CHANYEOL'S POINT OF VIEW.
Pünktlich um 20 Uhr stehe ich am Eingang von Jinseos Wohnkomplex und warte auf sie. Hoffentlich erkennt sie mich, da ich mich aufgrund meines Bekanntheitsgrads ein bisschen verstecken musste – auch wenn eine Snapback und ein Mundschutz nicht allzu viel an meinem Aussehen verändern.
Die Tür zu ihrem Wohnkomplex wird unerwartet mit Schwung aufgestoßen und ein mir unbekannter Typ stürmt an mir vorbei. Offensichtlich ist er wütend und scheint mit seinem Gesprächspartner noch nicht fertig zu sein.
Auf den Absatz dreht er sich nämlich wieder um und geht – seinen Finger auf die Person, die nun in der Tür steht, zeigend – auf sie zu. »Denkst du wirklich, dass ich mich von dir unterkriegen lasse? Glaub' mir, Park Jinseo, wenn man einmal ein Miststück ist, dann bleibt man für immer ein Miststück«, fragt er sie zischend und verengt seine Augen.
»Was denkst du eigentlich, wer du bist?«, fragt Jinseo den Typen und verschränkt die Arme vor der Brust. Im Gegensatz zu ihm scheint sie mehr als nur gelassen zu sein. »Warum tauchst du hier überhaupt noch auf, Min Taehyeon?«
Ach, das ist ihr Exfreund?
»Ganz ehrlich? Ich muss doch sehen, was für einen Bullshit meine Ex verzapft«, antwortet er und klingt dabei selbstverständlich. »Und ich habe dir doch gesagt, dass es ein Nachspiel haben wird, dass du mit mir Schluss gemacht hast.«
»Wieso? Du wolltest sowieso mit mir Schluss machen, also wieso hätte ich das nicht vorweg nehmen sollen?«, fragt sie ihn und zieht ihre Augenbrauen in die Höhe. »Ich kapiere es nicht. Erkläre es mir. Sofort.«
»Warum sollte ich es einem Miststück wie dir erklären?«, fragt er sie und ich ziehe meinen Augenbrauen zusammen. Wieso wagt er es sie die ganze Zeit Miststück zu nennen? Jinseo kann einiges sein, aber in meinen Augen sicherlich kein Miststück. Kopfschüttelnd stelle ich mich neben der brünetten Studentin und lege meinen Arm um ihre Schulter. »Was? Du hast schon den nächsten Typen abgeschleppt? Wie ich doch sagte, Park Jinseo… du bist wahrhaftig 'ne Schlampe.«
»Denkst du nicht, dass du ein bisschen zu weit gehst?«, frage ich ihn und ziehe meinen Mundschutz herunter. Augenblicklich weiten sich seine Augen, als er mein Gesicht erkennt. »Ich empfehle dir, dass du dich ganz schnell verpisst, bevor es hier noch hässlich wird.«
Genau genommen ist es hier schon hässlich geworden.
»Ein Rapper bedroht mich? Süß, dass ich nicht lache. Was soll so einer gegen mich ausrichten können?«
»Halt die Fresse, du elendige Kanalratte«, seufzt Jinseo und lehnt sich ein bisschen gegen mich, was ihrem Exfreund deutlich missfällt, sofern ich seinen Blick richtig interpretiere. »Im Gegensatz zu dir weiß er, wie man ein Mädchen richtig zu behandeln hat. Er ist viel besser als du und ich weiß, dass es dich stört, dass ich so etwas sage – aber es ist die Wahrheit. Ich habe dich geliebt, aber deine Ungeduld und Absicht haben ein anderes Licht auf dich geworfen. Chanyeol dagegen wartet, er ist lieb und nett, fürsorglich und–«
»Ich war auch fürsorglich!«, unterbricht er sie harsch und stiert sie mit einem intensiven Blick an. »Ich habe viel für dich getan und du hast es nicht gesehen!«
»Was habe ich nicht gesehen? Dass du dich hinter meinem Rücken mit Ritsuka getroffen hast? Dass ihr miteinander geschlafen habt? Und das mehrmals? Oh glaub' mir, ich weiß einiges, wovon du dachtest, dass ich keine Ahnung hätte«, kontert sie mit Fragen und verschränkt die Arme vor der Brust. »Ich wusste nicht, dass du etwas für Ritsuka übrig hattest. Vielleicht solltest du genau in diesem Moment bei ihr sein und sie beglücken. Ich habe eine Verabredung und du störst uns.«
»Nein, ich möchte gerne noch weiter hören, wie du mich mit Chanyeol vergleichst«, fordert er sie dazu auf und schaut sie trotzig an. Er scheint ein bisschen gekränkt zu sein. »Los, erzähl' es mir. Ich möchte es hören und Chanyeol interessiert es bestimmt auch, was du zu sagen hast.«
»Er ist aufmerksamer als du. Er fragt mich, ob ich okay bin und versucht mich auf andere Gedanken zu bringen, wenn ich niedergeschlagen bin. Er versteht, wenn ich über 'ne geschehene Sache nicht reden möchte und redet einfach mit mir über ein anderes, belangloses Thema«, führt sie weiter aus und zieht provozierend ihre Augenbraue in die Höhe. »Er ist geduldig und hat keine Absichten, so wie du es hattest. Und wenn ich mit ihm in einer Beziehung wäre, dann glaube ich, dass er mich nicht hintergeht und mir treu bleiben würde. Er ist so vieles, was du nicht bist. Du solltest dein Verhalten noch einmal überdenken und dir ein Beispiel an ihm nehmen. Ich werde mich nicht weiter von dir aufhalten lassen und du solltest in Zukunft nicht mehr bei mir auftauchen. Bleib' mir vom Leib.«
Jinseo nimmt einen Schritt von mir Abstand und greift demonstrativ nach meiner Hand, um dann unsere Finger miteinander zu verschränken. Schließlich setzt sie sich in Bewegung und ich gehe einfach mit ihr mit, während wir uns immer weiter von Taehyeon entfernen, welcher fassungslos an der Stelle stehen bleibt, an der wir ihn zurückgelassen haben.
»So, so… ich bin aufmerksam, lieb, nett, fürsorglich und all das, was du eben aufgezählt hast?«, fange ich ein Gespräch an und sehe, dass sie abrupt stehen bleibt. Schließlich schaut sie zu mir auf und fängt an schief zu grinsen. »Was schaust du mich jetzt so an?«
»Irgendetwas musste ich doch sagen, um ihn in seinem Stolz zu verletzen«, antwortet sie daraufhin und löst ihre Hand aus meiner, um ihre Hände dann in die Taschen ihrer Jeansjacke zu vergraben. »Und außerdem kenne ich dich noch nicht so gut, um mir ein Bild über deinen Charakter machen zu können, aber ich bezweifle, dass du die gleichen Charakterzüge wie Taehyeon hast. Wenn du mir die Chance gibst dich näher kennenzulernen, dann kann ich dir irgendwann sagen, ob ich mit meiner Einschätzung richtig lag.«
»Gebe ich dir nicht schon eine Chance, in dem ich dich begleite?«, frage ich und sie schaut mich schmunzelnd an, als sie langsam beginnt zu nicken. »Und wohin soll ich dich nun begleiten?«
»Lass uns mit meinen Auto fahren«, sagt sie und zieht einen Autoschlüssel aus ihrer Jackentasche. Schließlich steuert sie einen schwarzen Porsche 718 Cayman an, der am Straßenrand steht, und öffnet ihn per Knopfdruck. »Überrascht, dass ich so ein Auto besitze?«
»Ein bisschen«, antworte ich und bewundere ihren Porsche. »Dann lass uns los. Ich bin schon seit vorgestern bereit deine Begleitung zu sein.«
»Gut«, grinst sie und steigt ein. Ich folge ihrem Beispiel und steige selbst ein. Mir gefällt der Porsche außerordentlich. »Dann lass uns endlich los. Ich denke, dass dir der Abend gut gefallen wird.«
»Das kann ich nur beurteilen, wenn wir am Ziel sind.«
»Ich weiß.«
Ein Grinsen schleicht sich auf ihre Lippen und ich selbst finde mich selbst am Grinsen wieder. Ich habe ein gutes Gefühl, was diesen Abend angeht.
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EXO's Annoying Neighbour
FanfictionEndlich hat die Medizinstudentin Jin ein Apartment zu einem annehmbaren Preis für sich alleine. Das einzige Problem: Ihr Schlafzimmerfenster, das sich genau gegenüber dem Wohnzimmerfenster der Band EXO mit nur einem halben Meter Abstand befindet.