Kapitel.32

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  Erzähler PoV.

Obwohl Draco es gewohnt war, seinen Geburtstag in Hogwarts zu verbringen, fühlte es sich in diesem Jahr anders an.
Als er am Morgen die Augen aufschlug, hatte der Slytherin für einen Moment vergessen, dass seine Eltern in Askaban sitzen und innerlich hatte er sich bereits darauf gefreut, den Brief, den sie ihn schicken würden, lesen zu können. Erst ein paar Sekunden später fiel ihm ein, dass Narzissa und Lucius wohl gerade nicht in der Lage waren, ihm einen Brief zu schreiben, falls sie überhaupt wussten, welcher Wochentag es gerade war.
Der Schlafsaal, den er sich mit ein paar anderen Jungs teilte, war bereits leer und als der Blonde auf die Uhr sah, stockte ihn für einen Moment der Atem.
Es war egal, wie sehr er sich beeilen würde, denn er würde so oder so zu spät zum Unterricht kommen. Wenn er Glück hatte, dann würde er nur fünf Punkte für Slytherin verlieren oder sich nur eine Stunde Nachsitzen verdienen.
Einen kurzen Moment noch, blieb er liegen, mit den Gedanken bei seinen Eltern, bevor er aus dem Bett stieg, sich in frische Klamotten zwängte, nach seiner Tasche und seinem Zauberstab griff und sich, mit knurrenden Magen, auf den Weg in den Unterricht machte.
Draco wusste bereits, als er aufgewacht ist, dass es kein besonders guter Tag werden würde und die Tatsache, dass er, auf den Weg zum Unterricht, auf Peeves traf, bestätigte seine Annahme.
Der Poltergeist schien an diesen Morgen besonders gut drauf zu sein, denn ohne mit der Wimper zu zucken, leerte der Geist einen Eimer Wasser über dem Blonden.
"Darfst nicht zu spät kommen, Malfoooy", lachte der kleine Mann schadenfroh, warf mit dem Eimer nach Draco und verschwand so schnell wieder, wie er aufgetaucht war.
Der Blonde strich sich die feuchten Haare aus dem Gesicht, kontrollierte kurz seine Schultasche, um zu prüfen,ob seine Bücher etwas von dem Wasser abgekommen haben und setzte dann seufzend seinen Weg in den Klassenraum fort.
Etwas zurückhaltend klopfte der Slytherin schließlich an der Kerkertür.
"Ja, herein", hörte er den Professor, von der anderen Seite der Tür, rufen.
Das Wasser, das Peeves über ihn geschüttet hatte, war so kalt, dass Draco Hände leicht zitterten, als er die Türklinke herunter drückte und ins dunkle Klassenzimmer trat.
Alle Blicke waren auf ihn gerichtet und er konnte einige Mädchen, in der vordersten Reihe, lachen hören.
"Mr. Malfoy", stöhnte sein Lehrer und musterte den Blonden ausgiebig. "Was ist den mit ihnen passiert?"
"Peeves." nuschelte er leise und setzte sich auf den letzten freien Stuhl, in der hintersten Reihe.
"Ach du liebe Güte." keuchte der Professor und zückte seinen Zauberstab. "Halten Sie einen Moment still."
Draco tat, was sein Lehrer ihm sagte und ehe er einmal hätte blinzeln können, waren seine Haare und seine Klamotten wieder so trocken, wie vor der Begegnung mit dem Poltergeist.
Mit einem einfachen, kurzen nicken bedankte der Blonde sich und zog seine Bücher aus seiner, zum Glück trocken gebliebenen, Tasche.
"Nichtsdestotrotz, Mr. Malfoy. Ich muss Slytherin leider zwanzig Punkte für ihre Verspätung abziehen." Ein Allgemeines seufzen ging durch die Slytherins und obwohl Draco nicht hinsah, konnte er die stechenden Blicke spüren.
Draco wollte gerade seinen Mund aufmachen, um zu widersprechen, denn zwanzig Punkte waren doch etwas übertrieben, als ihn jemand zuvor kam.
"Professor, finden sie nicht, dass zwanzig Punkte etwas zu viel des Guten sind?" hörte Draco den Schwarzhaarigen Gryffindor durch das Klassenzimmer sagen.
Einen kurzen Augenblick hatte der Slytherin das Gefühl, dass sein Herz einen Aussetzer gemacht hatte, nur um dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter zu schlagen.
Er schluckte schwer und sah dem Brillenträger stumm dabei zu, wie er mit dem Lehrer diskutierte.
"Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Mr. Potter", sagte ihr Professor, fast schon entsetzt über die Anmerkung des Gryffindors. "Gar nichts", entgegnete Harry kühn. "Doch bei allem Respekt, Sir; zwanzig Punkte, dafür, dass Draco zu spät ist, obwohl er offensichtlich von Peeves abgehalten worden ist, sind übertrieben."
"Es ist nicht Ihre Angelegenheit", keifte er, offensichtlich genervt von dem Schwarzhaarigen.
"Aber, Professor", wollte Harry gerade weiter machen, doch der Professor hob zischend seine Hand und brachte den Gryffindor damit zum Schweigen.
"Fünf Punkte Abzug für Gryffindor." Damit war für den Professor alles gesagt und ohne ein weiteres Wort, drehte er Harry den Rücken zu und ging wieder zur Tafel, um mit dem Unterricht fortzufahren.
"Du Idiot", zischte ein Mädchen aus Gryffindor dem Schwarzhaarigen entgegen. "Kann uns doch egal sein, wie viele Punkte Slytherin abgezogen bekommt."
Ohne auf das Mädchen zu achten, drehte Harry sich zu Draco. Mitleidig lächelnd zuckte der Brillenträger mit den Schultern, als wolle er Draco sagen; "Tut mir leid, aber ich hab's versucht."
Draco nickte leise lachend.
"Seite 256 in Ihren Büchern", rief der Lehrer in die Klasse, doch Draco dachte gar nicht daran den Blick von Harry zu nehmen.
Viel zu gebannt war er von den grünen Augen, die ihn noch einen kurzen Moment anstrahlten, bevor er sich wieder zur Tafel drehte.
Draco hingegen schaute weiter auf den Schwarzhaarigen, beobachtete ihn fast die ganze Stunde lang.
Er schaute auf Harrys wilden Haare, sah ihn dabei zu, wie er den Text ,der in Buch stand, auf sein Pergament übertrug oder wie er sich leise mit Ron unterhielt und innerlich wünschte er sich, dass er mit den Rothaarigen den Platz tauschen könnte.
Irgendwann, die Stunde war bereits fast zu Ende, ging ihr Lehrer eine Runde durch die Schülerreihen, um zu kontrollieren, wie weit sie mit dem Text aus dem Buch waren.
Draco hatte schnell seinen Blick von Harry genommen und auf den Text im Buch gerichtet.
Er hielt den Atem an, als der Professor vor ihm halt machte und ihn musterte.
"Wie ich sehe...", nuschelte er leise. "Halten sie es nicht für nötig, an Ihren Geburtstag den Anweisungen Ihrer Lehrer folge zu leisten, Mr. Malfoy?"
Mir erhitzen Wangen schüttelte der Slytherin den Kopf. "Verzeihung, Sir.", flüsterte er leicht beschämt.
"Ich ziehe Slytherin zehn weitere Punkte ab.", sagte er nun lauter als zuvor und wieder hörte Draco die anderen Slytherin seufzen.
Als ihr Lehrer die Stunde beendete, war der Blonde der erste, der aus dem Klassenzimmer stürmte.
Er drängte sich durch die Schülermengen zum nächsten Klassenraum und wartete dort auf die Ankunft ihrer Direktorin, bei der sie nun Verwandlungen hatten.
Die Stunden bei der alten McGonagall zogen sich wie Kaugummi und als die Direktorin ihre Schule zum Mittagessen entließ, konnte Draco seinen Hunger nicht weiter ignorieren.
Er ließ sich seufzend an den Tisch der Slytherins fallen. Viele seiner Klassenkameraden warfen ihm wütende Blicke zu, während er sich den Teller mit Essen füllte.
Er versuchte sie zu ignorieren und sich nur auf das Essen vor seiner Nase zu konzentrieren.
Mittlerweile war er sich sicher, dass dieser Tag sich nicht mehr zum guten Wenden würde und er überlegte kurz, ob er nicht einfach wieder in den Schlafsaal gehen sollte, um die letzten beiden Stunden zu schwänzen.
Innerlich schüttelte er den Kopf. In wenigen Tagen würden die Prüfungen beginnen und um diese zu bestehen, durfte der Blonde nun keine weitere Schulstunde verpassen.
Draco versuchte den Gedanken an die Prüfungen und an das was danach kommt zu verdrängen.
Jeder Gedanke an seine unklare Zukunft machte ihn nervös und ließ ihn nachdenklicher werden als es gut für ihn war.
Er schob sich gerade die letzte Gabel seiner Pastete in den Mund, als Harry an den Tisch der Slytherins gestürmt kam.
Dracos Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich.
"Hey.", grinste der Brillenträger ihn entgegen. Der Blick des Blonden wanderte wie von selbst wieder auf die schwarzen Haare des Gryffindors.
"Hallo", nuschelte Draco mit halbvollen Mund.
Einen kurzen Moment sahen die beiden sich in die Augen ehe Harry grinsend fortfuhr. "Hast du Lust nach dem Abendessen mit mir zum See zu kommen?"
Tatsächlich hatte der Blonde noch nicht wirklich auf das Wetter geachtet. Viel zu beschäftigt war er damit, sich zu fragen, wann dieser Tag enden würde.
Ein Blick auf die Decke der großen Halle verriet ihm, dass am Himmel keine Wolke zu sehen war und die Sonne ungebremst auf das große Schloss fiel.
"Eigentlich hab ich eine Menge Hausaufgaben, Potter."
Der Text, den sie in Zaubertränke hätten abschreiben sollen, wurde ihnen als Hausaufgabe gegeben und da der Blonde in der Doppelstunde nicht Mal angefangen hatte, und die Aufgaben, die ihnen Prof. McGonagall ihnen gegeben hatte, auch nicht wenig waren, hatte der Slytherin wirklich genug zu tun.
Harry grummelte leise. "Ach komm schon. Du kannst bei diesem Wetter nicht im Kerker sitzen und Hausaufgaben machen."
"Dann setze ich mich in die Bibliothek.", grinste Draco gespielt, schob seinen Teller beiseite und stand von der Bank auf.
"Ich sag einfach Hermine, dass sie dich wieder zum See schleifen soll.", lachte der Schwarzhaarige.
Draco seufzte nur tief und ging ohne den Schwarzhaarigen zu Antworten zur Tür der großen Halle. Harry ging ihm grinsend schweigend hinterher.
"Wir sehen uns dann dort.", rief Harry Draco hinterher, als dieser die große Halle verließ.

Die Doppelstunde Kräuterkunde verlief einigermaßen entspannt. Jedenfalls für die Schüler, die nicht Draco Malfoy hießen.
Prof. Sprout hatte nur beiläufig erwähnt, dass es überaus wichtig war, dass die Schüler ihre Schutzhandschuhe anziehen und Draco, der nur mit halben Ohr zugehört hatte, hatte das Pech zu vergessen, dass sie in jeder Stunde diese Handschuhe tragen mussten.
Die Pflanze, mit der sie in dieser Stunde zu tun hatten, hatte nicht lange gezögert und den Blonden Slytherin in die Hand gebissen.
Es dauerte keine zwei Sekunden, da hatte Prof. Sprout ihn unverzüglich zu Madam Pomfrey geschickt.
Der Blonde durfte die letzten beiden Schulstunden unter der Beobachtung der Heilerin verbringen und als Madam Pomfrey ihn entließ, war dem Slytherin der Appetit vergangen.
Obwohl Draco wirklich den ganzen Abend hätte seine Aufgaben machen müssen lief er, vom Krankenflügel aus, direkt in seinen Schlafsaal, um dort seine Tasche abzulegen und sich dann auf den Weg zum See zu machen.
Er hatte das Gefühl, dass die Anwesenheit des Gryffindors diesen Tag doch noch retten könnte.

Seufzend ließ der Blonde sich auf einen Stein, nah des Wassers, fallen und starrte auf den See, der ruhig vor ihm lag.
Draco selbst hätte beinah vergessen, dass es sein Geburtstag war, er nun wieder ein Jahr älter ist und es bereits über ein Jahr her ist, seitdem seine Eltern nach Askaban geschickt wurden sind.
Er erinnerte sich noch gut an den Tag, nachdem Voldemort besiegt wurde. Er erinnerte sich noch gut daran, wie glücklich seine Mutter darüber war, dass die noch am Leben waren.
Bei dem Gedanken an seine Mutter schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen, doch ehe er den Gedanken an sie vertiefen konnte, ließ Harry sich seufzend neben ihn nieder und holte ihn zurück in die Realität.
Während Draco ihn ein wenig erwartungsvoll ansah, grinste der Schwarzhaarige ihn nur an.
Erst jetzt fiel dem Blonden auf, dass er einen Teller in Hand hatte, auf dem eine kleine Torte lag, mit einer dunkelgrünen Aufschrift 'Alles Gute, Draco'
Als Harry sah, dass Draco die kleine Torte musterte, wurde sein Grinsen ein wenig breiter.
"Hey.", grinste der Schwarzhaarige und Draco war sich sicher, dass sich die Stimme des Gryffindors noch nie so sanft angehört hat. Eine sanfte Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus.
"Hey.", flüsterte Draco leise.
"Alles Gute zum Geburtstag, Draco.", sagte Harry noch immer grinsend.
Der Schwarzhaarige lehnte sich ein wenig zu dem Blonden und einen kurzen Moment dachte Draco, dass Harry ihn küssen würde.
Er zog die Luft scharf sein, sein Herz begann zu rasen und ihn durchfuhr es eiskalt. Er konnte spüren, wie sein Magen sich umdrehte.
Fast enttäuscht seufzte der Blonde, als Harry seine Arme vorsichtig um ihn legte und ihn in eine kurze Umarmung zog.
Obwohl der Blonde einem Kuss nicht abgeneigt wäre, war die Umarmung des Schwarzhaarigen genau das, was er brauchte. All die Anspannung, die sich den ganzen Tag über in ihn angesammelt hatte, schien von ihm abzufallen. Er konnte spüren, wie sich eine wohlige Wärme in ihn ausbreitete. Er widerte die Umarmung und legte seine zittrigen Hände auf Harrys Rücken.
"Danke.", flüsterte er leise gegen Harrys Ohr.
Nach kurzer Zeit lösten die Beiden die Umarmung und Harry drückte dem Blonden die kleine Torte auf den Schoß.
Verwundert sah der Slytherin den Brillenträger dabei zu, wie er erst ein mittelgroßes Paket aus seiner Robe zog und dann zwei kleine Gabeln, welche er auf den Teller neben die Torte legte.
"Woher hast du diese Torte, Potter?", fragte der Blonde leicht belustigt.
"Ich hatte vorhin eine Freistunde.", erklärte der Gryffindor. "Ich bin mit meinem Umhang in die Küche gegangen und hab sie mit den Hauselfen zusammen gemacht."
Draco wusste nicht ganz, was er sagen sollte. Er schluckte schwer und nickte kaum merklich.
"Ich hab noch was für dich.", lächelte Harry und griff nun nach dem Paket, welches er vorher aus seiner Robe gezogen hat. Er streckte es den Blonden entgegen.
"Ich brauche keine Geschenke von dir, Potter."
"Nimm es!" zischte Harry belustigt. "Ich habe lange überlegt, was ich dir schenken könnte. Du nimmst es!"
Mit noch immer zittrigen Fingern nahm der Blonde das Geschenk des Gryffindors entgegen und zog das schlichte braune Papier davon ab.
"Es ist nichts besonders.", sagte Harry, als Draco das Buch vorsichtig begutachtete. "Es ist ein bisschen anders, als die Bücher die du kennst, denke ich."
Draco sah kurz zu Harry auf, nickte und wandte sich dann wieder dem Buch zu.
"Der Einband ist ein wenig dicker und die Schrift ist auch anders, als du sie kennst.", erzählte Harry weiter. "Es ist ein Buch, wie es die Muggel lesen. Es tut mir leid, dass es nicht neu ist. Das war eines meiner Lieblingsbücher, als ich 10 war, aber es ist nichts für Kinder, keine Sorge."
"Warte." keuchte der Blonde und ließ seinen Finger über die Seiten streichen, um es schnell umzublättern. "Das war mal dein Buch?"
Harry nickte. "Ich hab es zum zehnten Geburtstag von einem der Nachbarn meiner Tante bekommen. Er hat wohl nur zufällig heraus gefunden, dass ich Geburtstag hatte und hat das erste Buch aus seinem Regal gegriffen. Ich hab es ein paar mal gelesen, aber ich weiß gar nichts mehr"
Draco sagte lange nichts, sondern sah sich die Seiten des Buches genau an. Er blätterte hin und her und las die ersten Wörter des Vorworts, während Harry ihn dabei zu sah.
"Wie gesagt; es ist nichts besonders. Ich wusste wirklich nicht, was ich dir schenken sollte. Irgendwann ist mir dieses Buch in den Sinn gekommen und ich habe meiner Tante geschrieben. Sie hat es mir geschickt, zwar etwas widerwillig, aber jetzt gehört es dir. Tut mir leid, falls es dir nicht gefällt."
"Nein. Es ist schön und es scheint spannend zu sein. Dankeschön.", sagte Draco schließlich und legte das Buch neben sich.
Der Blonde presste die Lippen aufeinander und versuchte Harrys Blick einzufangen.
Wieder sahen die beiden sich einfach an, ohne etwas zu sagen.
Dracos Hände sind schwitzig geworden und noch immer hämmerte sein Herz gegen seine Brust.
Auf Harrys Gesicht lag ein leichtes Lächeln und die Sonne ließ seine Augen noch strahlender wirken.
Gerade, als Draco das Gefühl hatte sich erneut in ihnen zu verlieren, unterbrach der Schwarzhaarige den Blickkontakt, griff nach einer der Gabeln und reichte sie Draco.
"Lass uns essen.", hauchte der Schwarzhaarige, nahm sich ebenfalls eine Gabel und fing an die kleine Torte, die mittlerweile zwischen ihnen stand, zu essen.
Draco konnte nicht anders, als zu lächeln und es Harry gleich zu tun.  

















It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt