Kapitel. 43

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 Erzähler Pov.


Ein paar Tage waren vergangen, ohne, dass etwas Besonderes passierte. Teddy schlief nun jede Nacht bei Harry und Draco im Schlafzimmer und schon seit Tagen hatte das Kleinkind sein Bett nicht mehr benutzt. Jede Nacht lag er zwischen dem Gryffindor und dem Slytherin und schnarchte genüsslich vor sich hin.
Obwohl der Blonde noch immer seine bedenken hatte, nahm er Harrys Patenkind bereits viel besser auf und Teddy ließ sich von niemand anderen mehr füttern, als von Draco.
Das Leben im Fuchsbau gefiel Draco. Alles schien viel entspannter und familiärer zu sein, als er es gewohnt war und allein die Tatsache, dass sie sich am Frühstückstisch miteinander unterhielten erwärmten das Herz des Slytherin.
Bei seinen Elten herrschte oft einfach nur eisiges Schweigen und wenn einmal gesprochen wurde, dann war das Thema der dunkle Lord.
Das ausgelassene Lachen der Familie Weasley war ein ungewohnter Kontrast zu seine bisherigen Leben, doch das störte ihn nicht.
Am 31. Juli schliefen Draco und Harry noch, als Teddy bereits munter war und anfing auf ihnen herumzuklettern.
Laut lachte er in das Ohr des grauäugigen und legte sich belustigt auf dessen Brustkorb.
Ohne die Augen zu öffnen, strich Draco durch die blauen Haare des Kleinkindes, während Harry neben ihm ebenfalls langsam wach wurde.
Draco spürte, wie Harry sich regte, sich anscheinend die Brille auf die Nase setzte und sich dann ebenfalls an Teddy wandte.
"'Arry", lachte Teddy laut und ließ sich von Dracos Brust direkt in den Schoß des Schwarzhaarigen fallen.
"Morgen", gähnte Harry leise und nun schlug auch der Blonde die Augen auf.
Der Anblick des Gryffindor ließ Draco lächeln. Binnen weniger Sekunden, verlor der Slytherin sich in den Weiden ähnlichen Augen seines Freundes, der noch immer damit beschäftigt war mit Teddy herumzualbern. Fast wie von selbst fuhr der Blonde mit seiner Hand zu Harrys Kopf und strich mit seinen Fingern durch die wild abstehenden Haare.
"Harry?", flüsterte Draco mit leiser Stimme und fuhr Harry über die Wange.
"Hmm?", brummte Harry interessiert, während Teddy auf ihn drauf kletterte.
"Du solltest wissen, dass unsere letzte Zeit in Hogwarts die Hölle für mich war." Die Hand des Slytherin ruhte einen Moment auf Harrys Gesicht und ihre Augen trafen aufeinander. Während Harrys Blick voller Neugier war, war der des Blonden voller Zuneigung und Liebe.
"Doch du solltest auch wissen, dass du derjenige warst, der diese Hölle für mich erträglicher gemacht hat. Ich habe mich bei ein paar Leuten entschuldigt, doch nie bei dir, dabei bist du der wichtigste Mensch in meinem Leben. Es tut mir so unglaublich leid. Bitte, verzeih mir."
Harry biss sich lächelnd auf die Lippen, während Draco sein Gesicht immer näher führte.
"Danke", hauchte Harry glücklich. "Mir tut es auch leid."
Zaghaft berührten sich die Lippen der beiden, jagten Stromstöße durch ihre Körper und ließen eine Gänsehaut entstehen.
Teddy saß neugierig neben ihnen und gerade als Draco und Harry den Druck des Kusses nur ein wenig vertieften wurde die Tür aufgerissen und ein glücklicher Ron kam in das staubige Zimmer gestürmt.
"Alles Gute zum Geburtstag, Ha-" Ron stoppte, als er sah, dass Harry und Draco gerade stürmisch aufeinander gefahren sind.
Ruckartig drehte er sich um.
"Tschuldigt.", murmelte er leise und fuhr sich durch die Haare. "Sagt bescheid, wenn ich wieder hingucken kann."
"Du kannst gucken", lachte Harry leise und hievte Teddy von seinem Schoß.
Peinlich berührt drehte der Rothaarige sich wieder in die Richtung des Bettes, sah kurz dabei zu, wie Harry aus diesem stieg und schloss seinen besten Freund dann einen Moment in die Arme.
"Alles gute, Kumpel."
"Dankeschön", lächelte der Schwarzhaarige und löste nach einiger Zeit die Umarmung .
Draco war bereits mit Teddy aus dem Bett gestiegen und hatte ihn umgezogen.
Er selbst trug erneut den Pullover mit dem großen H drauf, den Harry von Molly zu Weihnachten bekommen hatte.
"Mum hat das Frühstück fertig. Hagrid ist auch schon da und Charlie und Percy sollten auch bald kommen."
Draco seufzte tief, überließ Teddy dem Rothaarigen und scheuchte ihn aus dem Zimmer.
"Ich hab deinen Geburtstag vergessen", merkte Draco monoton an, lehnte sich an die geschlossene Tür und fuhr sich genervt über das blasse Gesicht.
Ohne auf eine Reaktion von Harry zu warten, zog der Blonde sich den Pullover über den Kopf, schlüpfte in eine frische Hose und in ein sauberes Hemd.
"Ist doch egal", sagte Harry und beobachtete Draco, wie er jeden Knopf langsam zuknöpfte. "Ich hab noch nie viel auf meinen Geburtstag gegeben."
"Du hast dich an meinem Geburtstag in die Küche geschlichen, mir einen Kuchen gebacken und extra Kontakt zu deiner verhassten Tante aufgenommen und ich hab mich nicht einmal daran erinnert, dass du Geburtstag hast. Es ist nicht egal."
Wütend auf sich selbst ließ sich der Slytherin wieder aufs Bett fallen und schloss seine Augen.
Die Lust auf ein volles Haus und eine Geburtstagsfeier war ihn vergangen. Am liebsten wäre er den ganzen Tag mit im Zimmer geblieben.
"Es ist wirklich nicht schlimm, Draco.", schmunzelte der Gryffindor und setzte sich neben Draco, der mittlerweile wieder auf dem Rücken lag. "Wir müssen unsere Sachen packen. Wir reisen heute Abend nach dem Essen ab."
"Ich hab ja nicht einmal ein Geschenk."
"Draco, dass du hier bist, ist Geschenk genug", sagte Harry, lehnte sich ein wenig zu dem älteren runter und drückte ihn ein Kuss auf die Stirn. Der Schwarzhaarige wollte sich gerade aufrichten, um sich ebenfalls umzuziehen, da packte der Blonde ihn am Kragen seines T-Shirts und zog ihn in einen intensiven, liebevollen Kuss.
Stürmisch bewegten die beiden ihre Lippen gegeneinander, während Harry sich sanft auf das Becken von Draco setzte und seine Hände in dessen langen Haaren vergrub.
Federleicht fuhr Draco mit seiner Zunge über die warmen Lippen des Gryffindor, während seine kühle Hand unter das Shirt fuhr und anfing über Harrys Rücken zu streicheln.
Das sanfte Zungenspiel der beiden wurde durch aufkommenden Sauerstoffmangel unterbrochen und genüsslich platzierte der Schwarzhaarige seinen Kopf auf der Brust des Slytherin, lauschte dessen beschleunigen Herzschlag und genoss das Gefühl von Dracos kalten Händen auf seinem Rücken.
"Alles Gute zum Geburtstag, Harry", sagte Draco leise, strich dem Gryffindor ein letztes Mal über den Rücken und drückte ihn dann leicht von seiner Brust.
"Wir sollten langsam runter gehen."
Harry nickte stumm und zog sich unter Dracos lüsternen Blick frische Klamotten an.
Der Blonde war beinah schon etwas nervös, als er mit Harry zusammen die Treppe zur Küche hinunter stieg.
Die Weasleys hatten ihn soweit gut aufgenommen, doch wer sagte, dass auch Percy und Charlie ihm verziehen?
Einfach um seine eigene Nervosität zu überspielen nahm er die Hand des Brillenträgers.
Der Vorgarten der Weasleys war zu Harrys Geburtstag festlich geschmückt.
In der Luft hingen Girlanden und Luftballons, der große Tisch lag voll mit Konfetti und obwohl es erst früh am Morgen war stand eine riesige Torte auf dem Frühstückstisch.
Harry ließ die Hand des Slytherin los, als Hagrid auf sie zugetrampelt kam und Harry direkt in eine unsanfte und doch liebevolle Umarmung zog.
"Alles Gute zum Geburtstag, Harry", grölte der Halbriese laut, bevor er Harry wieder losließ.
Einen kleinen Moment herrschte Stille, ehe Harry sich bei ihm bedanke und Hagrid sich zu Draco wandte.
Der Blonde hatte zwar mit vielem gerechnet, doch nicht damit, dass Hagrid ihn, ohne ein Wort zu sagen, in den Arm nehmen würde.
Obwohl die Situation mehr als ungewohnt war und Draco nicht ganz wusste, was er tun sollte, war es für den Slytherin nicht unangenehm.
Die Umarmung dauerte nicht lange und doch fühlte der Blonde sich ein wenig besser als zuvor.
"Alles gute, Harry", sagte Charlie und kam mit einem freundlichen Lächeln auf den Schwarzhaarigen zu. Draco hatte noch nie ein Wort mit ihm gesprochen und als Charlie sich schließlich offiziell bei ihm vorstellte, rutschte Draco kein Wort aus dem Mund.
Der Rest der Familie nahm Harry nach und nach in Empfang, wünschten ihn alles Gute und für Dracos Geschmack dauerte die Umarmung von Ginny ein wenig zu lange.
"Komm her, Harry!", rief Ron vom Tisch aus. "Geschenke auspacken."
Schweigend ließ Draco sich von Harry an den Frühstückstisch ziehen.
Ron war der erste, der dem Schwarzhaarigen sein Geschenk in die Hand drückte.
Harry war nicht überrascht, dass das Ron ihm das Bild schenkte, dass er ein paar Tage zuvor, als Teddy die erste Nacht bei ihm und Draco geschlafen hatte, schenkte.
Egal wie oft Harry an diesem Tag nachgefragt hatte, Ron wollte ihm das Foto einfach nicht zeigen und nun hielt er es in den Händen.
Es war wunderschön. Man konnte sehen, wie die Sonne in das Zimmer schien und Draco war gerade dabei die Augen zu öffnen.
Immer wieder wiederholte sich das Bild und Harry konnte in das verschlafene Gesicht seines Freundes sehen. Harry wusste, dass egal was noch kommen würde, das wäre sein persönliches Highlight.
Als Nächstes drückte Hermine dem Gryffindor ihr Geschenk in die Hand. Schon bevor Harry die Möglichkeit hatte, das Päckchen zu öffnen, plapperte seine beste Freundin drauf los.
"Es ist ein Gutsein für eine Bowlingbahn bei den Muggeln. Ich dachte wir zeigen unseren Partnern einfach mal wie die Muggel Spaß haben."
"Danke, Mine'", lächelte er und konnte den neugierigen Blick von Draco auf den Gutschein spüren.
"Ich hoffe, dass du dabei auch an mich gedacht hast.", lachte Arthur und drückte dem Narbenträger ein weiteres Paket in die Arme.
"Es ist nicht besonders", erklärte er. " Ich hab es aus dem Ministerium. Ich dachte , dass es dich freut, wenn du sie ein paar Tage früher bekommst. Ron hat Tagelang darüber geschmollt."
Harry konnte seinen besten Freund leise schnaufen hören.
Aufgeregt zog er ein paar Kleidungsstücke aus dem Paket. Es dauerte einen Moment, bis Harry realisierte, dass es sich dabei um seine Auroren-Uniformen handelte.
Stolz überkam ihn und es dauerte einige Minuten, bis Harry es schaffte den Blick von seiner Uniform abzuwenden.
Auf der Brust stand in goldener Schrift "H. Potter.".
"Wow, vielen dank", murmelte er und legte sie ordentlich wieder zurück. Er würde sie später auf jeden Fall mal anziehen.
"Jetzt meins!", lachte George und drückte Harry eine kleine Packung in die Hände. "Aber bevor du sie aufmachst.."
George stand von seinem Platz auf und ging einige Meter vom Tisch weg, fast so, als würde er sich in Sicherheit bringen.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Geschenk jetzt noch aufmachen will.", lachte der Schwarzhaarige leise und zog die kleine Schleife vom Paket.
Harry hatte das Gefühl, dass Draco nun noch neugieriger über seine Schulter sah, als eigentlich schon.
Er zog den Deckel vom Päckchen und wurde direkt von zwei Ringen angestrahlt.
Draco schluckte schwer. "S-sollen das Verlobungsringe sein?"
Einen kurzen Augenblick traute sich keiner am Tisch etwas zu sagen, nur George, der noch immer einige Meter entfernt stand, brach im tosenden Gelächter aus.
"Keine Sorge, die sind nicht echt. Die verschwinden in den nächsten 48 Stunden einfach. Ich musste es einfach tun, entschuldigt", sagte George zwischen seinem lauten Lachen und setzte sich wieder neben seine Mutter, die ihn einen wütenden Blick zuwarf.
"Wenn das so ist", zuckte der Schwarzhaarige mit den Achseln, nahm einen der Ringe aus dem Päckchen, griff nach Dracos Hand und steckte ihn den falschen Ring an den Finger.
"Harry...", hauchte der Slytherin leise.
"Kein Stress. Sie verschwinden doch einfach wieder und es ist ein Geschenk. Wir sollten sie tragen."
Während Draco einen kleinen Moment verwirrt auf den Ring schaute, konnte Harry sich das Lachen nicht verkneifen und drückte dem Blonden einen kurzen Kuss auf den Scheitel.
"Bevor ich es vergesse, Harry.", sprach Arthur weiter. "Ich habe das alte Motorrad von Sirius wieder zum Laufen gebracht. Es gehört dir, wenn du willst."
Harrys Herz machte einen kleinen Hüpfer. Er hatte das Gefühl, dass er nie glücklicher war, als in diesem Moment.
"Du hast einen Brief von Andromeda und Prof. McGongall bekommen.", lächelte Molly und schob Harry zwei Briefe vor die Nase.
"Hat sie wieder so viel nach Teddy gefragt?", fragte Ginny leise, während Teddy auf ihrem Schoß herum turnte.
"Ja. Sie hat keine Ruhe."
"Was ist denn los mit ihr?", fragte Harry leicht besorgt, während Draco neben ihm ein wenig hellhöriger wurde.
"Teddy ist zum ersten Mal von zuhause weg, seitdem er bei ihr lebt. Sie macht sich Sorgen. Seit dem Tod von Ted ist sie nicht mehr dieselbe. Ich glaube, sie würde gerne von vorne anfangen, doch momentan opfert sie all ihre Zeit für Teddy."
"Was soll da heißen, sie will neu anfangen?", fragte Draco schließlich leise. "Will sie nicht, dass der kleine bei ihr wohnt?"
"Sie liebt Teddy.", hauchte Molly, "Doch, wenn sie könnte, dann würde sie einfach weggehen."
Harry sah, wie Draco sich leicht auf die Unterlippe biss und nur wenige Sekunden später spürte er dessen kalte Hand in seiner eigenen.
"Ist alles okay?", fragte Harry leise.
"Wenn wir zuhause sind, dann muss ich mit dir reden..."


It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt