#tonia 3/?

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Pov Toni

„Was ist denn los?" fragte er verwundert mit einem Hauch Besorgnis in der Stimme. Ich schmiss die Decke hektisch von der Matratze herunter und zog meine Beine von der Dose weg. Nia schluckte, als er die Box erblickte und meinte mit ängstlicher Stimme "Ich will gar nicht reinschauen." „Ich auch nicht. Aber was sollen wir sonst tun? Die ganze Scheiße zur Polizei bringen und dann selbst gekillt werden und als Leichenteile in fremden Häusern enden? Ich würde mir einen etwas ehrenvolleren Tod wünschen." erwiderte ich und rückte ein Stück an die Box heran. „Ich schau jetzt einfach rein, schlimmer kann es kaum werden." fügte ich noch hinzu und nahm das kühle Metall in meine Hände. Es war schwerer, als ich gedacht hätte und ich stellte sie vorsichtig neben der Matratze ab, um dann den Deckel abzunehmen. Kurz kniff ich die Augen zu, da ich nicht unbedingt sehen wollte, was sich in der Box befand, öffnete sie jedoch nach wenigen Momenten und erblickte, wer hätte es gedacht, ein weiteres Blutbad. Auch dieses Mal stand ein abgebrochener Knochen aus dem zerfetzten Fleisch hervor und Blut lief über die blasse, teilweiße bläuliche Haut. „Es wird echt immer ekelhafter. Ist das echt ein Fuß?" meinte Nia und würgte leise. „Sieht so aus. Das stinkt echt mega." erwiderte ich und mir wurde schon wieder durch den eisenhaltigen Geruch übel. Einen kleinen Unterschied gab es dieses Mal allerdings. Die Karte schwamm nicht, wie sonst, in dem Blut, welches hier wieder den kompletten Boden der Dose bedeckte, sondern steckte in der offenen Stelle, an dem der Fuß von seinem ursprünglichen Besitzer getrennt worden sein musste. „Ich hol die Karte da nicht raus." stellte Nia klar und vergrub seine Nase in seinem Tshirt, damit er den Gestank umgehen konnte. Angeekelt hielt ich die Luft an und zog, natürlich mit einem Taschentuch dazwischen, die Karte aus dem Fleisch. Den Würgereiz unterdrückend wischte ich sie grob ab, sodass man die Schrift lesen konnte. „Juliusstraße 13, Heute, 11 Uhr. Wenn ihr brav unseren Anweisungen folgt, wird euch nichts passieren. Vielleicht. Keine Polizei, keine anderen Personen." stand auf dem laminierten Papier. „Das artet langsam aus." murmelte Nia geschockt vor sich hin, worauf ich ihn nur mit leichter Verwirrung ansah. „Langsam?" „Okay, es war schon bei der Hand echt gruselig, aber sollen wir wirklich zu der Adresse gehen? Ich meine ‚Wird euch nichts passieren. Vielleicht.' Das klingt ja sehr sicher." „Was sollen wir sonst tun? Wenn wir nicht hingehen, werden die uns wahrscheinlich so oder so killen, also haben wir eine Wahl?" „Naja, aber vielleicht ist das eine Falle und sie wollen uns nur dahin locken. Aber ich denke du hast Recht, wir haben wohl keine andere Wahl." stimmte er mir zu und ich verschloss seufzend die Dose. „Es ist schon 10 Uhr, wir sollten uns fertigmachen und zu der Adresse fahren." Schweigend nickte er und wir gingen in die Küche, um zu frühstücken. Allerdings war uns beiden der Appetit bei dem Gedanken an die blutüberströmten Körperteile vergangen, weshalb im Endeffekt keiner von uns etwas aß.

Während der Fahrt in Nias Auto spielte ich nervös mit meinen Händen. „Nia?" „Ja?" „Ich will nur, dass du eines weißt. Falls das gerade wirklich unsere letzten Stunden sein sollten, und wir, oder einer von uns, da gleich getötet werden sollte, will ich dir nur sagen, dass ich dir für alles danke. Durch dich konnte ich die Jahre, in denen wir befreundet waren, glücklich sein, du hast mir immer geholfen, auch wenn es mir scheiße ging. Danke." Ein ehrliches Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht und er drehte kurz seinen Kopf zu mir. „Ich danke dir, Toni. Wir schaffen das, okay?" Beruhigend legte er, während er weiterfuhr, seine Hand auf meinen Oberschenkel und strich leicht darüber. Dankbar legte ich meine Hand auf seine und drückte sie kurz.

„Wir sind da." sagte er tonlos nach ein paar weiteren Minuten Fahrt. „Das ist das Haus." meinte er und zeigte auf ein relativ normal aussehendes Gebäude. Eigentlich sah es aus wie jedes andere Haus in der Gegend auch, trotzdem kam mir allein die Atmosphäre wie verflucht vor. In mir sträubte sich alles, auch nur einen Schritt näher an dieses Teufelshaus zu setzen, aber ich wusste, dass wir keine andere Wahl hatten. Ohne, dass ich es kontrollieren konnte, zitterten meine Knie leicht, als ich aus dem Auto ausstieg und gemeinsam mit Nia langsam zu der schlichten Haustür lief. Jeder Schritt schien mir wie ein weiterer Schritt in Richtung Hölle, auch wenn ich nicht einmal wusste, was uns dort erwarten würde. Ich rechnete jedoch mit dem Schlimmsten. Massenhaft Leichen? Zerteilte Körper? Mörder, die uns gleich beim ersten Schritt in das Haus abknallen würden?

Ängstlich griff ich nach Nias Hand, welche vor Nervosität leicht verschwitzt war. Nervosität? Angst? Wer wusste schon, was Nia jetzt fühlte, aber positiv schien es nicht zu sein. „Willst du klingeln?" sagte er mit leiser Stimme. „Wollen? Aber passt, ich mach es." erwiderte ich und drückte, ehe ich mir noch mehr Gedanken machen konnte, auf den Klingelknopf. Erst rührte sich für eine längere Zeit nichts und ich fragte mich bereits, ob wir uns beim Haus geirrt hatten, als die Tür mit einem leisen Knarren geöffnet wurde. Entgegen meinen Erwartungen öffnete ein gutaussehender junger Mann die Tür. Stark ausgeprägte Wangenknochen zeichneten sein markantes Gesicht, in welches ein paar dunkelblonde Strähnen fielen. Ein leicht diabolisches Lächeln lag auf seinen Lippen, was seine Grübchen zum Vorschein brachte. „Kommt rein." raunte er und öffnete die Tür einladend. Verwirrt warfen Nia und ich uns einen Blick zu, ehe wir zögerlich eintraten. „Wieso sollten wir herkommen?" fragte Nia mit extrem misstrauischer Stimme und musterte seine Umgebung skeptisch. Eigentlich sah alles aus, wie in einem normalen Haushalt. Fernseher, Couch, Deko, leichte Unordnung. „Ihr habt meine Präsente ja bekommen." grinste er. Präsente, na wenn er es so nennen wollte. Er lief ein paar Schritt weiter und fuhr dabei mit seiner Hand über die staubige Oberfläche eines Schrankes. „Entschuldigt die Unordnung. Ich halte mich kaum hier oben auf, weshalb ich es nicht für nötig halte, in diesem Teil des Hauses Ordnung zu halten. Wie auch immer, ich verliere mich immer in unwichtigen Gesprächen." Er lachte auf und wirkte insgesamt sehr freundlich und charismatisch. „Kommt mit." Er ging aus dem Wohnzimmer, in dem wir bis jetzt gestanden waren und führte uns eine Treppe in den Keller hinunter. Bei dem Gedanken, in den Keller dieses Psychopathen zu gehen, war mir nicht gerade wohl zumute, jedoch folgte ich ihm leicht zögerlich, Nia hinter mir. Anscheinend hielt er es ebenfalls nicht für nötig, das Licht anzuschalten, denn der Gang blieb dunkel, bis auf das schwache Tageslicht, welches durch ein verstaubtes Fenster hereinfiel. Ohne zu zögern lief der junge Mann auf eine Tür zu, schloss diese auf, und winkte uns in das dunkle Zimmer. Mit einem mulmigen Gefühl bemerkte ich, wie er hinter uns die Tür wieder abschloss und sich dann irgendwo durch den Raum lief. Sehen konnte ich es nicht, da es stockfinster war, jedoch flammte nach einigen Momenten plötzlich helles Licht auf. Kurz kniff ich die Augen zusammen, doch als ich meine Umgebung erkennen konnte, wünschte ich mir, er würde mir lieber die Augen ausstechen, als dass ich diesen Anblick ertragen musste.

Youtuber Oneshots (Tonia, Jublali, Jandre u.a.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt