Der Dieb

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Die Schulglocke klingelte und wir blieben alle artig auf unseren Stühlen sitzen. Sensei Kakashi hatte uns letzte Woche damit gedroht, wenn wir aufstehen, bevor er die Stunde beendet hatte, müssten wir nachsitzen.

So blieb sogar Naruto auf seinem Stuhl sitzen, da er schon mindestens eine Stunde in der Woche zum Nachsitzen bei Sensei Iruka hatte und nicht noch eine bei Sensei Kakashi wollte. Bisher hatte der Blondschopf nur eine Stunde bei Kakashi gehabt und danach wollte er nie mehr bei ihm nachsitzen. Er erzählte uns, dass es die pure Hölle bei ihm war und Sensei Kakashi ihn mit Aufgaben bombardiert hatte.

„Das war's für heute. Ihr könnt gehen.“, sagte Kakashi lustlos und legte sein Buch auf dem Lehrerpult ab.

Sofort sprangen wir alle von unseren Stühlen und packten unsere Sachen so schnell wie möglich in unsere Taschen. Ich zog den Reißverschluss meiner Tasche zu und plötzlich stand Neji vor mir.
„Hey, hast du heute was vor? Im Kino läuft ein neuer Film!“, fragte er mich.
„Sorry, Neji. Ich hab schon was mit Momojii vor. Vielleicht ein anderes Mal, okay?“, antwortete ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich meine Tasche schulterte und aus dem Raum verschwand.

Die Schulgänge waren belebt wie immer und plötzlich spürte ich, wie sich jemand bei mir einhakte.
„Warum weist du Neji immer ab, Tenni?“, fragte mich Ino.
„Weil ich nun mal keine Zeit habe.“, antwortete ich augenrollend.
„Wir gehen in drei Tagen auf Klassenfahrt. Wenn ihr euch bis dahin streitet, dann schwöre ich dir, ich sperre euch in einen Raum, kapiert?!“, drohte mir Ino.
„Dazu wird es schon nicht kommen. Mach dir keine Sorgen!“, sagte ich lächelnd.

Ich befreite mich aus ihrem Griff und rannte zum Schulausgang. Ich lief zu dem Mädchenwohnheim und schloss mein Zimmer auf. Ich schmiss meine Tasche in die nächstbeste Ecke und stieg über Karuis Matratze.

Sie wohnte tatsächlich immer noch bei uns. Karui hat sich bei mir entschuldigt, dass sie mich zu Kazumi geschickt und mir deswegen so viel Kummer bereitet hatte. Ich nahm es ihr nicht übel und hatte auch keine einzige Sekunde den Gedanken verschwendet, dass sie Schuld an dem ganzen Drama hatte. Schließlich konnte ich so den Sanitäter Momojii kennenlernen.

Ich öffnete die Türen meines Schranks und nahm mir ein schwarzes, trägerloses Top und einen Jeansrock aus diesem. Ich zog die Klamotten schnell an und behielt meine roten Kniestrümpfe gleich mit an. Ich nahm mir meinen weißen Mantel von einem der Kleiderhacken, die wir selbst angebracht haben, mit ein bisschen Hilfe von Kankuro. Ich zog mir meine rabenschwarzen Boots an und steckte noch mein Portmonee, mein Telefon und meine Schlüssel in meine kleine, rote Umhängetasche und verließ das Zimmer.

Am Schultor sah ich ihn schon stehen. Er sah genau in meine Richtung und ich fing an zu grinsen und beschleunigte mein Tempo immer mehr, bis ich rannte. Momojii breitete seine Arme aus und ich sprang in seine. Wir lachten und ich war noch nie glücklicher als in diesem Moment. Ich spürte, wie alles in mir anfing zu kribbeln.

Wir ließen uns wieder los und ich sah Momojii abwartend an.
„Und? Wohin verschleppst du mich heute?“, fragte ich grinsend.
„Das bleibt geheim!“, antwortete er und schnappte sich meine Hand.

Er zog mich hinter sich her bis zu einem kleinen See. Die Sonne ging bereits unter und verschwand hinter den Bäumen am anderen Seeufer. Momojii und ich liefen immer noch händchenhaltend zu einem Steg und setzten uns beide an die Kante. Zum Glück war der Steg so hoch, dass unsere Füße nicht das Wasser berührten.

Wir plauderten eine Weile, unsere Hände dabei fest umschlungen, als würden sie sich niemals wieder loslassen wollen.

„Ohne dein Dasein, wäre ich ziemlich einsam.“, sagte Momojii.
„Ach, denkst du das?“, entgegnete ich lachend und wandte mich zu ihm.
„Was hättest du denn gemacht, wenn ich an diesem Abend nicht dagewesen wäre?“, fragte er.
Ich überlegte kurz.
„Ich glaube, ich hätte mich im See ertränkt.“, antwortete ich schließlich mit zitternder Stimme.
„Sag so was nicht!“
„Du bist mir verdammt wichtig, Momo.“, sagte ich und sah in seine tiefseeblauen Augen.

Er nahm seine freie Hand und steckte mir eine meiner braunen Strähnen hinter mein Ohr. Der Rothaarige ließ meine Hand los und legte seine beiden Hände um mein Gesicht. Seine Hände fühlten sich grob und männlich an. Er kam mir näher und wir beide schlossen langsam unsere Augen.

„Du mir auch, Tenten.“, hauchte er gegen meine Lippen.

Und plötzlich stahl er mir meinen ersten Kuss.

Und ich war froh, dass er der Dieb war.

Und ich wusste mehr denn je, dass ich ihn über alles liebte und ganz sicher niemals gehen lassen würde.

Konoha Internat | naruto (old version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt