Kapitel 15.

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  Erzähler Pov

Draco schlug seine vertrockneten Augen auf. Licht blendete ihn und ein lautes Donnern drang in sein Ohr. Sein Mund war trocken und seine Arme und Beine waren schwer, als wären sie aus Beton.
Regen, der gegen das Fenster peitschte und das Geräusch von hallenden Schritten hatten den Blonden geweckt.
Kurz gähnte der Slytherin, streckte sich, dabei noch immer liegend, und setzte sich dann in seinem Bett auf.
Das erste was er sah, war die Heilerin die mit schnellen Schritten, von der einen Seite des Raumes zur anderen ging, als würde sie etwas suchen.
Seinen zweiten Blick widmete er dem Schwarzhaarigen Gryffindor der im Bett nebenan lag. Die Sicht auf den Brillenträger wurde jedoch versperrt. Ein Rücken, über den langes rotes Haar hing, hinderte Draco daran sich Harry anzusehen.
"Ahh, Mr. Malfoy. Sie sind wach, wie schön. Ich dachte, Sie würden den ganzen Tag verschlafen", begrüßte die Heilerin Draco ohne dabei stehen zu bleiben. Ginny drehte sich erschrocken auf ihren Stuhl um. Fast schon triumphierend grinste sie den Blonden an.
"Gibt es einen Grund für dein dämliches lächeln Weasyles?" Draco gähnte erneut und kratzte sich am Hinterkopf.
"Ich hatte Recht. Du hast es auf Harry abgesehen und es war nur eine Frage der Zeit bis etwas passiert. Natürlich sind die Umstände nicht die besten, aber nun wird auch Harry erkennen, dass du dich nicht ändern wirst".
Draco seufzte innerlich. "Mach mal halblang, Weasley. Ich sage dir jetzt einfach dasselbe wie deinen Bruder. Hör gut zu; ICH HABE POTTER NICHTS GETAN". Draco sprach so laut und deutlich, als würde er mit einem Kind sprechen. "Und ich habe auch keine Lust mehr das ständig zu wiederholen".
"Selbst wenn du Harry nichts getan hast, dann bin ich sicher, dass dieser Angriff eher dir gelten sollte und auch dann wird er erkennen, dass ich Recht hatte."
Draco musste schwer schlucken. Daran hatte der Blonde tatsächlich noch nicht gedacht. Ihm war klar, dass der Angriff auch ihm hätte gelten können, aber er hatte nicht darüber nachgedacht, wie Harry darüber denken würde.
"Egal wie es ausgeht, Harry wird wissen, dass ich Recht hatte und mir verzeihen. Doch dich wird er wieder hassen".
"Weiß deine Familie eigentlich, dass du so ein ekliges verhalten an den Tag legst?"
"Weiß deine Familie eigentlich, dass du jetzt versuchst dich bei Harry einzuschleimen? Warte nur bis dein Vater davon hört".
Draco war einen Moment sprachlos. Kurz hatte er das Gefühl, als würde sich etwas in ihm zusammen ziehen, dann grinste er.
"Du bist taff, Weasley."
"Wenn sie jetzt bitte aufhören können sich zu streiten. Mr. Potter braucht viel Ruhe", mischte sich die Heilerin ein. Sie war nun vor Harrys Bett stehen geblieben. "Ms. Weasley, bitte gehen Sie Mittagessen. Potter sollte auch eine Stunde ohne Besuch auskommen". Schnaubend stand Ginny auf und ging zu Tür. Draco wollte gerade lachen, als Madam Pomfrey auch ihn ansprach.
"Sie Mr. Malfoy werden jetzt auch etwas essen gehen und danach melden sie sich bei der Direktorin".
"Ja, Madam", nuschelte der Blonde, schlüpfte in seine Schuhe, warf noch einen letzten Blick auf Harry um feststellen zu müssen, dass er sich keinen Zentimeter bewegt hatte und verschwand ebenfalls aus dem Krankenflügel.
Draco war es gewohnt, dass die anderen Schüler seine Blicke meideten, aber er hatte es lange nicht erlebt, dass die ihn komplett in Ruhe ließen. An diesem Tag warf ihm keiner mit Pergament ab oder rief ihm irgendeine unkreative Beleidigung hinterher. Der Blonde fühlte sich ein bisschen in der Zeit zurück versetzt, denn er hatte das Gefühl, dass seine Mitschüler angst vor ihm hatten.
Anscheinend hatte sich der Angriff auf Harry herumgesprochen und die Schüler hatten entschieden, wem sie die Schuld gaben.
Dem Syltherin war augenblicklich der Appetit vergangen. Er entschied sich dazu das Mittagessen ausfallen zu lassen und ging stattdessen direkt zum Büro der Direktorin. Erst kurz vor dem Büro von McGonagall fiel ihm ein, dass auch sie jetzt beim Mittagessen sein müsste. Seufzend setzte Draco sich an die Wand neben der Tür. Seine Beine angewinkelt und seinen Kopf drauf gestützt wartete darauf, dass die alte Hexe wieder kam.
"Na Todesserchen?" hallte die Stimme durch den Menschenleeren Flur.
Draco schaute auf.
Williams braunen Haare waren zurück gekämmt. Mit den Füßen auf den Boden schleifend kam er auf Draco zu, stellte sich genau vor ihn und zwang den Blonden aufzuschauen.
"Geht es dir gut, Draco? Wie ich hörte, hat es deinen Liebsten erwischt" Grinsend beugte er sich Draco entgegen.
"Was willst du von mir?"
"Du hast mich doch bei der McGonagall angeschwärzt. Wie kannst du es wagen mich zu verdächtigen?"
"Wie ich es wagen kann? Wer sonst sollte so etwas tun?" Draco stand auf und stand nun nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt.
"Jeder hier hätte es tun können. Jeder hasst dich".
"Und trotzdem ist keiner so dumm wie du und greift mich mitten am Tag an und verfehlt dabei auch noch".
"Du hast keine Beweise, Malfoy".
"So dumm wie du bist, da hast du doch deinen eigenen Zauberstab benutzt". Draco grinste den Braunhaarigen entgegen.
"Vielleicht hab ich auch deinen Benutzt".
Draco spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich.
"Was?" stammelte er William entgegen.
"Lass deinen Zauberstab nicht unbeaufsichtigt!. Das hämische Grinsen in Williams Gesicht wurde breiter.
"Ich bring dich um". Der Blonde griff nach dem Kragen des größeren, drehte ihn herum und stemmte ihn gehen die Wand.
"Erst Potter und dann mich? Du bist ein wahrer Todesser. So Lob ich mir das".
Draco starrte ihn einen Moment einfach an. Seine Hand verkrampfte sich zu einer Faust und fast wie von selbst hob er sie hoch. Bereit, William jeden Moment zu schlagen.
"Mr. Malofy! Lassen sie William sofort los!" Schnelle Schritte hallten über den Flur. Draco schreckte zusammen als Prof. McGonagall ihm die Hand auf die Schulter legte und ihn herumriss.
"Was ist den in sie gefahren?"
Draco konnte nicht antworten. Er ließ seine Hand sinken, ebenso seinen Blick.
Die Direktorin seufzte hohl, flüsterte das Passwort und stieg zusammen mit den beiden Syltherins die Wendeltreppe zu ihrem Büro hoch, welches sie nach Dumbledores tot übernommen, aber nie umgeräumt hatte.
Der Blonde hielt seinen Blick noch immer gesenkt, als er sich der Direktorin gegenüber setzte. Seine Hände legte er verkrampft auf die Lehne des Stuhls. Er konnte das grinsen auf dem Gesicht des Braunhaarigen deutlich spüren.
Die Direktorin zog zwei Zauberstäbe aus ihrer Tasche, legte sie auf den Tisch und wartete einen Moment die Reaktion der beiden Slytherins ab. Keiner der beiden rührte sich. Die Direktorin seufzte kurz, zog einen weiteren Zauberstab, richtete ihn auf den Rechten und flüsterte.
"Prior Incantato".
Eine rote Wolke stieg aus dem Zauberstab hervor, gefolgt von einem lauten Knall. Die beiden Slytherins zuckten kurz zusammen.
Ohne etwas zu sagen, richtete die alte Hexe ihren Zauberstab auf den linken und flüsterte erneut.
Aus dem linken Zauberstab stieg lediglich eine strahlend helle Wolke, es ertönte kein Knall.
Prof. McGonagall steckte ihren eignen Zauberstab zurück, richtete ihre Brille und suchte den Blick des Blonden.
Draco war schon beim ersten Zauberstab die Farbe erneut aus dem Gesicht gewichen.
"Mr. Malfoy". begann sie leise zu sprechen. "Können sie erklären, warum der Zauber, den Mr. Potter getroffen aus ihrem Zauberstab kommt und das, obwohl sie mir sagten, dass sie es nicht waren?"
Draco hatte das Gefühl seine Stimme verloren zu haben. Seine Hände schwitzten und er kurz dachte, dass das Zittern vom Vorabend erneut aufkam.
"Mr. Malfoy", rief die Direktorin als Draco nach mehreren Minuten keine Antwort von sich gab. Er schaute einfach auf seinen Zauberstab, ohne zu blinzeln.
"Ich..Nein...Ich hab Potter nichts getan", stammelte er.
"Dann erklären sie es". Ihre Augenbrauen waren wütend verzogen.
"Entschuldigen Sie, Professor? Was hat das mit mir zu tun?" mischte der Braunhaarige sich nun ein.
"Seien sie still Mr. Boyd", fuhr sie ihn an. Mit einem kurzen, eingeschüchterten Nicken lehnte William sich in seinem Stuhl zurück.
"Mr. Malfoy".
"Er hat meinen Zauberstab benutzt. Er lag in meinem Koffer, jeder hätte daran kommen können. Er hat es gesagt, kurz bevor sie uns im Flur begegnet sind".
"ER LÜGT", schrie William. "Im Gegensatz zu ihm habe ich keinen Grund Harry etwas anzutun".
"Und was für einen Grund sollte ich bitte haben?" Draco versuchte seine brüchige Stimme fest klingen zu lassen.
"Die Frage sollte lauten, ob du einen Grund hast es nicht zu tun". Der Braunhaarige verschränkte die Arme vor der Brust.
"Still nun, alle beide". McGonagall schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Die beiden Syltherins zuckten schnell zusammen.
"Mr. Malfoy. Es ist eine Sache, dass sie gelogen haben und William verdächtigten, aber eine ganz andere, dass der ausgeführte Schockzauber mit ihrem Zauberstab ausgeführt wurde. Sie sagten, jeder könnte an ihren Zauberstab kommen, aber im Moment müssen wir davon ausgehen, dass sie der Schuldige sind." Sie griff nach Williams Zauberstab und reichte ihm diesen. "Sie können gehen Mr. Boyd". Er nickte kurz, stand von seinem Stuhl auf und verschwand aus dem Büro. Draco hätte schwören können, dass er ihn lachen hörte, als die Tür sich schloss.
"Professor...Ich hab mit der Sache wirklich nichts zu tun".
"Es tut mir leid, Mr. Malfoy".

"Was soll das jetzt heißen?"
"Die Schulregeln und die Moral an dieser Schule sind sehr eindeutig, Draco. Potter hätte sterben können". Sie machte eine kleine Pause. "Wir können das Risiko nicht riskieren und warten bis er aufwacht".
"Gestern sagten sie etwas anderes".
"Ich weiß was ich sagte, Mr. Malfoy. Tatsache allerdings ist, dass wir die Sicherheit unserer Schüler nicht gewährleisten können solange sie hier si..."
"Sie schicken mich nach Hause?" unterbrach er sie.
"Ja", war ihre stumpfe Antwort. "Sie werden heute Abend vom fahrenden Ritter abgeholt".
Draco wollte noch etwas sagen, sich rechtfertigen aber ihm blieben die Worte im Hals stecken.
"Sie können Koffer packen gehen, Malfoy".
Er nickte nur kurz und ging dann ebenfalls aus dem Büro der Direktorin. Er wusste nicht, was er fühlen sollte, er wusste nicht, was er denken sollte und vor allem wusste er nicht, wie es weiter gehen sollte. Er hatte dem Gryffindor ein versprechen geben, dass er nun brechen musste, weil jeder der Meinung war, dass er ihn umbringen wollte. Dracos Hals war trocken, während seine Hände fast schon schweißnass waren. Er wusste, wenn er jetzt packen gehen würde William schon auf ihn warten würde.
Im Sytherin Schlafsaal angekommen schmiss sich Draco erste Mal auf sein Bett.
Er hatte noch ein bisschen Zeit bevor er anfangen musste seine Sachen einzupacken, um sich dann vom fahrenden Ritter wieder zum Malfoy Manor fahren zu lassen. Schon bei dem Gedanken, dass er in wenigen Stunden schon wieder in diesem Anwesen sitzen würde macht ihn nervös und ließ seine Hände zittern.
Die Tür des Schlafsaals schwang auf und mit einem breiten grinsen trat der Braunhaarige ein.
Provokant stellte er sich vor das Bett des Blonden und lächelte ihn an. Er sagte nichts, lächelt nur.
Draco sprang auf, stellte sich dem blauäugigen nah entgegen und packte ihn erneut am Kragen.
"Vorsichtig, Draco. Du hast doch nicht mal einen Zauberstab um dich zu wehren", lachte er.
Draco wollte etwas sagen, doch William griff nach seinen Handgelenken, zog ihn herum und stieß ihn gegen die Wand. Draco keucht kurz schmerzvoll auf. Der Braunhaarige ließ die Handgelenke des Blonden nicht los, pinnte sie mit einer Hand über Dracos Kopf fest, mit der andern Hand hob er das Kinn des Sylterins an.
"Vielleicht komm ich dich nach meinen Abschluss einfach mal besuchen, Malfoy." hauchte er gegen dessen Gesicht. "Ich bin mir sicher, dass es mir in der Seitenstraße, in der du dann leben wirst gefallen wird".
"Fass.mich.nicht.an".
"Wieso? Wird Potter böse, weil ich seinen Freund angefasst habe?" lachte der Braunhaarige. Er ließ die Hände des Blonden los.
"Also Draco, beeile dich lieber, sonst verpasst du deinen Bus". Provokant winkte er Draco mit einer Hand zu und ging lachend aus dem Schlafsaal.
Draco blieb einen Moment stehen, versuchte die Situation zu realisieren und fing dann an schnell seinen Koffer zu packen. Er schmiss einfach alles unachtsam hinein, schloss den Koffer und machte sich mit dem schweren Gepäck auf den Weg zum Schultor. Draco konnte es nicht vermeiden, dass die anderen Schüler ihn sahen und wieder fingen an alle über ihn zu reden. Das Getuschel drang tief in seine Ohren und er war sich sicher, dass es ihm auch im Traum noch verfolgen würde.
"Malfoy?" Draco zuckte leicht zusammen, als ihn eine Hand auf seiner Schulter aus seinen Gedanken zog. Der Blick den Draco von Ron bekam, tat fast weh. Er musste davon gehört haben.
"Was willst du Weasley?"
"Ich frage dich das nur ein einziges Mal. Hast du Harry ange..."
"Nein", sagte Draco ohne auch nur eine Sekunde zu zögern oder die Frage abzuwarten.
Ron hatte anscheinend nichts mehr zu sagen denn es blieb lange Still zwischen den beiden. Irgendwann schob Draco Rons Hand leicht von seiner Schulter.
"Richtest du ihn was für mich aus?" Ron nickte zögerlich.
"Sag ihm; Dankeschön und tut mir leid. Er soll sich ausruhen". Draco zwang sich zu einem lächeln, drehte Ron seinen Rücken zu und ging.  





It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt