Kapitel 17

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Ich drehte mich um, packte Ashtons Arm und zog ihn mit mir ins Gebäude. Wir wurden von einem Beifall und Getuschel begleitet. Unsere Freunde saßen immer noch im Gras und ihre Münder standen offen. Aber das war egal. Als Ashton und ich in einer ruhigen Ecke standen, sah ich ihn an. "Danke", murmelte ich leise und versuchte keine Tränen in den Augen zu bekommen. Ich schluckte meinen Kloß im Hals mühsam herunter und riss mich zusammen. "Dafür nicht. Für dich aber immer", sagte er und lächelte leicht. Ich versuchte zurück zu grinsen. Dann umarmte ich ihn ganz fest. Was würde ich nur ohne ihn machen, fragte ich mich mal wieder. Er drückte mich an sich und dann löste er sich von mir. Es gongte zum Unterricht. Wir hatten noch fünf Minuten. "Ich muss jetzt los. Hab dich lieb", sagte Ashton. "Ich habe heute nach der vierten Schluss. Du musst nachher alleine zu Fuß gehen. Aber ich werde schon Essen machen", sagte ich lächelnd. "Okay, cool danke", sagte er. "Ich habe dich auch lieb", sagte ich und schon verschwand mein Bruder in der Menge. Ich nahm meine Kopfhörer aus der Tasche und steckte sie in meine Ohren. Das Lied 'Love me like you do' von Ellie Goulding dröhnte in mein Trommelfell und ich hatte kurz Angst, dass es zerplatzen würde. Aber so liebte ich es. Laute, kraftvolle Musik mit coolen Beats. Ich schulterte meine Tasche, schnappte meine Lederjacke und lief aus dem Schulgebäude. Von meinen Freunden hatte ich mich bereits verabschiedet. Endlich war Wochenende, dachte ich erleichtert, als ich draußen stand. Ich holte tief Luft und atmete die warme Sommer Luft ein. Perfekter konnte ein Wochenende nicht starten, dachte ich und machte mich auf den Weg nach Hause. In meiner dünnen Jacke war mir kein bisschen kalt, da es angenehm warm war. Der Himmel war blau und keine einzige Wolke war zu sehen. Ich wippte leicht mit dem Kopf, passend zum Takt des Liedes. Gleich war ich zu Hause. Noch um diese Ecke dort und dann war endgültig Wochenende, dachte ich glücklich. Vor meiner Haustür blieb ich stehen und kramte den Schlüssel aus meiner Tasche. Gerade wollte ich die Tür aufschließen, doch mitten in der Bewegung hielt ich inne. Ich spürte Blicke, die sich in meinen Rücken bohrten. Schnell drehte ich mich um und sah nichts. Komisch, dachte ich und wollte mich gerade wieder umdrehen, als ich eine Bewegung hinter einem dicken Baum sah, der neben der Straße stand, die zu unserem Haus führte. Ich schaute genau hin und... Tatsache. Da bewegte sich etwas. Leise schlich ich zu dem Baum hin und entdeckte braune, hochgestylte Haare. Hinter diesem Baum stand niemand anders als Jason. Ich stemmte die Hände in die Hüften und räusperte mich laut. Jason sah mich an. Dann auf den Boden. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, denn es sah zu komisch aus, wie er sich dort wie ein kleines Kind hinter einem Baum versteckte. "Na? Hast du das gefunden, was du gesucht hast?", fragte ich locker. "Ähm... Nein... Äh ich meine ja", stammelte er. Jetzt war ich etwas verwirrt. Jason stammelte? "Warum bist du mir gefolgt?", fragte ich ernst. "Ich wollte wissen wo du wohnst", meinte er leise und vermied es mich anzusehen. "Stalkst du mich etwa? Erst beleidigst du mich auf höchstem Niveau und dann setzt du mir hinterher?", fragte ich empört und verwirrt. "So würde ich es nicht nennen. Ich war nur neugierig wo so eine Schlampe wie du wohnst", meinte Jason und war wieder ganz der Alte. Ich schloss die Augen und zählte innerlich bis 5. Dann öffnete ich meine Augen wieder und sah ihn ganz ruhig an. "Weißt du was? Wahrscheinlich hast du kein zu Hause und suchst deswegen nach einer Unterkunft oder so. Oder du willst gucken, wo Leute mit Niveau wohnen. Tja, sieh dich ruhig um! Denn hier bist du genau richtig", meinte ich sarkastisch und drehte mich um. Ich lief zu der Tür, schloss sie auf und betrat das Haus. Auf das was als nächstes passierte, war ich echt nicht vorbereitet.

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