(Author's note: Die Anstalt, in der sie sind ist nicht direkt in Kleve, sondern etwas abseits, am Rhein)
-PoV Tobi-
Wie damals, als er entführt wurde, saß ich unruhig auf einem Stuhl vor dem Fenster und wartete darauf, dass er wieder kam. Er war schon zwei Stunden mit unserem Therapeuten unterwegs und auch, wenn ich dem Kerl diesmal vertrauen musste, fiel es mir schwer. Was die beiden wohl so lange machten? Ich blickte das beige, alte Telefon an, das an der Wand hing. Ich wartete auf irgendwas, auf irgendein Zeichen. Ich schwelge zurück in Erinnerungen, an das, was damals schreckliches in der verlassenen Anstalt geschah. Meine Gedanken wurden von einem Klopfen an der Tür unterbrochen, ich zuckte zusammen und brauchte einen Moment, ehe ich "Ja?" Erwidern konnte. Bethy kam herein, eine besorgte Miene zierte ihr faltiges, fahles Gesicht. "Der Therapeut hat angerufen." Sagte sie und beobachtete meine unverändert ausdruckslosen Gesichtszüge. "Er meinte, es geht um Kevin und dass Sie dringend gebraucht werden.. Sie sollen zu dem Platz, an dem Sie wohl oft sind.." Ich nickte und auch, wenn ich es nicht zeigte, überschlugen sich die Gedanken und Gefühle in meinem Inneren. "Danke." Gab ich zurück, worauf sie matt lächelnd wieder das Zimmer verließ. Kaum war sie weg griff ich schnell nach meiner Jacke und dem Zimmerschlüssel, stolperte in den Flur und stürmte nach unten und dann nach draußen. Ich rannte, so schnell mich meine schwachen Beine trugen. Es war kein weiter Weg, und doch kam er mir ewig vor. Schon von weitem sah ich den Platz, ich sah den Therapeuten dastehen, ratlos dreinblickend und offensichtlich mit Kevin diskutierend. Ebendieser stand einige Schritte von ihm entfernt am Brückengeländer, stützte sich darauf ab und drehte immerwieder den Kopf in alle Richtungen. Bis er mich sah. Er stellte sich aufrecht und folgte mir mit seinem Blick, als ich auf ihn zuging. "Da bin ich. Was ist los?" Auch unser Therapeut sah mich an, etwas flehend beinahe. "Er meinte, ich solle warten. Oder es am besten ganz lassen." Antwortete Kevin. "Es lassen? Du hast doch nicht vor-" Ich deutete ein wenig nach unten. Er schwieg. "Herr Dorissen, bitte, das ist keine Lösung, wie oft noch? Ich bitte Sie, lassen Sie Vernunft walten, und wenn nicht für sich selbst, dann für Herr Fulk. Bitte." Doch er hörte nicht. Er schüttelte den Kopf, trat einen Schritt nach hinten, sodass er direkt am Geländer stand. "Seien Sie still. Sie können mich nicht dazu zwingen. Ich bin ein erwachsener Mann und nicht auf irgendwen angewiesen!" Er seufzte. "Sie sind psychisch Krank, natürlich sind Sie auf jemanden angewiesen! Hören Sie auf damit, schlagen Sie es sich aus dem Kopf!" Er setzte sich aufs Geländer und lachte auf. "Vergessen Sie es. Ich habe meinen Entschluss gefasst." Ich blickte zwischen beiden hin und her, während sie so diskutierten. In mir ballte sich ein wenig das Bedürfnis, ihm eine zu klatschen und ihn an unsere Abmachung, uns nicht selbst unzubringen, zu erinnern. Doch das Problem war, dass ich ihn ja verstand. Ich wusste ja, wie das ist. "K-kevin, bitte, hör mir zu. Ich weiß genau, wie das ist. Und ich weiß, wie verdammt mies auch du dich fühlst. Aber der Tod ist kein Ausweg, das weißt du. Und außerdem..: Ich brauche dich. Wirklich. Du bist der Grund, warum ich noch lebe. Oft genug hab ich mir schon Vorwürfe gemacht und mir gewünscht, ich hätte mich damals doch nicht für das Leben entschieden, denn dann wärst du nicht in dieser Situation. Du wärst vermutlich nie an Depressionen erkrankt, du hättest einfach ein ganz normales Leben ohne mich geführt und irgendwann jemanden gefunden, der dich glücklicher macht, als ich es kann. Aber die letzten vier Monate haben wir jetzt wieder zusammen durchgestanden, haben uns gegenseitig aus der Scheiße gezogen und haben uns versprochen, wir werden auf natürlichem Wege sterben. Und jetzt stehen wir hier." Er sah mich schweigend an, ich ihn flehend. "Ich liebe dich und ich brauche dich... b-bitte.." Er seufzte und senkte seinen Blick. "Ich kann das nicht mehr, Tobi, es tut mir leid.. ich habe dich enttäuscht und tue es schonwieder. Aber ich muss das tun. Ich will nichtmehr leiden." Er schwang seine dünnen Beine über das Geländer und hielt sich fest, während er auf der dünnen Brückenkante balancierte. "Warte, bitte!" Ich ging auf ihn zu, hielt ihn fest am Handgelenk. Kevin drehte seinen Kopf zu mir um. "Ich will sterben, lass mich! Lass mich meine Entscheidungen treffen! Lass mich gehen. Bitte..." Tränen überfüllten meine Augen. "I-ich..." Ich seufzte und atmete tief durch. "Ich will, dass es dir gut geht. Also... wenn das wirklich dein Wunsch ist, dann.. dann werde ich dich loslassen." Ich ließ seinen Arm vorsichtig los, die Tränen überfluteten mein Gesicht. "Ich liebe dich, Tobi. Und ich werde immer bei dir sein." Er lächelte leicht und löste eine Hand vom Geländer. "Wir sehen uns wieder, Schatz, eher als du glaubst." Dann sprang er. Ich hörte das Wasser unten nur dumpf und weit entfernt. Ich sackte auf dem Boden zusammen, weinend, schreiend, bereuend, dass ich ihn losgelassen hatte. Ich hatte ihn verloren. Mein schlimmster Alptraum war also wahr.
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(I'M SO SORRY FOR THIS.)
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Save me | Fortsetzung von "Stay. | a #currbi fanfiction"
Fanfic[Fortsetzung von "Stay"] Nachdem Kevin und Tobi nun endlich wieder glücklich zusammen sind, wird alles erneut zerstört. Steve, Tobis "Psychiater", gibt die Sache nicht so einfach auf. Er greift auf die wohl klischeehafteste Methode zurück, die ihm e...