Kapitel 37

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Irgendwann unterbrachen wir das Spiel, da keiner mehr Lust hatte. Ashton musste keine Aufgabe erfüllen. Da ich einen freien Kopf brauchte und den Blick meines Bruders nicht mehr ertragen konnte, lief ich auf die große Terrasse. Ich hatte immer noch mein Bier in der Hand und so setzte ich mich auf einen der Liegen, die um den Pool verteilt waren. Ich nippte immer wieder an dem kühlen Getränk und starrte auf das Wasser. Ich hatte echt Scheiße gebaut. Das wusste ich. Aber was sollte ich denn machen? Ich hätte meinen Bruder schlecht vor Publikum küssen können. Das würde zu echt aussehen und dann hätten alle gefragt. So ist es wirklich besser, dachte ich. Auch wenn mein Freund/Bruder sauer auf mich war. Plötzlich hörte ich wie die Tür zum Haus aufgeschoben wurde. Ich blickte kurz hinter mich, in der Hoffnung Ashton dort stehen zu sehen. Aber dort stand mein neuer Kusspartner. Jason setzte sich neben mich. Ich lehnte mich wieder in meine Liege und starrte vor mich her. "Hi", sagte er und fing so das Gespräch an. "Hey", antwortete ich und sah ihn kurz an. Ich wusste nicht, dass uns jemand zuhörte. Hätte ich es gewusst, dann hätte ich kein Wort mit Jason gewechselt.

"Das eben war echt eine komische Situation", murmelte Jason und sah mich an. "Ja stimmt. Ziemlich unangenehm vor so vielen Leuten", sagte ich aufrichtig. "Aber schlecht ist anders", grinste er. Ich lachte kurz nervös auf. "Okay, tut mir leid", sagte Jase leise. "Schon okay. Es ist halt so... Naja, dass ich einen Freund habe und deswegen war mir das echt unangenehm", gestand ich ihm. "Oh... Echt? Und wer ist der glückliche?", fragte er. "Ähm... Wir wollen es eigentlich geheim halten", sagte ich und guckte vorsichtig ihn Jasons Gesicht. Er wirkte überrascht, aber nickte verständnisvoll. "Ich werde dicht halten und dich auch nicht weiter ausquetschen. Keine Sorge, Maddy", sagte er und lächelte. "Danke", sagte ich und umarmte ihn. "Gerne", murmelte Jason und zog mich zu sich. "Trotzdem war der Kuss echt schön", flüsterte er in mein Ohr. "Ich hatte schon schlechtere", gestand ich und wurde rot. Warum sagte ich sowas? Ich hätte mir liebend gerne eine Kopfnuss gegeben. "Ich gehe mal kurz auf die Toilette", sagte ich, da ich weg von ihm wollte. Er nickte und ich schob die Tür auf. Ich wollte gerade Richtung Toilette gehen,als ich jemanden neben der Tür stand. Dieser Jemand hatte unser ganzes Gespräch mitbekommen können. Ich erschrak mich fast zu Tode, da er aus dem Schatten trat. Als ich sein Gesicht erkennen konnte, erschrak ich noch viel mehr. Oh Scheiße, dachte ich und sah sofort auf den Boden.

Vor mir stand Ashton. "Hi", murmelte ich peinlich berührt. "Hallo", sagte er kühl. "Wir reden später", sagte ich und lief sofort Richtung Badezimmer. Ich schloss mich in dem kleinen Raum ein und schaute in den Spiegel. Wie konnte ich das nur tun. Wie konnte ich Jason küssen? Ashton hasste mich bestimmt. Naja ich an seiner Stelle wäre auch nicht sonderlich begeistert gewesen, dachte ich und warf den Kopf in den Nacken. Tränen liefen über meine Wangen und ich setzte mich auf den geschlossenen Toilettendeckel. Plötzlich klopfte es an der Tür. "Maddy? Bist du da drin?", hörte ich die Stimme von Ashton. "Geh weg!", rief ich schluchzend. "Warum weinst du?", fragte mein Bruder besorgt, aber dennoch wütend. Genau deswegen, dachte ich. "Bitte lass mich in Ruhe", sagte ich deutlich. Ich hörte wie er wütend gegen die Tür schlug und dann verschwand. Erleichtert atmete ich aus. Warum musste Alex auch so eine bescheuerte Aufgabe nehmen?

Nach fünf weiteren Minuten klopfte es wieder. "Verpiss dich!", schrie ich, da ich dachte es wäre wieder Ashton. "Maddy, ich bin's. Bitte lass mich rein", hörte ich die liebliche Stimme von Ally. Zögernd erhob ich mich und drehte den Schlüssel im Schloss um. Dann öffnete ich die Tür und ließ meine beste Freundin rein. Schnell schloß ich die Tür wieder ab. "Was ist denn mit dir passiert?", fragte Ally besorgt. "Ashton ist sauer auf mich", schluchzte ich. "Wieso das denn?", fragte Ally erstaunt. "Weil ich Jason geküsst habe", erklärte ich. "Aber das braucht ihn doch nicht zu interessieren", meinte meine Freundin. "Er kann ihn nicht ab", sagte ich. "Aber trotzdem muss er ja nicht gleich sauer werden", sagte sie. "Naja... Das ist ziemlich kompliziert", murmelte ich leise. "Wieso?", fragte meine Freundin und nahm mich in den Arm. "Bitte halte deine Klappe! Egal was passiert. Du musst dichthalten", predigte ich. Sie nickte kräftig und ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte. "Ashton... Ist mein Freund", sagte ich dann leise. "Er ist was?", fragte Ally ungläubig. "Mein Freund. Ich bin mit ihm zusammen", erklärte ich mit hoher Stimme. Ich traute mich nicht sie anzusehen. "Du verarscht mich nicht? Du bist mit deinem Bruder zusammen? In einer festen Beziehung? Mit Küssen und so?", fragte sie geschockt. Ich nickte. "Oh mein Gott. Das ist krass", murmelte sie entsetzt. "Ich weiß. Ich kann es selbst manchmal kaum glauben. Aber ja, ich liebe ihn sehr und er ist der Junge, der mich wirklich glücklich macht", erklärte ich. "Hmm...", murmelte sie und setzte sich auf den gefliesten Boden. "Ich hoffe du hasst mich nicht", sagte ich traurig und wieder kullerten ein paar Tränen meine Wangen runter. "Nein, absolut nicht. Jetzt ergibt nur alles Sinn. Das ihr immer so nah wie möglich beieinander saßt. Das er vorhin so böse war. Das er dich immer so anguckt, als wärest du sein treuster Besitz", sagte sie und sah mir in die Augen. "Es ist komisch, aber wir ergänzen uns. Deswegen war ich so unglaublich fertig, als Alex wollte, dass ich Jason küsse. Ashton ist gerade ziemlich sauer auf mich", sagte ich gequält. "Glücklich sah er wirklich nicht aus, als er mir sagte, dass ich mal nach dir sehen soll", murmelte meine beste Freundin. "Aber Ally? Du musst wirklich dicht halten. Es darf niemand erfahren. Es darf auch Ashton nicht wissen, dass du von uns weißt. Ansonsten bin ich tot", nuschelte ich. "Klar. Ich halte den Mund. Versprochen. Aber danke für dein Vertrauen, Maddy", sagte Ally und nahm mich in den Arm. "Danke, dass du für mich da bist", sagte ich und vergrub das Gesicht in ihrer Schulter. "Immer wieder. Aber jetzt gehe mal raus. Ihr müsst miteinander reden. Am besten ihr verlasst die Party bald, damit ihr noch Zeit zum reden habt", sagte Ally und nahm sich ein paar Tücher um über meine nassen Wangen zu wischen. Ich bedankte mich und wir beide verließen das Badezimmer.

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