Oneshot, der versucht, Toni zum weinen zu bringen :D

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Pov Toni

Schweigend lief ich den grauen Weg zu dem, mir so schmerzlich bekannten, Ort entlang. Kies knirschte unter meinen Füßen, während klischeehaft ein paar Regentropfen auf mein Gesicht trafen und daran herunterliefen. Unwillkürlich wischte ich über mein Gesicht, wodurch ich bemerkte, dass nicht nur der kalte Regen über mein Gesicht lief, sondern sich mal wieder ein paar Tränen klammheimlich daruntergemischt hatten. Seufzend wischte ich die warme Flüssigkeit weg und hoffte, ich würde es irgendwann unter Kontrolle bringen können. Ich spürte, wie mein Atem unregelmäßiger wurde und sich Druck auf meinem Brustkorb ausbreitete. Mit einem Blick in den grauen Himmel versuchte ich, mich irgendwie zu beruhigen, aber meine Wangen wollten anscheinend nicht trocken bleiben, woran jedoch nicht der leichte Nieselregen schuld war. Stumm ließ ich meinen Blick über die so verschiedenen, aber mir so eintönig erscheinenden Grabsteine schweifen. Einen nach dem anderen musterte ich, von edlem Marmor, bis hin zu kunstvoll geschliffenem Stein, bis ich an der Reihe, welche ich bereits zu gut kannte, ankam. Trotz dem, dass der beschwerende Druck in meiner Brust immer größer wurde und ich am liebsten schreiend vor dieser Ort voller Stille und Trauer geflüchtet wäre, bog ich auf dem gepflegten Weg in den Seitengang ab. Fröstelnd setzte ich mit einem Ruck meine Kapuze auf und schlang meine Arme beim Gehen um meinen Körper. Da mein Gesicht immer noch etwas nass war, fühlte sich der Wind, welcher auf einmal mit überraschender Stärke über den menschenleeren Platz wehte, eiskalt an und ließ eine Gänsehaut auf meinem Körper entstehen. Frierend lief ich weiter, mein Blick wanderte über den schlichten, grauen Stein, wessen Anblick allein, ungeahnte Erinnerungen in mir hervorrief.

//"Komm schon, Toni! Ich will ein Eis!" rief seine hohe Stimme fröhlich und er winkte mich mit wilden, energiegeladenen Handbewegungen zu sich. „Ich komm ja schon, Giulio." rief ich lachend zurück und lief über die Wiese des Stadtparks. Gut gelaunte Menschen in sommerlicher Stimmung saßen auf dem frischen Grün des, nach dem Winter neu erblühenden, Parks. „Wie süß." lächelte eine junge Frau, als mein kleiner Bruder an ihr vorbeirannte und sie dabei voller Lebensfreude angrinste. Sie hatte mittellanges, braunes Haar und hübsche, grüne Augen, aus denen sie mich fröhlich anblickte. „Sind Sie der Vater?" fragte sie freundlich. „Nein, das ist mein kleiner Bruder." lachte ich und setzte mich für einen Moment neben sie auf die Wiese. „Ach so. Echt niedlich der Kleine." meinte sie. Ihre sympathische Art sprach mich sofort an und ich fragte sie freundlich, ob sie aus der Gegend kam. „Ich wohne hier in Köln, nur ein paar Minuten von hier. Sind Sie öfter hier?" „Nenn mich doch Toni." sagte ich lächelnd. „Ich wohne in Bonn aber ziehe noch dieses Jahr nach Köln." „Ach so ich bin übrigens Hanna .Irgendwie vergesse ich immer mich vorzustellen." lachte sie, worauf ich ebenfalls mit einem Lachen „Kein Problem." erwiderte. Gerade wollte ich sie fragen, ob sie studierte oder was sie generell so machte, als meine Aufmerksamkeit plötzlich auf ein lautes Hupen, auf das ein Krachen folgte, von der nah gelegenen Straße gelenkt wurde. Sofort sah ich hektisch Menschen zu der Unfallstelle rennen und panisch telefonieren. Wo war Giulio denn jetzt? Wahrscheinlich stand er irgendwo bei dem Unfall herum und beobachtete das Geschehen. Ich sollte ihn wohl besser holen, damit er niemandem im Weg stand. „Ich geh' mal nach meinem Bruder sehen." verabschiedete ich mich freundlich von Hanna und ging die paar Meter zu der Straße. Schon von weitem sah man ein Auto, welches mitten auf der Straße stand und von einer Menschentraube umgeben war. Wo war Giulio? Langsam machte ich mir Sorgen; nicht, dass ich ihn noch irgendwo inmitten der Menschenmasse verlieren würde. Aufgeregte Menschen standen mit besorgten Gesichtern um das Auto herum, einige telefonierten. Nirgendwo konnte ich meinen kleinen Bruder finden, weshalb ich mich besorgt zwischen den Leuten durchdrängelte. Mein Blick suchte die Umgebung nach ihm ab, jedoch konnte ich ihn nirgends entdecken. Erst, als mein Blick auf den Boden neben dem Auto fiel, jagte ein Schock durch meinen Körper. Ich musste zweimal hinsehen, ehe ich glauben konnte, was ich gerade sah. Lag dort wirklich der zarte Körper meines kleinen Bruders? Die blutüberströmte Gestalt vor mir, war unverkennbar. Seine blonden Haare hingen in das kindliche Gesicht, welches nicht, wie sonst, vor Freude strahlte, sondern von einer Platzwunde an der Stirngezeichnet wurde. Eines seiner kleinen Beine war seltsam verdreht und seine Augen geschlossen. Geschockt fiel ich vor dem regungslosen Körper auf die Knie. „Giulio." hauchte ich flüsternd. Meine Hand zitterte, als ich sie vorsichtig nach ihm ausstreckte und über seine blasse Wange strich, wodurch ich jedoch nur das Blut ein wenig verschmierte. Mein Atem blieb ruhig und ich starrte nur wie paralysiert auf den kleinen Körper. Mein Körper realisierte die Situation nicht. Das alles war nie passiert. Alles war gut. Wir würden uns gleich zusammen auf den Weg, ein Eis zu kaufen, machen. Ich würde ihn an meine Hand nehmen und er würde wie immer mit seinem fröhlichen Lächeln ein Schokoladeneis verlangen. Oder? Das war nicht passiert.

Youtuber Oneshots (Tonia, Jublali, Jandre u.a.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt