Pov Nia
„Ich liebe dich." „Ich hasse dich." „Ich weiß. Und obwohl ich auch weiß, dass du mich niemals lieben wirst, kann ich nicht damit aufhören." „Du bist so eine Schwuchtel, Nia."
Sebastian. Warum musste ich mich in ihn verlieben? Ich wusste, er würde nie einen Mann, geschweige denn mich, lieben, und trotzdem hatte ich einen winzigen Hoffnungsschimmer behalten und es ihm, nach ewigen Überlegungen, gesagt. Hätte mir seine Reaktion nicht von vorneherein klar sein sollen? Eigentlich war sie es. Trotzdem hatte es mich viel mehr verletzt, als es sollte.
„Bitte geh aus meiner Wohnung und lass dich hier nie wieder blicken, Faggot. Wir sind keine Freunde mehr." Ohne jegliche Widerworte verließ ich mit hängendem Kopf Sebastians Wohnung. Ich wollte keine Trauer an ihn verschwenden, aber wer will das schon? Wie sollte man es ändern? Lässt sich Trauer abschalten?
Niedergeschlagen ließ ich mich auf der nächsten Parkbank nieder und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich weinte nicht. Wieso auch? Seine Worte hatten nur Leere hinterlassen. Es hätte mir klar sein sollen, war es auch, und trotzdem riskierte ich alles, setzte alles auf eine Karte und habe verloren. Sollte ich es jetzt bereuen, es ihm gesagt zu haben? Sollte ich froh sein, ein homophobes Arschloch weniger in meinem Umfeld zu haben?
Aber auch wenn er ein homophobes Arschloch war, wollte ich, dass er mich liebevoll in seine Arme nahm und mich küsste. Ich wollte, dass ich ihm wichtig war. Ich wollte, dass er mein homophobes Arschloch war.
Leicht lachte ich über meine eigenen Gedanken. ‚Mein homophobes Arschloch'. Klingt gar nicht komisch, oder so.
Ich saß hier, wie bestellt und nicht abgeholt auf einer alten Bank in einem verlassenen Park und als wäre es der perfekte pseudotiefgründige Film, fing es auch noch an zu regnen. Der Regen lief allerdings nicht, wie in einem der perfekten traurigen Musikvideos, langsam und sexy mein Gesicht herunter, während am besten auch noch mein Mund halb offen stand und leise die traurigen Texte hauchte, sondern lief nur in Strömen über meine Haare und mein Gesicht und ließ mich wie einen begossenen Pudel aussehen. Wäre ich ein Mädchen, wäre meine Wimperntusche wahrscheinlich komplett verschmiert und ich sähe aus, wie ein begossener Pudel-Panda.
Durch den Regen, der inzwischen dichter geworden war, sah ich die Umrisse einer Person, die in meine Richtung lief. Schnell senkte ich den Blick. Ich wollte nicht, dass mich jemand in diesem Zustand sah. Erschrocken blickte ich auf, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ein junger Mann mit grünen Haaren und einem großen Regenschirm in der Hand sah besorgt auf mich hinab. Toni. „Nia, was machst du denn bei dem Regen mitten im Park?"
Wieder holte mich die Erinnerung an das Gespräch zwischen mir und Sebastian ein. Ein kurzer Augenblick von Trauer durchzuckte meinen Körper, ehe sich das Gefühl der Leere wieder breit machte. Ohne etwas zu sagen starrte ich Toni in die Augen. Ich musste wohl ausgesehen haben wie ein Zombie, denn er setzte sich sofort neben mich, ohne auf die Nässe der Bank zu achten, und legte besorgt einen Arm um mich, während er den Regenschirm über uns beide hielt. „Sebastian?" fragte er ohne jeglichen anderen Zusammenhang. Er wusste, dass ich wusste, dass er über Sebastian Bescheid wusste. Ich hatte es ihm an einem Tag, an dem ich besonders fertig gewesen war, weil mich die Zuneigung, die über Freundschaft hinausging, für Sebastian verwirrt hatte. Ich wusste schon damals von seiner homophoben Einstellung, deswegen hatte ich es keinesfalls zulassen wollen.
Und anscheinend wusste er ebenfalls, was passiert war. Gut, wahrscheinlich wusste er es nicht, sondern konnte es aus meinem Aussehen und nicht gerade fröhlichen Blicken erschließen.
„Es ist Sebastian." antwortete ich leise. Wissend sah er mich an und nickte nur. Ich war ihm dankbar, dass er nicht weiter nachfragte. „Es tut mir so leid für dich. Ich will nicht, dass das jetzt wie ein abgedroschener Spruch klingt, aber ich denke du weißt, ich meine es wirklich so. Du hast jemand besseren verdient." Tröstend umarmte er mich und rückte auf der Bank ein Stück näher an mich heran. Seine Wärme tat gut und ließ die innere Kälte für einen kurzen Moment nicht ganz so unerträglich erscheinen. Er konnte sie nicht verschwinden lassen, aber vielleicht könnte ich mir selbst einreden, er würde es tun und mir somit wenigstens vorgaukeln, die Leere wegen Sebastians Reaktion zu vergessen.
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Youtuber Oneshots (Tonia, Jublali, Jandre u.a.)
Fiksi PenggemarVerschiedene, teilweise sexuelle, Oneshots über Youtuber :3 (Boyxboy)