Kapitel.42

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  Erzähler PoV.

"Lass und wieder rein gehen", flüsterte Harry leise gegen Dracos Lippen.
Die Sonne war bereits untergegangen und die Sterne strahlten auf das ungleiche Pärchen herab.
Draco nickte kaum merklich und ein kurzer, kühler Wind ließ ihn zusammenfahren.
Harry wusste nicht, ob das Gespräch mit dem Slytherin wirklich so gelaufen ist, wie er es sich vorgestellt hatte, doch er war glücklich.
Die Wut in ihm war komplett verschwunden und hatte Platz gemacht für viele andere Gefühle, von denen er nicht alle ganz deuten konnte, doch er konnte nicht anders, als zu lächeln.
Händchen haltend betraten die beiden den Fuchsbau wieder und noch immer saß die komplette Familie am Esstisch.
Keiner verlor ein Wort darüber, dass Draco und Harry sich einfach stumm zu ihnen setzte und sich am Gespräch beteiligten.
Ginny und Teddy kamen gerade wieder die Treppe hinunter.
Der Blauhaarige schien sich über den kleinen Schlafanzug, den er von Ginny angezogen bekommen hat, zu freuen und grinste über das ganze kleine Gesicht.
"Da fällt mir ein", bemerkte Molly, als sie Teddy sah. "Harry, ich wollte dich noch fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn Teddy heute bei Euch schläft. Arthur muss morgen besonders früh ins Büro und es wäre ungünstig, wenn die beiden sich gegenseitig wach halten. Er schläft ein wenig unruhig, vielleicht ist es besser, wenn er bei seinem Patenonkel schläft."
Kurz tauschte der Schwarzhaarige noch einen fragenden Blick mit Draco aus, um sicher zu gehen, dass es auch für ihn in Ordnung wäre.
Der Slytherin nickte kurz angebunden und wandte sich dann an den Tee, denn George ihn vor die Nase stellte.
"Geht in Ordnung", antwortete Harry flüchtig und achtete dann auf sein blauhaariges Patenkind, das aufgeregt in die Hände klatschte, als hätte er verstanden, dass er diese Nacht bei Harry und Draco verbringen würde.
"Vielen dank."
Harry lächelte Molly noch aufrichtig zu, ehe er Teddy aus Ginnys Arm nahm und ihn sich auf den Schoß setzte.
"Er sollte auch bald schlafen gehen", merkte sie noch an, ehe sie die leeren Tassen von Ron und Hermine in die Küche brachte.
"Ja, wir gehen auch bald", sagte Harry leise und strich Teddy durch die glatten Haare.
Obwohl das Kleinkind die Fähigkeit seiner Mutter geerbt hatte, war Harry sich sicher eine Menge von Tonks und Remus in seinem Gesicht wieder zu finden.
"Hermine und ich gehen auch schlafen. Gute Nacht", gähnte Ron, nahm die Hand seiner Freundin und stieg die Treppen rauf.
"Seid ihr alle alt geworden", flüsterte George gelangweilt. "Es ist doch noch früh."
"In Gegensatz zu dir, George, stehen wir nicht auf wann wir wollen", lachte Ginny und man sah George an, dass sein nächster Streich ihr gelten sollte.
Teddy gähnte müde und schmiegte sich ein wenig an Harrys Brustkorb.
Harry beobachtete das Kleinkind lächelnd, nickte Draco einmal zu und erhob sich dann von seinem Stuhl.
"Wir gehen hoch", flüsterte er und bekam von allen noch einen Gruß, ehe er, mit dem schlafenden Teddy auf dem Arm, die Treppe hochstieg.
Draco trottete den beiden stumm hinterher.
"Wir haben doch gar kein Bett für den kleinen", flüsterte Draco, als er sich auf Percys schmales Bett fallen ließ.
"Kannst du vielleicht kurz runter gehen und Molly danach fragen? Ich möchte ihn ungern wecken... "
Draco nickte stumm, schwang sich wieder aus dem Bett und stieg leise die Treppe hinab.
Es dauerte nicht lange, da hörte Harry, wie der Blonde die Treppe wieder hochstieg. Diesesmal jedoch etwas höher und wenige Minuten später betrat Draco das Zimmer dann doch. Er hatte seinen Zauberstab in der Hand und Teddys Kinderbett schwebte einfach hinter ihm her.
"Danke", lächelte Harry, als der Slytherin das Bett abstellte.
Vorsichtig legte der Schwarzhaarige sein Patenkind in das kleine, weiche Bett, strich ihm noch einmal durch die blauen Haare und gesellte sich dann zu seinem Freund, der sich bereits wieder aufs Bett gesetzt hatte.
Harry sah lange auf das Kinderbett, während er spürte, wie der Blick des älteren auf ihn lag.
"Es tut mir wirklich leid, Harry", hauchte Draco leise und rückte ein wenig näher an den Brillenträger heran.
"Es ist okay", erwiderte Harry leicht belustigt.
Tasächlich war Harry nicht mehr sauer auf den Slytherin, auch, wenn er sich selbst nicht erklären konnte, wieso seine Wut einfach verraucht war. Er wusste nur, dass es jetzt egal war, wie lange Draco wirklich weg war, die Hauptsache war, dass er jetzt bei ihm ist.
Harry merkte, wie Draco leicht seinen Arm um seine Hüfte legte und mit seinen kühlen Fingern unter sein dünnes T-shirt fuhr.
Sanft strich der Blonde über die warme Haut des Gryffindor.
"Wieso sind deine Hände immer kalt?", schmunzelte Harry leicht und lehnte sich ein bisschen in die Berührung des anderen.
"Ich weiß nicht", sagte Draco etwas nachdenklich. "Stört es dich?"
"Nein, es ist perfekt so."
Harry zuckte leicht zusammen, als er spürte, wie sich die weichen Lippen des Blonden auf seinen Hals legten und wie er anfing sanfte Küsse auf eben diesem zu verteilen.
Ein wohliges Seufzen entwich Harry, als Draco sich leicht an seinen Hals fest biss, nur um dann kurze Zeit später einen entschuldigenden Kuss auf die Stelle zu hauchen.
Harry presste seine trocken gewordenen Lippen aufeinander, als Draco sich von seinem Hals löste, um sich das Hemd und die Hose auszuziehen.
Der Schwarzhaarige konnte gar nicht anders, als Draco bei jeder seiner Bewegungen zu beobachten.
Allein der Anblick von Dracos heller Haut ließ den Gryffindor schwitzen und er schluckte schwer, als Draco sich Hose abstreifte und plötzlich nur noch in Boxershorts vor ihm stand.
"Hör auf zu starren, Potter", grinste Draco verschmitzt ohne Harry anzusehen.
Harry lachte kurz unbeholfen auf, sah den Slytherin jedoch weiter an.
Draco zog sich eine lockere, lange Hose über und gerade als er sich einen Pullover drüber ziehen wollte spürte er, wie sich Harrys Arme von hinten um seine Seiten legten.
"Willst du wirklich einen Pullover zum Schlafen anziehen?", flüsterte Harry leise und verteilte hauchdünne Küsse auf dem Schulterblatt des Blonden.
"Es ist kalt", sagte Draco nachdenklich und ließ die Arme sinken.
"Es ist alles andere als kalt."
"Ich friere."
"Ist es deswegen?", hauchte Harry gegen das Ohr des anderen und fuhr mit seinem Finger leicht über dessen linken Unterarm, auf dem blass das dunkle Mal zu sehen war.
Der Schwarzhaarige konnte spüren, wie Draco sich unter seiner Berührung verkrampfte.
Sowohl Harrys als auch Dracos Blick lagen nun auf dem Unterarm des Slytherin und einen Augenblick lang blieb es still zwischen den beiden, nur Teddys leises schmatzen war zu hören .
"Ja", hauchte Draco leise und wollte gerade erneut den Pulli ansetzten, da zog Harry ihn den aus der Hand.
"Tu das nicht."
"Harry.. ", flüsterte Draco fast schon flehend.
"Hör zu, es ist mir egal, ob du in der Öffentlichkeit bedacht langärmliche Sachen anziehst. Ich möchte nur nicht, dass du denkst, bei mir wäre das auch nötig."
"Du verstehst das nicht."
"Ich verstehe das sehr wohl", entgegnete er etwas schroff. "Und genau deswegen möchte ich, dass wenn wir zu zweit sind, dass du selbst bist, mit allem was dazu gehört und auch, wenn du es nicht hören willst, aber das dunkle Mal ist ein Teil von dir. Ich liebe dich und das wird sich durch einen Blick auf dieses Zeichen nicht ändern. Außerdem, wird dich niemand als neuer Mensch akzeptieren, wenn du es selbst nicht kannst."
Draco seufzte hörbar, drehte sich zu Harry um, drückte ihn einen kurzen Kuss auf die Stirn und nickte.
"Okay", hauchte er, ging ohne ein weiteres Wort auf das schmale Bett zu und legte sich hin.
Lächelnd sah der Schwarzhaarige ein letztes Mal zu seinem schlafenden Patenkind, ehe auch er sich in das Bett legte, die Brille abnahm und müde seine Augen schloss.
Kurz bevor er einschlief, spürte er noch, wie Draco sich an ihn schmiegte und seine Arme zum seine Seite legte.
Draco bemerkte schnell, dass er in dieser Nacht nicht der einzige war, der kein Auge zubekam.
Teddy schlief wirklich ziemlich unruhig und dementsprechend oft stieg Harry aus dem Bett und ließ Draco frierend zurück.
Immer wieder wachte der blauhaarige auf und fing laut an zu weinen und um die anderen nicht zu wecken, stieg der Schwarzhaarige binnen weniger Sekunden aus dem Bett und nahm sein Patenkind auf den Arm.
Sobald Teddy sich an Harrys warmen Brustkorb schmiegen konnte wurde er augenblicklich wieder still und schlief wieder ein.
"Bist du wach, Draco?", flüsterte Harry leise, nachdem er Teddy wieder hingelegt hatte.
"Nein und du?", schmunzelte Draco mit geschlossenen Augen.
"Tut mir leid", grinste Harry und schmiegte sich wieder an den Blonden. Er gähnte kräftig.
"Bleib das nächste Mal liegen", sagte Draco und küsste Harrys Haaransatz. "Ich steh auf."
Der Slytherin konnte nicht sagen, ob der Brillenträger ihn noch gehört hatte, denn Harrys Augen waren bereits wieder geschlossen und seine Atmung ging flach und regelmäßig.
Als Harry das nächste Mal seine Augen öffnete, fühlten sich seine Glieder zehn Kilo schwerer an.
Ein kurzer Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass es noch mitten in der Nacht war und plötzlich überkam den Gryffindor eine kurze Kälte.
Erst jetzt bemerkte er, dass der Platz neben ihm frei war.
Er zog die Decke etwas enger und sah sich einen Moment im Zimmer um.
Weder Draco, noch Teddy waren zu sehen.
Etwas besorgt setzte er sich im Bett auf, schob sich die Brille auf die Nase und ließ sein Blick kurz streifen.
Die Tür stand einen kleinen Spalt offen und Harry konnte sehen, dass aus dem Erdgeschoss ein mattes Licht schien.
Müde und verwirrt stieg er aus dem Bett, stieg möglichst leise die Treppe hinunter und sah sich im Wohnbereich der Weaslys um.
Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er sah, warum das Licht brannte.
Draco saß auf dem Sofa, sein Kopf genervt in seine Hand gestemmt, mit Teddy auf dem Arm.
Die Müdigkeit stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben und Harry wusste nicht ganz, ob er wirklich wissen wollte, was das für ein Fleck auf Dracos Pullover war, den Harry ebenfalls erst jetzt erkannte.

Es war einer von Harrys Pullovern, den er von Molly zu Weihnachten bekommen hatte.
Das große H auf der Brust von Draco ließ das Grinsen von Harry noch breiter werden.
Draco bemerkte den Gryffindor erst gar nicht, sondern sah nur weiter auf das Kleinkind, welches friedlich schlief.
Erst als Harry sich vor Draco hinkniete, zuckte der Slytherin erschrocken zusammen.
Anstatt irgendetwas zu Harry zu sagen nahm der Blonde seinen Zauberstab, der neben ihm lag und schwang ihn kurz.
"Ich hab über Teddy und mich einen Stille-Zauber gelegt. Ich wollte niemanden wecken. Er hat es mir gedankt, in dem er sich übergeben hat", murmelte Draco und zeigte mit einer Kopfbewegung auf den Fleck,
"Ist dir was aufgefallen?", flüsterte Harry glücklich und strich durch das Haar seines Patenkindes.
Draco schaute Harry einen kurzen Moment fragend an.
"Wirklich? Ist dir nicht aufgefallen, dass seine Haare hellblond geworden sind?"
"Nein", grinste nun auch Draco.
"Wie kann dir das nicht auffallen?"
"Sein Weinen hat mich mehr beschäftigt. Er scheint mich nicht so zu mögen. Bei dir wird er sofort still."
"Natürlich, er kann dich nicht leiden, deswegen ändern sich seine Haare auch so, dass sie deinen zum Verwechseln ähnlich sind."
"Ist er nicht noch zu jung um das zu beeinflussen?"
"Ich glaube, dass die Tatsache, dass er sich bei dir wohl fühlt, eine große Rolle spielt. Wollen wir ins Bett?"
"Er schreit, wenn ich versuche ihn hinzulegen."
"Komm", sagte Harry, nahm vorsichtig die freie Hand des Blonden und zog ihn leise die Treppen hoch. Ohne etwas zu sagen, nahm er Draco Teddy aus dem Arm, deutete mit seinem Kopf aufs Bett und wartete darauf, dass der Blonde sich hinlegte.
Kaum lag der Slytherin unter der Decke legte Harry sein Patenkind vorsichtig daneben, ohne ihn aufzuwecken und als auch Teddy lag, kroch der Schwarzhaarige ebenfalls unter die Decke.
"Eng", flüsterte Draco leise.
"Besser als gar nicht mehr zu schlafen", entgegnete Harry gähnend.
Draco brummte zustimmend, regte sich einen Moment im Bett und fuhr dann mit seinen Fingern durch die wilden Haare des Gryffindor.
Teddy lag zwischen den beiden auf dem Rücken, während Harry und Draco sich über ihn hinweg ansahen und ihre Augen immer schwerer wurden.

Am nächsten Morgen wurde Harry durch ein lautes klicken und einen hellen Blitz geweckt.
Blitzelend öffnete der Schwarzhaarige die Augen, sah aus dem Fenster und dann auf die Person, die das Klicken und den Blitz verursacht hatten.
Ron stand breit grinsend vor ihnen, mit der Kamera in der Hand und dem Finger auf dem Auslöser.
Während Teddy noch ruhig neben ihm lag, öffnete Draco ebenfalls blinzelnd seine Augen.
"Ich töte dich, Weasley.", murmelte er wütend, als er die Kamera des rothaarigen sah.
Binnen weniger Sekunden war der Blonde aufgesprungen und jagte Ron nun durch den kompletten Fuchsbau.
Einen Augenblick lauschte der Schwarzhaarige dem Geschrei der beiden, ehe er bemerkte, dass Teddy nun ebenfalls wach war.
Seine Haare waren nun wieder blau und er strahlte seinen Patenonkel freundlich an.
Harry konnte es kaum erwarten das Foto, welches Ron gemacht hatte, zu sehen.

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt