Kapitel 14

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  Erzähler PoV

"Mr. Malfoy, was ist passiert?"
Mit strengem Blick sah die Direktorin den Blonden Slytherin durchdringend an. Ihre Hände ineinander gefaltet auf dem Tisch liegend.
Sie hatte Draco mit in ihr Büro genommen.
"Ich kann es Ihnen nicht sagen, Professor".
"Aber sie waren bei Potter als es passierte, richtig?"
Draco beantwortete diese Frage mit einem knappen nicken.
"Wir haben uns unterhalten und im nächsten Moment lag er schon am Boden".
Fast schon skeptisch musterte sie Draco von oben bis unter.
"Ich habe nichts damit zu tun, Professor", rechtfertigte Draco sich, schwer bemüht darum seine Stimme fest klingen zu lassen. "Ich habe meinen Zauberstab im Schloss gelassen".
"Wir werden den letzten Zauber ihres Zauberstabs kontrollieren, Mr. Malfoy."
"Natürlich", flüsterte Draco mehr zu sich selbst als zu der Direktorin.
"Wir müssen wohl Mr. Potters Genesung abwarten, um heraus zu finden was passiert ist". McGonagall schob ihre kleine Brille zurecht, erhob sich von ihrem Stuhl und schritt langsam zur Tür des Büros. "Sie können gehen Mr. Malfoy". Fast elegant stieß sie die Tür auf.
"Professor.." Draco nuschelte leise in seinen Schal, den er beim betreten des Schlosses noch nicht abgelegt hatte. "Sie sollten auch den Zauberstab von William Boyd kontrollieren".
Eine kurze Pause entstand und mit ihrem typischen Blick schaute Prof. McGonagall den Blonden einfach an ohne etwas zu sagen.
"Er hasst mich und ich denke, dass er es auf mich abgesehen hat und dabei unabsichtlich Potter getroffen hat".

"Sie wissen, das dies ein schwerer Verdacht gegen Mr.Boyd ist oder Malfoy? Wir wissen noch nicht wie es um Potter steht, aber derjenige, der dafür verantwortlich ist, wird der Schule verwiesen".
"Es ist nur eine Vermutung, Professor. Er ist nicht gerade klug. Sie sollten seinen Zauberstab und die seiner Freunde überprüfen". Schwungvoll stand der Blonde von dem Stuhl auf.
"Sie sollten sich umziehen gehen und dann ebenfalls im Krankenflügel vorbeischauen. Lassen Sie sich einen Beruhigungstrank verabreichen. Melden Sie sich zuerst bei ihrem Hauslehrer und richten sie ihm ihren Zauberstab aus", riet die Direktorin noch kurz, bevor Malfoy aus der Tür ging.
Erst jetzt bemerkte der Slytherin, dass er noch zitterte. Er konnte nicht sagen, ob es die Kälte war, die nicht aus seinem Körper weichen wollte ihn zum Zittern brachte oder die Tatsache, dass die Bilder des regungslosen Harrys nicht aus seinem Kopf verschwinden wollten.
Mit wackeligen Beinen machte Draco sich auf den Weg zu dem Büro seines Hauslehrers. In seiner Begleitung ging er zurück in den Syltherin Schlafsaal. Aus seinem Koffer zog er seinen Zauberstab und überreichte ihn seinen Lehrer.
"Vielen Dank, Mr. Malofy. Ich bringe ihn schnellstmöglich zurück".
Draco nickte nur kurz, schaute seinen Lehrer noch einen kurzen Moment hinterher und ließ sich dann auf sein Bett fallen.
Kurz fuhr sich der Blonde mit den zitternden Händen übers Gesicht, schloss die Augen und atmete tief durch. Erst nach ein paar Minuten erinnerte er sich, dass auch er sich bei Madam Pomfrey melden sollte.
Er zog sich seine Jacke und seinen Schal aus, streifte sich einen Pullover über und machte sich dann auf den Weg zum Krankenflügel.
Regen peitschte laut gegen die Fenster auf den Fluren, die dunklen Wolken ließen das Schloss unheimlich wirken.
Beim Krankenflügel angekommen zögerte er einen Moment mit der Hand an der Tür.
Ron und Hermine würden bei Harry sein und er wusste, dass die beiden, oder zumindest Ron, ihn verdächtigte.
Tief atmete er durch, klopfte an die große Tür und öffnete sie mit noch immer zittrigen Fingern.
Draco hatte erwartet, dass Ron direkt auf ihn zugestürmt kommt, ihm eine rein haut und ihn beleidigt. Es wunderte ihn, dass er weder Ron noch Madam Pomfrey vorfand. Nur Hermine saß bei dem noch immer bewusstlosen Harry.
Mit besorgten Blick tupfte sie etwas vorsichtig auf Harrys Stirn.
Draco Schritte halten in dem großen Raum wieder, ließen Hermine aufschrecken.
Entschuldigend hob Draco die Hände und nährte sich langsam Harrys Bett.
Ohne etwas zu sagen, setzte er sich neben die Braunhaarige.
"Es steht nicht gut um ihn. Madam Pomfrey vermutet schwere Schockzauber. Sie spricht gerade mit einem Heiler aus dem St. Mungo damit er herkommt und sich Harry ansieht", erklärte die Hexe. Draco nickte bloß.
"Ron spricht gerade mit Prof. McGonagall."
"Er wird mir die Schuld geben", flüsterte Draco.
Seine Hände hatte er ineinander verschränkt, um vor der Braunhaarigen das nicht endenwollende zittern zu verbergen.
"Du musst versuchen ihn zu verstehen. Harry ist unser bester Freund und du warst alleine mit ihm. Niemand außer ihr beide wart in der Nähe".
"Natürlich. Es gibt keine logischere Erklärung, als die, dass sein ehemaliger Feind ihn töten wollte".
Hermine seufzte, hörte auf mit dem Tuch auf Harrys Strin zu tupfen und reichte es Draco.
Verwirrt nahm er es in die Hand.
"Übernimmst du kurz? Ich würde Ron gerne abfangen. Einfach mit dem Tuch auf die Wunde tupfen."
Draco nickte und sah der Hexe noch hinterher, bis sie aus dem Raum war.
Er rückte ein bisschen näher an den Schwarzhaarigen der nun regungslos, mit der Decke fast bis zum Kinn gezogen, im Bett lag.
Seine Haut war blass und als Draco mit seinen Fingern leicht seine Stirn berührte ließ ihn die Kälte die Harry ausstrahlte kurz zusammen fahren.
Behutsam kümmerte Draco sich um die bereits heilende Wunde. Er traute sich kaum den Schwarzhaarigen anzusehen. Eine Gänsehaut arbeitete sich seinen rücken runter, wenn er in das regungslose Gesicht des Gryffindor schaute. Bei dem Gedanken, dass es vielleicht ursprünglich ihn hätte treffen sollen wurde dem Blonden übel.
Er versuchte Krampfhaft seinen Blick auf den Boden zu richten.
Erst als die Tür zum Krankenflügel schwungvoll aufgestoßen wurde, schaute Draco wieder auf.
"Dass du dich überhaupt noch her traust, Malfoy".
Der Blonde stand schnell von seinem Platz auf. Die Anwesenheit des Rothaarigen machte ihn nervös.
"Ron, jetzt hör auf. Er hat sich doch gerade um Harry gekümmert". Hermine stolperte ihren Freund aufgeregt hinterher.
"Wie kannst du Harry mit ihm alleine lassen, nachdem was passiert ist". Ron wirbelte herum und sah Hermine nun an.
"Ich glaube nicht, dass er es war, der Harry angegriffen hat". Die Braunhaarige blieb gelassen, stolzierte an Ron vorbei und setzte sich wieder zu Harry.
"Ich hab Potter nichts getan!"
"Halt den Rand, Malfoy. Wer soll es sonst gewesen sein?"
Draco wollte etwas sagen aber Ron ließ ihn nicht zu Wort kommen.
"Du hast Harry doch schon immer gehasst. Wieso sollte sich das jetzt ändern? Wie konnte Harry dir nur vertrauen? Du hast befehle von Voldemort angenommen, du könntest Harry jederzeit töten und wir waren so dumm euch beide alleine zu lassen".
Dracos Hände hatten sich um das Tuch für Harrys Stirn verkrampft. Er wusste, was er getan hatte und wie andere von ihm dachten, aber er hasste es, wenn andere es laut aussprachen.
Seine Glieder wurden schwer, sein Herz fing an schneller zu schlagen und Müdigkeit überkam ihn plötzlich. Am liebsten wäre er weggerannt. Er schluckte schwer.
"Ich weiß nicht was Harry dazu brachte dir zu vertrauen, aber er muss sich mächtig getäuscht haben".
"Nein". Dracos versuchte erneut seine Stimme fest klingen zu lassen. Er schaute Ron nun direkt in die Augen.
"Was?"
"DU bist derjenige, der sich täuscht, Weasley". Draco verkrampfte seine Hand noch stärker um das Tuch. "Ich habe Potter nie gehasst".
"Und das sollen wir dir jetzt glauben?", lachte Ron hohl.
"JETZT LASS MICH AUSREDEN VERDAMMT!"
Ron zuckte kurz zusammen und die Stimme des Blonden hing noch einen Moment im Zimmer, ehe er weiter sprach.
"Ich habe euch drei immer um eure Freundschaft beneidet. Ihr helft euch bedingungslos und passt aufeinander auf. Ich hatte immer nur zwei Idioten, die sich bei mir einschmeichelten, weil ihre Väter es ihnen gesagt haben, weil sie angst vor meinem Vater hatten.
Mir wurde von schon als Kind beigebracht, dass Familien die nicht Reinblütig sind, es nicht wert sind. Dabei hat es mich nie interessiert.
Ich wollte euch nie etwas tun oder euch beleidigen, aber ebenso wie mir als Kind der Status der Reinblüter eingeflößt wurde, hat man mir auch gesagt, dass der dunkle Lord wiederkommen würde und mich bestrafen würde, wenn ich nicht das tue, was mein Vater sagt. Ich war ein verdammtes Werkzeug, seit meiner Geburt.
Als Voldemort wieder da war, durfte ich nichts mehr Falsch machen. Ein Fehler und meine ganze Familie würde sterben.
Wisst ihr beiden wie sie mich vor Gericht genannt haben? Der junge der keine Wahl hatte und ich wünsche mir bis heute, dass ich ihnen hätte widersprechen können, aber das konnte ich nicht. Sie hatte recht. Ich hatte keine Wahl und es hat niemanden interessiert". Dracos Stimme war brüchig geworden.
"Ich versichere euch, dass ich Potter nichts getan habe. Es tut mir leid. Alles tut mir so unfassbar leid". Die letzten Worte flüsterte der Blonde nur noch.
Der Weasley antwortete nicht, schaute den Blonden eine Weile einfach durchdringend an.
"Ich glaube dir", ergriff Hermine irgendwann das Wort.
"Hermine...", stöhnte Ron geschockt.
"Jetzt halt mal die Luft an, Ron. Du musst seine Entschuldigung nicht annehmen, noch nicht, aber es ist klar, dass er Harry nichts getan hat. Akzeptiere das."
Draco sah einen Moment zwischen den beiden hin und her.
Nach einigen Minuten, in den niemand etwas sagte setzte Draco sich wieder hin und tupfte weiter auf Harrys Stirn.
"Ich mach das", flüsterte Hermine und wollte Draco das Tuch wieder entnehmen.
"Nein". Draco zog seine Hand weg.
" Ich mach das gern. Kein Problem", flüsterte er und ließ seinen Blick einmal über Harry streifen.
"Okay. Ron, lass und was essen gehen!"
Draco hatte gar nicht bemerkt, dass es bereits so spät war, dass es Zeit fürs Abendessen war. Madam Pomfrey war noch immer nicht zurück.
"Sollen wir dir was aufheben, Draco?"
Der Blonde schüttelte den Kopf.
"Nein. Ich hab keinen Hunger".
Hermine nickte, griff nach Rons Arm und zog ihn aus dem Krankenflügel.
Als die Tür laut zuschlug, überkam Draco die Stille im raum so plötzlich, dass er das Bedürfnis hatte zu schreien, nur damit diese Stille aufhörte.
Harrys Atmen war flach und regelmäßig, während der von Draco stoßweise und unregelmäßig ging.
Seine Hände zitterten noch immer leicht.
Dracos Augenlider waren schwer geworden, seine Glieder waren noch immer träge, aber er hörte nicht auf die Wunde zu versorgen.
Erst als die Tür des Krankenzimmers leise aufging und die Heilerin in Begleitung eines großgewachsenen Mannes herein kam, legte er das Tuch aus den kleinen Schrank neben dem Bett. Ein Limonengrüner Umhang verriet Draco, dass der Mann ein Heiler aus dem St. Mungo war.
"Oh. Mr. Malofy. Sie hätte ich hier nicht erwartet".
"Verziehen sie. Ich hab mich ein wenig um die Wunde von Potter gekümmert. Prof.McGonagall hat mich hergeschickt".
"Was fehlt ihnen?"
"I-ich zittere noch immer und Prof.McGonagall sagte, sie könnten mir einen Beruhigungstrank geben".
Die Heilerin nickte kurz, ging zu einem Regal, zog einen Trank raus und drückte ihn Draco in die Hand. "Hinlegen und ausruhen. Es sollte ihnen in wenigen Stunden besser gehen". Sie deutete auf das Bett neben Harry und wandte sich dem St.Mungo Heiler zu.
Draco setzte sich auf das Bett und die Heilerin zog ihren Zauberstab und beschwor eine Trennwand zwischen den beiden Betten.
Draco versuchte seine Ohren zu spitzen, um zu hören, was der Heiler sagte, aber er blieb still. Der Blonde legte sich auf den Rücken und versuchte die Augen offen zu halten bis der Heiler mit Harry fertig war.
"Und was denken sie?", flüsterte die Heilerin. Vermutlich dachte die, dass Draco bereits eingeschlafen ist. Dieser saß jedoch kerzengerade im Bett, den Atmen beinah angehalten um bloß alles hören zu können.
"Wie sie vermuteten. Schwerer Schockzauber, gleich mehrmals. Einmal in die Kopfregion, mehrfach in die Brust. Schnelles Handeln hat schlimmeres verhindert. Er sollte sich ausruhen und sie sollten ihm weiter diese Tränke verabreichen. Wenn er in 4 Tagen noch nicht wach ist kontaktieren sie mich noch einmal, dann nehmen wir ihn mit", erklärte der junge Mann mit ruhiger Stimme.
Die Heilerin seufzte beruhigt und auch Draco fiel ein Stein vom Herzen und fast schon beruhigt ließ er sich nach hinten ins Bett fallen. Die Wand zwischen den beiden Betten verschwand und Madam Pomfrey und der St.Mungo Heiler verschwanden wieder aus dem Raum.
Draco seufzte hörbar, schaute noch ein letztes Mal zu Harry und schloss dann ebenfalls seine Augen. Der Blonde konnte seinen letzten Gedanken nicht einmal zuende führen, da war er bereits eingeschlafen.  

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt