XII.

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JINSEO'S POINT OF VIEW.

»Ich habe etwas zu Ohren bekommen«, sagt mein Vater und sofort breitet sich eine Gänsehaut auf meinen Armen aus. »Stimmt es, dass du Yixuan und diesen widerwärtigen Baekhyeon in dein Apartment gelassen hast, damit sie ausnüchtern können?«

»Ja, Vater«, antworte ich wahrheitsgemäß, da ich weiß, dass die Strafe schlechter ausfallen wird, würde ich ihm eine Lüge auftischen. »Ich habe sie hier ausnüchtern lassen. Mach' dir keine Sorgen darum, dass sie mich gestört haben könnten. Ich habe gelernt.«

»Yixuan ist ein recht guter Junge und es wäre eine Schande, müsste ich dir die Freundschaft zu ihm verbieten. Stell' sicher, dass so etwas nicht noch einmal geschieht und wenn doch, dann achte darauf, dass ich das nicht zu Ohren bekomme«, sagt er streng und ich nicke geschlagen. »Die Freundschaft zu Baekhyeon unterstütze ich allerdings nicht. Der Junge wird es zu nichts bringen und steht dir in deiner Zukunft nur im Wege herum. Gib' mir dein Smartphone, ich werde ihn aus deinen Kontakten entfernen und sichergehen, dass du nicht mehr so schnell Kontakt zu ihm aufnehmen kannst. Das Gleiche gilt auf für diesen Daejung-Jungen.«

»Nein«, hauche ich leise und zucke leicht zusammen, als mein Vater nur seine Augenbraue hochzieht.

»Was?«

»Ich werde dir mein Smartphone nicht geben, damit du seine Kontaktdaten aus meinem Telefonbuch löschen kannst. Und bei Daejung-ah werde ich das auch nicht zulassen«, widerspreche ich ihm und hätte es normalerweise im nächsten Moment bereut, doch ich tue es nicht. »Freundschaften sind in dieser Welt wichtig, aber davon hast du ja offensichtlich keine Ahnung.«

Eine bedeutungsvolle Stille legt sich über uns und ich weiß schon, was im nächsten Moment geschehen wird. Ein stechender Schmerz zuckt durch meine Wange, als die Hand meines Vaters mit meiner Wange kollidiert. Mein Kopf dreht sich durch den Druck schnell nach links und ich verharre so, was meinem Vater deutlich missfällt.

Er greift mir in meine Haare und zieht meinen Kopf in seine Richtung, damit ich gezwungen bin ihn anzuschauen. »Dein Smartphone, Park Jinseo«, sagt er in einem ernsten Ton, der keine Widerrede duldet.

»Nein«, sage ich leise und merke, dass ich zu leise geredet habe. Ich räuspere mich und nehme seine Hand aus meinen Haaren, um meinem Vater fest in die Augen zu schauen. »Ich werde dir mein Smartphone nicht geben, damit du ihre Kontaktdaten löschen kannst. Es sind meine Freunde und ich bin froh, dass sie zu meinem Freundeskreis gehören. Ich werde sie nicht aus meinem Leben streichen, nur weil du die Freundschaft zu ihnen nicht gutheißt. Es sind gute Freunde. Du kannst nicht über sie urteilen, ohne sie zumindest mal kennengelernt zu haben.«

»Was hast du da gerade gesagt?«, fragt er leise und ich darf bloß nicht einknicken. Alles, aber nur nicht das. »Park Jinseo, ich habe nicht die Geduld dafür mit dir darüber zu diskutieren. Jetzt gib' mir bitte dein Smartphone und gut ist.«

»Verdammt nochmal, ich habe Nein gesagt!«, rufe ich aus, da ich allmählich vergessen habe, mit wem ich genau rede. Und dann landet das zweite Mal seine Hand auf meine Wange, doch ich halte meinen Blick zielgerichtet auf ihn. »Hast du es immer noch nicht verstanden, es sind meine Freunde! F-R-E-U-N-D-E! Ich werde ihnen sicherlich nicht den Rücken zukehren, weil sie einmal Spaß hatten!«

»Spaß?! Du nennst es Spaß?!«, brüllt er laut und ich zucke zusammen. »Das ist alles andere als Spaß! Das sind später die potenziellen Mörder, weil sie ihren Abschluss nicht bekommen haben, da sie zu sehr damit beschäftigt waren Spaß zu haben, indem sie sich den Kopf fusselig gesoffen haben!«

»Das stimmt nicht!«, widerspreche ich laut und sehe schon das dritte Mal, wie er seine Hand erhebt. Reflexartig schießt meine Hand nach oben und packt ihm am Handgelenk. Funkelnd schaut er mich an und versucht sich aus meinem Griff zu befreien, doch ich versuche mit all meiner Kraft ihn festzuhalten. »Ich hasse die Tatsache, dass Menschen nur das sehen, was sie sehen wollen. Du bildest dir ein, dass du Baekhyeon Oppa und Daejung Oppa kennst, aber das tust du nicht!«

»Du bist schon so weit, dass du sie Oppa nennst?!«, fragt er mich zischend und entzieht sich ruckartig aus meinem Griff, sodass ich fast mein Gleichgewicht verliere. Bevor ich reagieren kann, erhebt sich seine Hand ein viertes Mal und möchte zuschlagen, doch diesmal bin ich nicht die Person, die ihn abbekommt.

Ein lautes »Nein!« hallt durch mein Schlafzimmer und ein lautes Klatschen ertönt durch den fast leeren Raum. Mein Blut gefriert in den Adern, als ich meinen kleinen Bruder schützend vor mir stehen sehe, der sich für mich die Ohrfeige eingefangen hat.

Sanha ist gerade erst 15 Jahre alt und hat bisher noch nie eine Ohrfeige von Vater bekommen. Mutter hat ihm immer versichert, dass ich nicht von Vater geschlagen werde, aber ich weiß, dass er es schon seit einigen Jahren nicht mehr glaubt.

Mein kleiner Bruder hat mich weinen gesehen. Spät in der Nacht, wenn alle schon längst am Schlafen waren. Er hat mich innerlich zusammenbrechen gesehen, während ich immer gedacht habe, dass es sowieso niemand gesehen hat.

Der 15-Jährige hat mehr gesehen, als mir lieb ist. Eigentlich müsste sich ein Jugendlicher in seinem Alter keine Gedanken darüber machen, doch er muss leider Gottes damit konfrontiert werden. Zwar geht es nie direkt an ihn, aber ich weiß, dass er auch leidet.

Mir brennen die Tränen in den Augen, als ich erneut die Schuld in mir aufsteigen fühle, die mich von innen nach außen auffrisst. Mein Vater schaut mit geweiteten Augen meinen Bruder an und lässt seine Hand sinken, während Bruder ihn standhaft anschaut.

Meine Hände beginnen zu zittern, als ich spüre, dass sich Sanha näher an mich drückt. »Du solltest gehen, Vater«, zischt er in einem ernsten Ton und mein Herz erschwert sich in meiner Brust, während sich in meinem Hals ein Klos bildet.

Es fühlt sich für mich so an, als würden Stunden vergehen, doch irgendwann realisiere ich, dass ich mit Sanha alleine bin. Er hat sich zu mir umgedreht und das ist der Moment, in dem ich nach Luft schnappe. Die Tränen nehmen sofort ihren Lauf und ich gehe in die Hocke, da ich mich gerade schwer auf den Beinen halten kann.

Sanha lässt sich sofort zu mir nach unten sinken und legt seine Arme um mich. Mir bricht das Herz, als ich höre, dass er beruhigende Worte in mein Ohr flüstert.

Eigentlich muss ich doch die Person sein, die beruhigende Worte in sein Ohr flüstert. Schließlich bin ich doch seine große Schwester.

EXO's Annoying NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt