Kapitel 34

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  Erzähler PoV.
"Lass uns zurück zum Fest gehen", hauchte der Blonde sanft gegen Harrys Lippen als die beiden sich erneut voneinander lösten.
Noch immer standen die beiden auf dem Astronomieturm, umhüllt vom Mondlicht und warmen Wind.
Harry nickte kaum merklich, drückte dem Slytherin noch einen letzten, schnellen Kuss auf die Lippen, ehe die beiden sich auf den Weg zurück in die große Halle machte.
Der Schwarzhaarige wusste nicht, wo ihm der Kopf stand.
Auf dem Weg zurück zum Fest sah er den Blonden immer wieder, aus dem Augenwinkel heraus, an. Er konnte zwar den Gesichtsausdruck des Älteren nicht deuten, doch Harry war sich sicher, dass es Draco ähnlich ging.
Unbewusst stellte Harry sich die Frage, ob Draco gleich wieder zu Sophia gehen würde, um mit ihr weiter zu tanzen, als wäre das auf dem Astronomieturm nie passiert.
Der Brillenträger presste die Lippen aufeinander.
Kurz vor der großen Halle griff der Blonde erneut nach Harrys Hand und hielt ihn somit davon ab die Tür zum Fest zu öffnen.
Er zog den Gryffindor ein wenig näher an sich heran und musterte sein Gesicht.
"Ist alles in Ordnung?", hauchte Draco leise und verpasste den Schwarzhaarigen damit eine Gänsehaut.
"Sollten wir nicht darüber reden?"
Noch immer hielt Draco Harrys Hand fest. Ein kurzes Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Slytherin.
"Müssen wir denn darüber reden?", fragte Draco leise und verzog seine Augenbrauen." Ist das nicht offensichtlich?"
"Keine Ahnung", hauchte Harry und verlor sich einen Moment in den grauen Augen des Älteren.
Draco lächelte verschmitzt und gerade, als er seine kühle Hand in den Nacken des Schwarzhaarigen legte und ihn noch ein Stück näher an sich heranzog, schwang die Tür der großen Halle auf.
Ruckartig schoben die beiden sich auseinander, doch Harrys Hand ließ der Slytherin nicht los.
Für sein Timing hätte Harry Ron am liebsten einen Fluch auf den Hals gehetzt.
"I-Ich wollte Euch nicht unterbrechen", stammelte der Rothaarige nervös. "Ich wollte dich nur suchen, Harry." Man konnte deutlich hören, wie unangenehm dem Weasley die Situation war.
"Wenn es dich stört zu sehen, wie Harry und ich uns fast küssen, dann wärst du wahrscheinlich freiwillig vom Astronomieturm gesprungen, wenn du uns gefunden hättest", erklärte der Blonde belustigt, ließ Harrys Hand los und ging zur Tür. "Ich geh schon mal rein. Ich muss Sophia noch sagen, wie sehr sie mich nervt."
Dracos lächeln verschwand nicht aus seinem Gesicht und für einen Moment sahen Harry und Draco sich noch an, ehe der Blonde ihn den Rücken zudrehte und in der großen Halle verschwand. Noch bevor die Tür der Halle zuschlug, war Hermine ebenfalls heraus gekommen.
"Ihr beide habt geknutscht", grinste die Braunhaarige Harry an und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
Harry konnte nicht anders, als lächelnd zu nicken.
"Ich hab's dir gesagt. Er steht auf dich", flötete die Hexe selbstsicher.
"Seid ihr jetzt zusammen?", fragte Ron zögerlich.
Harry zucke kurz mit den Achseln. "Ich weiß es nicht genau. Als ich ihn gefragt habe, ob wir darüber reden sollte, meinte er, dass es doch offensichtlich ist."
"Also seid ihr zusammen..."
"Vielleicht will er ja auch einfach nur knutschen und ich mache mir zu viel Hoffnung?" Unsicher biss Harry auf seiner Unterlippe herum. Das befreiende Gefühl in seiner Brust verschwand und er spürte, wie sein Herz ein wenig schwerer wurde.
Er hätte Draco danach fragen sollen, als er den Mut dazu hatte.
"Glaubst du wirklich, dass er sich dann ausgerechnet dich dafür aussuchen würde?", höhnte Ron. "Ich glaube, wenn es wirklich nur das wäre, dann würde auch Sophia dafür herhalten. Er mag dich, Harry. Du bist ihm wichtig."
"Ich kann es nicht fassen", ächzte Hermine. "Jetzt hattet ihr die Chance über eure Gefühle zu reden und ihr nutzt sie nicht. Weißt du eigentlich, wie wichtig das ist? Jetzt habt ihr euch schon geküsst und du bist immer noch der Meinung, dass er deine Gefühle nicht erwidert?"
"Ist ja gut", seufzte der Schwarzhaarige unsicher. "Ich werde mit ihm drüber reden."
Die drei tauschten einen kurzen Blick aus, ehe Ron mit seinem Kopf in die Richtung der Tür zeigte. Harry nickte zustimmend und zusammen betraten sie wieder die Halle, in der noch immer laute Musik spielte. Augenblicklich suchte der Schwarzhaarige den Raum nach Draco ab, doch unter all den Schülern konnte er den Slytherin nicht finden.
Er ließ sich von Ron an den Tisch ziehen, an dem er zuvor mit Ginny saß, setzte sich mit dem Rücken zum Tisch und ließ sich von seinem besten Freund einen Kelch Wein in die Hand drücken.
Ohne den Blick von der tanzenden Schülermenge zu nehmen, nahm Harry einen großen Schluck.
"Mach dir mal keine Sorgen", sagte Ron neben ihm. "Er wird jetzt nicht wieder zu ihr gegangen sein, um mit ihr zu tanzen. Bestimmt hat er sie in eine ruhige Ecke mitgenommen, damit er sie abservieren kann."
"Dazu ist keine ruhige Ecke nötig", nuschelte Harry gegen seinen Kelch. Obwohl Harry wusste, dass Draco nicht davon abgeneigt war ihn zu küssen und die Worte, die er auf dem Astronomieturm gesagt hatte, eine Bedeutung hatten, gefiel dem Brillenträger der Gedanke nicht, dass Sophia und Draco sich eine ruhige Ecke gesucht hatten.
"Ich wusste gar nicht, dass du so eifersüchtig bist, Harry."
Harry schnaubte verächtlich und nahm erneut einen Schluck aus seinem Kelch.
Der Schwarzhaarige saß eine Weile einfach stumm da, nippte immer wieder an seinem Wein und suchte in der Menge der Schüler noch immer nach Draco.
Doch zwischen Prof. McGonagall, die mit Hagrid tanzte ,und dabei anscheinend noch führte, und Filch der, wie schon beim Weihnachtsball, seiner Katze, Mrs. Norris, ein Tänzchen entlockte, konnte Harry Draco noch immer nicht finden.
Irgendwann hatte der Brillenträger keine Lust mehr und gerade, als er aufstehen wollte, um in den Schlafsaal zurückzukehren, setzte der Slytherin sich neben ihn und lehnte seufzend an Harrys Schulter.
Sofort war seine Wut verschwunden und eine wohlige Wärme breitete sich in ihm aus.
Der Blonde nahm Harry seinen Kelch aus der Hand und trank ihn in einem Zug leer.
Erst bei genaueren hinschauen fiel dem Schwarzhaarigen auf, dass Dracos rechte Wange leicht gerötet war.
Harry drehte sich ein wenig zu ihm und strich mit seinem Daumen sanft über die leicht aufgerissene Haut. Draco zischte leise und zog seinen Kopf unter Harrys Berührung weg.
Der Schwarzhaarige verzog verwundert seine Augenbrauen.
"War das Sophia?", hauchte er leise.
"Ich hätte niemals gedacht, dass es ein Mädchen gibt, die härter zuschlägt, als Granger."
"Ich hab damals längst nicht all meine Kraft benutzt, Draco.", flötete Hermine, ein paar Sitze weiter.
"Was hast du zu ihr gesagt?"
"Die Wahrheit. Ich hab ihr gesagt, dass ich sie nicht leiden kann und dass sie sich jemand neuen suchen muss, denn mir geht sie wahnsinnig auf die Nerven. Dann hab ich ihr gesagt, dass ich jetzt zu dir gehe und dann hat sie mich geschlagen." Draco strich sich über seine, noch leicht rote, Wange.
"Draco Malfoy.", seufzte Ron. "Höflich wie eh und je."
"Du bist auch nicht gerade ein Gentleman, Weasley."
Harry lachte leise, nahm Draco den Kelch aus der Hand, stellte ihn auf den Tisch und zog Draco dann von seinem Stuhl hoch.
"Lass uns ein bisschen frische Luft schnappen", schlug Harry vor und ohne auf die Antwort des Slytherin zu warten, zog er ihn in die Richtung der Tür.
Harry und Draco waren nur noch ein paar Schritte von der Tür entfernt, als Prof. McGonagall plötzlich ihren Weg kreuzte.
Mit vom Alkohol geröteten Wangen begutachtete die Direktorin die beiden, ohne etwas zu sagen. Als ihr Blick auf die ineinander verschränkten Hände fiel, schlich sich ein verschmitztes Grinsen auf ihr Gesicht.
"Mr. Potter, Mr. Malfoy.", nickte sie den beiden zu. "Das sind jeweils zehn Punkte für Gryffindor und Slytherin."
Noch immer grinsend schritt die alte Hexe davon und ließ Draco und Harry ohne eine Erklärung zurück. Die beiden tauschten einen kurzen Blick, ehe Harry einfach weiterging und den Blonden weiter hinter sich her, nach draußen, zog.
Der Baum, an dem Harry und Draco dieses Schuljahr öfter mal saßen, trug nun eine hellgrüne, volle Baumkrone.
Die warme Nachtluft schoss Harry ins Gesicht und der Schwarzhaarige ließ sich seufzend unter dem Baum nieder. Das sein Festumhang dabei nicht ganz sauber blieb war ihm egal. Der Brillenträger lehnte sich entspannt an den Baum, während Draco stehen blieb und Harry ansah.
Wie sie es in letzter Zeit öfter getan hatten, sahen die beiden sich eine Weile einfach an, ohne etwas zu sagen.
Harry konnte nicht sagen, wie lange sie sich stumm anschauten, doch irgendwann vergrub der Blonde seine Hände in den Taschen seines Umhangs, kam einige Schritte auf den Gryffindor zu, lehnte sich zu ihm herunter und drückte ihn einen Kuss auf den Mund.
Viel zu schnell, für Harrys Geschmack, löste der Blonde sich wieder von ihm.
"Du willst darüber reden, nicht wahr?", hauchte der Slytherin leise gegen seine Lippen.
Harry nickte stumm.
"Okay Harry, dann hör zu", sagte Draco und stellte sich wieder gerade hin. "Nach diesem Abend werden wir alles vergessen. Du heiratest Ginny und ich irgendeine andere Frau. In 18 Jahren dann sehen wir uns zufällig auf Gleis 9 3/4, du und Weasley, ihr habt drei Kinder und ich habe einen Sohn. Meine Frau wird krank, du trennst dich von Ginny und wir leben glücklich bis an unser Lebensende. Selbstverständlich kommen die Kinder mit uns." Draco lachte leise und setzte sich vor Harry auf den Boden.
"Das ist nicht lustig, Draco." Harry presste die Lippen aufeinander und sah den Blonden mit einem durchdringenden Blick an.
"Ich wollte nur die Stimmung ein wenig auflockern", lachte der Blonde.
"Und ich will wissen, ob das hier nur irgendetwas ist, was du nicht ernst meinst."
Draco seufzte tief. "Denkst du wirklich, ich küsse dich aus Spaß? Weil ich mir einen dummen Scherz mit dir erlaube? Merlin, Potter. Ich hab mich wirklich in dich verliebt."
Harry spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetze und wie sie ein breites Lächeln auf sein Gesicht schlich. Zögernd griff er nach Draco Kragen , zog den Blonden zu sich und legte erneut seine Lippen auf die des Slytherin.
Fast wie von selbst fuhr Draco mit seiner Hand durch die schwarzen Haare des Gryffindors.
Als die beiden sich wieder voneinander lösten stand Harry vom Boden auf.
"Unglaublich, dass das unser letzter Tag hier ist, oder?", fragte Harry leise und richtete seinen Blick auf den Sternenklaren Himmel.
"Werden wir sentimental, Potter?"
Harry lachte leise und sah Draco dabei zu, wie er ebenfalls wieder vom Boden aufstehen wollte, doch bevor der Blonde es schaffte sich wieder gerade hinzustellen, stieß Harry ihn sanft gegen die Schulter, Draco verlor sein Gleichgewicht und landete mit seinem Hintern wieder auf dem Boden.
"Werd jetzt ja nicht übermütig", zischte der Slytherin amüsiert und stand dann endgültig vom Boden auf. "Möchtest du wieder hereingehen?"
Harry schüttelte leicht den Kopf. "Ich hab Hogwarts immer als mein Zuhause gesehen. Ich würde es mir gerne einen Moment von außen anschauen. Es ist einfach unglaublich, dass jetzt alles vorbei ist und wir in wenigen Tagen zu arbeiten anfangen, oder?"
"Also wirst du doch sentimental", lachte Draco hohl. "Aber du hast recht. Es ist schon unglaublich, dass du in wenigen Tagen als Auror anfangen wirst."
"Und du als Heiler."
Draco stieß ein verachtendes Lachen aus. "Ja, genau."
"Ich meine es ernst, Draco. Ich werde nicht dabei zusehen wie du im Malfoy Manor verkümmerst. Es ist mir egal, ob du meine Hilfe willst oder nicht, aber ich lasse dich nicht alleine."
"Ich weiß.", antwortete der ältere stumpf. "Das hast du mir dieses Jahr schon ein paar mal gesagt."
"Und ich werde es so oft sagen, bis du es endlich kapierst."
Draco lachte erneut hohl, stellte sich vor Harry und fuhr mit seiner Hand leicht über dessen Handrücken, bevor er seine Hand schließlich ganz ergriff.
Der Gryffindor hatte das Gefühl, dass sich die Gänsehaut von seinem Handrücken über seinen kompletten Körper zog.
Niemals hätte er gedacht, dass Draco derjenige sein würde, der solche Gefühle in ihm auslöst.
Obwohl der Schwarzhaarige zuvor den Blick nicht von dem Sternenhimmel abwenden konnte, waren es nun erneut die grauen Augen, die Harry fesselten.
"Danke", hauchte Draco leise und den Brillenträger durchfuhr es eiskalt, als er den warmen Atem des Slytherin auf seiner Wange spürte.
Als sich abermalig die rauen Lippen des Slytherin auf seine eigenen legten, schloss der Gryffindor genüsslich seine Augen und intensivierte den Kuss.  

It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt