Kapitel 43

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Ich lief zu der angegebenen Adresse und klingelte an der Tür. Nach einer Minute wurde sie von meinem besten Freund aufgerissen. Ich grinste. "Hey", sagte er lächelnd. "Hi", antwortete ich. Er ließ mich herein, ich zog meine Schuhe aus und wir liefen nach oben in sein Zimmer. Es war ein großes, weiß gestrichenes Zimmer mit einem riesigen Bett und einem Kleiderschrank drin. Es war außerdem ein Schreibtisch, sowie ein Sofa in dem Raum. Sofort fühlte ich mich wohl. "Schön hier", sagte ich. "Danke", murmelte Jason. "Na dann, lass uns mal anfangen", grinste ich und Jason fing an zu lachen. "Oh man, okay. Ich habe so ein paar Bücher von meinem großen Bruder gefunden", sagte er und holte ein Buch. Der Titel lautete 'Alles über Sex'. "Einfallsreich", kommentierte ich lachend. "Ja, ich weiß. Aber vielleicht steht da schon alles drin", sagte Jason und hob unschuldig die Hände. Wir begangen das Buch durchzugehen. "Hier steht was über der Löffelchen Stellung", sagte Jason. Ich musste mir das Lachen verkneifen. Wir machten uns Stichpunkte zu den verschiedenen Stellungen. Irgendwann hatten wir keine Lust mehr, also hörten wir auf. Ich lehnte mich in meinen Stuhl zurück und schloss kurz die Augen.

"Maddy?", fragte Jason. Ich öffnete die Augen und sah ihn an. "Was war heute mit dir in der Pause los?", fragte er. Ich seufzte. "Ähm... Ich habe erfahren, dass mein Freund mich betrügt", erzählte ich leise. "Oh... Das tut mir leid", sagte er ebenfalls leise. "Kann man nichts machen", sagte ich und war den Tränen wieder nahe. Aber ich hielt sie zurück. "Wer ist denn der Arsch?", fragte Jason. "Kann ich dir vertrauen, dass du die Klappe hältst?", fragte ich. Er nickte sofort. Und ich wusste das ich ihm vertrauen konnte. "Ashton", sagte ich dann und starrte den Parkettboden unter meinen Füßen an. Jason zog scharf die Luft ein. "Mit deinem Bruder?", fragte er ungläubig. Ich nickte vorsichtig. "Oha. Das ist verdammt krass", stellte Jason fest. "Ich weiß", flüsterte ich. "Ich dachte immer, dass er mit Kate zusammen wäre", sagte mein bester Freund. "Nein. Also ja. Jetzt sind sie anscheinend zusammen. Er hat mich schon zweimal betrogen. Einmal am Samstag auf der Party mit Kate. Und dann heute", erzählte ich deprimiert. "In der Schule?", fragte Jason erstaunt. Wieder nickte ich. "Oh mein Gott. Was für ein Arschloch! Und was hat Kate vorhin zu dir gesagt?", fragte er. Ich erzählte ihm von dem Gespräch, welches Kate mit mir geführt hatte. "Na super. Ey, was für eine Schlampe!", sagte Jason wütend. "Hmm", machte ich. "Aber er ist es nicht wert, Maddy. Du hast einen besseren verdient", meinte er. "Vielleicht hast du Recht. Aber es tut unglaublich weh", erzählte ich. "Das kann ich total verstehen. Wollen wir einen Film zur Ablenkung gucken?", fragte mein bester Freund. Ich nickte und lächelte ein wenig. Wir schauten einen Horrorfilm. Warum schauten Jungs eigentlich so gerne Horrorfilme? Ich verstand sie nicht. Aber da ich Jason nicht widersprechen wollte, schauten wir den Film.

Ich kniff erschrocken die Augen zusammen, als es einen lauten Schuss gab. Wie ich diese Art von Filmen hasste. "Geht's?", fragte mein bester Freund mich. Zögernd nickte ich. "Sicher?", fragte er nochmal nach. Da ich nicht wie ein Feigling dastehen wollte nickte ich wieder. Etwas überzeugender. Jason glaubte mir und heftete seine Augen wieder auf den Bildschirm. Wie gern ich Ashton jetzt neben mir hätte. Er hätte seinen Arm um mich gelegt, mich an sich ran gezogen und hätte mir gesagt, dass es nur ein Film war. Vermutlich hätte er mich dann geküsst, damit ich mich nicht mehr so sehr auf den Film konzentrieren konnte. Ich wurde sofort wieder traurig. Ab jetzt würde er nur noch Kate zu sich ziehen und sie küssen. Ich war für ihn Geschichte. Das hatte Kate klar und deutlich gemacht. Jason merkte, dass ich nicht mehr bei der Sache war, denn er schaute mich skeptisch an. "Alles okay?", fragte er wieder. "Ja, kein Ding", murmelte ich. Er sah mich nochmal skeptisch an, doch wandte sich wieder dem Film zu. Gerade gab es eine laute Explosion und automatisch versteckte ich meinen Kopf an Jasons Schulter. Am liebsten hätte ich mir, wie ein kleines Kind, die Ohren zugehalten, aber das hielt ich dann doch für übertrieben. "Wir machen jetzt aus!", entschloss Jason, griff nach der Fernbedienung und schon war der flackernde Bildschirm schwarz. "Danke", murmelte ich. "Gerne! Sag das doch früher", meinte Jason lächelnd. "Ich war mit den Gedanken woanders", sagte ich ehrlich. "Bei Ashton", erkannte mein bester Freund. Ich nickte. "Versuche nicht an ihn zu denken. Er ist es nicht wert!", redete Jason mir ins Gewissen. "Ja... Ich habe einfach nur Angst ihn nachher gegenübertreten zu müssen!", meinte ich. "Kann ich verstehen. Aber vielleicht ist es besser so. Es sei denn...", sagte Jason und sah so aus, als hätte er eine Idee. "Wie wäre es, wenn du bei mir schläfst und wir uns zusammen etwas überlegen, okay?", fragte Jason. Ich überlegte kurz, doch fand die Idee nicht all zu schlecht. Also nickte ich lächelnd und sagte: "Danke!"

"Gerne. Gib mir deinen Schlüssel und ich fahre zu euch, um deine Klamotten zu holen", schlug er vor. Doch ich schüttelte den Kopf. "Nein. Lass mich das mal machen. Ashton ist eh nicht zu Hause", sagte ich überzeugt und lief schon nach unten. "Ich fahre dich", meinte Jason und zog sich - wie ich - die Schuhe an. "Danke", murmelte ich und wir liefen zu seinem Auto. Als er die Türen aufgeschlossen hatte, setzte ich mich auf den Beifahrersitz, schnallte mich an und wartete bis Jason losfuhr. "Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Ist es überhaupt okay, dass ich bei dir schlafe?", fragte ich. "Sie sind nicht da. Mein Bruder auch nicht", meinte Jason schlicht. "Oh. Wo sind sie denn?", fragte ich. "Maddy, nicht jetzt. Ich möchte nicht drüber reden", murmelte mein bester Freund. Er versuchte entspannt zu wirken, aber ich merkte wie sehr seine Finger sich um das Lenkrad verkrampften. "Okay", meinte ich nur und war dann ruhig. Es wäre unangebracht noch weiter nachzufragen. Aber trotzdem hätte ich schon gerne gewusst weshalb Jason mir das nicht erzählen wollte. Verschwieg er etwas vor mir?

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