Kapitel.10

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  Erzähler PoV

Am nächsten Morgen wachte der Blonde ausnahmsweise rechtzeitig auf, um vor dem Unterricht noch zu frühstücken. Seine Schultasche bereits über die Schulter hängend, machte er sich also auf den Weg in die große Halle.
Er setzte sich ein bisschen abseits von den anderen. Es wollte ihn sowieso niemand bei sich sitzen haben und der Blonde schätzte es, gerade am Morgen, wenn man ihn in Ruhe lässt.
Als er seinen Blick einmal durch die Halle streifen ließ blieb er am Lehrertisch hängen. Um genau zu sein, blieb sein Blick an Hagrid hängen.
Draco fühlte sich seit dem Vorabend ein wenig besser als sonst. Ihm war klar, dass alles was er getan hatte nie mit einer einzigen Entschuldigung in Vergessenheit geraten würde, aber es machte ihn froh, dass der Halbriese seine Entschuldigung angenommen hatte, ebenso wie Seidenschnabel. Der Blonde hatte in dieser Nacht besser geschlafen als sonst. Ohne Alpträume und ohne, dass er 3–4 mal in der Nacht wachgeworden ist. Ebenso hatte der Slytherin das Gefühl, das er an diesem Morgen etwas essen konnte ohne es danach wieder loswerden zu wollen, weil es ihm ja doch nur schwer im Magen lag. In Gedanken vertieft bemerkte der Blonde erst gar nicht, dass Hagrid ihm lächelnd zugewunken hatte. Erwiederte die Geste allerdings freundlich.
Er lässt seinen Blick weiter streifen und blieb dabei am Tisch der Gryffindors hängen.
Harry hatte sich gerade mit dem Rücken zu ihm gesetzt, neben ihm seine rothaarige Freundin und vor den beiden Ron und Hermine. Die Stimmung zwischen den vier schien ausgelassen.
Kurz traf der Blick von Ron auf den des Blonden.
Die Miene des Rothaarigen hatte sich augenblicklich verändert.
Er wirkte genervt, seine Augenbrauen verzogen sich und es sah kurz so auf, als würde er mit den Zähnen knirschen.
Hermine bemerkte als erste, dass Ron aufeinmal mehr als schlecht gelaunt war. Sie folgte seinen Blick, starrte Draco kurz an und versuchte dann ihren Freund in ein Gespräch zu verwickeln, um ihn abzulenken.
Innerlich seufzte Draco und wandte sich seinen Frühstück zu.
Als Erstes hatte der Blonde eine Doppelstunde Kräuterkunde.
Ungewollt dachte Draco darüber nach was der Schwarzhaarige Gryffindor zu ihm gesagt hatte.
Sollte er wirklich Heiler werden?
Der Slytherin war eigentlich alles andere als abgeneigt von diesem Beruf, allerdings war er wirklich der Meinung, dass sich niemals jemand freiwillig von ihm behandeln lassen würde.
Er verstand sogar irgendwie wieso.
Gerade nach dem Krieg gab es noch genug Menschen, die noch von Angst geplagt sind. Und es gab genug Menschen, innerhalb und außerhalb von Hogwarts, die der Meinung waren, dass Draco ebenso hätte nach Askaban wandern müssen.
Draco konnte sich nicht wirklich auf den Unterricht konzentrieren.
Professor Sprout musste den Blonden mehrmals aus seinen Gedanken holen und ermahnen, damit er überhaupt mit seiner Aufgabe fertig wurde.
Als Nächstes hatte der Blonde eine Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Da der Slytherin auf dem Weg zum Klassenraum getrödelt hatte, war der einzig Freie Platz der hinter dem Schwarzhaarigen Gryffindor und seiner Freundin.
Er hatte ganz vergessen, dass sie nun im selben Jahrgang waren.
Er setzte sich also an den Tisch, neben einem Hufflepuff, dessen Namen er nicht kannte, mit perfekten Blick auf Harry und Ginny die unter dem Tisch Händchen hielten.
Draco versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren und seinen Blick an die Tafel zu heften. Er wollte wenigstens den Eindruck erwecken, als hätte die "Nachhilfe" etwas gebracht, denn er war sich sicher, dass mittlerweile alle im Schloss davon wussten.
So sehr Draco es auch versuchte, sein Blick wanderte immer wieder zu den ineinander verschränkten Händen des Pärchens.
"Die beiden passen gut zusammen, was?"
Draco schreckte leicht zusammen.
Der Hufflepuff hatte sich leicht zu ihm rüber gelehnt und ihm zugeflüstert.
"Was?" Draco glaubte einem Moment er hätte sich verhört und dementsprechend laut war auch seine Antwort.
Die ganze Klasse drehte sich zu dem Blonden um
"Mr. Malfoy, haben sie etwas zum Unterricht beizutragen?" Die Stimme seines Lehrers wirkte genervt.
"Nein, entschuldigen Sie, Sir". Draco schaute sich kurz um, ging sicher, dass alle anderen wieder ihre Blicke abgewandt haben, dann flüsterte er dem Hufflepuff entgegen.
"Was meinst du?"
"Na Ginny und Harry. Ich finde, sie sind das perfekte Paar".
Die beiden schauten kurz zu Harry und Ginny, die noch immer händchen hielten. Fast wie von selbst schaute Draco schnell wieder weg.
"Sie sehen sehr glücklich aus. Guck, wie sie sich anlächeln". Unauffällig deutet der Junge auf die Beiden, aber Draco verzichtete auf einen weiteren Blick.
"Du scheinst dich sehr für andere Leute Liebesleben zu interessieren." Draco setzte sich wieder aufrecht hin und fing an mit seiner Feder auf seinem Pergament herumzukritzeln.
Er hatte schon längst aufgehört sich Notizen zu machen.
"Wir sind im siebten Jahr. Im Moment entstehen viele Pärchen und ich finde es interessant zu sehen, welche von ihnen heiraten werden und welche sich vielleicht doch wieder trennen".
Draco nickte unauffällig.
"Es interessiert mich nicht wem Potter heiratet".
Der Blonde schaute nocheinmal zu Harry und sah direkt in die Grünen Augen.
Der Schwarzhaarige hatte sich nach hinten gedreht, als er seinen Nachnamen gehört hatte.
Er öffnete kurz seinen Mund, schloss ihn nach ein paar Sekunden allerdings wieder ohne etwas zu sagen. Den Blickkontakt unterbrach er jedoch nicht.
Draco schluckte schwer. Er spürte, wie die vertrauten Magenschmerzen zurück kamen und auch seine Glieder fühlten sich plötzlich 20 Kilogramm schwerer an.
"Am besten drehst du dich wieder nach vorne, Harry. Der Lehrer guckt schon.. ", flüsterte der Hufflepuff in die Richtung des Gryffindors.
Einen Moment ruhten die Grünen Augen noch auf dem kalten Grau, ehe Harry sich wieder rumdrehte.
Den Rest des Unterrichts verbrachte Draco damit auf seinen Pergament Kreise zu malen und Sachen aufzuschreiben nur um sie dann wieder durchzustreichen.
Als der Lehrer den Unterricht beendete und die anderen Schüler sich auf den Weg zum Mittagessen machten ließ der Blonde sich Zeit beim einpacken, um möglichst den Schwarm von Schülern aus dem Weg zu gehen.
Er schulterte seine Tasche und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum der Slytherins.
Sein Appetit ist ihm vergangen und er wollte sich einen Moment hinlegen ehe er zu Zauberkunst gehen würde.
Er schmiss seine Tasche in eine Ecke seines Schlafsaals und sich selbst auf sein Bett.
Er genoss die Ruhe im Schlafsaal. Sein eigener Atem war das einzige, was wiederhalte.
Er schloss seine Augen, drehte sich auf den Rücken und legte seine Hände hinter seinen Kopf. Bedacht darauf, dass er sein linkes Handgelenk nicht berührt.
Es tat immer noch leicht weh, aber der Blonde war zuversichtlich.
Nach einer Weile hörte der Blonde schritte, die sich dem Schlafsaal nährten, aber er kümmerte sich nicht drum.
Erst als er merkte, wie seine Matratze unter zusätzlichen Gewicht etwas mehr zusammen sackte öffnete er seine Augen und setzte sich aufrecht hin.
"Was willst du von mir?" keifte Draco.
Der andere Junge zuckte nur mit den Schultern.
"Wenn du nicht weißt, was du willst, wieso bist du dann hier?"
"Ich wollte einfach mal sehen, was unser Todesserchen so treibt, wenn er nicht zum Mittagessen kommt".
"Verzieh dich und nenn mich nicht so".
Der Junge, der sich auf das Bett des Blonden gesetzt hatte, strich sich durch seine kurzen braunen Haare und seine strahlenden blauen Augen ruhten auf den Dracos.
Seine Mundwinkel hatten sich leicht nach oben gezogen. Für Draco sah es nach einem sehr provozierenden Lächeln aus.
"Willst du nicht Todesser genannt werden, Malfoy? Wirst du dann traurig?"
Draco biss die Zähne auseinander. Er war es mittlerweile gewohnt, dass man so mit ihm spricht, aber er musste sich zusammen reißen.
"Weißt du.. ", fuhr der Braunhaarige fort. "Ich hab heute ein paar Gryffindor Jungs belauscht. Sie haben dich mit diesem Potter gesehen und denken nun, dass ihr Freunde seid. Sie denken, dass du dich vielleicht geändert hast". Er wartete einen Moment die Reaktion des Blonden ab und redete dann weiter in flüsternder Stimme.
"Wie dumm von ihnen oder? Du wirst dich nie ändern. Du bist und bleibst ein Todesser". Der Junge packte das Linke Handgelenk des Blonden, was ihn kurz aufschreien ließ, aber darum kümmerte er sich nicht. Er zog den Ärmel des Umhangs ein Stück hoch. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde nun ein Stück breiter und er strich mit seinem Daumen sanft über das dunkle Mal auf dem Unterarm des Blonden.
Dieser hatte sein Kopf zur Seite gedreht. Er wollte es nicht ansehen, ihm wurde nur schlecht davon.
"Es ist so Blass, Draco". Er verstärkte den Griff um Malfoys Handgelenk.
"Aber es ist da, hab ich recht? Und das wird es immer. Egal wie oft du versuchst es mit schlecht zusammengestellten Zaubertränke oder Salben zu entfernen. Das solltest du lassen, dein Handgelenk leidet lediglich darunter".
Ein letztes Mal drückte der Braunhaarige zu, ließ Draco kurz aufschreien bevor er losließ und ohne ein weiteres Wort aus dem Schlafsaal ging.
Immer noch den Blick abgewandt zog Draco den Ärmel seines Umhangs wieder runter.
Er hatte keine Worte und keine Gedanken für das was gerade passiert war.
Und vorallem hatte der Blonde keine Ahnung, wie der Junge von Dracos versuchen wissen konnte, dass dunkle Mal loszuwerden.
Das Herz des Slytherin schlug viel zu schnell und viel zu heftig gegen seine Brust. Er hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen.
Sein Blick fiel auf die Uhr auf seinem Nachttisch. In 10 Minuten würde der Unterricht weiter gehen und Draco müsste sich wieder in einen Klassenraum voller Leute setzten, die ihn hassten.
Er seufzte kurz und da er sich eh nicht wohl fühlte, entschloss sich der Blonde einfach, dass er zu Madam Pomfrey gehen würde.
Er wartete noch einen Moment eher er losging.
Auf dem Weg dahin hielt er seinen Blick gesenkt. Wie fast immer waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Die Schüler fingen an miteinander zu tuscheln, wenn er vorbeikam.
"Malfoy?" hörte er irgendwann aus der Schülermenge und schaute zum ersten Mal seit er losgegangen war auf.
Harry stand an der Wand, in einen Armen stand Ginny, die ihn liebevoll anlächelte und ihn ein Kuss auf den Mund drückte.
"Wo willst du hin? Wir haben Zauberkunst." sprach der Schwarzhaarige weiter als er seine Lippen von Ginnys hat losreißen können.
"Mir geht es nicht so gut." nuschelte er schnell, guckte wieder auf den Boden und ging schnell weiter.
Bei der Heilerin angekommen schilderte er ihr lediglich, dass er Magenschmerzen hätte und sich nicht fit genug für den Unterricht fühlte.
"Ich denke, sie brauchen einfach eine kleine Pause, Mr. Malfoy. Legen Sie sich in eins der Betten und ruhen sie sich aus". hatte sie ihm versichert und war aus dem Raum gegangen.
Draco nickte sich selbst kurz zu und legte sich hin.
Relativ schnell war der Blonde einschlafen und erst wieder aufgewacht als es Dunkel geworden war.
Er war allein im Krankenflügel. Regen peitschte gegen das Fenster und nur eine kleine Lampe spendete dem Raum Licht.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits kurz nach 21 Uhr war.
Er seufzte leise und entschied sich dazu die Nacht über einfach dort zu bleiben. Die Magenschmerzen die Draco am Nachmittag bei der Heilerin angegeben hatte, waren auch noch nicht verschwunden.
Als Draco gerade wieder seine Augen geschlossen hatte ließ ihn ein leises Quietschen der Tür hochfahren. Er hatte einen guten Blick auf die Tür, konnte, aber erst nicht erkennen, wer dort herein kam.
Draco war verwundert, dass die Freundin des Schwarzhaarigen aufeinmal vor ihm stand.
Sie lehnte sich auf die Eisenstange am Fußende und suchte misstrauisch den Raum ab.
"Ist Madam Pomfrey nicht hier?" richtete sie sich an Draco. Er schüttelte leicht den Kopf.
"Gut. Hör zu". Sie blickte nun zu dem Blonden. Draco hatte das Gefühl von ihren Augen durchbohrt zu werden.
"Ich weiß nicht, was zwischen dir uns Harry läuft, aber wir beide wissen, dass es keine Nachhilfe ist. Deine Noten sind in VgddK vielleicht nicht die aller besten, aber sie sind nicht schlecht genug für Nachhilfe. Da Harry mir aber nichts sagen möchte, frage ich dich, was läuft da zwischen Euch?"
"Selbst wenn es keine Nachhilfe wäre, was es aber ist, was würde es dich angehen?" Draco versuchte seine Stimme in einem kalten Ton rüberkommen zu lassen. In seiner Brust allerdings tobte gerade ein Sturm.
"Ich bin mit Harry zusammen".
"Ist das dein einziges Argument, Weasley? Potter gibt mir Nachhilfe! Tut mir leid, dass ich dein Misstrauen gegenüber deines Freundes zerstören muss."
Ginny biss sich leicht auf die Lippen, ehe sie in einem ruhigen Ton weiter sprach.
"Ich seh, wie du ihn ansiehst, Draco, und mir gefällt das nicht".
Draco verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
"Wie soll ich ihn schon ansehen?"
"Du siehst ihn jedenfalls nicht so an, als würdest du ihn so hassen, wie du vielleicht immer tust. Du legst deine Hoffnung in Harry, hab ich recht? Du willst ihn gar nicht hassen. Im Gegenteil, du magst ihn".
"So ein Mist kann sich natürlich nur ein Weasley ausdenken", schnaubte er.
Sein Herz war ihn in die Hose gerutscht.
Er wollte nicht, dass irgendjemand heraus bekam, dass er Harry um Hilfe gebeten hatte. Noch nicht. Er wollte nicht schwach erscheinen.
"Wenn du ihn wirklich nicht leiden kannst, dann bitte ich dich jetzt einfach darum, dass du dich von ihm fernhälst. Sag Prof. McGonagall, dass du keine Nachhilfe brauchst! Harry kann deine falsche Freundschaft nicht gebrauchen und vorallen kann er sich nicht leisen den falschen Leuten zu vertrauen".
Der Magen des Blonden zog sich zusammen.
Er brauchte Harrys Hilfe, soviel war klar, aber er wollte die Beziehung, der beiden dafür nicht aufs Spiel setzten.
Kurz überlegte Draco.
Sich von Harry fernhalten würde ihm nicht schwerfallen, dachte er. Er würde auch ohne ihn klarkommen.
Er nickte der Rothaarigen zu.
"Denkst du, ich war scharf auf diese Nachhilfe? Ich hatte sowieso vor, nochmal mit der Direktorin zu sprechen", log er.
"Gut, dann sollte es ja keine Probleme mehr geben."
Sie nickte noch einmal und verschwand dann aus dem Krankenzimmer, ließ Draco mit seinen Gedanken allein.  

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt