Kapitel 26

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Vor mir erstreckte sich ein kleiner, weißer Strand, der in blauem und klaren Wasser mündete. Wir standen an einem riesigen See. Man konnte das Ende nicht erkennen, da er sich bis zum Horizont erstreckte. Direkt vor meinen Füßen lag eine Decke und drumherum war ein Herz aus Teelichten aufgestellt. Auf der Decke waren Teller und Becher mit was zu Essen und Trinken platziert. Um die Decke herum waren rote Rosenblätter verstreut. Meine Augen wurden immer größer, als ich das alles analysierte. Mein wundervoller Bruder hatte mir tatsächlich so etwas süßes vorbereitet. Ich drehte mich ganz langsam um und schloss währenddessen wieder meinen Mund. Gespannt sah Ashton mich an. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, doch als mir nichts einfiel schloss ich ihn wieder. Ich war sprachlos. "Gefällt es dir nicht?", fragte Ash leise. "Es... Es ist perfekt", murmelte ich genau so leise und sah ihm fest in die Augen. Sofort legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und ich musste sofort mit lächeln. Wir setzten und gegenüber auf die Picknickdecke und begangen zu essen. Er ließ mich kaum aus den Augen,und aus diesem Grunde wurde ich nach einer Weile total rot. Als wir fertig gegessen hatten, setzten wir uns nebeneinander und genossen den wunderschönen Sonnenuntergang. Ich lehnte meinen Kopf an die Schulter meines Bruders und schaute zum blutroten, rosanen und orangenen Himmel. Ashton legte einen Arm um mich und zog mich zu sich heran. Keiner von uns sagte etwas. Irgendwann als es kälter wurde zitterte ich kurz. "Ist dir kalt?", fragte Ashton sofort. Ich nickte vorsichtig und schon schälte er sich aus seiner Jacke und legte sie mir über die Schultern. "Danke", murmelte ich. "Gerne", meinte er und lächelte. "Nicht dafür. Klar auch für die Jacke, aber an meisten für diesen schönen Abend", erklärte ich meine Worte von eben. "Er ist ja noch nicht vorbei", meinte mein Bruder und lächelte mich an. Ich lehnte meinen Kopf wieder an seine warme Schulter und schloss kurz die Augen. Ich genoss diesen Moment in vollsten Zügen. In diesem Moment war alles perfekt. "Ich würde gerne etwas tun, aber ich darf es nicht", murmelte Ashton auf einmal leise. Ich öffnete meine Augen und sah ihn an. "Was denn?", fragte ich dann neugierig. "Das", flüsterte er und kam näher. Seine Lippen legten sich auf meine und reflexartig schloss ich meine Augen. Er bewegte seine Lippen und wie im Einklang bewegte ich meine auch. Sie schienen miteinander zu tanzen. In meinem Bauch kribbelte alles und ich packte seinen Kopf, um ihn noch näher zu mir zu ziehen. In diesem Moment war alles egal. Es war egal, dass er mich liebte. Es war egal, dass ich ihn auch liebte. Es war egal, dass wir Geschwister waren und das hier eigentlich verboten war. In diesem Moment gab es nur uns zwei und sonst nichts. Ruckartig löste er sich von mir und etwas traurig öffnete ich die Augen. "Wir müssen aufhören", sagte er enttäuscht. "Nein, bitte nicht", murmelte ich und zog seinen Kopf wieder zu meinem. Wieder fanden sich unsere Lippen und bewegten sich synchron aufeinander. Es war wunderschön. Ein leises Stöhnen drang aus seinem Mund und ich lächelte in den Kuss hinein. Langsam und gefühlvoller, als eben, lösten wir uns wieder voneinander und lächelten uns an. "Das war...", setzte ich an, doch Ashton unterbrach mich. "Perfekt". Wieder lächelte ich und kuschelte mich in seine Arme. Ich schloss meine Augen und in Ashtons starken Armen schlief ich ein.

Am nächsten Morgen schlug ich die Augen auf. Ich sah mich um und war erst verwirrt. Wo war ich? Dann fiel es mir wieder ein. Das Picknick gestern. Der wunderschöne Sonnenuntergang. Der perfekte Kuss. Ich schaute vorsichtig neben mich und sah meinen Bruder, wie er mit seinem Zeigefinger eine Strähne meines Haares immer wieder aufwickelte, um es dann wieder loszulassen. Als er merkte, dass ich wach war, ließ er meine Haare sofort los. Er lag auf dem Rücken und ich legte mich mit meinem Kopf auf seiner durchtrainierte Brust. Seine Arme umschlungen mich und sofort fühlte ich mich sicher. "Morgen", murmelte er nach einiger Zeit. "Morgen", antwortete ich leise. "Gut geschlafen?", fragte er. "Wie ein Murmeltier", antwortete ich und Ashton lachte leise. Als es wieder leise wurde, lauschte ich dem Plätschern des Wassers. Es war so idyllisch hier, am liebsten wollte ich nie weg. "Maddy?", fragte Ashton leise. "Ash?", antwortete ich. "Wie denkst du über gestern Abend?", fragte er. "Willst du die Wahrheit hören?", fragte ich und ich spürte, dass er nickte. Ich schaute ihn immer noch nicht an, da ich auf seiner Brust lag und aufs Wasser hinaus schaute. "Es war wunderschön. Erst bereitest du dieses Picknick vor und dann der Sonnenuntergang. Es war herrlich", schwärmte ich und ließ absichtlich den Kuss unerwähnt. "Und den Rest?", fragte er etwas verunsichert. Jetzt stützte ich mich auf meinem Ellenbogen, um ihn ansehen zu können. Er sah mich ein bisschen verzweifelt an. "Der Kuss war das beste am ganzen Abend. Er hat diesen Abend vollkommen und perfekt gemacht, Ashton", antwortete ich ihn ehrlich und sah in seine Augen. Er runzelte die Stirn. Dann lächelte mein Bruder mich an. Sofort lächelte ich auch und legte meinen Kopf wieder auf seine Brust. Gerade wollte ich wieder meine Augen schließen, doch dann fuhr ich hoch. "Wir müssen doch in die Schule", sagte ich entsetzt, da ich keine Ahnung hatte wie viel Uhr es war. "Alles gut, ich habe einen Kumpel gesagt, dass er uns abmelden soll", antwortete Ashton. Ich sah ihn zweifelnd an. "Wir lassen uns, wenn Mum und Dad wieder da sind eine Entschuldigung schreiben. Ich wollte einfach nicht weg. Ich wollte hier bei dir bleiben", murmelte Ashton und ich lächelte. "Okay, das passt mir sehr gut", sagte ich und legte mich wieder hin. Ich schloss meine Augen und mein Bruder strich mir vorsichtig und gleichmäßig über das Haar. Fast hätte ich wie eine kleine Katze geschnorrt. Das war einfach zu schön. Plötzlich überkam mich ein unerwartetes Gefühl. Meine Lippen brannten und es fühlte sich an, als würden sie aus lodernden Flammen bestehen. Ich presste sie fest aufeinander, doch es wurde nicht besser. Ich überlegte kurz und dann küsste ich Ashtons Hals. Meine Lippen waren jetzt nur noch heiß. Ich grinste, als ich das Heilmittel entdeckt hatte. Also zog ich Ashtons Kopf zu mir und küsste ihn. Seine weichen Lippen waren Balsam für meine brennenden. Mein ganzer Körper kribbelte und ich krallte mich in sein Haar fest. Meine Augen waren geschlossen, aber ich sah Ashton direkt vor mir. Plötzlich stieß mein Bruder mit seiner Zunge gegen meine Zähne. Reflexartig öffnete ich meinen Mund. Unsere Zungen fanden sich und erforschten einander. Ich bekam eine Gänsehaut. Ashton zog mich auf sich drauf und seine Hände fuhren meinen Rücken rauf und runter. Meine eine Hand lag auf seiner Brust und die andere vergrub ich in seinem Haar. In meinem Bauch flatterten tausende Schmetterlinge herum. Das hier soll nie aufhören, dachte ich glücklich. Dieser Moment war noch besser als gestern. Es war noch perfekter. Nach einer halben Ewigkeit lösten wir uns schweren Herzens voneinander. Damit ich nicht zu schwer für ihn wurde, legte ich mich wieder neben ihn und sah in seine Augen. Sie glänzten vor Freude und Lust. "Warum kannst du nur so gut küssen?", fragte ich verzweifelt und musste mich beherrschen, damit ich ihn nicht wieder küsste. "Habe ich von dir", antwortete Ashton lächelnd. "Ich möchte am liebsten für immer hier mit dir liegen und Sonnenuntergänge mit dir anschauen", meinte ich und ließ ihn nicht aus den Augen. "Ich auch, Süße", murmelte Ashton.

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