Kapitel.8

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  Erzähler PoV

"Ich würde meine Ausbildung in Hogwarts gerne frühzeitig beenden." Harry stockte der Atmen.
"Was soll das heißen. Mr. Malfoy?" Die Schulleiterin klang so überrascht, wie der Brillenträger sich fühlte.
"Ich möchte die Schule abbrechen". Draco Stimme klang eingeschüchtert.
"Mr. Malfoy, vielleicht sollten wir dieses Gespräch..."
Die Direktorin kam nicht dazu ihren Satz zu Ende zu bringen, denn der Schwarzhaarige war nun auf den Slytherin zugestürmt, hatte ihn am Umhang gepackt und ihn mit in die nächstbeste Jungentoilette gezogen.
"LASS MICH SOFORT LOS, POTTER" Malfoy schrie, aber der Schwarzhaarige machte sich keine Sorgen. Es war sowieso niemand da, der ihn hören konnte. Harry packte den Slytherin am Kragen seines Umhangs und drückte ihn gegen die geflieste Wand.
"Was ist denn los mit dir, Malfoy? Du willst die Schule abbrechen?"
"Das geht dich nichts an verdammt." Draco griff nach Harrys Handgelenken und drückte sich mit seinem Gewicht gegen ihn, aber es brachte nichts. Harry war zu aufgebracht, als dass Malfoy ihn auch nur einen Zentimeter hätte bewegen können.
"Wieso willst du abhauen?"
"Wieso? Du fragst ernsthaft noch wieso? Natürlich, Harry Potter hat wieder nur Augen für sich selbst was? Anscheinend hast du es nicht bemerkt, Potter, aber ich werde gehasst, und zwar ziemlich. Wenn du denkst, dass anspucken auf dem Korridor alles ist was ich ertragen muss dann hast du dich geschnitten. Während du täglich Geschenke bekommst, bin ich mittlerweile Stammkunde bei Madam Pomfrey. Ich habe aufgehört mir zu merken, welche Flüche ich bereits abbekommen habe. Egal was die anderen im Unterricht lernen, ich bin das Versuchskaninchen in den Pausen. Anders als du, habe ich hier keine Freunde die mir beistehen. Ich bin allein und ich bleibe es wohl auch. Also, ich werde die Schule abbrechen, Malfoy Manor verkaufen und in der Muggel-Welt leben". Er hatte Harry die ganze Zeit über angesehen. "Ich will das nicht mehr, Potter. Ich habe genug mit mir selbst zu kämpfen. Ich wollte dich eigentlich um Hilfe bitten. Ich wollte mich entschuldigen, bei Hagrid, Weasley und Granger, bei allen, aber dein Schoßhündchen hat mir eine klare Ansage gemacht. Ich werde gehen."
Die sonst so kalten Augen des Blonden wirkten trüb. Er hatte schon längst aufgehört sich gegen Harrys Griff zu währen. Der Schwarzhaarige schaute den Slytherin eine Weile einfach an. Sein Blick durchdrang den Blonden schon fast.
"Ich helfe dir!", sagte Harry nach einer Weile entschlossen.
Die Augen des Blonden ruhten auf Harry, seine Lippen zitterten leicht.
"W-was?" die leise zitternde Stimme klang nicht mehr nach Draco Malfoy.
"Ich helfe dir, wenn du möchtest, aber dafür musst du in Hogwarts bleiben, bis du deinen Abschluss hast".
Harry lockerte seinen Griff, stattdessen streckte er Draco nun erneut die Hand entgegen.
"Willst du mich verarschen?"
"Merlin, nein! Wieso denkst du immer, dass ich dich verarschen will?"
"Ich versteh nicht wieso du so freundlich zu mir bist, Potter".
"Willst du dich ändern, Malfoy?" Die Frage hallte offen im Raum wieder und lange schien es so, als hätte der Blonde keine Antwort darauf. Harry war bereits dabei seine Hand wieder wegzuziehen, als Draco dann doch einschlug. Den Schwarzhaarigen durchfuhr ein kurzes Kribbeln als Dracos kalte Hand sich um sein Schloss.
"Ich will mich ändern". Der 18-Jährige hatte seinen Blick auf den Boden der Toilette gerichtet. Harry lächelte und ließ Dracos Hand wieder los.
"Also? Du bleibst?"
Draco nickte zaghaft. "Ich denke schon".
"Mach dir keine Sorgen wegen Ron und Hermine! Sie werden..."
"Stopp mal, Potter!" unterbrach er den Schwarzhaarigen. "Ich würde es begrüßen, wenn wir deinen Freunden vorerst nicht sagen würden."
"Was? Eigentlich sag ich ihnen alles... Was meinst, du wie ich es vor ihnen geheim halten soll?"
Draco zuckte mit den Schultern
"Wie wäre es, wenn du deinen Freunden erzählst, dass du mir Nachhilfe in Verteidigung gegen die dunklen Künste gibst? Natürlich auf Anweisung eines Lehrers. Es ist dein bestes und mein bisher schlechtestes Fach, also würde es auch Sinn ergeben."
"Okay, ich denke, für den Anfang geht das klar". Harry wollte seine Freunde eigentlich nicht belügen. Die drei hatten schon soviel zusammen durchgemacht und er war sich sicher, dass sie es verstehen würden. Allerdings verstand der auch Draco, also beließ er es vorerst dabei.
"I-Ich werde dann jetzt zu Prof.McGonagall gehen und ihr sagen, dass ich bleibe."
"Hast du Montag eine Freistunde?", fragte Harry noch schnell bevor Draco aus der Tür raus war.
"Ich glaube in der vierten Stunde hab ich Zeit. Warum?"
"Na ja, wir müssen ja irgendwann anfangen." grinste Harry ihm entgegen und damit war beschlossen, dass die beiden am Montag nochmal über alles reden würden. Draco ging aus der Toilette und kurz danach machte auch Harry sich auf den Weg zurück zum Gryffindor-Turm.
__

Als er durch das Gemälde der Fetten Dame stieg, wurde er bereits lautstark von Ginny und Ron begrüßt die ihre üblichen Streitereien austrugen. Hermine saß nur halb genervt, halb belustigt daneben und las wie üblich in einem ihrer Schulbücher. Harry ließ sich seufzten neben sie fallen.
"Du warst aber noch ganz schön lange bei Hagrid, Harry". Hermine ließ ihr Buch sinken und sah den Brillenträger ausgiebig an. Er sah müde aus.
"Oh, nein. Professor McGonagall hat mich noch abgefangen". Nervös spielte Harry an dem Saum seines Pullovers rum. Er hasste es sie anzulügen.
"Was wollte sie?" mischte sich nun auch Ron ein und ließ sich neben Harry fallen.
"Was hast du angestellt?" grinste ihn seine Freundin an, ließ sich hinter ihm auf die Lehne fallen und strich ihm einmal durch sein schwarzes Haar.
"Sie hat mich darum geben, dass ich Malfoy ein wenig Nachhilfe gebe. In Verteidigung gegen die dunklen Künste".
Im Gemeinschaftsraum wurde es urplötzlich unangenehm still. Es schien, als würden alle darauf warten, dass jemand anderes zuerst das Wort ergreift.
Am Ende war es Ron der die Stille unterbrach.
"Du hast natürlich nein gesagt, oder?"
"Ich hab ja gesagt." Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und auch wenn keiner antwortete, war er sich sicher, dass jeder ihn gehört hatte.
"Im Ernst?" wieder war es Ron der zuerst das Wort ergriff. Harry nickte lediglich.
"Und wieso hat sie gerade dich gefragt?", fragte nun Ginny die nicht aufgehört hatte durch Harrys Haare zu fahren.
"Harry war schon immer der Klassenbeste in Verteidigung gegen die dunklen Künste".
"Aber deswegen muss McGonagall ihn doch nicht mit Malfoy zusammen stecken. Jemand anderes könnte ihn genauso helfen, vielleicht nicht so gut wie Harry, aber gut genug, damit er durch kommt. Wobei es mich auch nicht stören würde, wenn er keinen Abschluss bekommen würde". Ron hatte seine Arme in seiner Abwehrhaltung verschränkt. Er wirkte angespannt.
"Es ist jetzt eben so. Ich gebe ihm zwischendurch ein bisschen Nachhilfe und ansonsten lassen wir uns in Ruhe". Damit war für Harry das Gespräch beendet. Bald würde es Zeit fürs Abendessen sein, dem Schwarzhaarigen jedoch war erneut der Appetit vergangen. Einerseits weil er sich nicht gut dabei fühlte seine besten Freunde anzulügen, andererseits weil er wusste, dass Ron sich die nächsten Tage darüber aufregen würde. Die vier gingen gemütlich zum Abendessen runter und verbrachten den restlichen Abend mit etlichen Partien Zauberschnippschnapp ehe sie sich spät in der Nacht schlafen legten.

Den letzten Tag der Ferien verbrachte Harry, damit sich anzuhören was seine Klassenkameraden in den Ferien unternommen hatten und im Bett liegen zu bleiben. Bald würden die Prüfungen beginnen und der Schwarzhaarige hatte seine Ruhe an dem Tag einfach nochmal richtig genutzt.
Am Montag bekam Harry denn ganz genau zu spüren, wie nah die Abschlussprüfungen eigentlich waren, denn schon in der ersten Unterrichtsstunde hatte Prof. McGonagall ihnen Hausaufgaben gegeben die sie eigentlich die ganze Woche beschäftigt hätten, die aber bereits übermorgen wieder abzugeben waren. In der Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste, direkt nach Verwandlungen, hatten sie nicht weniger Hausaufgaben bekommen und Harry zählte in seinen Gedanken schon wie viele Nächte er durchmachen müsse, um das alles zu schaffen.
"Wir haben gleich eine Freistunde. Wir sollten uns an Verwandlungen ransetzten". Man merkte Ron an, dass er bereits in den ersten Stunden den Sauerstoff in seinem Gehirn aufgebraucht hatte und man sah ihm an, dass sein Kopf noch versuchte alle den Stoff zu verarbeiten.
Müde nickte Harry nur und nachdem sie ihre Sachen zusammen gepackt hatten, machten sie sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Nur wenig Schüler sammelten sich hier. Die meisten lesend oder schreibend. Harry und Ron setzten sich an einen unbesetzten Tisch, holten ihr Buch über Verwandlungen raus und machten sich daran als Erstes den Text, der sich über fast 10 Doppelseiten streckte, zu lesen. Harry gab sich Mühe den Text überhaupt zu verstehen. Manchmal rutschte er mit seinen Augen wieder eine Zeile hoch und lies dadurch dieselbe Stelle immer und immer wieder. Harry hatte das Gefühl etwas vergessen zu haben.

"Verdammt.", schrie Harry nach weiteren 5 Minuten auf, packte schnell seine Sachen zusammen und warf sich seine Tasche über die Schultern.
"Was ist?" Ron klang, als wäre er gerade aufgewacht und tatsächlich rieb sich der Rothaarige leicht die müden Augen.
"Ich hab vergessen, dass ich mich schon vor einer viertel Stunde mit Malfoy treffen wollte. Verdammt".
Ron gähnte kurz. "Denn hat er halt n bisschen gewartet. Willst du das ich mitkomme?"
Harry schüttelte aufgeregt den Kopf. "Nein, geht schon. Wir sehen uns bei Zauberkunst". Der Schwarzhaarige klopfte Ron noch mal auf die Schulter und kletterte dann eilig durch das Portrait Loch der Fetten Dame.
Mit hastigen Schritten machte Harry sich also auf den Weg. Erst nach ein paar Minuten fiel Harry ein, dass die beiden gar kein Treffpunkt ausgemacht haben. Er blieb mitten im Gang stehen. Kurz sah er sich um, als würde der Blonde wie aus dem nichts auftauchen. Gerade ging er im Kopf alle Orte des Schlosses durch an den er den Slytherin vermuten könnte als eben dieser mit langsamen Schritten und gesenkten Kopf auf ihn zu kam.
"Hey.", murmelte Harry leise als Draco vor ihm stehen blieb.
"Wir sollten für unser nächstes Treffen einen Treffpunkt ausmachen, Potter. Ich renne seit 20 Minuten sinnlos herum". Seine Stimme klang giftig.
"Tut mir leid. Wir wären uns bestimmt eher über den Weg gelaufen, aber ich hab unser Treffen vergessen".
"Ah.."
Kurz trat Stille zwischen den Beiden ein. Dracos Blick huschte zwischen dem Boden und Harry hin und her.
"Komm wir suchen uns einen ruhigen Platz zum Reden". Harry lächelte den Blonden kurz an.
"Und an welchen Platz hast du gedacht?"
Harry zuckte kurz mit den Schultern. Eigentlich fiel ihm wirklich kein ruhiger Platz ein. "Bibliothek?" nuschelte er schließlich.
"Selbst da werden ein paar Schüler sein".
"Ja, und? Es wird trotzdem relativ ruhig sein, oder?"
Draco nickte.
"Meinst du nicht?", fragte Harry bestätigend nach
"Doch, ich dachte nur mit ruhigen Platz meinst du, wo uns keiner sieht.", gestand der Slytherin.
"Warum sollte uns keiner sehen sollen?"
"Na ja, will der auserwählte wirklich mit mir gesehen werden?"
Harrys Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. "Ich gebe nichts auf diesen Titel, nur damit du es weißt und über mich geredet wird seit meinem ersten Jahr hier, das interessiert mich nicht mehr".
Harry lächelte leicht, zog Draco kurz am Umhang um ihn in Bewegung zu versetzten und machte sich auf den Weg in die Bibliothek. Den Weg über sprachen sie kein Wort miteinander. Harry hatte das Gefühl, dass Draco sich intensiv nach etwas umzusehen scheint. Seine Haltung wirkte verkrampft.
Erst als sie in der stillen Bibliothek ankamen entspannte der Blonde sich leicht und ließ die Schulter hängen. Abgesehen von Harry und Draco waren noch 4 weitere Schüler zu sehen. Harry sah sich einen Moment um und ging dann in eine der hintersten Ecken des Raumes. Es war ein einfacher Gang zwischen zwei Bücherregalen. Die Sonne schien einladend durch das staubige Fenster auf die alten Bücher und tauchte alles in ein angenehm warmes Licht. An den kleinen Tischen vor den Regalen standen zwei Stühle. Der Schwarzhaarige hing seine Tasche über einen von ihn und setzte sich auf den Tisch nah ans Fenster. Er öffnete es ein kleinen Spaltbreit und sofort wurde sein Gesicht in kalter Winterluft ummantelt.
Draco legte seine Tasche zur Harrys und setzte sich auf den noch freien Stuhl. Der Blick des Blonden schweifte über jedes Buch im Regal. Harry beobachtete ihn dabei. Ausnahmsweise hatte Schwarzhaarige nicht das Gefühl, dass Dracos Augen kalt oder trüb wirkten. Durch das staubige Licht wirkten sie klar und eine angenehme Wärme strahlte aus ihnen. Seine Pupillen waren klein und ließen der grauen Farbe mehr Platz um sich auszubreiten. So ging es eine Weile weiter. Draco starrte auf die Bücher, Harry auf Draco und keiner sagte ein Wort.  

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt