettet <<, sagt Lil stolz, woraufhin Eve die Augen verdreht und lacht.

>> Sie hat nur mal mit Kyle geredet. <<

>> Na und? <<, protestiert Lil, >> Hauptsache ist doch, dass Nik dank meinem Einsatz noch lebt. <<

>> Oh ja, du hast dich ja förmlich dafür geopfert <<, sagt Eve augenverdrehend. Das geht noch ein bisschen so weiter, dass sie sich gegenseitig aufziehen und ärgern, wird allerdings von unserem ständigen Lachen unterbrochen. Diese beiden Idioten heitern mich wieder auf, und ich habe das Problem mit Nik schon fast wieder vergessen. Zumindest bis jetzt, weil ich jetzt ja wieder an dieses Arschloch denken muss.