Kapitel.41

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 Erzähler PoV.

"Können wir jetzt vielleicht reden?", fragte Harry leise, als Molly gerade seinen Teller abräumte.
Während des Essens hatten sie kein Wort miteinander gewechselt.
Viel zu beschäftigt war Harry damit in seinem Essen herumzustochern und Draco hatte sich weiterhin um Teddy gekümmert.
Ginny hatte das Kleinkind gerade auf den Arm genommen und war mit ihm im Badezimmer verschwunden, als Harry sich wieder an Draco gerichtet hat.
Er versuchte so leise zu sprechen, dass weder Ron und Hermine, noch Arthur etwas mitbekamen.
Etwas skeptisch musterte der Blonde Harry und gerade als er anfangen wollte zu sprechen, unterbrach Molly ihn.
"Möchtet ihr noch einen Tee?", fragte die Rothaarige aufrichtig. Im Augenwinkel konnte Harry erkennen, dass alle nickten.
"Magst du mir kurz helfen, Draco?"
Einen kurzen Augenblick musterte er Harry, dann nickte er stumm und folgte Molly in die Küche.
Der Schwarzhaarige seufzte kurz und tauschte einen besorgten Blick mit Hermine.
"Ärger im Paradies?", hörte Harry George zu Ron flüstern. Anstatt auf seine Frage zu antworten, zuckte er mit den Schultern und stimmte dann in Hermines Blick mit ein.
"Entschuldigt mich kurz", murmelte Harry leise, stand von seinem Stuhl auf und ging dann ebenfalls in die Küche.
Das Bild wie Molly lachend am Küchentresen stand, mit ihrem Teekessel in der Hand und einem lächelnden Draco daneben überraschte ihn ein wenig und ließ ihn sich gleichzeitig ein wenig entspannen.
Je länger er dabei zusah, wie Draco sich langsam in den Haushalt der Weasleys einlebte, desto weniger verstand er die Angst des Slytherin.
"Kannst du uns vielleicht einen Moment entschuldigen?", unterbrach der Schwarzhaarige das Gespräch der beiden, nahm Draco die Tassen aus der Hand und stellte diese zurück auf den Küchentresen. Er nahm die Hand des Blonden und zog ihn, ohne auf eine Antwort von Molly zu warten aus der Haustür.
Harry hatte fest damit gerechnet, doch Draco werte sich nicht.
"Wieso so aufgebracht?", grinste Draco höhnisch, als Harry ihn endlich wieder losließ.
Er ignorierte die Provokation des älteren und achtete nur auf die Sonne, die am Horizont gerade unterging und den Himmel in verschiedene Rosa- und Gelbtöne tauchte.
Eine warme Brise wehte den Gryffindor um die Nase und er spürte plötzlich, wie sich Dracos dünnen Arme und seine Hüfte legten.
"Ich bin sauer", hauchte der Schwarzhaarige gegen den sanften Wind.
"Ich weiß", entgegnete Draco stumpf und vergrub seine Nase in den Haaren des Brillenträgers.
Der warme Atem von Draco streifte über den Nacken von Harry und jagte ihm eine wohlige Gänsehaut über den Rücken.
"Sei nicht sauer, Harry", flüsterte Draco leise und verteilte kleine Küsse über die warme Haut des Gryffindors.
"Er ist mein Patenkind, Draco. Er gehört zu mir und wenn du weiterhin bei mir bleiben möchtest, dann wirst du ihn öfter zu Gesicht bekommen. Willst du ihn jedes Mal zurück weisen und ignorieren? Glaubst du, das macht ihn glücklich?"
"Du verstehst das nicht." Dracos Stimme, die eben noch sanft und warm wirkte, wirkte nun kühl und Harry kam es so vor, als hätte er ihn gerade angefaucht.
"Stimmt", erwiderte er und befreite sich aus dem Griff des Slytherin. "Ich verstehe es nicht. Du stehst mit Molly in der Küche und ihr lacht. Du hast dich am Tisch an Gesprächen beteiligt und mit Hermine über irgendwelche Bücher geredet. Du hast Teddy gefüttert und selbst da hast du gegrinst. Wie kannst du immer noch denken, dass alle dich hassen und dass du unerwünscht bist?"
"Die Weasleys nehmen mich vielleicht gut auf, aber das Kind entscheidet das nicht für sich selbst. Er sieht lediglich, wie ihr alle mit mir klarkommt und schließt sich dem an. Ich will jetzt keine Beziehung zu ihm aufbauen, wenn er mich in fünf Jahren hassen wird, weil er weiß, wer für den Tod seiner Eltern verantwortlich ist."
Harry seufzte schwer und fuhr sich erschöpft über die müden Augen. "Draco, wer hat meine Eltern getötet?"
"Was?"
"Voldemort.", antwortete Harry stumpf auf seine eignende Frage. "Es war Voldemort. Machst du dich dafür verantwortlich?"
"Nein, aber-"
"Siehst du? Du hast weder meine Eltern getötet, noch die von Teddy. Mach dich nicht für das verantwortlich, das du nicht getan hast."
"Ich habe sie vielleicht nicht persönlich getötet, aber ich gehörte zu den Leuten, die es getan haben. Für ihn wird das kein großen unterschied machen."
"Du suchst krampfhaft nach einen Grund dich selbst zu hassen, oder?"
Draco lachte hohl auf, verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich ein wenig von Harry weg. Kurz hatte der Schwarzhaarige das Gefühl, dass er einen wunden Punkt bei dem Slytherin getroffen hatte.
Obwohl der Brillenträger wirklich sauer war, blieb er ruhig. Die Wut, die er noch immer auf Draco verspürte, weil dieser sich drei Wochen nicht gemeldet hatte, stieg ungeduldig Harrys Hals empor.
"Wieso willst du dich so sehr selbst bestrafen?"
"Wieso machst du hier einen auf Psychologe, Potter?"
Harry lachte gespielt auf. "Im Gegensatz zu dir ist es mir nicht egal, wie es meinem Freund geht." Der Schwarzhaarige spürte, wie ihm sein Herz in die Hose rutschte.
"Wie bitte?", zischte Draco aufgebracht.
Harry sagte nichts, sondern biss sich nur etwas nervös auf die Unterlippe.
"Glaubst du wirklich, dass es mir egal ist, wie es dir geht? Bist du sauer, weil ich mich nicht gemeldet habe?"
Draco hatte das Gefühl, dass seine Magensäure auf seiner Zunge lag. Er wusste, dass Harry sauer war und er wusste, dass Harry es bewusst verheimlicht hatte.
"Drei Wochen, Draco. Du kommst nach drei verdammten Wochen wieder und tust so, als wäre nichts gewesen, als hätten wir uns drei Tage nicht gesehen."
Obwohl der Schwarzhaarige nicht wollte, dass Draco sich Gedanken machte, hatte er das Gefühl, dass er sagen musste, was ihn störte.
"Es tut mir leid, Harry, aber ich sagte dir bereits, dass es besser so war. Ich hab es doch geschafft. Ich hab einen Ausbildungsplatz und ich bin bei dir eingezogen. Das ist alles worauf wir hinarbeiten wollten und trotzdem bist du unzufrieden? Willst du mich verarschen?"
"Ich kann doch auch nichts dafür, dass es mich so verdammt wütend macht. Hat es dich überhaupt interessiert, dass ich nicht bei dir war und das du nicht wusstest, wo ich bin, was ich mache und wie es mir geht? Ich saß drei Wochen in diesem Haus und habe darauf gewartet, dass du zu mir kommst. Ron und Hermine waren seither jeden verdammten Tag bei mir, weil ich sonst vermutlich verrückt geworden wäre. Hättest du mir den Grund von Anfang an gesagt, wäre doch alles in Ordnung gewesen, aber nein. Draco Malfoy muss ein Drama daraus machen und mich leiden lassen."
"Glaubst du das wirklich? Denkst du, dass ich nicht gelitten habe? Allein, im Malfoy Manor, ohne den Mann in den ich mich so hoffnungslos verliebt habe? Weißt du, was ich dachte? Ich hatte nicht mal damit gerechnet, dass du auf mich gewartet hast. Ich dachte, dass ich dich mit Ginny antreffen würde, weil du in diesen drei Wochen vielleicht gemerkt hast, dass ich immer noch Draco Malfoy bin, der junge, der dir deine Schulzeit noch schwerer gemacht hat, als sie eh schon war. Wieso sollte Harry Potter auf mich warten, wenn er so eine wie diese Weasley abbekommen könnte? Weißt du eigentlich, wie schwer es für mich ist sie mit dir UND Teddy zu sehen? Ihr drei seht aus wie eine verdammte Familie."
"Ich hab dir schon mehrmals gesagt, dass Ginny wie eine Schwester für mich ist, mehr nicht."
"Ich kenne nur wenig Typen, die mit ihren Schwestern zusammen waren."
"Das spielt überhaupt keine Rolle mehr, Draco. Ich bin mit dir zusammen! DU und Teddy, ihr seid meine Familie. Ich habe den Weasleys viel zu verdanken und auch sie sind ein Teil meiner Familie, doch in einem Teil, in den haben nur du und Teddy etwas zu suchen, nicht Ginny, nicht Ron oder Hermine, niemand anderes."
"Teddy wird mich in fünf Jahren hassen, Harry. Glaubst du, du möchtest mit dem Mann zusammen sein, den dein eigenes Patenkind hasst?"
"Teddy wächst in einem wundervollen Umfeld auf, in dem nicht annähernd jemand der Meinung ist, du seist für den Tod von Remus und Tonks verantwortlich. Verweigere Teddy nicht die Nähe zu einem seiner wenigen Verwandten. Wenn du Reue zeigen willst, dann gehst du in fünf Jahren mit ihm zu ihren Gräbern und dann kannst du Teddy zeigen, dass du nichts von all dem gewollt hast. Er wird dich lieben und schätzen, so wie er es jetzt schon tut."
"Wieso bist du so ein verdammter Optimist, Potter?", grinste der Blonde leicht, nahm Harrys Hand und zog ihn in eine liebevolle Umarmung.
"Es tut mir wirklich leid", hauchte er gegen Harrys Ohr und ließ den Schwarzhaarigen damit kurz erschaudern. "Du hast recht, ich hätte mich bei dir melden müssen und es gibt keine Ausrede dafür, aber glaub mir bitte, wenn ich sage, dass es auch für mich nicht leicht war."
Statt zu antworten, erwiderte Harry die Umarmung des Blonden nur und legte sanft seinen Kopf in die Halsbeuge des Slytherin.
"Mach dir bitte nie wieder Sorgen wegen Ginny.", flüsterte Harry leise.
"Wenn sie sich von dir fernhält!", lachte Draco. "Sie weiß nicht, mit wem sie sich anlegen würde."
"Ich liebe dich, Draco.", hörte Harry sich sagen und obwohl es in seinen Ohren ein wenig komisch klang, war er froh, dass er es Draco gesagt hatte. Er spürte, wie Dracos kühlen Finger über seinen Rücken streichelte und der warme Atem des Slytherin hauchdünn gegen sein Ohr stieß. Lange sagte der Blonde nichts, achtete nur auf die Atmung des Gryffindor und fuhr über das T-Shirt von ihm.
Hinter Harry ging die Sonne immer weiter runter und tauchte den Fuchbau in komplett anderes Licht. Draco fühlte sich alles andere als unwohl in diesem Haus und er war glücklich darüber, dass Harry ihn mitgenommen hatte. Insgeheim genoss er schon den ganzen Tag die Zeit, die er mit dem Kleinkind verbringen konnte. Es machte ihn froh zu sehen, dass es solch ein unbeschwertes Leben gab. Sein Herz lag schwer in seiner Brust und innerlich verfluchte er sich dafür Harry so wehgetan zu haben.
"Ich liebe dich auch", flüsterte Draco leicht in seinen Gedanken verloren.
Es war das erste Mal in seinem Leben, dass Draco jemanden seine Gefühle offenbarte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er solche Gefühle für eine solche Person entwickelt und er war froh darüber, dass es Harry war.
Leicht löste er die Umarmung und sah in die grünen Augen, die einer wunderschönen Weide ähnelten.
Für ihn klang es nicht komisch, Harry zu sagen wie er fühlte.
"Sei mir nicht böse, wenn ich noch ein bisschen Zeit brauche um mit dem Hosenscheißer klarzukommen."
Harry schüttelte leicht den Kopf und drückte den Slytherin einen kurzen Kuss auf die Lippen.
Draco hatte das Gefühl, dass ein kurzer Stromschlag ihn durchfuhr, als Harrys weiche Lippen seine trafen und er bemerkte, dass er es vermisst hatte den Schwarzhaarigen so nah zu sein, obwohl es erst ein paar Stunden her war, dass sie zusammen aufgewacht sind.
"Ich liebe dich", wiederholte Draco leise, verschränkte ihre Hände ineinander und zog Harry in einen intensiven Kuss.  

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt