Bunt

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PoV Erzähler

Tage vergingen. Kazumis Beerdigung stand bevor. Tenten zog keine dunkle Farbe an. Sie trug die Lieblingsfarbe ihrer Tante.

Orange.

Sie trug ein orangefarbenes Kleid mit weißen Punkten. Um ihre Taille war ein kleiner, dünner ebenfalls weißer Gürtel gebunden. Dazu trug sie weiße Sandalen und ihre Haare trug sie aus Protest zu ihren zwei kleinen Pandazöpfen.

Sie atmete ein und aus und schnappte sich ihre kleine Umhängetasche. Sie begab sich nach unten zu ihrer Wohnungstür und öffnete sie. Sie stieg in den Fahrstuhl. Die Musik erklang.

Die Beerdigung von ihrer Tante Kazumi. Beerdigung und Kazumi waren vorher für sie zwei Begriffe, die nicht zueinander passten. Harmonie und Schönheit. Eine Beerdigung hatte dort gar nichts zu suchen. Sie stieg aus, ging an der Empfangsdame vorbei und verließ das Gebäude. Ein Auto parkte bereits vor der Tür. Der Fahrer stieg aus und öffnete für sie die Autotür. Tenten bedankte sich höflich und setzt sich auf den hinteren Sitz. Der Chauffeur schloss die Tür wieder und Tenten schnallte sich an.

„Entschuldigungen Sie, Ama-san?", fragte er urplötzlich.
„Ja?"
„Fahre ich Sie zu einer Beerdigung?"
„Ja, das tun Sie. Warum denn nicht?"
„Na ja, Sie sind so bunt gekleidet und weil man eigentlich auf Beerdigungen nur schwarz trägt, wurde ich etwas stutzig und wollte vorsichtshalber nochmal nachfragen.", erklärte sich der alte Mann.
„Okay."
„Darf ich fragen, warum sie bunt gekleidet sind?", fragte er.
„Das war ihre Lieblingsfarbe.", antwortete Tenten lächelnd.

Sie sah die Landschaft an sich vorbeiziehen. Konohas Friedhof lag eher in der ländlichen Region. Der Himmel war glasklar. Sie öffnete das Fenster und der frische Wind pustete ihr ins Gesicht. Ein wenig tänzelten ihre braunen Haare auf und ab.

Sie stieg aus dem Wagen aus, bedankte sich bei dem alten Chauffeur und wurde auch so gleich von ihrer Mutter umarmt. Tenten wusste ganz genau, dass sie das nur tat, weil andere Menschen da waren. Sie wollte ihre Familie als „perfekt" darstellen. Tenten rollte genervt mit den Augen und stieß ihre Mutter von sich.
„Tenni! Was soll denn das? Ich bin doch deine Mutter!", meinte sie empört.
„Das stimmt. Leider.", gab Tenten giftig von sich.
„Was hast du außerdem da an?! Wir sind hier auf einer Beerdigung und keiner Frühlingsfeier!"
„Aber Kazumi hatte ein glückliches Leben! Warum sollten wir zum Ende alle hier rabenschwarz antanzen? So sah ihr Leben nun mal nicht aus. Es war kunterbunt.", sprach Tenten.

„Hey! Tenten!"
Sie drehte sich um und ihre Freundinnen kamen angelaufen. Tenten lächelte und fast, wirklich fast, hätte sie geweint. Sie rannte auf sie zu und fiel jeder einzelnen in die Arme.
„Ihr seid da.", sagte sie glücklich.
„Und bunt.", fügte ihre Mutter fassungslos hinzu.

Sakura trug ein grünes Sommerkleid. Ihre langen, rosafarbenen Haare fielen ihre Schultern hinab. Sie trug dazu weiße Schuhe mit einem kleinen Absatz.

Ino trug ein hellblaues T-shirt und einen marineblauen Rock. Dazu trug sie weiße Ballerinas und ihre Haare waren, wie immer zu einem hohen Zopf gebunden.

Hinata hatte ein langärmeliges, kurzes, violettes Kleid an. Sie trug, genauso wie Tenten, auch Sandalen in der Farbe weiß.

Temari trug ein trägerloses Kleid in rot und dazu Pumps. Ihre Haare waren zu zwei Zöpfen jeweils an den beiden Seiten gebunden.

„TENNI!", brüllte ihre Mutter.
„Wag es ja nicht, mich je wieder so zu nennen!", zischte Tenten zurück.
„Aber warum denn nicht? Ich bin schließlich deine Mutter!"
„Du warst nie meine Mutter und wirst es auch nie sein, kapiert? Kazumi war viel mehr Mutter für mich als du es hättest je sein können! Ich bin doch nur ein hübsches Accessoires für dich und Vater!"
„A-Accessoires?", fragte ihre Mutter ein wenig ertappt.
„Ja! Ich bin euer verficktes Haustier, was sich immer brav benehmen und hübsch aussehen soll!", schrie Tenten.
„Wie kannst du nur so etwas zu deiner Mutter sagen?!"
„Hab ich nicht bereits gesagt, dass du nicht meine Mutter bist?"
Ihre Mutter stand fassungslos da. Sie wusste nicht mehr, was sie dazu sagen sollte.

„Warum sagst du so was, Tenni?", fragte sie.
„Checkst du es nicht?! ICH BIN ES VERFICKT NOCHMAL LEID!", schrie die Braunhaarige.
„Tenni ..."
„Du sollst mich nicht so nennen! Hör auf das vor den anderen vorzuspielen! Die Realität sieht anders aus, Leute! Meine beschissenen Eltern lassen mich über mehrere Monate alleine! Ich habe eine eigene Wohnung, die meine Eltern mir gemietet haben, damit sie mich nicht sehen müssen! Ich gehe auf ein Internat, damit meine Eltern mich nie, wirklich nie sehen müssen! Das Einzige, was ich je von ihnen bekommen habe, war Geld!", schrie Tenten jeden einzelnen Gast an.

„Noriko!", sagte eine junge Frau empört.
„Ich dachte immer, es sei alles gut bei euch!", sprach ein anderer Mann.
„Das kam mir sowieso schon immer alles spanisch vor ...", meinte eine ältere Frau.

„Hey! Sie ist doch gerade in der Pubertät. Da ist man meistens etwas verwirrt. Nicht wahr, Tenni?", versuchte ihre Mutter die Situation zu richten.
„NEIN! Wo bleibt eigentlich der Alte wieder? Ist ihm seine Arbeit wichtiger als der Tod seiner Schwester?", fragte Tenten.

„Hey, Tenni! Ich glaube, es reicht wirklich langsam! Das ist die Beerdigung von Kazumi!", meinte Temari.
„Misch dich nicht ein!", keifte Tenten zurück.
„Ten-Tenten, ich bin auch der Meinung v-v-von Temari.", stotterte Hinata ängstlich.
„Lasst mich einfach in Ruhe, klar?"
„Nein, Tenni, das werden wir nicht! Du hast zu viel gesagt! Ich kann deine Eltern zwar auch nicht leiden, aber ... aber du siehst sie auch kaum. Willst du überhaupt mit ihnen irgendetwas zu tun haben?", fragte Ino.
„Nein, natürlich nicht ...", murmelte Tenten.

Sie wollte kein Geld von ihnen. Schon immer wollte sie elterliche Liebe und Fürsorge. Sie war als kleines Kind froh, wenn ihre Eltern nach Haus kamen, nach wochenlangen Geschäftsreisen. Doch als sie dann nicht mal von ihnen wirklich beachtet wurde, entwickelte sie eine Art Hass für sie.

Tenni, nicht jetzt, okay?"
„Bist du nicht etwas zu alt zum Spielen?"
„Ich bin fünf!"

„Du bist so eine schlechte Lügnerin, weißt du das?"
Alle drehten sich in die Richtung, aus der diese Stimme kam. Ihr Vater kam auf sie zu. In keinem schwarzen Anzug. Er kam in einem gelben T-shirt und einer ganz normalen Jeans.

„Du ... Du bist bunt."
„Jap. Passt doch zu Kazumi oder etwa nicht?"
„Doch schon.", sagte Tenten verdutzt.
„Aber ... Du.", fügte die Braunhaarige hinzu.
„Steht es mir nicht?", fragte ihr Vater schmunzelnd.
„Sehr sogar. Du solltest dein Pinguin-Dasein wegschmeißen."
„Das kann ich nicht.", antwortete er.
„Ich weiß.", meinte sie.

Die Beerdigung zog vorbei. Tenten hatte nicht einmal geweint. Sie lächelte, genauso wie ihr Vater. Man sah dieses kleine, leicht zerbrechliche Lächeln nie bei ihm.

Nach der Beerdigung wollte Tenten ein paar Minuten alleine sein. Sie stellte sich an die Zaunwand und starrte in den blauen Himmel. Sogar jetzt schien die Sonne für sie. Nach einer Weile gesellte sich ihr Vater zu ihr.
„Tenten?"
„Ja?"
„Weißt du eigentlich, was deine Tante dir hinterlassen hat?", fragte er.
„Nein.", antwortete sie.
„Ihr ganzes Hab und Gut. Ihr Geld, den Schmuck und das Café."
„Das Café?!"
„Mit allem drum und dran. Das ist dein Erbe.", sagte ihr Vater.
„Im Ernst jetzt?!"
„Ja. Wenn du willst, lasse ich es wieder renovieren."
„Wirklich? Danke, Vater!"

„Ich habe eine Bitte an dich, Vater."
„Schieß los."
„Ich will das Café Harmony Tea nennen."

Konoha Internat | naruto (old version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt