XXIX.

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LAY'S POINT OF VIEW.

»Ich vermisse dich auch, Mom«, antworte ich meiner Mutter, die sich gerade am anderen Ende der Leitung befindet. Ein leichtes Lächeln ziert meine Lippen, während ich ihr zuhöre, wie sie herumnörgelt, dass ich genug essen und ausreichend schlafen soll, dass ich auf meine Gesundheit achten und mich an freien Tagen ruhig wieder blicken lassen soll. Ich vermisse meine Mutter, aber im Moment sieht es schwierig aus nach China reisen zu können, um meine Familie zu besuchen. »Sobald ich mehrere Tage frei habe, dann werde ich euch besuchen kommen. Versprochen. Ich muss dann auch auflegen. Ja, ich habe dich auch lieb. Man hört voneinander. Tschüss.«

»Das typische Gespräch mit der Mutter«, grinst Chanyeol von dem Sofa aus und ich grinse ihn einen Moment an. »Ich müsste meine Mutter demnächst mal anrufen, aber wenn ich das tue, dann darf ich mir erstmals anhören, wieso ich mich nicht mal die Tage vorher gemeldet habe, sondern erst jetzt.«

»Mütter«, lacht Baekhyun, der neben Chanyeol auf dem Sofa sitzt und einen Controller in der Hand hält. »Ich habe erst vorgestern mit meiner Mutter telefoniert. Also ist erst einmal alles im grünen Bereich.«

Schmunzelnd verschränke ich die Arme vor der Brust und schüttle leicht den Kopf. »Ich glaube, dass ich ihr jeden Tag zumindest ein 'Hallo Mom, mir geht es gut' schicken muss, damit sie beruhigt ist«, werfe ich ein und Chanyeol nickt bestätigend. Baekhyun lässt seufzend den Controller sinken und verschränkt die Arme vor der Brust.

»Ich hab‘ keinen Bock mehr, das Spiel hat‘s auf mich abgesehen«, murrt er beleidigt. Chanyeol und ich schauen ihn einen Moment an, als wir dann auch schon loslachen und Chanyeol nach dem Controller greift. »Was machst du?«

»Zocken, lass mich.«

Kopfschüttelnd wende ich meinen Blick ab und schaue fast schon automatisch zum Fenster. Jinseo steht in ihrem Zimmer und hält ihr Smartphone in der Hand. Ein panischer Ausdruck liegt auf ihrem Gesicht und ihre Hand zittert, während ihr Daumen über das Display huscht. Schließlich schiebst sie das Smartphone in ihre Hosentasche und schnappt sich einen Schlüsselbund, als urplötzlich die Tür aufgeht.

Die 20 Jahre alte Studentin schreckt einen Schritt zurück und schaut zu dem Mann, der mit einem ernsten, dennoch vor Wut verzerrten Gesicht vor ihr steht. Genau ab diesem Moment geht alles ganz schnell. Jinseo läuft auf den Mann zu und versucht aus dem Raum zu kommen, doch seine Hand vergreift sich in ihren Haaren und reißt ihren Kopf ruckartig zurück. Ein stummer Schrei entkommt ihrer Kehle.

Vergeblich versucht sie gegen den Mann anzukämpfen und versucht ihn von sich zu schubsen, was ihr nicht gelingt. Doch dann erhebt sie ihr Bein und rammt das Knie in die Magengrube des Mannes, der sie daraufhin keuchend loslässt. Er sackt in sich ein kleines Stück zusammen, während Jinseo schnell das Weite sucht. Der Mann bleibt nur einige Sekunden stehen, als er sich wieder aufrichtet und Hals über Kopf aus dem Raum stürmt. Die Tür knallt laut zu.

»Lay?«, versucht mich Baekhyun aus den Gedanken zu reißen, doch ich starre weiterhin in das Schlafzimmer unserer Nachbarin. »Hallo? Was passiert da? Chanyeol-ah–«

Ein lautes Knallen unterbricht Baekhyun und er steht augenblicklich von der Couch auf. Ich wende mich an das zweite Fenster in unserem Wohnzimmer und öffne es schnell, um dann nach draußen zu sehen. Tatsächlich sehe ich unsere Nachbarin, die aus der Hintertür ihres Wohnkomplexes gestürmt ist.

In ihrer Hektik stolpert sie über ihre eigenen Füße und fällt auf ihre Hände und Knie. Schnell rappelt sie sich wieder auf und streicht sich mit dem Handrücken unter ihrer Nase entlang. Ein roter Fleck zeichnet sich auf ihrer blassen Haut ab und sie dreht sich hektisch um, als die Hintertür zum zweiten Mal zuknallt.

EXO's Annoying NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt