Kapitel.40

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 Erzähler Pov.


Kaum war Draco aus dem Raum ließ Harry sich seufzend auf das Bett von Percy fallen. Noch immer hatte der Schwarzhaarige Teddy auf den Arm, der ihn mittlerweile wieder verspielt angrinste.
Nur etwas widerwillig konnte er das Grinsen seines Patenkindes erwidern. Zu ausgeprägt war die Wut auf den Slytherin, obwohl Harry nicht mit Sicherheit sagen konnte, dass es wirklich Wut war, die er verspürte. Gleichzeitig machte es ihn einfach traurig zu wissen, dass Draco sich selbst so sehr hasste, dass er denk, jeder andere würde es auch tun.

Geistesabwesend strich Harry durch die blauen Haare Teddys und starrte dabei auf den Stapel Bücher, den Draco bis eben noch aus seiner Tasche gefischt hatte.
"Soll ich dir etwas vorlesen?", fragte Harry Teddy leise, obwohl er wusste, dass er von dem Jungen keine konkrete Antwort erwarten konnte.
Er nahm das herzerwärmende Lachen des kleinen einfach als ein Ja, setzte ihn neben sich aufs Bett und suchte dann zwischen Dracos Büchern nach einem, das eventuell für Teddy geeignet war.
Harry bemerkte schnell, dass die meisten Bücher, die der Blonde mitgenommen hatte, welche waren, die er zum Lernen brauchte, um seine Ausbildung als Heiler antreten zu können.
Nur zwei der vielen Bücher waren Romane oder welche, die man als Romane bezeichnen konnte. Unweigerlich stellte der Schwarzhaarige sich die Frage, ob es richtig war den Blonden mit zu den Weasley zu nehmen, vielleicht wäre er auch lieber zuhause geblieben, um zu lernen.
Harry war sich nicht ganz sicher, ob diese Bücher wirklich das Richtige für einen einjährigen waren und da die Zaubererwelt nicht viel von Klappentexten hielt, musste der Schwarzhaarige sich einfach eines aussuchen und spontan entscheiden, ob es das Richtige für Teddy war.
Harry ließ sich neben seinem Patenkind aufs Bett fallen, legte sich dabei auf den Rücken und wartete darauf, dass Teddy es sich neben ihn bequem machte.
Der Blauhaarige sah Harry einen kurzen Moment an, krabbelte an ihm hoch und legte sich auf dessen Brustkorb, der sich regelmäßig hob und senkte.
Harry schlug das Buch auf, las sich den ersten Satz durch und gerade als er anfangen wollte zu vorzulesen hörte er, wie eine Tür zugeschlagen wurde.
"Wir sind zuhause", hörte Harry seinen besten Freund aus der Küche rufen und wenig später hörte er, wie zwei Fußpaare die Treppe hochstiegen.
Ebenso wie Teddy es tat, achtete Harry auf die Tür und tatsächlich streckten wenig später Ron und George ihre Köpfe in das Zimmer, in dem die beiden es sich bequem gemacht haben.
"Hallo Harry", sagte George und ließ sich ebenfalls auf das Bett fallen. "Liest du uns vor?"
Etwas unbeholfen lachte der Brillenträger und sah dabei zu, wie Teddy von seinem Brustkorb direkt in die Arme des älteren Tunichtgut krabbelte.
"Wollen wir Mum ärgern gehen, Teddy?", lachte George und stieg mit ihm zusammen aus dem Bett. "Oma Molly freut mich bestimmt über ein paar kleine Spinnen in ihrem Kleid."
Harry musste lachen, als Ron allein bei dem Gedanken an Spinnen das Gesicht verzog und kaum war der Zwilling aus dem Zimmer ließ sich Ron auf dem Bett nieder.
"Du siehst bedrückt aus", sagte er leise. "Wollen wir vielleicht in mein Zimmer? Das ist etwas schöner eingerichtet als das von Percy."
Harry nickte und stieg nach Ron aus dem Bett. Der Rothaarige griff noch nach Pigs Käfig und zusammen stiegen sie die restlichen Treppen zu Rons Zimmer hoch.
Das Zimmer hatte sich, seit Harrys letzten Besuch, tatsächlich kaum verändert. Ron stellte Pig auf seinem Schreibtisch ab.
"Ich glaube, Mum hat dir bedachte Percys Zimmer gegeben, weil Hermine ja nun bei mir schläft."
"Ich glaube einfach, sie wusste, dass du nicht mit Draco in einem Zimmer schlafen wolltest." "Ach, also ist er hier? Ich hab ihn gar nicht gesehen." Ron ließ sich auf das Bett fallen und lehnte sich lässig an die Wand. Harry tat es ihm gleich.
"Denkst du die Bücher in Percys Zimmer gehören mir?", lachte Harry hohl. "Ich weiß nicht, wo er ist. Wir haben uns gestritten."
"Wieso? Weil er dich alleine gelassen hat?"
"Nein. Er war abweisend zu Teddy und das hat mich aufgeregt. Er ist noch immer der Meinung, dass jeder ihn hasst und er will nicht mit mir darüber reden."
"Er ist wirklich eine Dramaqueen."
"Er hasst sich selbst so sehr, dass er denkt, jeder andere würde ihn ebenfalls hassen."
"Bevor wir wussten, ob Malfoy nun auch her kommt, saßen wir alle zusammen am Küchentisch und haben darüber geredet, ob es eine gute Idee wäre, dass er herkommt."
Harry wurde ein wenig hellhörig und sah seinen besten Freund gespannt an, der sich eine seiner Schachfiguren gegriffen hatte und sie zwischen seinen Fingern drehte.
"Wir alle dachten, dass Dad ein Problem damit haben würde. Bis heute vergeht kaum ein Tag, an dem er sich nicht über Lucius lustig macht. Ich hätte niemals gedacht, dass Dad so gemein sein kann, aber als wir ihm davon erzählt haben, sagte er, es wäre eine gute Idee. Er meinte, wir könnten Draco ein wenig unterstützen, jetzt wo er niemanden mehr hat."
Erneut wurde Harry klar, was für ein Glück er hatte, den Weasleys begegnet zu sein. Er konnte sich keine liebenswürdigere Familie vorstellen.
"Wer weiß, vielleicht zeigt Dad Malfoy ein paar von seinen Muggel Sachen und ehe du dich versiehst, musst du Draco ganz Muggel-London zeigen."
Harry musste leise lachen und insgeheim war er dem Rothaarigen dankbar. Er schaffte es immer ihn ein wenig zum Lachen zu bringen.
"Wegen Teddy musst du dir keine Sorgen machen.", sprach Ron weiter. "Der wickelt jeden um den Finger. Hermine beachtet mich gar nicht mehr, seit er hier ist."
"Vermutlich hast du Recht.", stimmte der Schwarzhaarige zu und kaute kurz auf seiner Unterlippe herum.
"Wusstest du, dass Teddy bereits 'Ron' sagen kann?", grinste der Rothaarige verschmitzt.
"Willst du angeben? Heute jedenfalls hab ich ihn nur 'Harry' sagen hören."
"Ihn 'Ron' sagen zu hören ist ein Privileg, dass nicht jeden zugute kommt.", lachte Ron und nach kurzen zögern stimmte Harry in das Lachen mit ein.
Zum ersten Mal, seit er im Fuchsbau war, erinnerte er sich daran, wie gern er dort war und wie geborgen er sich dort fühlte.
"Runde Schach?", fragte Ron und hielt dem Schwarzhaarigen eine Schachfigur unter die Nase.
Harry nickte, in der Hoffnung Schach würde ihn ein wenig von Draco ablenken. Obwohl er gerne wissen würde, wo der Blonde sich gerade aufhielt, entschied er sich dafür dem Slytherin erst einmal seine Ruhe zu lassen.
Er würde sich gerade sicherlich genauso viele Gedanken machen, wie Harry es tat und irgendwann würden sie schon die Zeit finden, um miteinander zu reden, doch dazu zwingen, konnte Harry ihn sowieso nicht.
Während Pig sein Gesicht bereits wieder unter seinem Flügel versteckt hatte begangen Ron und Harry damit die Schachfiguren aufzustellen und zu spielen.
Während ihre Figuren sich gegenseitig köpften und schlugen, hörte man zwischendurch immer wieder die schreie von Molly, die bis hoch zu Rons Zimmer reichten.
George meinte es wirklich zu gut mit ihr, wenn er sagte, er würde sie ein wenig aufs Korn nehmen.
Nur einmal hörte man ein lautes Weinen von Teddy, obwohl auch dieses von der lauten Stimme der mehrfach Mutter und dem hellen Lachen des Tunichtgutes begleitet war.
Harry versuchte den Nachmittag über nicht an den Blonden zu denken und stattdessen den Tag mit Ron zu genießen.
Zwar machte er sich ein bisschen Sorgen, doch er war sich sicher, dass Draco nicht einfach abhauen würde.
Irgendwann, Harry und Ron waren schon eine Weile am Spielen und reden, wurde es ein wenig stiller im Fuchsbau und draußen wurde es ein weniger kühler.
"Wann ist Draco eigentlich bei dir aufgetaucht?", fragte Ron, als seine Schachfigur gerade die von Harry Schachmatt setzte.
Der Schwarzhaarige begann mit Ron das gleiche Gespräch zu führen, wie er es ein paar Stunden zuvor bereits mit Ginny geführt hatte.
Ron stellte die gleichen Fragen, wie seine Schwester und Harry erzählt ihm die gleiche Antwort.
"Harry, wenn du sauer bist, dann musst du ihm das sagen. So staust du nur deine Wut und es kommt immer wieder zum streit."
"Ich will nicht, dass er sich Gedanken macht", wiederholte Harry seine Worte.
"Denkst du, er weiß nicht, dass du sauer bist? Nichts für ungut, Harry, aber du bist nicht gerade gut darin, so etwas zu verbergen."
"Wann kommt Mine' wieder?", versuchte Harry das Thema zu wechseln.
Seit sie wieder angefangen hatten über den Blonden zu reden, brannte sein Magen und er fing an sich erneut Sorgen, um den Slytherin zu machen.
Er wusste nicht einmal, wo dieser sich Momentan aufhielt und saß gemütlich mit Ron im Bett und spielte Schach. Innerlich schlug der Gryffindor sich die Hand vor den Kopf.
"Sie sollte bald zurück sein. Dad genauso", zog Ron Harry wieder aus den Gedanken.
Gerade als Harry wieder anfangen wollte zusprechen konnte man von unten gedämpft die Tür zufallen hören.
"Lass uns runter gehen", sagte Ron und schwang sich als Erstes aus dem Bett. Harry tat es ihm gleich und stampfte wenig später mit ihm die Treppe hinunter.
Je näher sie der Küche kamen, desto intensiver wurde der Geruch von Essen und desto deutlicher konnte Harry die Stimmen von Hermine, die gerade gekommen war, und George hören. Die Stimmen von Mr. und Mrs. Weasley waren auch leise zu hören.
Harry versuchte die Ohren zu spitzen um raus hören zu können, ob Draco sich ebenfalls in der Küche befindet. Die Stimme des Blonden konnte er allerdings nicht hören.
Etwas besorgt trat der Schwarzhaarige in die Küche, musterte einen Moment Hermine und Mr. Weasley, die ihn freudig begrüßten, und sah sich weiter in der Küche um. Sein Herz machte einen kleinen Sprung, als er sah, dass sein Freund mit Mrs. Weasley zusammen in der Küche stand.
Etwas unbeholfen stand er dort, mit einem Messer in der Hand und schnitt Gemüse, als würde er zum ersten Mal in seinem Leben kochen und mit unverarbeiteten Essen in Berührung kommen.
Mrs. Weasley stand neben ihm, unterhielt sich nebenbei mit ihrem Mann und schaute dem Blonden immer mal wieder auf die Finger.
Harry musste leicht darüber schmunzeln, dass Draco dort mit dem Messer stand und Gemüse schnitt, während Molly neben ihm stand und nur einmal den Zauberstab schwingen musste, um ein perfektes Abendessen zu kochen.
Teddy saß bereits am Esstisch, in einem hölzernen Hochstuhl, und klopfte aufgeregt auf den Tisch.
Harry wollte gerade zu Draco rüber gehen, um ihn darum zu bitten, mit ihm reden zu können, da sprach Molly den Blonden gerade an.
Der Schwarzhaarige konnte nicht verstehen, was gesagt wurde, doch er sah, dass Draco höflich nickte, sich eine Schüssel von der Küchentheke griff und damit rüber zu Teddy ging.
Er setzte sich neben den Blauhaarigen, strich diesem eine kleine Strähne hinters Ohr und stellte ihm die kleine Schüssel vor die Nase.
Draco drückte Teddy noch einen kleinen Löffel in die Hand und sah ihm dann einen Moment dabei zu, wie er mit dem Löffel in der Schüssel spielte.
Etwas hilflos nahm der Slytherin Teddy den Löffel wieder aus der Hand, sah einen Moment unwissend im Raum umher und fing dann an das Kleinkind zu füttern.
Harry konnte nicht anders, als zu lächeln und weiter zu beobachten, wie Draco immer wieder leise seufzte, wenn Teddy anfing zu lachen, obwohl er eigentlich essen sollte.
Der Schwarzhaarige konnte nicht sagen, wie lange er dort stand und Draco beobachtete, doch irgendwann zog George ihn aus seinen Gedanken.
"Willst du nicht zu deiner Frau und deinem Kind rüber gehen, sie fragen, wie ihr Tag war und ihnen einen Kuss geben? Draco braucht deine Aufmerksamkeit", lachte der Zwilling, klopfte den Schwarzhaarigen auf die Schulter und verschwand in Windeseile, um Harrys tritt auszuweichen.
Er sah wieder zurück zu dem Slytherin und einen kurzen Moment trafen die trüben grauen Augen von Draco auf die grünen von Harry, doch Draco sah schnell wieder weg und kurz hatte der Gryffindor das Gefühl, dass er leicht verärgert aussah.
Harry fasste ein bisschen Mut und setzte sich einfach neben den Blonden.
Draco beachtete ihn nicht, sondern kümmerte sich einfach weiter um Teddy.
"Können wir reden?", fragte Harry leise und lehnte sich ein wenig zu dem Slytherin hinüber.
"Nicht jetzt", murmelte Draco, ohne den jüngeren anzusehen.
"Wieso nicht?"
"Weil es gleich Essen gibt, Harry, und es ist unhöflich sich vom Tisch zu entfernen. Außerdem will ich hier kein aufsehen erregen und Mrs. Weasley hat mich gebeten, mich um Teddy zu kümmern."
"Na schön", flüsterte Harry leicht bedrückt und drehte sich wieder ordentlich auf den Stuhl.
Es dauerte nicht lange, da deckte Molly den Tisch, der Rest der Familie setzte sich zu Harry und Draco an den Tisch und schon bald verstummten Harrys Gedanken zwischen den Gesprächen der anderen. 







It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt