Kapitel 40

62 1 0
                                    

Am nächsten Morgen wurde ich durch eine laute Stimme geweckt. "Was macht ihr da? Hat Ashton kein eigenes Zimmer mehr?" Ich riss die Augen auf. Meine Mutter stand im Raum und sah wie ich in Ashtons Armen lag. Schnell trennten wir uns voneinander und sahen möglichst unschuldig aus. "Mum, schon wieder da? Wie war das Konzert?", fragte ich beiläufig. "Bis eben gut", sagte sie mit zusammengekniffenen Augen. Shit, dachte ich. "Maddy hat sich gestern Abend ihren Fuß verstaucht und ich habe sie in ihr Bett getragen. Ich habe mich kurz zu ihr gelegt und dann sind wir einfach eingeschlafen", erklärte Ashton. Wenigstens sagte er die Wahrheit. Die halbe zumindest. "Das sah aber anders aus", murmelte Mum. "Wie denn?", fragte ich verunsichert. "Als... Als wäret ihr zusammen oder so", sagte die Frau und verzog angewidert das Gesicht. Ashton und ich sahen uns an und fingen an zu lachen. Es klang ziemlich nervös und hysterisch. Aber wir spielten unseren Lachanfall bis zum Ende und beruhigten uns nach einiger Zeit wieder. "Okay, dumme Idee. Tut mir leid. Wie gehts deinem Fuß?", fragte meine Mutter mich. "Gut", sagte ich und sie nickte. Dann endlich verließ sie mein Zimmer. Mein Bruder und ich atmeten erleichtert aus. "Scheiße, war das knapp", sagte ich und starrte entsetzt vor mir her. "Ja", murmelte mein Bruder. "Ich... Ich muss hier raus", sagte ich und zog mir was über. "Warte doch", meinte Ashton. "Nein. Die Tatsache, dass sie uns nebeneinander, in Unterwäsche wohlgemerkt, gesehen hat macht es nicht wirklich besser", sagte ich und band meine Haare zu einem Zopf. "Aber...", setzte er an, doch ich schüttelte nur den Kopf und lief leise nach unten.

Ich schlüpfte in meine Schuhe und schloss die Tür. Ich schloss meine Kopfhörer an mein Handy, stellte die Musik auf die vollste Lautstärke und lief Richtung Park. "Kopf gegen Herz", dröhnte aus den kleinen Beats in meinem Ohr. Endlich hatte ich die, von Bäumen umsäumte, Allee erreicht, die in den Park führte. Ich setzte mich auf eine Bank und blickte auf den See hinaus. Wieso musste unsere Mum uns nur erwischen? Bestimmt kommt sie bald darauf, dass sie mit ihrem Verdacht Recht hatte. Wenn das rauskäme, dann wären Ashton und ich am Arsch. Auf einmal kullerte eine Träne über meine Wange. Nicht weinen, dachte ich und wischte die Träne energisch weg. Doch es kamen immer mehr. Irgendwann liefen sie unaufhaltsam über mein Gesicht. Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen und schluchzte laut auf. Warum konnte Ashton nicht ein normaler Junge aus meiner Schule sein? Warum musste er mein Bruder sein und wieso musste unsere Beziehung dadurch verboten sein? "Maddy?", fragte jemand besorgt. Es war eine männliche Stimme, wie ich sofort feststellte. Ich guckte hoch und dort stand ein mir sehr bekannter Junge. "Hey", sagte ich und lächelte ihn an. "Hi", antwortete er. "Warum weinst du?", fragte Jason besorgt und setzte sich neben mich. "Ist egal", sagte ich und wischte mir über die Augen. "Nein, Maddy, ist es nicht. Bitte sag was los ist!", drängte Jase. "Ich... Meine Mum hat mich mit meinem Freund gesehen", stammelte ich. "Und was ist so schlimm daran?", fragte Jason verwirrt. "Sie wusste bis heute nicht, dass wir zusammen sind. Aus dem Grund, dass sie die Beziehung nicht erlauben würde. Wir lagen in Unterwäsche nebeneinander, aber es ist nichts passiert! Das hat sie natürlich falsch gedeutet und sah so aus, als würde sie mir den Kopf abreißen. Ich und mein Freund haben so getan, als würde sie nur Scheiße reden und haben angefangen zu lachen", erzählte ich aufgelöst. "Jetzt weißt du nicht, ob deine Mum es weiß oder nicht?", fragte mein, mittlerweile bester, Freund nach. Ich nickte. Jason legte den Arm um mich und ich lehnte mich an ihn. "Wer ist denn dein Freund?", fragte er. "Ich kann es dir nicht sagen. Tut mir leid", murmelte ich und Jason nickte verständnisvoll. Nach einiger Zeit meinte er aufmunternd: "Das wird schon wieder".

"Ich hoffe", sagte ich leise. "Ich bin für dich da", bot Jason mir an. "Dankeschön. Ich weiß das sehr zu schätzen", murmelte ich leise. "Ich wollte mich nochmal bedanken", sagte er. "Wofür?", fragte ich. "Für die Chance und das wir jetzt befreundet sind", sagte Jason leise. "Wie süß von dir. Aber du braucht dich nicht immer bedanken, Jason", antwortete ich. "Will ich aber, weil ich wirklich Scheiße gebaut habe und das ist echt korrekt von dir, dass du mir verziehen hast", murmelte Jason. "Ich war auch nicht unbedingt nett zu dir!", murmelte ich leise. "Du hast mich wenigstens nicht gegen einen Tisch geschubst", sagte Jason und ich nickte. Dann stand ich auf und zog ihn hoch. "Vergessen wir das alles", sagte ich und zog ihn dann in eine Umarmung. Er schlang seine Arme um meine Taille und stützte sein Kinn auf meinen Kopf ab. Mein Gesicht verbarg ich an seiner Schulter und atmete seinen Duft ein. Er roch herrlich. Kein typischer Männerduft, er hatte etwas spezielles an sich. Ich konnte es nicht beschreiben. "Du bist mir sehr wichtig geworden", murmelte Jason. "Du mir auch", antwortete ich an sein T-Shirt. Plötzlich räusperte sich jemand hinter uns. Jason und ich lösten uns von einander und ich drehte mich um. Jason hatte ihn schon gesehen.

GeschwisterliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt