Kapitel 23

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Was war das denn? Wieso küsste er mich? Ashton war mein Bruder! Das schlimmste war aber, dass ich so ein komisches Kribbeln im Bauch hatte. Er sah ja auch verdammt gut aus. Hatte wunderschöne Augen und war einfach mein Seelenverwandter. Maddy, hör auf so zu denken, ermahnte ich mich. Ashton klopfte gegen meine Tür. Er wollte rein. Aber ich musste immer noch alleine sein und darüber nachdenken. "Lass mich in Ruhe!", rief ich. "Bitte Maddy...", sagte Ashton. "Nein!", schrie ich zurück und endlich ging mein Bruder weg. Die wichtigste Frage war: empfand ich was für Ashton? Ja! Bis jetzt dachte ich es wäre normale Geschwisterliebe gewesen, aber nun war ich mir da nicht mehr so sicher. Oh Gott das ging nicht! Ich konnte doch nicht mit meinem Bruder zusammen sein. Oder? Ich schnappte mir meinen Laptop und setzte mich damit aufs Bett. Dann recherchierte ich über das heikle Thema. Immer berichtete jemand von den Erlebnissen mit sich und dessen Bruder. Meistens war es immer das gleiche. Alle waren erst geschockt, aber dann fanden sie sich damit ab und kriegten es irgendwie auf die Reihe für eine kurze Zeit zusammen zu sein. Öfters erwischte ich mich dabei wie ich mir vorstellte auch so etwas mit Ashton zu haben. Inzest war ein sehr schwieriges Thema. An dieser Stelle brach ich meine Recherche ab. Ich war total überfordert. Ich setzte mich wieder auf mein Bett und verbarg das Gesicht in meinen Händen. Und jetzt? Sollte ich runtergehen und mit ihm sprechen? Sollte ich auf mein Herz hören und das tun, was mir vermutlich guttat? Mit ihm zusammenkommen? Aber was würden unsere Eltern dann über uns denken? Nein, wir durften es niemanden erzählen! Kein Wort an jemanden! Niemand durfte davon erfahren. Wenn ich überhaupt bereit dafür war eine Beziehung mit meinem Bruder einzugehen. Ich stöhnte verzweifelt auf. Das war viel zu kompliziert. Fragen über Fragen, die in meinem Kopf rumschwirrten. Wie Ash sich jetzt wohl fühlte? Ich musste mit ihm reden. Das war klar. Aber wann? Er hatte mich vor ungefähr 20 Minuten geküsst. Sollte ich jetzt schon runtergehen und das Gespräch mit ihm suchen? Oder sollte ich noch warten? Nein, es lag jetzt an mir, da ich ihn eben weggeschickt hatte. Ich atmete tief durch und stand von meinem Bett auf. Schnell fuhr ich mit meinen Fingern durch mein Haar. Warum auch immer. Dann straffte ich meine Schultern, hob das Kinn und lief so selbstbewusst wie möglich mach unten ins Wohnzimmer. Mein Bruder saß auf dem Sofa und schien genau so verzweifelt zu sein wie ich. Er bemerkte mich nicht. Also beobachtete ich ihn. Seine dunklen Haare standen wieder perfekt gestylt nach oben, obwohl sie jetzt etwas zerzaust waren. Anscheinend war er sich oft durch die Haare gefahren. Seine Hände, die mich an sich gezogen hatten, waren auf seinem Gesicht. Er sah so gut aus, dachte ich. Stopp, Madison! Du musst jetzt mit ihm reden. Ich holte nochmal tief Luft und räusperte mich dann. Ashton zuckte zusammen und sah mich an. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken", murmelte ich leise. Mein Bruder stand auf. "Schon okay", erwiderte er genau so leise. Ich machte ein paar Schritte und stand dann vor ihm. Ich musste hochschauen, da ich ihn ansonsten nicht in die Augen sehen konnte. "Ash...", setzte ich an, doch er unterbrach mich sofort. "Lass erst mich reden", murmelte er. Ich nickte und wir setzten uns auf das Sofa. Im Schneidersitz saßen wir uns gegenüber und ich wartete geduldig auf seine folgenden Worte. "Es tut mir leid. Es tut mir alles so sehr leid. Das vorhin, der Kuss, sollte nie passieren. Ich habe mich so lange gegen die Gefühle für dich gewährt. Aber langsam macht mich das kaputt, ich kann sie nicht mehr ignorieren. Maddy, ich habe mich in dich verliebt", sagte Ashton. Mir wurde warm um's Herz. Doch nun versuchte ich mich gegen meine Gefühle zu wehren und sachlich zu bleiben. "Ähm... Hör zu ich liebe dich! Wie meinen Bruder und vielleicht auch mehr. Ich weiß es nicht. Ich bin gerade total überfordert mit der Situation! Bitte gib mir Zeit! Ich brauche sie einfach um darüber nachdenken zu können", erklärte ich und sah ihn schweren Herzens in die Augen. In seinen schönen Augen blitzte kurz Enttäuschung auf, aber dann war sie wieder verschwunden. "Ja, ich verstehe das. Nimm dir alle Zeit der Welt. Ich werde auf dich warten und zur Not auch um dich kämpfen", sagte Ashton überzeugt. Gott, war er süß! "Danke, Bruderherz", sagte ich und nahm ihn in den Arm. Er drückte mich fest an sich und ich verbarg mein Gesicht an seiner Schulter. "Willst du deinen Pulli wieder?", fragte ich nach einer Weile, als mir einfiel, dass ich ihn immer noch trug. "Nein. Du kannst ihn behalten", antwortete Ashton. Ich lächelte ihn dankbar an. Dann löste ich mich von ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Meine Lippen prickelten wieder und ich bemerkte, dass Ash eine Gänsehaut bekam. "Danke für alles", murmelte ich leise. "Dafür nicht", murmelte er leise zurück. Schnell lief ich nach oben in mein Zimmer. Nachdem die Tür hinter mir verschlossen war, weinte ich leise los.

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