Kapitel.11

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  Erzähler PoV.

Seit dem letzten Treffen zwischen Harry und Draco sind über 2 Monate vergangen. Der Schnee über Hogwarts war geschmolzen und hatte Platz gemacht für Tage voller Sonne, kühler Luft und Blumen, die langsam ihren Weg an die Oberfläche fanden.
Der Gryffindor hatte immer wieder versucht den Blonden zu erreichen. Er sendete ihm Eulen, um ihm ein Datum für ein neues Treffen vorzuschlagen, schickte Erstklässler mit einer Nachricht zu ihm, aber von dem Slytherin kam nie etwas zurück.
Jedes Mal nach dem Unterricht war Draco bereits verschwunden bevor Harry es geschafft hatte seine Sachen zusammen zu packen. Der Gryffindor hatte keine Chance an den Blonden dranzukommen. Allmählich gingen ihm die Ideen aus und vor allem hatte er keine Lust mehr, ihm hinterher zu rennen. Immerhin hatte Draco Harry um Hilfe gebeten und nicht anders herum.
Seit Tagen überlegte der Schwarzhaarige, wie er es schaffen konnte mit Draco zu reden, was sich schwierig gestalten könnte, denn Harry war nie allein. Immer hing entweder Ron, Ginny oder Hermine an ihm und Harry musste ganz dringend allein mit ihm sprechen. Noch dazu kam, dass die Prüfungen immer näher rückten und Harry und Ron oftmals den ganzen Abend mit Hausaufgaben verbrachten. Bei zusätzlichen Quidditsch-Training blieb dem Schwarzhaarigen nicht viel Zeit Draco aufzulauern, um ihn zur Rede zu stellen.
Es war der Freitag und Harry und der Rest hatten gerade eine unglaublich harte Stunde Verwandlungen hinter sich gebracht. Der Kopf des Schwarzhaarigen dröhnte und am liebsten hätte er sich jetzt in sein Bett gelegt und wäre nie wieder aufgestanden. Stattdessen musste er sich nun durch eine Stunde Zauberkunst quälen. Die ganze Stunde lang übten sie verschiedene Handbewegungen für verschiedene Zauber und am Ende der Stunde konnte sich Harry nicht so recht daran erinnern, welcher Zauber nun zu welcher Handbewegung gehörte.
Mit Ron, Hermine und Ginny machte er sich nach dem Unterricht in den Gemeinschaftsraum, um ihre Taschen wegzulegen, um dann zusammen zum Essen hinunterzugehen. Das erste was Harry tat, als er die große Halle betrat, war es Ausschau nach dem Blonden Syltherin zu halten. Er sah ihn eher selten bei den Mahlzeiten. Die letzten 2 Tage war Draco gar nicht in der großen Halle erschien. Am diesen Abend allerdings saß Draco wie üblich am Ende des Tisches, die Haare vors Gesicht hängend, schweigend.
Über das Abendessen hinweg konnte Harry nicht aufhören den Blonden anzusehen. Es machte ihn verrückt, dass Draco nicht mit ihm sprach. Er hatte ihn um Hilfe gebeten, traute sich aber nicht Harry anzusprechen, wenn er Probleme hatte?
Der Schwarzhaarige überlegte gründlich, wie er es schaffte, die anderen, wenn auch nur für eine Minute, loszuwerden. Er hielt diese Ungewissheit langsam nicht mehr aus.
Der Schwarzhaarige starrte Draco den ganzen Abend über an, in der Hoffnung, dass er zurück gucken würde und Harry mit einem Blick klar machen könnte, dass sie reden müssten.
Als es allerdings tatsächlich dazu kam, dass Draco seinen Blick von seinen Teller hob und kurz in Harrys Richtung schaute, kam es ganz anders, als der Schwarzhaarige es gedacht hätte.
Es dauerte keine zwei Sekunden, da war der Blonde schon aus der großen Halle gestürmt und hatte dabei fast alle Blick auf sich gezogen. Porf.Flitwick war ebenfalls aufgestanden und wollte dem Blonden gerade hinterher, als Harry sich von seinem Platz erhob, den anderen ein kurzes "Bin weg" zu murmelte und Prof.Flitwick sagte, dass er sich schon drum kümmern würde.
Harry hatte den Blonden sofort aus den Augen verloren, wollte allerdings unbedingt wissen, was los ist und rannte einfach drauf los. Er fand den Blonden schließlich draußen, unter einem Baum sitzend. Keuchend kam der Schwarzhaarige vor Draco zum Stehen. Der Blonde wollte gerade wieder aufstehen und abhauen, aber Harry presste ihn mit seinen Schultern an den Baum.
Die Sonne war bereits am Untergehen, es war kalt und sowohl der Blonde als auch Harry hatten lediglich ein T-Shirt an. Durch das dünne T-Shirt konnte der Schwarzhaarige Dracos Körperwärme spüren. Um Draco an Ort und Stelle halten zu können musste er viel Kraft aufwenden.
"Zu Nah..", murmelte der Blonde leise. Seine Augen waren von seinen Haaren verdeckt. Der Schwarzhaarige brauchte einen Moment um wieder zu Atmen zu kommen.
"Malfoy." keuchte er immer noch schwer atmend. "Was ist dein Problem?"
"Kannst du mich vielleicht erst mal loslassen, Potter?"
"Damit du wieder wegrennen kannst? Ganz bestimmt nicht!"
Draco stemmte sich mit seinem Gewicht gegen Harry, schaffte es sich vom Baum zu lösen, aber er rennt nicht weg. Er setzte sich einfach wieder hin.
Harry schaute einen Moment verwirrt und setzte sich dann ebenfalls auf den kalten Boden, neben Draco.
Schweigend lehnten die beiden sich gegen den großen Baum.
"Wieso gehst du mir aus dem Weg?", fragte Harry irgendwann leise. Er hatte sich nicht zu Draco gedreht, starrte einfach weiter auf die untergehende Sonne.
"Weil ich dich nicht leiden kann, Potter". Der Blonde hatte seine Augen geschlossen und sein Kopf in den Nacken gelegt.
"Ich weiß".
"Dann verzieh dich..."
"Nein." Draco hörte deutlich, dass Harry am Grinsen war. "Du hast mich doch um Hilfe gebeten, wieso verhältst du dich jetzt so, als wäre das nie passiert?"
"Tu einfach am besten auch so, Potter. Nachdem wir bei Hagrid waren, bin ich zur Besinnung gekommen. Wofür soll ich mich entschuldigen? Ich bin glücklich, so wie es gerade ist".
Draco hatte angefangen mit seinen Händen in der kalten harten Erde zu kratzen.
"Das kauf ich dir leider nicht ab".
"Ach ja? Und wieso nicht?"
Harry legte seine Hand auf die des Blonden und hob sie auf Augenhöhe.
"Zumal du gerade deine Hand kaputt kratzt", sagte er leise und deutete mit seinen Augen auf die leicht blutigen Finger des Slytherins.
Draco hatte seine Augen wieder geöffnet und starrte nun ebenfalls auf seine Hand. "Du bist nervös, weil du lügst. Außerdem hast du Hagrid eben Hagrid genannt. Du würdest ihn nicht bei seinen Namen nennen, sondern ihn beleidigen, wenn du wirklich der Meinung wärst, dass du nichts falsch gemacht hast".
Draco seufzte. "Da liegst du falsch, Potter".
"Achso", flüsterte Harry gegen den Wind, der gerade aufkam. "Aber wenn du der Meinung bist, dass du nichts falsch gemacht hast und mich nicht leiden kannst, dann versteh ich nicht weshalb du mir aus dem Weg gehst. Sonst hast du immer jede Gelegenheit genutzt dich über mich lustig zu machen oder über Ron und Hermine."
"Es langweilt mich".
"Sagst du mir trotzdem, was passiert ist? Weshalb du nicht mehr mit mir sprichst?"
Wieder seufzte der Blonde.
"Du bist also wirklich der Meinung, dass ich lüge was? "
Harry nickte. "Man sieht, dass es dir nicht gut geht. Jeder sieht, dass du dich selbst zerfrisst und dir die Schuld gibst. Ich bin allerdings der Meinung und du kannst mich dafür gerne wieder schlagen, dass dich keine Schuld trifft".
"Heute keine Prügel für dich, Potter", lachte er hohl.
"Ich möchte dir noch immer helfen.. "
"Ich weiß".
Kurze Stille trat ein. Die beiden schauten sich noch immer nicht an. Die Sonne war jetzt nur noch minimal zu sehen und die ersten Sterne waren über Hogwarts erschien.
"An dem Tag, an dem ich bei Madam Pomfrey war, wegen mein Magenschmerzen", begann Draco leise. Er zögerte kurz. Eigentlich wollte er sich nicht in die Beziehung der beiden einmischen.
"An dem Abend wurde mir gesagt, dass du meine falsche Freundschaft nicht brauchst und, dass du es dir nicht leisten kannst den falschen Menschen zu vertrauen. Ich solle mich einfach von dir fern halten. Ich wollte mich eben einfach dran halten", fuhr er schließlich fort ohne einen Namen zu nennen.
"Irgendwann bring ich Ron um".
"Es war nicht Ron, Potter".
"Wer war es?"
"Hab ich vergessen", nuschelte er und, stand auf und klopfte sich den Dreck von der Hose.
Harry stand ebenfalls auf. "Sag es mir, Malfoy".
Draco schüttelte den Kopf. "Wir halten uns besser daran".
Der Blonde vergrub seine Hände in den Taschen und schlenderte zurück in die Richtung des Schlosses.
Bevor Draco allerdings das Schloss betreten konnte zog Harry ihn zurück.
"Ich möchte wissen, wer der Meinung ist, dass ich dir nicht vertrauen sollte".
"Möchtest du nicht, glaub mir", lachte der Blonde heiser.
"Malfoy.."
Harry hielt Draco am Handgelenk fest.
"Jetzt lass mich los, Potter".Draco versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, zog seinen Arm kräftig weg, aber Harry ließ nicht los und stolperte nur einige Schritte näher an Draco heran.
"Draco..." Harrys Stimme klang leise, aber fest. "Bitte"
"Meine Güte, Potter." Draco Stimme wurde ein wenig lauter. "Es war deine Freundin okay? Ginny hat mir gesagt, dass ich mich von dir fernhalten soll. Zufrieden? Kann ich jetzt gehen?"Draco riss sich los und wollte gerade gehen, als Harry ihn erneut packte.
"Wir treffen uns morgen, um zehn, in der Bibliothek", sagte Harry noch schnell ehe er zurück ins Schloss ging.
Der Blonde blieb noch einen Moment draußen stehen.

_____
Er wusste nicht, was er sagen sollte, aber er musste mit ihr reden.
"Ginny? Können wir kurz reden?"
Die Rothaarige saß mit ihrem Bruder und Hermine im Gemeinschaftsraum, spielte mit ihnen eine Runde Zauberschach und blickte Harry einfach verwirrt an, als er durch das Portraitloch stieg.
"Klar", antwortete sie knapp und folgte Harry raus auf den Flur.
"Hast du dich in den letzten zwei Monaten mal mit Malfoy unterhalten? Ihm gesagt, dass er sich von mir fernhalten soll?" Harry lehnte sich gegen das Treppengeländer.
Ginny schaute ihn lange an, ohne etwas zu sagen.
"Hab ich", sagte sie schließlich.
Harry nickte und fuhr sich einmal durch seine Wild abstehenden Haare.
"Wieso?"
"Weil ich nicht möchte, dass dir etwas geschieht".
"Und wieso sollte mir etwas geschehen".
"Harry, überleg doch mal. Wir reden hier über Draco Malfoy. Es würde mich nicht wundern, wenn er nur versucht deine Schwächen heraus zu finden, um dich dann erneut anzugreifen".
"Er kennt meine Schwächen, Ginny. Jeder kennt meine Schwächen. Du, Ron und Hermine, ihr seid meine Schwächen".
"Das ändert nichts daran, dass es leichtsinnig ist ihn zu vertrauen".
"Natürlich ist es leichtsinnig ihm zu vertrauen, aber Ginny, hast du ihn dir mal angesehen? Er sieht aus, als hätte er seit fünf Tagen nicht mehr geschlafen, er kommt nicht mehr zu den Mahlzeiten, seine Augen sind Blutunterlaufen. Glaubst du wirklich, dass all das nur billiges Theater von ihm ist?"
"Es ist jedenfalls nicht auszuschließen".
"Merlin.. ", flüsterte Harry und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
"Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, weil du mal wieder den falschen Leuten vertraust".
"Der Krieg ist vorbei, Voldemort ist tot. Sollten wir uns nicht lieber darauf konzentrieren, dass wir das alles hinter uns lassen statt darauf, wer noch potenziell gefährlich ist?"
Ginny schüttelte den Kopf.
"Wir sollten nie außer Acht lassen, wer gefährlich ist."
"Ich vertraue Draco".
"Ich nicht".
"Wieso?"
"Das gleiche könnte ich dich fragen, Harry".
"Ich sagte doch bereits, er sieht nicht gesund aus. Er ist nicht zufrieden, mit sich, mit allem".
"Du bist der einzige, der ihn so sieht, Harry. Du bist der einzige, den es auffällt, dass sein Haar 1 cm gewachsen ist. Du bist der einzige, dem auffällt, dass er müde oder unzufrieden aussieht".
"Ich bin vorallem der einzige, den er um Hilfe gebeten hat".
"Er hat dich um Hilfe gebeten?"
"Ja! Er hat mich gefragt, ob ich ihm helfen kann sich zu entschuldigen. Bei Hagrid, Ron und Hermine, bei jedem".
"Du hast uns also angelogen?"
"Er hat mich drum gebeten".
Harry war mittlerweile einige Stufen hinunter gegangen, schaute nun auf den Boden.
Er wusste, dass er es nicht ewig verheimlichen hätte können.
"Und du tust jetzt alles um, was er dich bittet?"
"Ich wollte nicht mit dir darüber reden, was ich falsch gemacht habe. Ich wollte wissen, warum du ihm gesagt hast, dass er sich von mir fernhalten soll. Ginny, ich kann auf mich aufpassen. Hört endlich auf mich zu bemuttern".
"Ich will nur dein bestes, Harry, weil ich dich liebe".
"Ich werde Malfoy weiterhin helfen". Harry schaute ihr mit einem entschlossenen Blick in die Augen und ging zurück in den Gemeinschaftsraum.
Er ignorierte die Blicke von Ron und Hermine und stieg ohne ein Wort hoch in den Schlafsaal.
Ihm war klar, dass Ginny den beiden vermutlich alles erzählen wird und, dass er sich am nächsten Morgen als Erstes mit Ron unterhalten müsse.

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt