47 - Was wäre wenn... (Variante 2)

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-PoV Mike-
Ich hatte mich mit meinem kleinen Bruder in einem abgelegenen Wald mit einer kleinen Holzhütte auf gegenüberliegende Steine  gesetzt. Ich stellte ihm Fragen, einfache Ja-Nein-Fragen, theoretisch musste er nichts tun außer zu nicken oder den Kopf zu schütteln. Das einzige was ich bekam war Schulterzucken. "Das hat dich jetzt ziemlich schnell verändert. Von einen auf den anderen Moment. Weißt du, woran das liegen könnte?" Er zuckte mit den Achseln. "Du hast mir von einer Art Verbindung erzählt. Gab es die immer schon?" Diesmal tat er garnichts. Er hob kurz den Kopf etwas, als wolle er nicken. "Ist sie stärker geworden?" Wieder dasselbe. "Seit ihr im Heim wart?" Erneut. "Ich verstehe. Ihr seid also sowas wie Seelenverwandte, hm?" Jetzt sah er mich an. Mit seinen leeren Augen, die vollkommen an ihrem schönen blau und an Leben verloren hatten, sie waren nurnoch schwarz und trostlos. "Richtig." Irgendwie erwartete ich, dass er weinte, doch das tat er nicht, im Gegenteil, er zeigte keinerlei Emotionen. "Kevin, es wäre einfacher, wenn du mit mir reden würdest. Dann könnte ich dir vielleicht helfen -" er schüttelte den Kopf. "Du kannst mir nicht helfen. Egal, was ich dir erzähle. Es gibt jetzt nur noch eine Person, die mir helfen kann. Zumindest nur noch eine, die am Leben ist." Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Meinst du damit dich selbst..?"
"Nein. Ich bin mental schon tot, mich kann man nicht mehr wirklich zu den Lebenden zählen."
"Wen meinst du dann?"
Er schwieg kurz. "Kennst du nicht." Wich er aus und wandte dann den Blick von mir. Er sah sich in der Umgebung um, musterte die Bäume, die Holzhütte, vor der wir saßen. "Versprichst du mir was?" Wieder sah er mich an. "Mach keinen Blödsinn, ja?" Er tat eine Weile garnichts. Wir blickten einander nur an, sonst nichts. "Ich verspreche grundsätzlich nicht." Ich atmete tief durch. "Du bist mein kleiner Bruder, Kevin, du bist mir wichtig. Ich möchte dich ungern nochmal verlieren." Er seufzte und stand auf. Er lief ein wenig auf und ab, ich folgte ihm dabei mit meinem Blick, hielt ihn aber nicht fest oder so. Ich wusste, dass es besser war, ihn in Ruhe zu lassen. Ich vertraute ihm. Ich war mir sicher, er würde genug Verstand haben, um keinen Scheiß anzustellen. Die Frage war, ob ich damit richtig lag.

Save me | Fortsetzung von "Stay. | a #currbi fanfiction"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt