Kapitel 14

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"Mrs Hanson, könnten Sie mir bitte meine Frage beantworten?", fragte mein Mathe Lehrer. Ich schaute auf. Oh nein, ich hatte keinen blassen Schimmer was er gefragt hatte. "Nein, tut mir leid", antwortete ich wahrheitsgemäß und setzte mich aufrechter hin. "Ach und wieso nicht?", fragte Herr Meier. "Weil ich nicht aufgepasst habe. Ich war mit den Gedanken nicht bei Ihren tollen Mathe-Unterricht", sagte ich ironisch. Dies bemerkte er auch. "Bitte verlasse meinen Klassenraum, wenn du sowieso nicht aufpasst", sagte er wütend. Ich starrte ihn wütend an. Dann erhob ich mich langsam und ging zur Tür. Ich öffnete sie und sah meinen Lehrer nochmal an. Die Stimmung in der Klasse war angespannt. Alle sahen mich an. Dann drehte ich mich um und knallte die Tür hinter mir zu. Auf dem Gang lehnte ich mich an eine Wand und schloss die Augen. Ich war im Unterricht die ganze Zeit in Gedanken bei meinem Bruder, dem Albtraum und meinen Freunden. Von Ally wurde ich heute konstruktiv ignoriert und Max hatte kurz mit mir geredet, aber das war's auch schon. Viel wichtiger war aber mein Traum. Warum träumte ich so etwas? Das ist doch nicht normal. Ashton würde nie so sehr austicken, wie in meinem Traum. Eigentlich war er ganz friedlich und immer gut gelaunt. Aus diesem Grunde hasste ich es, wenn er sauer war. Einfach weil ich es nicht gewöhnt war. Plötzlich wurde ich angetippt und ich riss erschrocken meine Augen auf. Als ich sah wer vor mir stand, verdrehte ich die Augen. Vor mir stand niemand anderes als Jason. "Was machst du hier draußen? Hat der Unterricht nicht schon längst begonnen?", fragte er grinsend. "Ja du Trottel. Ich bin rausgeflogen", sagte ich genervt. "Oha. Warum das?", fragte mein gegenüber mich amüsiert. "Weil ich nicht aufgepasst habe, Schlaumeier", antwortete ich. "Ach so. Dann lern draus, Prinzessin", sagte er grinsend und ich starrte ihn wütend an. "Nenn mich nicht so", zischte ich. "Okay, Prinzessin",sagte er und amüsierte sich königlich darüber, dass ich ihn wieder einen wutentbrannten Blick zuwarf. "Und du? Warum zu spät?", fragte ich knapp um das Thema zu wechseln. "Habe verpennt. Außerdem konnte ich schlecht high zur Schule, oder?", fragte er und lachte. "Achso", murmelte ich und sah ihn verwirrt an. "Was denn? Noch nie jemanden kennengelernt, der Drogen nimmt?", fragte er überrascht. Ich schüttelte leicht den Kopf. Wieder lachte er laut los. "Ach Schätzchen, bei dir ist alles immer so perfekt, oder? Du kennst das Wort Drogen vermutlichgar nicht! Ich sage dir mal was. Das Leben ist nicht perfekt! Das Leben kann sogar ganz beschissen sein! Mach die Augen auf und setze deine rosarote Brille ab!", sagte er leise und sah mir fest in die Augen. Ich war überrumpelt. Er versuchte mich zu durchschauen. In meinen Augen sah er vermutlich ein loderndes Feuer. Ich war sauer. Richtig sauer. "Dein Leben scheint ja richtig beschissen zu sein, was? Du nimmst Drogen. Allein das ist schon unglaublich erbärmlich! Du kriegst dein Leben anscheinend nicht mehr auf die Reihe ohne auf Drogen verzichten zu können. Man kann auch ohne Drogen Spaß haben! Stell dich deinen Problemen, anstatt sie mit dem Scheiß zu verdrängen", sagte ich. Er sah mich an. "Du denkst du wärest cool und stark, nur weil du Drogen nimmst? Da liegst du falsch. Es ist ein Zeichen von Schwäche, so seine Probleme lösen beziehungsweise verstecken zu wollen. Du bist schwach, Jason! Du bist dumm, schwach und erbärmlich", sagte ich langsam, damit er es begriff. In seinen Augen erkannte ich die Wut. Seine Augenbrauen zog er zusammen und dann atmete er einmal tief durch, wie um sich zu beruhigen. Ich war stolz auf mich. Er hatte es nicht anders verdient. "Hör mal zu, Miss Perfect! Du kennst mich nicht! Ich habe keine Probleme! Ich dröhne mir gerne den Kopf zu. Ich mache es aus Spaß! Du solltest lieber damit aufhören mir vorzuschreiben, was ich zu tun oder zu lassen habe, denn es ist mein Leben!", sagte er ruhig. "Du drohst mir allen Ernstes? Wie tief willst du noch sinken, Jason?", fragte ich ihn. "Jeder ist anders in der Schule als privat! Du sitzt bei dir zu Hause bestimmt rum und heulst dir dieAugen aus dem Kopf, wenn du einen Nagelriss hast! Komm mal klar mit deinem Leben!", sagte Jason. "Süß, dass du eben noch meintest, dass ichnichts über dich wüsste und du jetzt über mein angebliches Leben urteilst! Du widersprichst dich selbst! Außerdem: mit den Drogen verunstaltest du dein, ohnehin schon hässliches Gesicht noch mehr! Vielleicht solltest du mal Make-Up kaufen! Ich kann dir eine gute BB-Creme empfehlen, sie deckt sehr gut!", sagte ich provozierend. Das war gelogen, denn sein Gesicht war schön! Er sah einfach unglaublich gut aus und das wusste Jason auch. Trotzdem war er total sauer, dass sah ich ihm an. Ich drehte mich einfach um und klopfte an der Tür meines Klassenzimmers. Dann fragte ich ob ich wieder reinkommen durfte und als ich die Erlaubnis hatte, betrat ich den Raum. Ich spürte, dass Jason hinter mir hergehen wollte, doch ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Alle hörten das schmerzerfüllte Stöhnen von Jason. Ich grinste und dachte: Karma ist halt 'ne Bitch! Dann stolzierte ich auf meinen Platz und nun öffnete Jason die Tür. Seine Nase war rot. "Wo waren Sie, Mr Smith?", fragte mein Lehrer scharf. "Zu Hause. Tut mir leid, ich habe verpennt", sagte Jason und sah mich an. Ich grinste. "Na gut, dann setze dich", sagte Herr Meier. Ich fragte Max was wir gerade machten und er erklärte es mir. Ich schlug also mein Buch auf und verfolgte den trägen Unterricht.

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