Kapitel.45

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  Erzähler PoV.

"Draco, könntest du vielleicht für zehn Minuten von dieser Leiter herunter kommen? Wir haben Besuch." Genervt verschränkte Harry die Arme vor seiner Brust, während er sich träge in den Türrahmen lehnte.
"Wenn du mir nicht helfen willst, dann verschwinde", knurrte der Blonde und drehte sich wieder zurück zur Wand.
"Es steht noch nicht mal ansatzweise fest, ob wir Teddy adoptieren, könntest du also aufhören das ganze Haus zu renovieren?"
Wütend stieg der Slytherin die Leiter hinunter und stellte sich dem Schwarzhaarigen mit verzogenen Augenbrauen gegenüber.
"Wenn du mir nicht helfen willst, dann verschwinde...", wiederholte er langsam und hielt dem Gryffindor den Pinsel unter die Nase. "Dieses Haus ist alles andere als Kinderfreundlich und ich dachte, wir waren uns einig, als wir sagten, dass wir DEIN Patenkind bei uns aufnehmen."
"Wir sind uns auch einig, aber es bringt doch nicht, das Haus jetzt zu renovieren, wenn wir noch nicht einmal mit Andromeda darüber gesprochen haben. Vielleicht sagt sie nein."
Draco brummte genervt, drehte sich von Harry weg und ging zurück zu der Leiter, auf der er bis eben noch stand.
"Kommst du jetzt bitte mit?", fragte Harry vorsichtig nach, doch Draco ignorierte ihn und fing bereits wieder an die Wand zu streichen.
Seufzend drehte Harry sich aus dem Zimmer, stieg die Treppe zum Keller hinunter und ließ sich neben Ron auf einen der Stühle fallen. Keine Sekunde später stellte Kreacher dem Gryffindor eine Tasse Tee vor die Nase.
"Was macht er?", murmelte Ron, dessen Mund noch vollgestopft mit Keksen war.
Harry wich den umherfliegenden Krümeln aus und stützte seinen Kopf auf seinen Händen auf.
"Er renoviert.", höhnte der Schwarzhaarige. "Er hatte gestern seinen ersten Arbeitstag und als ich nach Hause gekommen war, stand er bereits auf dieser Leiter und hatte schon ein komplettes Zimmer fertig. Er hat sich dazu entschieden, das komplette Haus, ganz ohne zu Zaubern, fertig zu machen. Ich weiß nicht einmal, woher er das ganze Material hat. Es war einfach plötzlich da."
Ron sah seinen besten Freund einen kurzen Moment verwirrt an, ehe er anfing zu lachen.
"Du solltest doch froh sein, dass er sich so darum kümmert."
"Was ist, wenn Andromeda nein sagt? Wenn sie Teddy bei sich behalten möchte?"
"Selbst wenn", grunzte Ron. "Dieses Haus braucht auch ohne ein Kind eine Renovierung."
Harry brummte etwas unsicher und wollte gerade wieder anfangen zu sprechen, da hörte er, wie Draco die Treppe herunter kam.
Keinen Augenblick später stand der Blonde in der Tür. Erst jetzt fiel dem Schwarzhaarigen auf, dass der Slytherin Farbe in Gesicht und in den Haaren hatte, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren.
Seine Klamotten waren staubig und, obwohl er sein Gesicht wütend verzogen hatte, schien er entspannt zu sein.
"Selbst Weasley versteht das, Potter. Du musst ziemlich dumm sein", lachte er hohl und ließ sich gegenüber von Ron nieder, der über dessen Bemerkung nur die Nase rümpfte.
"Es ist doch immer wieder schön, von seinem eigenen Freund als dumm bezeichnet zu werden", murmelte Harry gegen seine Tasse.
"Jetzt übertreibe mal nicht.", höhnte Draco laut. "Ich hab dich schon ganz anders genannt und du hast dich nicht drüber aufgeregt."
Ron starrte zwischen den ungleich Pärchen hin und her.
"Soll ich Euch vielleicht alleine lassen?", fragte er leise. Der Rothaarige war sich noch immer nicht ganz sicher, wie er mit der Situation zwischen Draco und Harry umgehen sollte. Etwas unbeholfen nippte er an seinem Tee, während Draco und Harry sich böse anstarrten.
"Nein", seufzte der Schwarzhaarige. "Ich wollte dich um etwas bitten."
Augenblick wurden Draco und Ron hellhörig und setzten sich ein wenig aufrechter in ihre Stühle.
"Ich weiß, dass du und Mine' auch gerade erst mit Eurer Ausbildung angefangen habt und dementsprechend wenig Zeit habt", begann der Gryffindor leise zu erklären. "Trotzdem möchte ich Euch darum bitten, Draco und mich bei der Adoption von Teddy zu unterstützen. Ich möchte Euch den Kleinen nicht aufs Auge binden, aber Ihr würdet uns sehr helfen, wenn Ihr vielleicht zwischendurch mal auf ihn aufpasst."
Harry konnte hören, wie Draco schwer schluckte, doch er versuchte nur auf den Gesichtsausdruck seines besten Freundes zu achten. Seine Bitte war dreist, doch sie war nötig. Alleine würden Draco und er es nicht schaffen, sich um Teddy zu kümmern.
"Harry...", hauchte Draco leise, doch der Schwarzhaarige unterbrach ihn mit einer Handbewegung. Er hatte bewusst nicht mit dem Slytherin über sein Vorhaben gesprochen. Draco hasste es andere Leute um Hilfe zu bitten.
Langsam wurde der Schwarzhaarige nervös. Ron saß vor ihm und starrte einfach nur Löcher in die Luft.
"Ich wäre beleidigt, wenn wir nicht auf Teddy aufpassen dürften.", lachte der Rothaarige schließlich. "Harry, für Hermine und mich stand von Anfang an fest, dass wir Euch dabei unterstützen. Wir werden tun, was nötig ist um es Euch beiden so leicht wie möglich zu machen. Selbst Mum hat gesagt, dass ich Euch beiden hilft. Sie sagte, dass sie ihn Morgens nehmen kann, wenn Ihr arbeiten seid oder auch, wenn wir beiden mal Zeit für Euch braucht. Wobei ich mir nicht vorstellen will, wofür Ihr Zeit braucht."
Wiedereinmal wurde dem Schwarzhaarigen bewusst, was für ein Glück er mit den Weasleys hatte. Ihr jüngstes Kind war gerade erst dabei das Haus zu verlassen und trotzdem war Molly bereit, sich um ein weiteres Kind zu kümmern. Er konnte und wollte sich gar nicht vorstellen, wie sein Leben aussehen würde, wenn er sie nicht nach dem Weg zum Gleis 9 3/4 gefragt hätte.
Fast schon etwas unbeholfen fiel Harry seinem besten Freund um den Hals. Er hatte das Gefühl, dass er nicht glücklicher sein könnte.
"Eine kleine Bitte hätte ich noch...", grinste der Brillenträger, als er sich wieder von Ron löste.
"Alles was du willst, Kumpel."
"Würdet Ihr uns ab morgen beim Renovieren helfen?"
Ron lachte hell. "Na klar. Meinetwegen können wir auch direkt anfangen."
"Das ist nett, aber ab morgen reicht völlig. Draco und ich haben noch vor jemanden zu Besuchen."
Im Augenwinkel konnte Harry erkennen, wie Draco verwundert die Augenbrauen verzog.
"Wen wollen wir denn Besuchen?", fragte der Slytherin leicht skeptisch.
"Das ist eine Überraschung."
Ron blieb nicht mehr lange bei Draco und Harry. Bald schon ließ er sich von Harry zur Tür begleiten, disapparierte nach Hause und ließ das ungleiche Pärchen damit wieder alleine.
Draco saß noch immer stumm am Küchentisch und rührte nachdenklich in einer Tasse Tee, während Kreacher um ihn herum begann Abendessen zuzubreiten.
"Du kannst aufhören zu kochen, Kreacher.", sagte Harry, als er die Küche wieder betrat. "Draco und ich essen heute in der Winkelgasse."
Grummelt ließ der Hauself alle Töpfe und Pfannen auf den Boden fallen und verließ schlurfend den Keller.
"Was wollen wir denn da?", fragte der Blonde, ohne den Schwarzhaarigen anzusehen. Seine vorherigen Bemerkungen taten ihm ein wenig leid.
"Wir treffen uns mit Andromeda", sagte Harry stumpft. "Wir reden heute mit ihr über Teddy."
"Ist das dein Ernst?"
"Natürlich." Harry nahm sich ohne ein weiteres Wort seinen Tee Tasse, trank den letzten Schluck daraus und ging dann, ohne Draco zu beachten aus der Küche heraus.
"Was heißt das?", fragte der Slytherin und folgte dem Schwarzhaarigen ins Schlafzimmer.
"Was soll das schon groß heißen, Draco?", seufzte Harry, ließ sich aufs Bett fallen und fing an sich die Schuhe anzuziehen.
"Willst du mich verarschen? Heißt das, dass wir Teddy bei uns aufnehmen?"
"Das heißt, dass wir heute mit ihr über dieses Thema reden. Sie weiß als einzige noch nicht, dass wir planen Teddy zu adoptieren, dabei ist sie diejenige, die es am meisten betrifft. Abgesehen von Teddy selbst natürlich."
Draco nickte stumm, ließ sich neben Harry fallen und lehnte seinen Kopf an dessen Schulter an.
Er selbst wusste nicht, was er fühlen sollte. Sie waren kurz davor ein Kleinkind zu adoptieren, wo sie doch gerade selbst erst aus der Schule raus waren. Er war froh, dass Harry seinen besten Freund und dessen Familie um Hilfe gebeten hatte und das, obwohl der Schwarzhaarige derjenige war, der zweifel an der Adoption hegte.
Gleichzeitig hatte der Blonde bedenken. Würden sie es wirklich schaffen sich um Harrys Patenkind zu kümmern? Würde Teddy sich bei ihnen wohl fühlen? Würde Andromeda Teddy nicht vermissen?
Draco entfuhr ein Seufzen, als er spürte, wie Harry anfing mit seinen warmen Händen zart durch seine Haare zu streichen.
"Mach dir nicht so viele Gedanken.", flüsterte Harry leise und drückte dem Blonden einen Kuss auf den Kopf. "Komm, wir müssen los."
Harry stand vom Bett auf und augenblicklich wich die Wärme, die Harry ausstrahlte und machte Platz für aufkommende Nervosität.
Wenig später fanden Draco und Harry sich bereits in der Winkelgasse wieder.
Während Harry sich entspannt auf einen der Stühle im Café gesetzt hatte, saß der Blonde unruhig auf seinem Platz. Er hatte nie wirklich Kontakt zu seiner Tante und fragte, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte.
"Machst du dir Sorgen?", zog der Schwarzhaarige den Slytherin aus seinen Gedanken.
Draco nickte stumm.
"Sie bringt Teddy mit", erklärte Harry ruhig. "Wenn du möchtest, dann überlasse mir das Reden und kümmere dich um ihn."
Etwas steif öffnete der Blonde seinen Mund, um etwas zu sagen, würde jedoch von Andromeda, die plötzlich mit Teddy auf dem Arm hinter ihm stand, unterbrochen.
"Hallo ihr beiden", begrüßte Andromeda die beiden. "Es ist schön Euch zu sehen."
Harry stand Wortlos auf, nahm Andromeda vorsichtig in den Arm und ließ sich dann Teddy übergeben.
"Hallo Draco.", grinste sie ihn an, als er es Harry gleich tat. "Es ist schön zu sehen, dass du gesund bist."
Draco bedankte sich stumm bei seiner Tante, nahm Teddy auf den Arm und ließ sich zurück auf seinen Stuhl fallen.
"Wie geht es dir, Andromeda?", fragte Harry höflich und setzte sich ebenfalls wieder auf seinen Stuhl. Andromeda ließ sich gegenüber von den beiden nieder.
"Mir geht es soweit gut. Teddy hält mich Nachts nur gerne wach. Seitdem er zurück ist, brabbelt er nur noch von Euch beiden. Wie geht es Euch? Draco, ich hab gehört, dass du eine Ausbildung zum Heiler angefangen hast."
Draco brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass seine Tante mit ihm sprach. Ohne sie anzusehen, strich er Teddy durch die blauen Haare.
"Woher weißt du das?", fragte er vorsichtig.
"Es stand im Tagespropheten. Ich weiß, dass man dem zwar nicht immer vertrauen kann, aber die Vorstellung allein hat mich sehr gefreut."
"Ich lese den Tagespropheten nicht mehr, seit sie geschrieben haben, dass ich versuchte habe Harry mit einem Schockzauber zu töten.", erklärte der Blonde ruhig. "Aber ja, ich habe eine Ausbildung zu Heiler angefangen."
Erneut überkam dem Slytherin der Stolz und er grinste leicht, während Teddy anfing mit seinen Fingern zu spielen.
"Ich erinnere mich an diesen Artikel, soweit ich weiß wurde er aber einige Tage später widerlegt. Prof. McGonagall hat damals persönlich darauf bestanden."
Dracos Lächeln wurde noch ein wenig breiter, als er sich daran erinnerte, dass Minerva damals zu ihm sagte, dass sie sich für ihn darum kümmern würde. Es machte ihn glücklich, dass sie ihr Wort gehalten hatte.
"Es freut mich, dass du etwas gefunden hast, was dir Spaß macht."
Draco nickte gedankenversunken und überließ wieder Harry das reden.
"Andromeda...", begann der Schwarzhaarige fast schon etwas schüchtern. "Du kannst dir denken, dass wir dich nicht ohne einen Grund um ein Treffen gebeten haben."
"Ihr wollte Teddy bei Euch aufnehmen", lächelte sie und legte ihre Hände in ihren Schoß.
Draco und Harry blieb einen Moment die Luft weg.
"Ihr beiden seid nicht die ersten, die mir anbieten ihn mir abzunehmen. Seit dem Tod von Ted und Tonks kommen immer wieder Leute auf mich zu und fragen mich, ob es nicht besser wäre, wenn ich neu anfange. Sie haben alle Recht, ich sollte neu anfangen, aber ich weigere mich, Teddy an Leute zu geben, die denken sie wüssten, was gut für mich ist. Sie alle wollen Teddy nur nehmen, weil sie denken ich sei traurig und nicht, weil sie Teddy und mich lieben."
Harry nickte nur stumm. Er konnte sich denken, dass Andromeda einen hohen Redebedarf hatte.
"Ich liebe Teddy. Er ist alles, was ich noch habe und doch habe ich nur darauf gewartet, dass du zu mir kommst, Harry. Du bist der einzige, den ich Teddy anvertrauen würde, mit Draco an deiner Seite sogar noch ein wenig mehr."
"Heißt das, dass du mit der Adoption von Teddy einverstanden wärst?", platze es aus Draco heraus.
"Grundsätzlich ja", grinste sie. "Allerdings seid ihr beide noch Jung und Harry, du lebst im Grimmmaulsplatz. Das ist kein guter Ort für Kinder. Ich weiß, wovon ich reden."
"Ich hab bereits angefangen zu renovieren!", erklärte der Blonde aufgeregt. "Harry hat heute mit den Weasleys gesprochen. Sie helfen uns!"
"Seid ihr beiden Euch ganz sicher, dass ihr Teddy bei Euch aufnehmen möchtet? Ihr übernimmt Verantwortung für ein einjähriges Kleinkind, das beide Eltern verloren hat, bevor es überhaupt sprechen konnte. Harry, du müsstest am besten wissen, wie es ist so aufzuwachsen. Ich vertraue Euch, aber bitte seid Euch bewusste darüber, was das für Euch bedeutet."
Draco und Harry warfen sich einen flüchtigen Blick zu. Harry sah in die grauen Augen seines Freundes und wusste sofort, dass sie das richtige taten. Teddy gehörte zu ihnen.
Die beiden nickten sich zu und fast wie von selbst nahm der Schwarzhaarige die Hand des älteren.
"Wir sind uns dessen bewusst", grinste der Gryffindor. "Wir möchten Teddy bei uns aufnehmen und dir einen Neuanfang ermöglichen."  

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Hey :3 

Tut mir leid, dass das Kapitel so waaaahnsinnig spät kommt, aber manche von Euch wissen vielleicht, dass ich im April meine Ausbildung angefangen habe. Wir haben jetzt die Probezeitprüfung hinter uns und kommen bald in die Praxis, da werd ich wieder mehr Zeit zum schreiben habe. Wobei diese FF bald an ihrem Ende ist, aber eine neue steht bereits in den Startlöchern :3


Danke fürs lesen <3 

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt