XXXI.

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SEHUN'S POINT OF VIEW.

»Eine Frage, Chanyeol-ah«, erhebt Minseok seine Stimme, nachdem Baekhyun unseren Chanyeol auffliegen lassen hat, dass er mit Jinseo auf die Dachterrasse gegangen ist, um die Sterne beobachten zu können. »Läuft etwas zwischen dir und Jinseo oder wieso verschwindet ihr einfach zusammen irgendwohin? Oder wie sollen wir das Date in dem Pub auffassen?«

»Jinseo und ich hatten keine Dates«, seufzt Chanyeol und fährt sich durch seine dunklen Haare. »Wir haben nur Zeit miteinander verbracht – als Freunde.«

»Freunde, dass ich nicht lache«, lacht Baekhyun leicht gehässig auf und schüttelt den Kopf. »Und was war das auf der Dachterrasse? Du weißt schon, die Szene auf der Hollywoodschaukel.«

»Über was für eine Szene redest du?«, fragt Jongdae Baekhyun interessiert, während Jongin einfach desinteressiert auf seinem Platz in der Küche sitzt. Zumindest versucht er desinteressiert zu wirken. Chanyeol zieht seine Augenbrauen zusammen und ähnelt mit seinem Gesichtsausdruck einem beleidigten Jungen, als er widerspricht: »Da war gar nichts! Was reimst du dir wieder zusammen?«

»Chanyeol und Jinseo haben auf der Hollywoodschaukel gekuschelt«, grinst Baekhyun in die Runde und ich frage mich, woher er es so genau wissen möchte, aber daran sollte ich mich ja nicht aufhalten. Stattdessen stehe ich auf und steuere die Tür zum Wohnzimmer an. »Hey, Sehun-ah, wo gehst du hin?«

Ich ignoriere seine Frage einfach und bleibe im Wohnzimmer stehen, um darüber nachzudenken, was ich als nächstes machen soll. Schließlich ändere ich meine Richtung und gehe auf die Dormtür zu, um mir dort meine Schuhe überzustreifen und nach einer Mütze sowie einem Mundschutz zu greifen. Nachdem ich mir noch den Schlüssel eingesteckt habe, verschwinde ich aus der Tür auf den Flur und warte schließlich auf den Fahrstuhl.

• • •

»Sehun, was machst du denn hier? Welch eine Überraschung, du bist der erste, der nicht durch das Fenster in mein Apartment kommt, sondern durch die Vordertür«, lächelt mich Jinseo irritiert an, nachdem ich an ihrer Tür geklingelt habe. Sie öffnet die Tür gänzlich und gewährt mir genug Freiraum zum Eintreten. »Komm doch rein, aber bitte zieh' deine Schuhe gleich hier an der Tür aus. Was führt dich hierher?«

»Als ich das letzte mal bei dir war, hattest du vorgeschlagen, dass wir das mit  dem Zocken und Schokoladenmilchshake trinken wiederholen würden«, sage ich und sie zieht erwartungsvoll beide Augenbrauen in die Höhe. »Wie wäre es mit jetzt?«

»Gerne«, lächelt sie und dreht sich um, um dann den Flur bis zum großen Wohnzimmer und zur offenen Küche zu gehen. »Ich bereite die Milchshakes vor. Du kannst es dir solange gemütlich machen oder so.«

Schnell streife ich mir die Schuhe von den Füßen und folge ihr, werfe allerdings bei ihrer offenen Zimmertür einen Blick durch das Fenster, nur um Jongin mit einem abwesenden Blick seitlich am Fenster stehen zu sehen.

»Die Jungs fragen Chanyeol die ganze Zeit, ob irgendetwas zwischen euch läufst. Baekhyun macht dazu die ganze Zeit komische Bemerkungen«, setze ich sie darüber in Kenntnis und versuche es beiläufig klingen zu lassen, doch sie zieht eine Augenbraue hoch. »Was hat es damit auf sich?«

»Chanyeol und ich sind Freunde. Zumindest würde ich es nur unter Freunde abstempeln. Er und ich sind mal zusammen in einen Pub gegangen, na und? Das mache ich mit Ryu, Yixuan, Baekhyeon und Daejung auch«, antwortet sie auf meine Frage und dreht sich nun komplett zu mir um. »Ihr habt sicherlich auch schon gehört, dass er und ich gemeinsam die Sterne beobachtet haben. Es klingt romantisch, huh?«

»Ja«, antworte ich stumpf und sie lacht leicht. »Warum lachst du? Wieso sagst du, dass es romantisch klingt, aber ihr nur Freunde seid?«

»Es war nicht so sehr romantisch, dass man sich gleich Gefühle zueinander gestehen würde, weißt du?«, fragt sie mich und nun bin ich endgültig irritiert. »Die Kommentare, die Baekhyun abgibt, scheinen nur Sticheleien zu sein, da er im Endeffekt eigentlich keine Ahnung hat – sofern Chanyeol ihm nichts erzählt hat. Dennoch muss ich zugeben, dass–«

»Dass was?«, frage ich nach, als sie nicht weiterspricht. Sie scheint nachzudenken und schüttelt schließlich schmunzelnd ihren Kopf. »Jinseo, bitte fange keinen Satz an, den du nicht beendest.«

»Gut«, seufzt sie schließlich, doch das Schmunzeln bleibt stets auf ihren Gesichtszügen. »Fast hätten Chanyeol und ich uns geküsst.«

»WAS?!«, entfährt es mir laut, woraufhin sie mich leicht erschrocken ansieht und direkt danach anfängt zu lachen. »Ihr hättet euch fast geküsst?!«

»Ja, aber im Nachhinein frage ich mich, was ihn oder mich geritten hat. Schließlich hat er mir selbst gesagt, dass er keinerlei Gefühle für mich hegt, was ich nur zurückgeben kann«, antwortet sie und dreht mir den Rücken zu, um mit den Milchshakes weitermachen zu können. »Ich habe im Moment keine Zeit an Jungs und Gefühle zu denken. Momentan stelle ich mir diese ‚Was wäre wenn'-Frage, weißt du?«

Ich schlendere auf den Esstisch zu und setze mich schließlich auf einen Stuhl hin. »Was für eine Frage stellst du dir?«, frage ich sie, da ich denke, dass sie eine Person braucht, die ihr zuhört.

»Was wäre, wenn ich dem Verfasser des Liebesbriefes, den ich damals erhalten habe, geantwortet hätte?«, fragt sie schließlich und ein Seufzen hallt leise durch den großen Raum. »Ich wünsche mir, dass ich die Chance ergriffen hätte, dem Jungen zu treffen, aber ich konnte es damals nicht. Es war damals zu… riskant.«

»Du hast einen Liebesbrief erhalten?«, frage ich sie und sie nickt, schaut mich allerdings nicht an. »Süß. Erzähl' mal etwas von deinem heimlichen Verehrer aus deinen High School Zeiten.«

»Leider kann ich dir nicht viel erzählen«, lacht sie leise und nimmt einen Mixer in die Hand. »Er hat in seinen Liebesbrief geschrieben, dass er zwei Jahre älter ist und auf die Seoul Arts High School ging. Das Süßeste an dem Brief war, dass er sich dafür bedankt hat, dass ich ihm gezeigt habe, wie sich Schmetterlinge im Bauch anfühlen.«

»Weißt du seinen Namen? Hast du den Brief noch? Wieso denkst du noch darüber nach?«

Überrumpelt von meinen Fragen dreht sie sich um. »Natürlich weiß ich seinen Namen, aber was tut das zur Sache?«, stellt sie mir eine Gegenfrage auf meine erste Frage und fährt schließlich mit ihrer Beantwortung fort. »Und den Brief habe ich auch noch. Er hat mich zum Lächeln gebracht, als es zu dem Zeitpunkt nicht einfach für mich war. Dafür bin ich ihm dankbar… und das wirklich sehr. Der Brief ist mir wichtig. Immer, wenn ich ihn in meinen Händen halte, vergesse ich, was mich im Moment bedrückt.«

»Das klingt irgendwie süß, wenn du es so sagst«, lache ich leicht und sehe, dass sie sich mit zwei Gläsern nun komplett umdreht und mir ein Glas in die Hand drückt. »Das Liebesbrief-Thema schieben wir mal zur Seite. Was sollen wir zocken?«

EXO's Annoying NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt