#tonia 1/?

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Pov Toni

„Toni? Ist das deine Box?" fragte Nia, welcher gerade aus der Tür unserer Wg herauskam und eine metallene Schachtel in seiner Hand hielt. Ein Mitarbeiter der Umzugsfirma holte gerade den letzten Karton aus dem Lastwagen und stellte ihn neben uns ab. Wir waren gerade dabei, in die neue Wohnung einzuziehen. „Die stand einfach im Keller, mitten auf dem Boden." meinte Nia leicht verwirrt. „Vielleicht von den Vormietern? Lass uns halt einfach schauen, was drin ist." erwiderte ich und wollte ihm die Box aus der Hand nehmen. „Warte. Was ist, wenn da irgendwelche privaten Gegenstände drin sind? Vielleicht sollten wir besser nicht reinschauen." zweifelte er, woraufhin ich nur meinte „Wie sollen wir sonst herausfinden, von wem sie ist? Außerdem, was kann schon so krass privates in einer nichtmal verschlossenen Metallbox sein?" „Nacktbilder?" lachte er und setzte sich dann auf einen Karton. „Aber ich bin auch neugierig. Wahrscheinlich machen wir uns hier ganz umsonst Sorgen und da sind einfach nur Kekse oder so drin." Grinsend setzte ich mich neben ihn. „Das würde dir so passen, wenn da jetzt Kekse drin wären." lachte ich. „Wenn es vegane Kekse wären." überlegte er, während ich die Box aus seiner Hand nahm. „Jetzt hör auf über Kekse nachzudenken und lass uns endlich reinschauen." meinte ich mit einem Lachen und öffnete gespannt den Deckel der metallenen Dose. Einen Moment starrten wir beide nur geschockt auf den Inhalt und keiner von uns war fähig, irgendetwas zu sagen. Ein leicht fauliger Geruch stieg mir in die Nase und ich verspürte leichte Übelkeit. Ich wollte meinen Augen kaum trauen, denn was ich sah, versetzte mich absolut nicht in positive Stimmung. Geschockt drehte ich meinen Kopf zu Nia und blickte ihn an. Auch er wandte seinen Blick zu mir und starrte mich erschrocken an. „Ist das das, was ich denke, dass es ist?" fragte er flüsternd und drehte angewidert den Kopf weg, nur um Sekunden später wieder ungläubig den Inhalt der Box zu mustern, während ich diese am liebsten fallen gelassen hätte. Auch mein Blick schweifte wieder zu der Box und ich musterte mit Ekel die blassen Finger, ließ meinen Blick langsam zu dem blutüberströmten Handgelenk wandern. Ein abgebrochener Knochen war am Ende der Hand zu sehen und der komplette Boden der Box glich einem Blutbad. Die weißen, teilweise mit tiefroten Blutspritzern bedeckten Finger lagen starr in der Dose und hatten eine entspannte Position eingenommen. Zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt die Hand ein kleines, laminiertes Kärtchen, ungefähr so groß, wie eine Visitenkarte. Die Schrift war, dank des vielen Blutes nicht lesbar, doch so wie es aussah, war die Karte wohl extra laminiert worden, damit man die Schrift noch lesen konnte. Wer weiß, wie lange die Hand schon in dieser Box lag. Ganz frisch sah sie nicht mehr aus und auch der Geruch zeugte nicht davon. „Ist das wirklich eine abgetrennte Hand? Sind wir jetzt in einem schlechten Horrorfilm oder was?" antwortete ich verwirrt und angeekelt. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Ich will es eigentlich gar nicht wissen, aber denkst du, wir sollten lesen, was auf dieser Karte steht?" Allein bei dem Gedanken in das Blut zu fassen und die kühle, starre Haut des Leichenteils zu spüren wurde mir übel und ich antwortete „Ich will das nicht anfassen. Nur wenn du es machst." Er schluckte leicht. „Ich würde ja einfach Handschuhe holen, aber wer weiß in welchem Karton die sind." Kurz schien er zu überlegen und meinte dann „Okay, ich mach es." Zögerlich streckte er seine Hand aus und zog vorsichtig mit den Fingerspitzen die Karte zwischen den Fingern der rührungslosen Hand hervor. „Hast du ein Tempo?" fragte er und hielt die tropfende Karte ein Stück von seinem Körper weg, sodass ein paar Blutstropfen auf dem Teer landeten. „Ja, warte." meinte ich und stellte die Box auf dem Boden vor mir ab, um ein Taschentuch aus meiner Hosentasche zu holen. Er wischte das tropfende Rot von der glatten Fläche und legte das Taschentuch ebenfalls auf den Boden. Die Buchstaben auf dem Papier waren schlicht schwarz auf weiß in einer einfachen Druckschrift geschrieben, was dem Ganzen einen beinahe schon seriösen Eindruck verlieh, hätten wird die Karte nicht gerade aus einem Blutbad zwischen toten Fingern herausgefischt. „Das war erst der Anfang." stand auf dem schlichten Weiß geschrieben. „Was soll die Scheiße? Das ist doch ein Prank." meinte Nia und starrte das Kärtchen verwirrt an. „Irgendjemand verarscht uns, oder? Das ist doch kein fucking Horrorfilm hier." Ungläubig lachte er auf, jedoch schwang eine gewisse Unsicherheit in seiner Stimme mit. „Ich weiß nicht, aber wir sollten uns davon nicht verunsichern lassen. Lass uns einfach anfangen die Wohnung einzuräumen, die Möbel sind ja schon drin, wir müssen nur Kartons auspacken. Von sowas lassen wir uns doch nicht den Umzug vermiesen!" meinte ich mit einem frischen Schwung Motivation in der Stimme und stand auf. „Ach und wo sollen wir die Hand da hin tun?" „Barbecue?" lachte ich, woraufhin Nia mich verstört ansah. „Das war doch nicht ernst gemeint. Wir können sie ja erstmal mit rein nehmen und später vergraben oder so." fügte ich lachend hinzu und Nia schüttelte nur grinsend den Kopf. Also klappte ich den Deckel der Box wieder zu und wir gingen, erstmal ohne Kartons, in die Wohnung. Da wir beide Durst hatten, gingen wir als erstes in die Küche, wo wir nur ein paar Pappbecher zur Verfügung hatten, da sich die Gläser noch in irgendeinem Karton befanden. „Die Becher sind in dem Schrank, oder?" fragte Nia, während er schon dabei war, das Regal an der Küchenwand zu öffnen. „Glaub schon."

„Fuck." hörte ich nur kurz darauf ein einziges, geschocktes Wort von Nia. „Was ist denn los?" „Schau dir das an." meinte er tonlos und zeigte in den Schrank. Ich warf einen Blick in den Schrank, und was ich sah ließ mir ebenfalls ein leises „Fuck." über die Lippen kommen. „Das kann doch nicht sein." sagte er mit Verwunderung und einer gewissen Angst in der Stimme.

Vor uns in dem, sonst leeren Schrank, lag, so einsam und unschuldig erscheinend, eine weitere Metallbox. 

Youtuber Oneshots (Tonia, Jublali, Jandre u.a.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt