XV.

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SEHUN'S POINT OF VIEW.

In den letzten Tagen war es mit ihrer Musik nicht so schlimm, aber heute scheint sie es wieder darauf anlegen zu wollen. Genervt sitze ich auf der Couch im Wohnzimmer und kann mich nicht auf das Drama konzentrieren, was gerade im Fernseher läuft.

Nicht, dass ich mich auf irgendeiner Weise wirklich für das Drama interessiere, aber es geht hier ums Prinzip.

»Gerade befindet sie sich irgendwie nicht in ihrem Schlafzimmer«, sagt Jongin, der schon einige Zeit an unserem Fenster steht. Baekhyun seufzt und schüttelt den Kopf: »Das tut sie schon seit einer gewissen Zeit nicht.«

»Ich wünsche, dass ich einfach so in ihr Schlafzimmer klettern und die Musik ausmachen kann«, seufzt Kyungsoo und ich schaue ihn einen Moment lang an. »Was guckst du so?«

»Du bringst mich auf eine Idee«, antworte ich mit einem Schulternzucken und stehe von der Couch auf, als sich Jongin und Baekhyun endlich mal wieder Platz nehmen. Es befinden sich nur wir vier von neun Bandmitgliedern im Wohnzimmer und sind alle mittlerweile wieder so genervt. Ich glaube sogar, dass Kyungsoo irgendetwas über Kopfschmerzen gesagt hat. »Meint ihr, ich schaffe es unbemerkt rüber zu klettern?«

»Bist du irgendwie dumm?«, fragt mich Kyungsoo mit zusammengezogenen Augenbrauen. »Du willst doch nicht ernsthaft in ihr Schlafzimmer klettern. Das ist Einbruch oder so.«

»Ich lasse doch nichts mitgehen, sondern mache einfach ihre Musikanlage aus«, sage ich und zucke mit den Schultern. »Was ist schon dabei?«

Kyungsoo seufzt und schüttelt den Kopf. »Tue, was du nicht lassen kannst«, murrt er schließlich und wendet seinen Blick wieder zum Fernseher.

Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, während ich zum Fenster gehe. Dann öffne ich es und setze mich auf die Fensterbank, um ihr Fenster dann genauso weit wie unser Wohnzimmerfenster zu öffnen. »Pass auf, dass du nichts kaputt machst oder dir den Kopf anschlägst«, grinst Jongin mich an und ich schüttle bei seinen Worten den Kopf.

Vorsichtig arbeite ich mich nach vorne und befinde mich nach einigen Sekunden auch schon auf ihrer Fensterbank. Ohne mich umzusehen betrete ich den Raum und steuere direkt die Geräuschquelle an, als ich bei dem Regal stehen bleibe.

Das Mädchen hat schon einige Alben stehen und ich ziehe ein bekanntes Album heraus, um es näher betrachten zu können. Es ist das Exodus Musikalbum. »Sie hört unsere Alben...?«, frage ich mich leise selbst und bekomme fast schon einen Herzinfarkt, als ihre Stimme hinter meinem Rücken ertönt.

»Transformer ist mein Lieblingslied von dem Album«, grinst sie mich an, nachdem ich mich erschrocken umgedreht habe. »Gibt es einen Grund, weshalb du genau durch mein Fenster eingestiegen bist? Ich denke nicht, dass dich meine Sammlung an Alben angesprochen hat, also muss es einen anderen Grund geben.«

»U-Uhm... i-ich, also...«, stottere ich vor mich hin und sehe Jongin im Hintergrund lachen. Kyungsoo steht nur mit einem Grinsen neben ihm und schüttelt offensichtlich amüsiert den Kopf. Schließlich räuspere ich mich. »Ich wollte deine Musik leiser drehen. Sie war ein bisschen laut.«

»So ist das also«, grinst sie mich schief an und kommt auf mich zu, um dann auf ihre Musikanlage zuzugehen und am Volumenrad zu drehen, damit es leiser wird. »Du kannst das Album zurück in das Regal stellen oder möchtest du euer eigenes Musikalbum mitnehmen?«

»Nein, nein«, antworte ich schnell und schiebe es zurück in das Regal. »Du hast auch Mama und Ex'Act? Wow, du musst echt ein kleiner Fan sein, huh?«

»Wenn du genau hinsiehst, dann siehst du auch Hey Mama! von EXO-CBX«, kichert sie und dreht sich zu mir um. »Ich höre viele verschiedene Bands. Du musst nur einen Blick in mein Regal werfen und du siehst, was mir gefällt.«

»Big Bang war irgendwie klar. Topp Dogg, BTS, GOT7, VIXX, SHINee, NCT 127, Red Velvet, Twice-«

»Du musst nicht alles vorlesen, ich weiß doch selbst, was ich im Regal stehen habe«, lacht sie leise und streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Mein Blick scannt ihr Gesicht ab und ich runzle die Stirn. »Was schaust du mich so an?«

»Deine Wange«, sage ich, da mir auffällt, dass sie ein bisschen angeschwollen ist. »Was hast du gemacht?«

»Es ist nichts, worüber du dir Gedanken machen solltest«, antwortet sie und wendet den Blick ab. »Es ist nicht das erste Mal, dass es so aussieht, weißt du? Normalerweise nehmen es die meisten Personen nicht wahr.«

»Es ist offensichtlich ein Thema, worüber du nicht reden magst. Es ist okay, ich habe Verständnis dafür«, lächle ich sie unsicher an und Jinseo erhebt ihren Blick wieder, um mich ansehen zu können. »So, wenn du unsere Alben besitzt, dann hast du sicherlich auch einen Bias. Wer ist es?«

Abrupt weiten sich ihre Augen und sie fängt an zu lachen. »Mianhae«, stößt sie hervor und reibt sich über ihre geschlossenen Augäpfel. Allgemein wirkt sie ziemlich müde auf mich und das sieht man auch in ihrem Blick.

»Wieso hast du dich entschuldigt?«, frage ich sie verwirrt und reibe mir über den Nacken. »Und wieso hast du überhaupt angefangen zu lachen?«

»Es ist nur so, dass ich selten einer Person erzähle, wer mein Bias ist«, grinst sie schief und wendet ihren Blick ab. »Und es passiert nicht alle Tage, dass dein Bias dich fragt, wer dein Bias ist.«

»Okay«, antworte ich und lasse mir ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen. »Warte - ich?!«

Sofort schaut sie wieder zu mir und beginnt erneut zu lachen. »Das habe ich doch gerade gesagt!«, bringt sie gerade noch so hervor und ich stelle mit Beruhigung fest, dass ihre Augen angefangen haben zu leuchten, als sie begonnen hat zu lachen.

Der träge Ausdruck passt nämlich nicht zu ihr.

»Ich habe eben einen Schokoladenmilchshake gemacht und habe noch etwas übrig. Möchtest du etwas davon abhaben?«, fragt sie mich schließlich, nachdem sie sich beruhigt hat, und ich nicke langsam. »Cool, ich war eben am zocken. Eigentlich lagst du mit den Gedanken richtig, dass ich nicht in meinem Schlafzimmer war, aber gerade hattest du einen schlechten Zeitpunkt zum Herüberklettern erwischt.«

»Okay«, lache ich ein bisschen verlegen auf, da es von Sekunde zu Sekunde gefühlt einfach merkwürdiger wird. »Wenn du nichts dagegen hast, kann ich dir Gesellschaft leisten.«

»Wieso denn nicht? Es ist langweilig, wenn man ständig alleine ist.«

Ich habe am Ende des Tages nicht damit gerechnet, dass ich bei Jinseo Zuhause mit einem Schokoladenmilchshake im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzen würde, während wir uns beim Zocken abwechseln.

EXO's Annoying NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt