Zerbrechlichkeit

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Auf dem Rückweg sah Naruto immer wieder zu Hinata. Sie sah abwesend und kränklich aus. Er hatte Angst, dass sie jeden Moment umfallen könnte. Sie lief eher weiter hinten, weshalb Naruto immer langsamer wurde, bis er neben ihr lief.

Er riskierte von der Seite einen Blick zu ihr und er sah ihr bleiches Gesicht, ihre rote Nase und ihre gereizten Augen. Sie sah wirklich so aus, als würde sie jeden Moment umfallen. Warum bemerkte das niemand? War er der einzige, der sie so sah, der sie überhaupt beachtete?

Er legte seine Hand auf ihre Schulter, um sie zu stoppen. Sie blieb tatsächlich stehen und sah ein wenig verwundert zu ihm hoch.
„Wa-Was ist?“, fragte sie mit zerbrechlicher Stimme.
Vorsichtig ging er in die Hocke und sagte: „Doll, steig auf! Ich kann das nicht länger mitansehen!“
Sie wurde rot und stammelte​ etwas von: „Die Klasse ist doch auch da!“
Naruto ließ sich davon nicht beirren und forderte ein weiteres Mal, dass sie endlich auf seinen Rücken steigen sollte.

Letztendlich gab sie nach, da sie schon ein wenig von der Gruppe entfernt waren. Sie legte ihre Arme um seine Schulter und ihren Kopf in seinen Nacken. Der Geruch von ihm stieg ihr in die Nase und das jagte ihr Tränen in ihre fliederfarbenen Augen.

Naruto spürte deutlich wie sie weinte, da sie am ganzen Körper zitterte, als sie gingen. Ein paar Schluchzer entfuhren ihrer Kehle und er war froh, ihr nicht ins Gesicht sehen zu müssen.

Er nutzte diese Situation ein bisschen für sich aus, um seine Gefühle für Hinata zu ergründen. Er machte sich Sorgen, aber dies hieß nicht sofort Liebe. Außerdem fühlte er sich wohl in ihrer Nähe. Es war wie nach Hause kommen. Als hätte er tatsächlich ein zu Hause gefunden.

War das schon Liebe? Fühlte sich so Liebe an? Redeten sie nicht immer über Bauchkribbeln und rote Wangen? War es bei ihm anders?

Diese Fragen flogen in seinen Gedanken die ganze Zeit herum und irgendwann beschloss er, zu schauen, was er fühlte, wenn Hinata es ihm noch einmal sagte.

„Hinata?“, sprach er leise „Kannst du es bitte noch einmal sagen?“
„Ich weiß nicht, es ist-“
„Bitte, für mich. Es hilft mir eine Antwort zu finden.“, versuchte er sie zu überreden.
Naruto fühlte ihren Atem auf seiner Haut und bescherte ihm eine angenehme Gänsehaut.
„Ich liebe dich.“
Unwillkürlich musste er lächeln. Warum musste er lächeln? War das ein Anzeichen der Liebe?

Warum stellte er sich überhaupt so an? Liebe konnte doch nicht so kompliziert sein! War es für Hinata auch so schwierig? Was war nur los mit ihm? Warum wollte er unbedingt eine Antwort finden? Wollte er sie lieben?

Ja, das wollte er. Er wollte sie in den Arm nehmen, um ihr zu zeigen, dass sie nicht das war, was sie wohl in sich sah. Naruto wollte über ihre bleichen Wangen streichen und ihr in ihre so wunderschönen, fliederfarbenen Augen sehen. Sie sah aus wie eine Puppe. Eine Puppe fast wie aus Porzellan. So zerbrechlich, aber doch so wunderschön.

Er fand es süß, dass sie immer so schüchtern war und er schätzte ihr gutes Herz sehr. Sie könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun und sorgte sich um ihre Freunde.

Hinata war ein toller Mensch, auch wenn sie es nicht so sah.

Moment, hatte er gerade seine Antwort gefunden? Das war nicht mehr reines Wollen, es war Können.

Er sah sich um. Die Klasse würde sie nicht vermissen, wenn sie einfach einen kleinen Umweg einschlagen würden. Sie würden gleich an einer Kreuzung ankommen und während die Klasse nach rechts gehen würde, beschloss er nach links zu gehen.

Das tat er auch und zu seinem Glück wurde er nicht bemerkt. Selbst Hinata bekam nichts mit, da ihr Gesicht in dem Nacken von Naruto vergraben war.

Er überlegte sich, was er sagen sollte. Er hatte Angst sie zu verletzen. Vielleicht sollte er einfach drauf los reden.

Sein Herz schlug schneller. Er war aufgeregt. Noch nie war er so aufgeregt. Noch nicht einmal, als Teuchi ein neues Gericht auf seiner Karte hatte!

„Wir sind da.“, sagte Naruto leise.
Zögernd hob Hinata ihren Kopf und sie sah nicht die Herberge. Nein, sie sah das Café von gestern.

„Naruto-kun, wo sind die anderen?“, fragte Hinata leicht panisch und sah sich nach ihnen um.
„Das ist jetzt egal.“, meinte Naruto und ließ sie herunter.
Er stellte sich vor sie und sah ihr in ihr hübsches Gesicht.

Er führte seine Hand zu ihrer Wange und strich liebevoll mit seinem Daumen über ihre Wange.
„Na ... ruto?“, hauchte sie.
„Es tut mir leid, dir so viel Schmerzen bereitet zu haben.“, entschuldigte sich Naruto und beugte sich zu ihr hinunter, um sie zu küssen.

Ihre Augen weiteten sich und ihre Tränen liefen wie ein Wasserfall. War es real, was hier gerade passierte? Kein Traum, keine Vorstellung?

Er löste sich von ihr, sah auf ihre Lippen und küsste dann sanft ihre Tränen weg.

„Ich liebe dich, Hinata.“, hauchte er gegen ihre Wange.

Es kam Hinata so unmöglich vor, all die Tage, die Wochen, die Monate. Doch jetzt hörte sie die Worte, die sie sich immer von ihm gewünscht hatte.

„Ich liebe dich auch.“, sagte sie und schenkte ihm ein Lächeln, was man lange nicht mehr auf ihrem Gesicht gesehen hatte.

Ich denke, es folgen nur noch zwei bis drei Kapitel und dann ist die Klassenfahrt vorbei.

Hanni. 🌹🍥

Konoha Internat | naruto (old version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt