Fassade

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Weit und breit war im Garten  niemand zu sehen. Doch als sie in der Dunkelheit etwas erkannte, riss sie ihre Augen auf. Tränen rollten ihre Wangen hinab und ihr Glas ließ sie auf den Boden fallen. Es zersplitterte. Genauso, wie ihr Herz.

Sie wusste nicht, wie sie handeln sollte. Ihre Gefühle liefen Amok. Sie waren wie ein Wirbelsturm, welcher unkontrolliert hin und her wehte. Ihre Unterlippe bebte und ihre Tränen liefen wie Wasserfälle ihre Wangen hinab. Sie konnte das Szenario, was sich gerade abspielte, noch nicht ganz begreifen. Ihre Gefühle wechselten von Schock zu Trauer, von Trauer zu Eifersucht, von Eifersucht zu Wut. Und genau bei der Wut blieb es stehen. Sie rannte, ohne groß nachzudenken, auf ihr Ziel zu.

Sie riss ihn von ihr. Er taumelte etwas nach hinten und knallte gegen einen anderen Baum. Sakura holte aus und schlug ihm mitten ins Gesicht.
„Arschloch!“, zischte sie dabei.
Verwirrt hielt sich der Uchiha seine pochende Wange.
„Was zum...?!“, murmelte er.
„Du bist so ein widerliches Arschloch!“, schrie die Haruno.

Er sah sie immer noch verständnislos an und konnte nicht ganz deuten, was genau ihr Problem war. Er wollte sich doch nur mal einen Abend vergnügen und seinen Kopf abschalten. Zugegeben, Sasuke hatte auch etwas Alkohol intus. Gut, er war ziemlich betrunken. Ziemlich, ziemlich betrunken.

Außerdem wusste er noch nicht mal, mit wem er da vor 20 Sekunden noch rumgemacht hatte.

Hinter ihnen ertönte ein Kichern und Sasuke hoffte, dass es nicht von der Person kam, von der er es dachte. Die Rosahaarige drehte sich um und der Uchiha legte seinen Kopf nach links, sodass er an Sakura vorbeisehen konnte.

Leider war seine Vermutung richtig und ihm kam fast das Kotzen. Kein Scheiß, er hätte sich in diesem Moment fast auf dem Rasen erbrochen. In Gedanken dankte der Schwarzhaarige Sakura dafür, dass sie ihn aufgehalten hatte mit ihr zu schlafen. Das wäre der größte Fehler seines ganzen Lebens gewesen.

„Na?“, sagte sie mit einem hinterhältigen Grinsen und richtete sich ihre Brille.
„Karin!“, knurrte Sakura und ballte ihre Hände zu Fäusten.
„Hat's dir gefallen, Sasuke-kun?“, fragte das rothaarige Biest und leckte sich über die Lippen.
„Kein Wunder, dass es sich so merkwürdig angefühlt hat.“, antwortete der Uchiha und verzog sein Gesicht.
„Moment! Du wusstest nicht, mit wem du rumgemacht hast? Sag mal, bist du komplett bescheuert?!“, sprach die Grünäugige.
„Ich wollte einfach mal meinen Kopf abschalten!“

Sakura fasste sich an den Nasenrücken und stöhnte genervt auf.
„Jedenfalls, Rache ist süß, Riesenstirn.“, sagte Karin und verschwand vom Platz. Natürlich nicht, ohne Sasuke noch einmal zuzuzwinkern. Ihm kroch schon sein Essen, die Speiseröhre hinauf.

„Was hab ich denn getan?“, murmelte Sakura verwirrt.
Sasuke seufzte, ließ seine Hände in seine Hosentaschen gleiten und meinte: „Ich geh dann mal!“
„Warte! Mit dir bin ich noch nicht fertig!“, sagte Sakura aufgebracht und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn.
Der Uchiha seufzte und rollte mit den Augen.

„Was willst du denn noch mit mir machen? Achso, und danke, dass du mich vor dem größten Fehler meines Lebens bewahrt hast.“, bedankte sich Sasuke mehr oder weniger.
„Ich habe nur eine Frage: Warum tust du das?“, fragte die Rosahaarige.

Sasuke erkannte in ihren grünen Augen Traurigkeit, Besorgnis und das schlimmste von allen: Mitleid.
„Habe ich dir etwa irgendwas zu sagen? Was geht dich das an? Ich kann mit jedem schlafen, mit dem ich will! Soll ich dir noch ein Protokoll verfassen oder ein Video drehen?“, antwortete Sasuke.

„Nein, das meine ich nicht.“, sagte Sakura kühl.
„Was denn dann?!“, fragte der Uchiha aufgebracht.
„Warum versteckst du dich hinter einer Fassade?“

Verwundert sah er die Haruno an. Er hatte sie komplett verstanden und er wusste auch, was sie damit meinte.
„Wa-Was meinst du damit?“, fragte er gespielt ahnungslos.
„Du tust immer so, als könnte dich keiner erreichen. Doch es gab Menschen, die dich erreicht haben. Hab ich da nicht Recht?“, antwortete Sakura.

Sasuke fühlte sich ertappt. Warum durchschaute sie ihn immer?
„Wovon redest du?“
„Hör auf den Dummen zu spielen! Ich bin nicht einer der Bimbos, die nix kapieren! Ich bin nicht Karin, verdammte Scheiße!“, sagte die Rosahhaarige aufgebracht.

„Ja, ich verstecke mich hinter einer Fassade! Zufrieden?“, sprach der Schwarzhaarige.
„Warum tust du das!? Damit verletzt du die Leute in deiner Umgebung! Mal an Naruto gedacht?“
Als sie Naruto erwähnte, blickte der Uchiha betrübt auf den Boden. Verletzte er ihn wirklich damit? Warum sagte Naruto nichts? Sie waren schließlich beste Freunde! Warum mischte sich Sakura überhaupt ein?

„Was geht dich das an?!“, zischte Sasuke.
„Ich möchte nicht meinen Freund am Boden sehen.“, antwortete Sakura.
„Um Naruto musste du dir keine Sorgen machen und-“
„Nein, Naruto meine ich nicht. Ich habe dich damit gemeint.“, sagte Sakura und lächelte ein wenig.

Sasuke wusste nicht richtig, was er sagen sollte. Freunde? Würde er so ihre Beziehung bezeichnen? Das war irgendwas anderes, aber keine Freundschaft. Aus irgendeinem Grund tat es ihm weh, als sie ihn anschrie und weinte. Da war die Backpfeife nichts dagegen.

Wieder sah er gekränkt auf den Boden und rannte weg. Nicht nur von der Party, sondern auch vor seinen Problemen. Denn das konnte er am besten. Seine Probleme stehen lassen und einfach wegrennen. Egal ob sie ihm hinterliefen. Er rannte.

Sakura stand da und sah ihm hinter her. Verstanden hatte sie ihn nicht. Eine kleine Träne rollte ihre blasse Wange hinunter. Warum wühlte es sie nur so sehr auf? Warum war sie so ausgerastet, als er Karin geküsst hatte? Warum hatte sie das Gefühl, sie hätte ihn verloren?

Konoha Internat | naruto (old version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt