Kapitel.25

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  Erzähler PoV

Den ganzen Tag schon lief Harry Planlos im Schloss herum.

Die Tatsache, dass er noch zwei Tage vom Unterricht ausgeschlossen war, machte die Sache nicht besser, den der Schwarzhaarige hatte den Großteil seiner Hausaufgaben im Krankenflügel geschafft und hatte die Zeit über, in der Ron und Hermine im Unterricht saßen, nichts zu tun.
Der Gryffindor war gefühlte hundertmal auf Peeves getroffen und irgendwann war es selbst dem Poltergeist zu langweilig Harry noch ärger zu machen und ließ ihn in Frieden.
Eigentlich hätte der Schwarzhaarige sich gerne in den Gemeinschaftsraum gesetzt und etwas gelesen, anstatt den ganzen Tag durch die leeren Korridore zu laufen, doch sobald er sich irgendwo hinsetzte, überkam ihn der Gedanken an Draco und dazu stieg in seinen Magen unglaubliche Wut an.
Er hatte sich noch lange Gedanken darüber gemacht, dass der Slytherin ihm am Vortag erzählte, dass er nur wegen Ron und Hermine bei ihm vorbeigesehen hatte. Es machte ihn wütend, dass der Blonde ihn belogen hatte und es machte ihn wütend, dass Draco sie noch immer nicht wirklich als Freunde sah.
Die letzte Unterrichtsstunde hatte gerade begonnen und Ron und Hermine wurden in ihre Freistunde entlassen. Harry hatte sie auf den Korridor abgefangen und war nun mit ihnen auf den Weg in den Gemeinschaftsraum.
"Du bist wirklich den ganzen Tag hier herumgelaufen? Geht es dir nicht gut, Harry?" erkundigte sich der Rothaarige, nachdem Harry von seinem Tag erzählte. Harry wurde direkt nach dem Frühstück aus dem Krankenflügel entlassen und das Mittagessen hatte er ausfallen lassen. Er sah seine besten Freunde heute zum ersten Mal.
"Doch, ich bin nur ein bisschen sauer".
"Worauf?"
"Auf Malfoy", antwortete Hermine anstelle von Harry, der ihr nickend zustimmte. "Was verständlich ist".
"Wenn du mich fragst, es wundert mich nicht, dass er dich belogen hat".
"Danke, Ron. Jetzt fühle ich mich viel besser." Harry lächelte ihn kurz breit entgegen und warf ihn dann einen wütenden Blick zu.
"Vielleicht solltest du mit ihm darüber reden?"
Harry stöhnte genervt. "Eine Freundschaft mit Draco scheint das reinste Drama zu sein".
Ron unterdrückte neben ihn ein Lachen.
"Eselsohr", sagte Hermine und das Portrait der Fetten Dame schwang zur Seite.
"Ich habe keine Lust ihn ständig hinterher zu rennen."
Harry folgte Ron hoch in den Schlafsaal.
"Und doch tust du es", flüsterte Ron leise und ließ seine Tasche auf sein Bett fallen." Willst du mit uns zum See?" Harry nickte und schwang sich wieder von seinem Bett hoch, auf das er sich gerade hat fallen lassen.
"Wenn Draco nicht mit mir befreundet sein möchte, dann zwing ich ihn nicht".
Die beiden stiegen die Treppe zum Gemeinschaftsraum wieder hinunter, warteten einen Moment auf Hermine und machten sich dann auf den Weg zum See.
"Du sagst das, als wäre es dir egal und doch bist du abgehauen, um ihn wieder hierher zu holen".
"Ron hat recht", mischte Hermine sich wieder ins Gespräch ein. "Du solltest mit ihm reden. Er ist dir nicht egal und du bist ihm nicht egal".
Ron schraubte verächtlich und öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, ließ es jedoch bleiben als er den mahnenden Blick seiner Freundin sah.
"Wirst du mit ihm reden?" erkundigte die Braunhaarige sich.
"Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich warte erst einmal ab." Harry zuckte mit den Schultern.
Harry setzte sich an einen großen Baum, von dem aus er einen guten Blick auf das vom Wind sanft treibende Wasser hatte. Ron und Hermine setzten sich auf den Stein neben ihn.
Lange blieb es zwischen den dreien still. Harry hing seinen Gedanken an Draco nach und versuchte heraus zu finden was seine Lüge rechtfertigen könnte.
"Hast du deine Aufgaben schon fertig gemacht, Harry?" unterbrach die Braunhaarige schließlich die Stille und zog den Schwarzhaarigen aus seinen Gedanken.
"Überwiegend".
"Prof. McGonagall hat gefragt, ob sie dich für die Apparierprüfung eintragen soll. Ich hab dich eintragen lassen".
"Danke", nuschelte Harry. Der Brillenträger hatte seinen Blick auf den Horizont gerichtet.
"Hast du immer noch schlechte Laune?", fragte Ron, nahm sich einen Stein und ließ ihn übers Wasser hüpfen.
"Nein, Ron. Mir geht es prächtig." Harry konnte den Sarkasmus in seiner Stimme kaum zügeln und obwohl er nicht mit Ron streiten wollte, konnte er nicht anders antworten.
"Entschuldige die Frage..."
"Fangt jetzt nicht auch noch an zu streiten."
"Wir streiten nicht." tönten Harry und Ron gleichzeitig.
Der Rothaarige drehte sich ein wenig von Harry weg und ließ einen weiteren Stein übers Wasser flippen
"Ich kann es nur nicht leiden, wenn Harry wegen dem Frettchen mies drauf ist."
"Entschuldige, dass ich es nicht mag, wenn meine Freunde mich anlügen".
Ron schnaubte kurz, antwortete den Schwarzhaarigen aber nicht mehr.
"Hast du mir was zu sagen?", fragte Harry auf Rons schnauben.
"Vergiss es".
"Könntet ihr bitte damit aufhören." Hermines Stimme klang genervt und Harry konnte sehen wie sich ihre Hände um ihr Buch, welches sie mitgenommen hatte, verkrampften.
"Ich hab eine einfache Frage gestellt", verteidigte der Rothaarige sich.
Harry musst schwer schlucken, um nicht zu schreien. Er wusste, dass Ron es nur gut meinte, doch machte die Sache mit Draco ihn mittlerweile so wütend, dass er das Gefühl hatte, er würde bei einer weiteren Frage einfach explodieren.
"Vergiss es einfach, Ron".
Hermine klappte genervt ihr Buch zu, legte es neben sich und stand auf. Sie brummte etwas unverständlichen und verschwand mit schnellen Schritten.
"Wo geht sie hin?" Harry und Ron starrten ihr noch einen Moment hinterher, ehe sie sich zueinander umdrehten.
"Meinst du, wir sollten ihr hinterher?", fragte Harry unsicher und presste die Lippen aufeinander.
"Nein, sie hat ihr Buch hiergelassen. Sie kommt wieder." Harry nickte geistesabwesend.
"Tut mir leid, Ron".
"Schon gut".
Kurz grinsten die beiden sich an. Harry nahm sich das Buch von Hermine und blätterte eine Weile darin herum, merkte jedoch schnell, dass er kaum ein Wort daraus verstand und legte es wieder auf den Stein.
"Bist du wütend auf mich?", fragte Ron ohne Harry anzusehen.
Harry schaute seinen besten Freund kurz fragend an und schüttelte dann seinen Kopf. "Wieso sollte ich sauer auf dich sein?"
Ron zuckte kurz mit seinen Schultern.
"Ich bin wütend auf Draco."
"Er hat dich besucht, dass bedeutet ja, dass du ihm nicht ganz egal bist".
Harry war einen kleinen Moment überrascht davon, dass der Rothaarige in einem normalen und verständnisvollen Ton mit ihm über den Slytherin redete.
"Jaah, aber ich verstehe nicht, wieso er mich anlügt. Ich hab ihn in seinen schwächsten Momenten gesehen, wie kann er dann zu stolz dazu sein mich, als seinen Freund zu bezeichnen?"
"Glaubst du, dass er in seiner Familie jemals Schwäche zeigen durfte? Vielleicht ist gerade, dass der Grund warum er diesen falschen Stolz versucht aufrechtzuerhalten".
"Vermutlich hast du recht". Harry griff nach einem Stein vor seinen Füßen und ließ ihn wie Ron zuvor übers Wasser flippen. "Es macht mich trotzdem wütend."
"Kann ich verstehen, Kumpel."
Stille trat wieder ein und es verging eine ganze Weile in der Harry und Ron nur stumm Steine ins Wasser warfen.
"Meinst du, wir sollten nicht doch nach Hermine gucken? Sie ist schon so lange weg." fragte Ron als die Braunhaarige nach einer ganze Weile noch immer nicht wieder da war.
Harry nickte schwach "Lass uns gehen."
Der Rothaarige nickte kurz, stand von dem kalten Stein auf und stecke das Buch seiner Freundin in seine Robe.
Harry war gerade aufgestanden und hatte sich den Dreck von seiner Hose geklopft, als Hermine den kleinen Berg herunter gestolpert kam. Ihre Gesichtszüge waren, wie zuvor schon, wütend verzogen und Ron konnte sich das Lachen nicht verkneifen, als er sah, dass sie den Blonden Slytherin hinter sich herzog.
Draco versuchte sich zappelnd und laut schimpfend aus ihrem Griff zu befreien. Mehrmals sah es so aus, als wäre er kurz davor zu stolpern.
"Lass mich sofort los, Granger." Harry konnte ihn schon von weitem hören und genauso wie sein bester Freund konnte auch er sich nur schwer das Lachen verkneifen.
Hermine antwortete nicht auf das genörgel des Blonden, sondern zog ihn einfach weiter hinter sich her. Erst kurz vor Harry und Ron machte sie halt und ließ den Slytherin los.
Ohne einen von ihnen anzusehen, strich Draco sich seine Klamotten glatt. -
"Wieso hast du ihn hergebracht?" flüsterte Ron seiner Freundin, zu die sich wieder neben ihn gestellt hatte.
"Weil ich es satthabe, dass Harry schlechte Laune hat und ich weiß, dass das noch Tage so gehen würde, wenn die beiden sich nicht aussprechen."
"Sollen wir die beiden alleine lassen?"
Hermine schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich wieder auf dem Stein nieder. "Entweder reden sie dann gar nicht oder Draco haut ab. Wir bleiben lieber hier".
Ron nickte zustimmend und setzte sich neben Hermine.
Während Draco seinen Blick auf den Boden gerichtet hatte, sah Harry ihn wütend an.
"Ihr könnt ruhig reden. Ron und ich sind gar nicht da", grinste die Braunhaarige und zog ihr Buch aus Rons Tasche.
"Ich wüsste nicht worüber ich mit Potter reden sollte", zischte der Blonde.
"Vielleicht darüber, dass du mich belogen hast."
"Oh bitte, Potter..", stöhnte der Blonde und verschränkte wie Hermine die Arme vor der Brust. "Das nennst du eine Lüge?"
"Natürlich nenne ich das eine Lüge. Was sollte es sonst sein?"
Draco lachte hohl, fuhr sich einmal durch die Haare und drehte sich auf dem Absatz um und zu gehen.
Ehe er einen Schritt hätte machen können packte Hermine ihn am Handgelenk und zog ihn noch ein wenig näher.
"Du bleibst hier!"
Hermine setzte sich wieder auf den Stein, Draco dabei immer noch am Handgelenk haltend zog sie ihn mit und zwang ihn so dazu sich neben Harry, der immer noch stand, auf den Boden zu setzten.
"Denn geh ich halt." grinste Harry und wollte gerade gehen, als Ron ihn zurück hielt und ihn an seinen Schultern auf den Boden drückte. Er saß jetzt genau neben Draco.
"Ron", stöhne Harry.
"Tschuldige', aber Mine' hat recht".
Harry protestierte nicht und fing an mit seinen Fingern in der Erde vor ihm zu zeichnen. Er wollte nicht, als erster anfangen zu sprechen, auch wenn er wusste, dass sie reden mussten.
Er konnte spüren, wie Draco leicht zu ihm herüber schielte.
"Findet ihr das nicht ein bisschen lächerlich?", fragte Draco ohne von Harry wegzusehen.
"Lächerlich ist nur das, was du tust, Malfoy.", grinste Hermine in ihr Buch. "Gib doch einfach zu, dass..."
"Halt, die Klappe, Granger", zischte Draco.
"Sprich nicht so mit ihr".
"Halt die Klappe, Weasley".
Harry lachte leise. "Könntet ihr damit aufhören?"
Draco öffnete kurz seinen Mund, presste jedoch eine Sekunde später seine Lippen aufeinander.
"Ach ihm sagst du nicht, dass er die Klappe halten soll?"
"Natürlich sagt er Harry nicht, dass er die Klappe halten soll".
"Du sollst die Klappe halten", unterbrach Draco die Braunhaarige erneut.
Harry stand in Sekundenschnelle auf, klopfte sich erneut den Dreck von der Hose und ging einige Schritte vom Baum weg.
"Das ist doch dämlich." Er drehte sich wieder zu Ron, Hermine und Draco. "Ich muss meine Zeit nicht damit verschwenden euch dabei zuzuhören wie ihr euch beleidigt".
Er sah kurz zu Draco der unter seinen Worten zusammen gezuckt ist.
"Wenn du der Meinung bist, du müsstest mich belügen, okay, vollkommen okay. Ich hab es verstanden, du siehst uns nicht als Freunde, aber keine Sorge; Ich zwing dich nicht mehr dazu mit mir Zeit zu verbringen oder mich als deinen Freund zu akzeptieren. Vergiss es einfach".
Draco hatte seinen Blick nun von Harry abgewandt und auf den dreckigen Boden gerichtet. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht und er kratzte mit seinen Fingernägeln auf dem Boden herum.
"Du bleibst hier." Hermine hatte ihr Buch wieder geschlossen. "Und du", sie drehte sich energisch zu Draco, "Du sagst Harry jetzt endlich, dass du bei ihm warst, weil du dir Sorgen um ihn gemacht hast und dir immer noch selbst die Schuld für den Angriff gibst. Sag ihm doch einfach, dass du dich darüber freust, dass er euch als Freunde sieht. Sag ihm, dass er dir nicht egal ist!"
Draco hatte den Kopf ruckartig gehoben und Hermine mit seinen Händen versucht zu zeigen, dass sie aufhören soll zu reden. Sein Gesicht war noch blasser als sonst. Nur auf seinen Wangen lag sein leicht rosaroter Schimmer.  


It's never too late, Potter - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt