#11 Im Wintergarten

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Jenna POV

Ich saß am nächsten Tag grade im Wintergarten meiner Tante und trank Tee, da mein Hals seit gestern Nacht doch ziemlich gekratzt hatte.
Tante Nina hatte mich in sechs Decken eingewickelt, mir zwei Kannen Tee gemacht, einen selbst gestrickten dicken Schal um den Hals geschlungen und mir dicke Socken angezogen.
Und das Anfang Herbst.
"Tante Nina das ist wirklich nicht nötig. Mein Hals kratzt doch nur ein wenig."
-"Nein. Das ist nur der Anfang."
Seufzend gab ich es auf.
Ich wusste warum sie so tickte.
Sie wollte bloß nicht dass ich krank wurde, genauso wie ihre Schwester, meine Mutter.
Lungenentzündung.
"Ich muss später wieder zum Theater. Aber falls was ist, ruf an okay?"
Nickend tastete ich nach meiner Tasse.
Tante Nina reichte sie mir.
"Und was hast du heute vor?" fragte sie mich während sie ihre Tasche durchwühlte.
"Ich wollte mal wieder lesen." sagte ich.
"Sehr gut. Wir sehen uns später ja?"
Sie drückte mir einen Kuss auf den Schädel und ein wenig später fiel die Eingangstür zu und ich saß alleine im Haus.
Ich hörte wie Vögel im Garten zwitscherten und fühlte das heiße Porzellan der Tasse die in meiner Hand ruhte.
Die andere Hand tastete nach meinem Buch.
Es war eins in Blindensprache.
Um zu lesen, setzte ich meine Tasse ab und fühlte die Buchstaben mit meinen Fingern.
Waren sie für normale Verhältnisse dick? Oder eher dünn? Lang? Oder kurz?
In dem Buch ging es über einen kleinen Jungen der von seinen Freunden ausgelacht wurde, nur weil er seinem Traum, ein Künstler, folgen wollte.
Die Geschichte war traurig.
Stunden vergingen und ich hatte das Buch schon fast durch, als ich müde wurde und meinen Gehstock nahm und aufstand.
Beim Aufstehen kippte eine Kanne Tee um und ich schrie auf.
Das brennende Wasser lief mir den rechten Arm entlang. Es war immer noch trotz der vergangenen Stunden kochend heiß.
Ich schrie auf und sank auf den Boden, verlor dabei meinen Gehstock.
Mein rechter Arm zitterte und tastete dabei nach meinem Gehstock.
Währenddessen schnitt ich mich mehrmals am gebrochenen Porzellan.
"Unnie!" schrie jemand.
Ich hörte erleichternd dass Wendy da war.

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