Kapitel.37

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  Erzähler PoV.


"Drei Wochen, Hermine." seufzte der Schwarzhaarige und fuhr sich durch die wilden Haare. "Seit drei Wochen sitze ich nun hier herum und warte darauf, dass er herkommt."
Hermine musterte Harry mit einem besorgen Blick und stellte ihn stumm eine Tasse Tee vor die Nase.
"Ich sollte einfach zum Manor apparieren und ihn zur Rede stellen."
"Es wundert mich, dass du das nicht schon längst getan hast", nuschelte Hermine gegen ihre Tasse. "Ich hätte schon vor zwei Wochen mit dieser Reaktion gerechnet."
Harry schnaubte laut und nahm einen großen Schluck Tee.
"Es wundert mich allerdings auch, dass er sich so lange nicht bei dir meldet. Er ist verrückt nach dir."
"Das scheinst du dir eingebildet zu haben."
"Ach komm schon, Harry."
"Nein, Hermine", stöhnte der Brillenträger genervt. "Er antwortet auf keinen meiner Briefe. Er könnte tot sein und ich wüsste von nichts."
"Sag so etwas nicht", murmelte die Braunhaarige leicht besorgt. "Wenn ihm wirklich etwas zugestoßen wäre, dann hätte der Tagesprophet etwas gebracht, oder? Sie würden nicht verschweigen, dass es den letzten Todesser letztendlich doch erwischt hat."
Bei dem Gedanken daran, dass dem Blonden wirklich etwas zugestoßen sein könnte, zog sich Harrys Magen schmerzhaft zusammen.
Er verkrampfte seinen Griff um seine Tasse und biss sich schmerzhaft auf seine Unterlippe.
"Vielleicht solltest du wirklich zum Manor apparieren.", bestätigte Hermine sein vorhaben.
Harry nickte kaum merklich. "Vielleicht.", nuschelte er.
"Schau mal, Harry", lächelte die Braunhaarige den Brillenträger an und legte ihre Hand sanft auf seine. "Im Fuchsbau wird schon alles für deinen Geburtstag vorbereitet. George hat den Laden eine ganze Woche dicht gemacht. Wir haben eine kleine Überraschung für dich, wenn du morgen kommst."
Harry versuchte das sanfte Lächeln seiner besten Freundin zu erwidern. "Ihr müsst Euch meinetwegen keine Mühe machen. Mein Geburtstag ist erst in einer Woche."
"Es ist doch dein Geburtstag, Harry. Außerdem ist es gleichzeitig unsere letzte Woche, bevor wir anfangen zu arbeiten. Wir sollten sie genießen."
Harry presste seine Lippen aufeinander und nickte stumm.
Noch immer lag die warme Hand von Hermine auf der von Harry.
"Du siehst nicht gut aus, Harry", flüsterte sie leise.
"So hässlich bin ich nun auch wieder nicht", schmollte er gespielt und entlockte seiner besten Freundin ein leises Lachen.
"Leg dich doch ein bisschen hin. Lies ein Buch und heute Nachmittag apparierst du zum Manor."
"Ja genau, Hermine. Ich lese ein Buch", lachte Harry.
Die beiden unterhielten sich noch eine Weile, bevor Harry die Braunhaarige noch zur Tür begleitete, um sie zu verabschieden.
"Wir sehen uns morgen?", fragte sie leise, um sicher zu gehen, dass der Schwarzhaarige auch wirklich kommen würde.
Harry nickte lächelnd und ließ sich von Hermine noch in eine kurze Umarmung ziehen.
Als er die Tür hinter ihr wieder zu schlug, lauschte er noch so lange, bis er das vertraute Geräusch hörte das ertönte, wenn Hermine disapparierte.
Mir drückenden Gefühl im Magen machte der Schwarzhaarige sich auf den Weg in sein Schlafzimmer, um ein paar Sachen zu packen.
Unter seinem Bett holte er seinen Schulkoffer hervor, welchen er bis zu diesem Tag noch immer nicht ganz ausgeräumt hatte, und warf ihn auf sein Bett.
Er zog die letzten Schulbücher aus dem Koffer, betrachtete sie einen Moment lang und legte sie dann ordentlich auf den Schreibtisch, neben das Pergament, seine Feder und sein Tintenfass.
Er hatte seine Feder schon seit ein paar Tagen nicht angerührt. Viel zu genervt war er davon, dass Draco auf keinen seiner Briefe antwortete.
Er hatte die Nase voll davon, dass der Blonde sich nicht meldete und ihn ignorierte.
Hermine hatte Recht, dachte er. Er hätte schon viel eher zum Manor apparieren sollen.
Erneut kam ihn der Gedanke, dass Draco etwas passiert sein könnte und Sorge machte sich urplötzlich in ihm breit.
So müde der Schwarzhaarige auch war, sobald er seinen Koffer fertig gepackt hatte, würde er sich auf den Weg zu Draco machen.
Harry warf die Klamotten, von denen er dachte, er würde sie im Fuchsbau benötigen, achtlos in seinen Koffer.
Als er soweit alles beisammen hatte ließ Harry sich seufzend neben das Gepäckstück fallen, fuhr sich erneut durch die schwarzen Haare und ließ seine Gedanken einen Moment einfach kreisen.
Bei dem Gedanken, dass er Draco schon in wenigen Minuten wiedersehen könnte drehte sich sein Magen und Harry konnte nicht sagen, ob vor Freude oder ob vor Sorge.
Er schloss einen Moment seine Augen und dachte darüber nach, was er zu Draco sagen sollte.
Ein lautes Krachen aus der Küche ließ Harry kurz zusammen zucken, doch er tat des damit ab, dass Kreacher wohl wieder etwas fallen lassen hat.
Erst als er den Hauselfen laut schreien hörte, fuhr er hoch.
"MEISTER HARRY", hörte man die kratzende Stimme des Elfen. "EINDRINGLING!"
Binnen einer Sekunde war Harry aufgesprungen und hatte nach seinem Zauberstab, der ebenfalls auf dem Schreibtisch lag, gegriffen.
Mit rasenden Puls und zittrigen Händen rannte der Schwarzhaarige die Treppe hinunter und je näher er der Küche kam, desto lauter konnte er hören wie der Hauself mit dem sogenannten Eindringling rangelte.
Er konnte hören wie jemand an die, von der Decke hängenden, Töpfe stieß und keine Sekunde später hörte er ein schmerzvolles Stöhnen.
Angespannt hielt der Brillenträger seinen Zauberstab kampfbereit vor seinen Körper.
Erneut konnte man hören, wie jemand mit etwas in seiner Küche zusammenstieß. Harry nutzte die Chance und stürmte mit erhobenen Zauberstab in die Küche.
Es dauerte einen Moment bis Harry erkannte, dass es Draco war, der dort in seiner Küche mit seinem Hauselfen rangelte. Kreacher hing an dem Arm des Blonden, zog ihn an den Haaren und stieß ihn immer wieder in verschiedene Richtungen durch die Küche. Harry ließ seinen Zauberstab langsam wieder sinken.
Er sah eine Weile stumm dabei zu, wie Kreacher versuchte den Blonden zu Boden zu ringen.
"Könntest du dein Haustier vielleicht mal zurück rufen, Potter?", rief Draco aufgebracht und stieß erneut mit seinen Kopf gegen die hängenden Töpfe.
"Lass ihn los, Kreacher.", sagte Harry monoton und steckte seinen Zauberstab in seine Hose.
Die Sorge, die er vor weniger als einer Minute noch verspürt hatte, war wie weggeblasen und Wut stieg ihn den Hals empor.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah Draco dabei zu wie er sein weißes Hemd und seine graue Weste wieder glatt strich.
Erst jetzt bemerkte der Schwarzhaarige den Koffer der neben dem Kamin stand. Draco muss also übers Flonetzwerk gekommen sein.
Obwohl der Blonde müde aussah, hatte Harry das Gefühl, dass Draco noch nie besser ausgesehen hat. Seine Augen schien zu leuchten, die graue Anzugweste passte perfekt zu dem weißen Hemd, der Krawatte und seiner Hose, seine hellblonden Haare fielen ihn unordentlich ins Gesicht, was wohl eher daran lag, dass Kreacher sie ihm fast ausgerissen hat, und doch ließ es den Blonden noch besser aussehen.
Draco stand einige große Schritte von dem Schwarzhaarigen entfernt und doch stieg ihn der angenehme Geruch des Blonden in die Nase. Inzwischen hatte Harry bemerkt, wie sehr Draco ihm eigentlich gefehlt hatte.
Dem Schwarzhaarigen lag eine Menge auf der Zunge, doch statt etwas zu sagen presste er die Lippen aufeinander und sah dabei zu, wie Draco sich in der Küche umsah.
"Einladend", murmelte Draco und zum ersten Mal traf sein Blick genau auf den des Brillenträgers.
"Du kannst ja wieder gehen, wenn es dir hier nicht passt", zischte Harry genervt. "Dich scheint ja nichts hier zu halten."
Verwundert zog der Blonde seine Augenbrauen hoch. Wie Harry es zuvor getan hatte, presste nun auch er seine Lippen aufeinander.
"Harry-", sagte er leise und ging einige Schritte auf den Gryffindor zu. "Es tut mir leid."
Der Schwarzhaarige schnaubte belustigt.
"So sehr ich deinen Sarkasmus auch genieße", murmelte Draco. "Ich möchte nicht mit dir streiten. Gib mir die Chance alles zu erklären."
Harry überlegte einen Moment, dann nickte er kaum merklich und ging an Draco vorbei.
Harry begann stumm Tee für sie zu kochen, während er Dracos stechenden Blick im Nacken spürte. Zusammen setzten sie sich an den großen Tisch.
Eine ganze Weile blieb es still zwischen den beiden.
Draco hatte seine Tasse mit beiden Händen umklammert und drehte sie ein wenig hin und her. Er sah Harry ausgiebig an, während der Schwarzhaarige es vermied, den Blonden anzusehen.
Harry spürte, wie sein Herz immer stärker gegen seine Brust schlug und sein Hals immer trockener wurde.
Er hatte Angst vor dem, was Draco ihn sagen würde.
Er konnte hören wie Kreacher, ein Stockwerk über ihnen, durch das Haus lief und Harry fragte sich kurz, ob der Hauself Draco wirklich nicht erkannt hat. Immerhin müsste er sein Gesicht wenigstens vom Wandteppich aus dem Salon kennen, wobei Draco auf diesem wesentlich jünger ist.
"Willst du nicht, dass hier bliebe?", unterbrach Draco die Stille schließlich.
Augenblicklich zog sich der Magen des Gryffindors zusammen. Das Draco so dachte, verpasste ihn einen kleinen Stich.
"Doch, natürlich möchte ich, dass du hierbleibst", widersprach er schnell. "Ich verstehe nur nicht, was das alles soll."
Draco atmete tief durch. "Ich hab Malfoy Manor verkauft", erklärte er entschlossen. "Glaub mir, wenn es einfach gewesen wäre, das Manor loszuwerden, dann wäre ich schon nach einer Woche hier gewesen, aber es ist nicht leicht ein Haus zu verkaufen in dem mal Todesser gelebt haben. Am Anfang habe ich es alleine versucht, hab mich an Kontakte von meinem Vater gewandt und sie gefragt, ob sie vielleicht Interesse hätten. Ich hätte mir gleich denken können, dass keiner Interesse hat." Draco lachte kurz unbeholfen. Harry erwiderte seinen Blick nun.
"Irgendwann hab ich dann bemerkt, dass es mir nicht liegt Häuser zu verkaufen, doch ich wollte es auch nicht leer stehen lassen. Die Hauselfen sind an das Anwesen gebunden und nicht an mich oder meine Eltern, deswegen brauchte ich jemanden, der das Haus kauft. Ich hab verschiedenen Leuten aus dem Ministerium geschrieben, doch auch dort wollte mir keiner helfen. Nur eine alte Frau, kurz vor dem Ruhestand, hat sich bereit erklärt mir ein wenig bei der Häuservermittlung zu helfen. Es hat lange gedauert, aber am Ende konnten wir das Haus an ein junges, ausländisches Ehepaar verkaufen. Nebenbei habe ich darauf gewartete, dass mein Abschlusszeugnis per Eulenpost kommt, doch das hat mir zu lange gedauert, also hab ich Prof. McGonagall geschrieben. Mit ihrer Hilfe hab ich mein Zeugnis schon wesentlich früher bekommen und als ich ihr erzählt habe, dass ich mich damit im St.-Mungo-Hospital bewerben möchte, sagte sie, dass sie da keine bedanken hat. Immerhin hat mein Vater jahrelang für das Krankenhaus gespendet, aber sie versicherte mir, dass sie ein gutes Wort für mich einlegen würde. Ich hatte ein Vorstellungsgespräch im St.-Mungo und zur Überraschung von allen, darf ich in zwei Wochen eine Ausbildung zum Heiler anfangen." Gegen Ende hin zeichnete sich ein breites Lächeln auf dem Gesicht des Blonden.
Die Worte des Slytherin hallten einen Moment in Harrys Kopf nach und auch er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
"Ich freue mich für dich", flüsterte Harry leise und lächelte Draco sanft entgegen." Ich würde trotzdem gerne wissen, was das mit mir zu tun hat und warum dich all das daran gehindert hat, mir zu antworten."
"Glaub mir, ich wollte nie, dass du dir Sorgen um mich machst. Es ist nur einfach so, dass ich das nicht durchgestanden hätte, wenn wir Briefkontakt gehabt hätten."
"Wie meinst du das?"
"Ich sage das nur ein einziges Mal, Potter, also hör gut zu", lachte Draco leise und richtete seinen Blick auf seine Hände. "Du bist mein Schwachpunkt und ich wusste einfach, dass mich ein Wort von dir dazu gebracht hätte sofort bei dir einzuziehen, doch es war wichtig, dass ich das Manor verkaufe und eine Stelle als Heiler bekomme und es war wichtig, dass ich das ohne den Einfluss von Harry Potter mache. Bitte versteh das."
Harry musste einen Moment über Dracos Worte nachdenken. Er verstand, dass es schwer war Malfoy Manor zu verkaufen und er verstand auch, dass er den Namen Harry Potter nicht im Nacken haben wollte, wenn er gerade dabei war sich um seine Zukunft zu kümmern.
Die Wut in Harry war nicht komplett vergangen, doch die Wärme des Tees und der vertraute Geruch des Blonden, der nicht mal einen Meter von ihm entfernt saß, ließ alles andere in den Hintergrund rücken.
Harry bemerkte gar nicht, wie Draco aufstand, ihn an die Hand nahm und ihm von seinen Stuhl hoch, in eine Umarmung zog.
Fast wie von selbst vergrub der Schwarzhaarige seine Nase in die hellblonden Haare und zog den Geruch des Blonden ein.
"Ich hab dich vermisst", hauchte der Blonde sanft gegen das Ohr des Gryffindors.
Eine wohlige Gänsehaut lief dem Schwarzhaarigen über den Rücken.
Draco löste die Umarmung leicht, sah Harry einen Moment in die Augen, bevor er sanft seine Lippen auf die des Brillenträgers legte.
Erneut wurde Harry klar, wie sehr er den Slytherin vermisste hatte und wie sehr er es vermisste hatte, dass sich dessen kühle Lippen auf seine eigenen legten.
Vorsichtig, als hätte er angst Harry konnte zerbrechen, verstärkte Draco den Druck auf dessen Lippen, bewegte seine intensiver gegen dessen sanften Lippen und fuhr mit seiner Hand zu Harrys Wange. Mit dem Daumen strich er federleicht über die warme Haut des Gryffindor.
Aus Sauerstoffmangel lösten die beiden sich nach einer Weile.
Provokant pustete Draco noch einmal gegen die Lippen des Schwarzhaarigen und löste nun endgültig die Umarmung.
"Also?", grinste der Blonde. "Darf ich bleiben?"
"Ich verfluche dich, wenn du es nicht tust", sagte Harry. "Such dir ruhig eines von den vielen Schlafzimmer aus, doch falls es dich interessiert, ich schlafe im dritten Stock, mittiges Zimmer."
Draco lachte leise, drehte sich von Harry weg und griff nach seinem Koffer.
"Ich hoffe, dass Bett ist groß genug."
"Es reicht, wenn wir zusammen rücken."
"Nichts lieber als das", grinste Draco, drückte Harry einen kurzen Kuss auf den Mund und verschwand aus der Küche.
"Du brauchst deinen Koffer nicht auspacken", rief Harry ihm hinterher. "Wir machen morgen einen kleinen Ausflug."


It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt