Jenna POV
Die ganze Nacht regnete es und ich bemerkte wie Geräusche aus dem Zimmer meiner Tante kamen.
Leise schlich ich mich den Flur entlang und wollte gerade klopfen, als ich sie weinen hörte.
Vor Schmerz schloss ich meine Augen und ballte meine Faust gegen die Wand.
Tante Nina weinte wegen ihrem kleinen Bruder. Meinem Vater.
Sie schien immer taff und fröhlich rüberkommen, doch sie war insgeheim eine sehr sensible Person, die sich nichts anmerken ließ und alles in sich hineinfrisst.
Es gab Abende und Nächte an denen sie auf ihrem Schaukelstuhl im Wohnzimmer Fotoalben durchging und nebenbei trank.
So hatte es Wendy zumindest immer erzählt. Doch das war bevor ich kam.
Ich glaube meinetwegen, ließ sie den Wein immer im Keller.
Vater und sie waren ein so gut eingespieltes Team. Zwischen ihnen war nur ein kleiner Altersunterschied von 1 1/2 Jahren, daher verstanden sie sich entweder gut oder kriegten sich grade deshalb in die Haare.
Vater hatte immer viele Geschichten erzählt, als er noch in Korea lebte.
Aus den Gedanken gerissen riss Tante Nina gerade die Tür auf und sah mich wahrscheinlich davor stehen.
"Oh... Jenna Liebes!"
Ich schwieg jedoch.
Sie sagte auch nichts mehr, sondern strich mir einfach meine Träne von der Wange weg.
Ich hatte garnicht gemerkt das ich geweint hatte.
Durch was müsste Tante Nina bloß jeden Tag gehen?
Manchmal war ich froh blind zu sein.
Man könnte dem Schmerz und der Trauer in den Augen anderer aus dem Weg gehen, nur leider war Tante Nina nicht blind.
Sie sah mich jeden Tag, seitdem ihr Bruder verstarb.
Leute sagten öfters dass ich meinem Vater haargenau gleiche.
"Es tut mir so leid." wimmerte ich.
"Wofür denn? Dich trifft doch keine Schuld." antwortete Tante Nina.
Wie sehr muss es ihr wehtun mich zu sehen, wenn sie in mir ihren Bruder sah?
Ich sagte einfach nichts und schlang meine Arme um ihre Taille.Am nächsten Tag verbrachte ich die Zeit damit die Umgebung wieder zu erkunden, dachte die ganze Zeit auch an Jimin.
Sein Verhalten ist merkwürdig, er ist mal so mal so. Er ist definitiv schwer einzuschätzen.
Fragen schwirrten in meinem Kopf rum, wie: "Warum kümmerst du dich um mich?"
"Kriegst du so viel Geld?"
"Was ist gespielt, was nicht?"
In der Gegend wo ich wohnte war es so ruhig und trist hatte ich das Gefühl.
Wie konnte man hier glücklich sein?
Ich schüttelte den Kopf um die negativen Gedanken rauszukriegen.
Das lag bestimmt nur an letzter Nacht, als das mit meinem Vater wieder hochkam.
"Jenna!" hörte ich eine Stimme rufen.
Ich drehte mich langsam um und hörte die Stimme von Baekhyun.
"Baekhyun?" fragte ich überrascht.
"Hey! Was läufst du so nah am Straßenrand??" er führte mich an die Seite und lachte.
Wann immer ich Baekhyun hörte, musste ich automatisch lächeln.
Er war immer gut drauf und um ehrlich zu sein kann ich Vivien zu gut verstehen warum sie sich in ihn verliebt hatte.
Baekhyun strahlt immer so eine positive Energie aus.
"Ich wusste es ja nicht. Was machst du hier?" fragte ich ihn, als wir zusammen weiterliefen.
"Ich wollte bei dir mit Vivien vorbeischauen. Ihr habt euch ja nur letztens kurz im Zoo getroffen."
-"Achso ja, gerne. Wo ist sie denn?" fragte ich.
"Dort drüben. Sie kümmert sich grade um ihre Pflanzen."
-"Ach sie wohnt auch hier?!"
Baekhyun nickte und führte mich über die Straße.
"Hi Jenna! Schön dich wiederzusehen!"
-"Hey." begrüßte ich sie.
Es roch nach Lilien und Vergiss-mein-nicht.
Mein Herz brach in kleine Teile, als ich den Duft einatmete.
Es waren die Lieblingsblumen von meinem Vater.
Er hatte sie oft getrocknet und in sein Biologiebuch gepresst.
Außerdem hatte er früher schon immer auf einen Garten bestanden.
"Geht es dir nicht gut?" fragte Vivien mich besorgt.
"Nein, alles gut. Ich wusste ja garnicht das du so nah an mir wohnst!"
-"Wusste ich auch nicht, hättest du mir das mal gesagt." sagte sie lachend.
Ich hörte Baekhyun zu seiner Freundin gehen und sie küssen.
"Du siehst heute wunderwunderschön aus."
-"Okay, was willst du?" fragte Vi Schroff und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Habt ihr zufällig noch..."
Bevor er überhaupt zu Ende reden konnte, seufzte Vivien.
"Ja wir haben noch Kuchen." Baekhyun rannte glücklich ins Haus hinein.
"STOPPP!" schrie Vivien ihm hinterher.
"Wie wär's wenn du Jenna auch hineinbringst und ihr ein Stück gibst?"
-"Oh. Ja, natürlich."
sagte Baekhyun verpeilt und führte mich lachend ins Haus.
Wir saßen in der Küche und Baekhyun erzählte mir die neusten Infos über die Fußball EM.
Lächelnd hörte ich ihm zu, während er und ein Stück vom Kuchen Abschnitt.
Vivien war immer noch draußen und zupfte Unkraut.
Als Baekhyun mir mein Stück rüberschob und ich gerade nach der Gabel greifen wollte, fiel etwas neben mir runter.
"Oh." erschrak ich mich und sah nach rechts.
Es klang wie eine Stange.
"Mist." fluchte Baekhyun.
"Was ist passiert?" fragte Vivien als sie gerade hereinkam.
Eine Weile wurde geschwiegen.
"Es tut mir so leid Vivien. Das ist meine Schuld. Was auch immer gerade kaputt gegangen ist, ich bezahl dir jeden Cent zurück und..."
-"Jenna. Beruhig dich. Es ist nichts kaputt gegangen." sagte sie lachend und trat neben mich.
Sie seufzte.
"Eigentlich sollte das eine Überraschung werden, doch das ist dein neuer Gehstock."
Ich riss meine Augen auf.
"Mein neuer Gehstock?"
Baekhyun nickte.
"Mhm. Da du deinen alten ja verloren hattest, hat sich Jimin das Geld zusammengekratzt und dir einen neuen machen lassen."
Vivien gab ihn mir.
Er fühlte sich genauso an wie der alte, bloß der Griff war weicher und grifffestiger.
"Er ist toll!" sagte ich lachend.
"Ich wusste er würde dir gefallen."
Ich drehte mich erschrocken um und bemerkte Jimin an der Tür.
Sein Ton klang sanft.
Vivien lachte.
"Mensch, was für ein Auftritt. Total lässig an der Tür lehnen und wie ein kleiner Playboy dem Mädchen zulächeln. Tzzz..."
Meine Wangen wurden rot, als Jimin an meine Seite trat.
"Es sollte eigentlich eine Überraschung werden, doch da du ihn jetzt schon gesehen hast..."
Er legte eine Hand auf meine Schulter.
"Da du ihn nicht sehen kannst, beschreib ich ihn dir: er ist gelb mit einer Spur Gold und dein Name ist eingraviert."
Ich sah zu ihm hinauf.
"Was?! Das muss doch Tonnen Geld gekostet haben. Ich kann das nicht annehmen, Jimin."
-"Doch das kannst du. Denn nur meinetwegen hast du den anderen verloren."
Ich sah ihn immer noch unsicher an, als er mir den Gehstock wieder in Die Hand drückte.
"Ich bestehe darauf."
Lächelnd gab ich nach und fühlte den weichen Griff in meiner Hand.
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BLINDED
Fanfic[COMPLETED] Die Liebesgeschichte von Park Jimin und einem blinden Mädchen: Jenna, ein Mädchen das nie verliebt war. Das nie die wahren Farben der Welt wahrnehmen konnte. Und noch nie Liebe sah. Zwei ganz unterschiedliche Welten treffen aufeinander...