Kapitel 29

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Nach den schleppenden 2 Stunden Mathe ertönte endlich die erlösende Klingel und ich sprang auf. Schnell stopfte ich meine Sachen in die Tasche und zog Ally mit mir mit. Wir liefen zu der Mensa. "Warum so eilig?", lachte meine beste Freundin. "Ich möchte noch einen guten Platz abbekommen", sagte ich grinsend und wir stellten uns hinten in der Schlange an. Ich bekam mein Essen auf den Teller und wartete bis Ally ihres auch hatte. Dann schnappten wir uns Tabletts, Besteck und Servietten und liefen zu unserem Stammtisch. Es war der schönste Tisch in der gesamten Mensa, da er direkt am Fenster war und man so im Sommer die warme, reine Luf tund die Sonne genießen konnte. Als wir uns auf den Stühlen niedergelassen hatten, sah ich wie Ashton in die Mensa kam. Sofort drehten sich einige Mädchen um und starrten ihn an. Wut stieg in mir auf. Er ist mein... Ja, was war er eigentlich? Mein Freund? Mein Bruder, den ich manchmal küsste? Noch ein Thema worüber ich mit ihm reden musste. Das wird ein langes Gespräch, dachte ich.

Ashton holte sich sein Essen und blickte sich suchend in der Mensa um. Die Mädchen winkten ihm zu und meine Hand ballte sich zu einer Faust. "Schaut woanders hin", zischte ich leise. Zum Glück hörte Ally mich nicht. Dann endlich entdeckte mein Bruder uns und schlenderte lässig zu uns rüber. Als er bei dem Tisch der Mädels vorbeikam, lächelte er kurz. Nett und höflich. Die Mädchen bekam das dicke Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Argh. Warum machte er sowas. "Hey, ihr zwei", sagte Ash und setzte sich zu mir."Hallo", sagte ich kühl und rückte ein kleines bisschen von ihm weg. "Hi", sagte Ally freudig. Ashton sah mich kurz verwirrt an, aber widmete dann seine Aufmerksamkeit Ally. Die beiden redeten über alles mögliche und ich starrte nur auf mein Tablett. Nach einer Weile kamen auch die anderen aus unserer Clique. Kate und Amy setzten sich nebeneinander. Alex und Max setzten sich mir gegenüber. Endlich waren wie vollzählig und nun wurde ich auch in das Gespräch mit einbezogen. "Jetzt erzähl nochmal. Was wollte Jason von dir?", fragte Max und ich seufzte. "Wie gesagt, er wollte sich entschuldigen. Ich habe natürlich erstmal nachgefragt weshalb er das auf einmal macht. Er meinte, weil er es eingesehen hätte, dass er mich scheisse behandelt hätte und so. Ich habe ihn auf die Probe gestellt und meinte, dass er diese ganze Woche total nett zu mir sein soll. Vielleicht überlege ich es mir dann. Bis jetzt hat man allerdings noch nichts von seiner Nettigkeit gesehen", erklärte ich und sah in erschrockene Gesichter. "Du willst ihm eine Chance geben?", fragte Kate entsetzt. Ich nickte vorsichtig. "Warum?", fragte Alex geschockt. Ashton war leise geworden. "Jeder hat eine zweite Chance verdient", murmelte ich ausweichend. Ich stieß auf Unverständlichkeit. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Jason die Kantine betrat.Sofort guckte ich wieder auf mein Tablett, aber nach einer Minute hob ich wieder meinen Blick. Er starrte mich an. Ungefähr die ganze Mensa folgte seinem Blick und somit hatte ich vollste Aufmerksamkeit. Wie gerne ich mich jetzt verkrochen hätte. Ashton stand auf, zog mich hoch und ich nahm mein Tablett in die Hand. Schnurstracks lief ich auf den Wagen zu, stellte mein Tablett dort ab und lief auf den Ausgang zu. "Hey", sagte Jason, als ich vor ihm stand. Ich lief an ihm vorbei und rempelte ihn absichtlich an. Niemand hatte gesagt, dass ich es ihm leicht machte nett zu mir zu sein. Ashton und ich liefen schweigend durch die leeren Gänge. Es saßen alle in der Kantine, dadurch hatten er hier ein bisschen Ruhe. "Warum?", fragte er. Ich wusste sofort wovon er sprach. "Keine Ahnung. Ich mache es ihm nicht leicht", verteidigte ich mich. Ashton holte tief Luft. "Er ist nicht gut für dich", murmelte mein Bruder. "Ich weiss was ich tue", sagte ich eindringlich und zwang ihn mit meinem Zeigefinger mich anzusehen. Nicht überzeugt sah er mich an. Schnell flog mein Blick den Gang entlang. Als ich mich vergewissert hatte, dass niemand kam küsste ich Ashton. Kurz erwiderte mein Bruder, doch dann schob er mich von sich weg. "Bist du verrückt geworden?", zischte Ashton und sein Blick hetzte nach Links und rechts. Als ihm klar wurde, dass wir alleine waren entspannte er sich ein kleines bisschen. Doch seine Augen schauten immer noch etwas böse zu mir runter. "Tut mir leid, aber mir fällt es so schwer", sagte ich leise und senkte den Blick. Er hob mein Kinn an und zwang mich ihn anzusehen. "Für mich ist es auch schwer", murmelte mein Bruder und umarmte mich. Ich schloss die Augen und genoss diese kurze Zweisamkeit. Als ich meine Augen kurz öffnete, nahm ich eine Bewegung am Ende des Ganges war. Sofort löste ich mich von Ashton. "Was ist los?", fragte er. "Ich glaube dahinten ist jemand", murmelte ich leise und zeigte unauffällig auf das Ende des Flures. Ashton lief mit großen Schritten dort hin und sah hinter die Ecke. Ich hielt die Luft an, doch schon war er wieder bei mir und schüttelte den Kopf. "Da war niemand, Maddy", sagte er und erleichtert lächelte ich."Ich muss jetzt los. Gleich ist die Pause vorbei und wir sollten nichts riskieren", sagte Ashton und schon verschwand er. Eine Minute später strömten die ganzen Schüler aus der Kantine und liefen zu ihren Schließfächern. Ich lief zu meinem Schließfach, das nur ein paar Schritte von meinem Standort entfernt war. Ich gab meine Zahlenkombi ein und die Tür sprang auf. Schnell verstaute ich meine Mathesachen und kramte meine Physikbücher heraus. Gerade als ich die Tür zuschlagen wollte, flatterte ein Zettel aus meinem Spind auf den Fußboden. Ich bückte mich, hob ihn auf und sah ihn mir an. Auf der Vorderseite des gefalteten Zettels stand: Für Madison Hanson. Ich faltete den Zettel schnell auseinander und las:

'Danke für die zweite Chance. Ich werde dich nicht enttäuschen. ~J'.

Wütend pfefferte ich den Zettel zurück in mein Schließfach und schmiss die Tür zu. Warum war ich so sauer? Weil er mich in der Kantine angestarrt hatte und mich so unter Druck gesetzt hatte, dachte ich auf den Weg zum Physiklabor. Ally war bereits da, als ich mich neben sie setzte und meine Bücher auf den Tisch stapelte, um sie dann in die Rechte obere Ecke des Tisches zu schieben. Ja, ich ordnete meine Bücher auf meinem Platz. Wenn es ordentlicher bei mir aussah konnte ich mich besser konzentrieren. Frau Dawson schneite herein. Jason war allerdings noch nicht anwesend. Dies fiel meiner Lehrerin auch auf, als sie den leeren Platz sah. "Wo ist Mr Smith?", fragte sie. Niemand wusste über sein Verschwinden Bescheid, also begann Frau Dawson ihren Unterricht.

Nach den ersten 45 Minuten der Doppelstunde klopfte es an der Tür. Einige Sekunden später steckte Jason den Kopf durch die Tür. "Ach kommt der werte Herr auch mal zum Unterricht?", fragte Frau Dawson sarkastisch. "Ja, Entschuldigung. Ich musste etwas wichtiges klären", murmelte Jason und setzte sich schnell auf seinen Platz. Meine Lehrerin fuhr seufzend mit dem Unterricht fort und ich blickte zögerlich zu Jason. Er sah mich an. Anstatt beschämt zur Seite zu gucken, grinste er und reckte einen erhöhten Daumen in die Luft. Ich verdrehte die Augen und konzentrierte mich auf den Unterricht.

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