Kapitel 24

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Ich weinte eine ganze Stunde durch. Die ganze Situation überforderte mich total. Als ich mich einigermaßen wieder beruhigt hatte, griff ich nach meinem Handy. Ich schrieb Ally und Max in unsere Gruppe, was gestern passiert ist. Sofort erschien unter dem Gruppennamen 'Ally schreibt...' und 'Max schreibt...' Beide schrieben um die Wette. Fast gleichzeitig kamen die Nachrichten meiner besten Freunde an. "Was ist das denn für ein Arschloch? Erst stalkt er dich und dann schlägt Jason dich noch gegen deinen Tisch? Wie geht's dir bby?", schrieb Ally. "Was für ein Penner!! Den knöpfe ich mir Montag in der Schule vor! Alles gut bei dir?", schrieb Max. "Mir geht's gut, Leute. Mein Rücken tut noch ein bisschen weh, aber Ashton kümmert sich um mich", schrieb ich. Sofort hielt ich inne. Nein, ich durfte es einfach keinem erzählen. Es musste mein Geheimnis bleiben. So gerne ich meine besten Freunde eingeweiht hätte. Es ging nicht. Mehrmals versuchten meine Freunde mich anzurufen, doch ich ignorierte es. Ich wollte mit niemanden reden. Nach einiger Zeit schaltete ich mein Handy aus und legte mich auf mein Bett. Ich wickelte mich in meine Decke und starrte die Wand an. Wieder drohten die Tränen überzulaufen, aber ich riss mich zusammen. Ich hatte schon genug geweint. Sollte ich mich nicht eigentlich freuen, wenn der Junge den ich auf eine komische Art und Weise liebte, mir seine Liebe gestand? Theoretisch schon, aber er war immer noch mein Bruder. Ich dachte an früher. Er hatte mir das Fahrrad fahren beigebracht. Als er meinen Gepäckträger losgelassen hatte und ich die ersten Meter alleine gefahren bin, fühlte ich mich frei. Solange bis ich dann das erste Mal ordentlich auf die Fresse flog. Ich grinste bei diesem Gedanken. Ashton war sofort zu mir gelaufen und hatte mir aufgeholfen. Dann hat er mir ins Haus geholfen und mir ein Pflaster für mein aufgeschürftes Knie geholt. Meine Mutter ist fast ausgerastet. "Du musst doch Verantwortung für sie übernehmen", brüllte sie meinen Bruder an. Ich fing an zu weinen, weil ich es hasste, wenn jemand meinen Bruder Unrecht tat. Sofort hörte meine Mutter auf zu schreien und verließ das Zimmer. Seitdem waren Ashton und ich seelenverwandter als je zuvor. Und ich liebte es. Ohne das ich es gemerkt hatte, fing ich bei meiner kleinen Reise in die Vergangenheit an zu weinen. Damals war alles so leicht. Und jetzt? War alles so verdammt schwer. "Maddy?", hörte ich Ashtons Stimme vor meiner Tür. "Ja?", fragte ich. "Es gibt Essen", meinte mein Bruder und entfernte sich. War es schon so spät? Tatsächlich, es war 19:30 Uhr. Seufzend stand ich von meinem Bett auf, strich meine Pinke Tagesdecke glatt und lief runter. "Ich hätte doch auch kochen können", meinte ich zu Ashton als wir uns gegenübersaßen und das Essen verzehrten. "Ich weiß. Aber ich glaube wir mussten beide ein bisschen nachdenken. Du wahrscheinlich mehr als ich", murmelte er. Ich erwiderte nichts darauf. Eine unangenehme Stille entstand. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Nach einer Zeit räusperte Ashton sich, einfach um die Stille zu durchbrechen. "Es tut mir leid", sagte ich dann. Verwirrt schaute mein Bruder an. "Was denn?", fragte er. "Ich wollte dich nicht schlagen. Die Ohrfeige tut mir leid. Generell meine Reaktion war einfach scheisse", erklärte ich leise. "Schon okay. Ich hätte vermutlich genau so reagiert. Es tat auch kaum weh, dafür musst du schon mehr Kraft anwenden", grinste Ashton leicht. Ich lachte kurz auf. Es klang eher hysterisch. "Ich gebe dir alle Zeit der Welt, okay?", fragte Ash. Ich nickte. "Mum und Dad dürfen davon nichts mitkriegen", sagte ich."Wäre nicht unbedingt vorteilhaft. Mum würde ausrasten", murmelte Ashton. Wieder nickte ich. Dann schob ich meinen Teller von mir. Mir war der Appetit vergangen. "Ich gehe schlafen. Irgendwie bin ich müde", murmelte ich und stand auf. "Soll ich dir mit dem abräumen helfen?", fragte ich und Ashton schüttelte den Kopf. Ich bedankte mich und war auf dem Weg nach oben. "Maddy?", fragte die vertraute Stimme meines Bruders. "Ja?" "Ich bin immer für dich da. Du kannst immer zu mir kommen", sagte er und lächelte. "Danke. Das gleiche betrifft mich für dich", antwortete ich und erwiderte sein Lächeln. Dann drehte ich mich um und ging in mein Zimmer.

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