BLINDED

#36 Die Kette

Jenna POV

Am nächsten Morgen saß ich gerade mit Tante Nina am Frühstückstisch und wir skypten mit Wendy.
Sie war in ihrem Apartement in New York.
Wendy erzählte viel von ihrem Studium dort, ich freute mich sehr für sie.
"Und Unnie? Wie geht's dir?" wandte sie sich irgendwann an mich, als ich gerade einen Schluck von meinem Tee trank.
"Alles bestens." Meine Stimme zitterte.
Gut, Jenna. Kam ja glaubwürdig rüber.
Ich fühlte den Blick meiner Tante auf mir ruhen, versuchte es aber zu ignorieren.
"Reichst du mir die Teekanne, Tante Nina?" fragte ich sie, doch sie zögerte.
"Lass mich das lieber machen, Liebes."
Ich vergaß.
Ich hatte ja diesen einen Unfall, wo ich mich verbrannt hatte.
Also ließ ich sie, wenn sie sich dadurch besser fühlte.
In diesem Moment klingelte es und ich wollte gerade ausgehen und schauen wer es war, als meine Tante auch aufstand und selbst darauf bestand dies zu tun.
"Sie tut so als wäre ich unfähig irgendetwas zu tun, Wendy! Siehst du das?!" flüsterte ich empört zum Laptop.
"Sie macht sich nur Sorgen. Außerdem ist sie ja auch immer arbeiten, da will sie dir mal unter die Arme greifen wenn sie dich mal sieht."
Da war was dran.
"Und wer bist du?" hörte ich meine Tante an der Tür fragen.
"Ich bin Vivien. Eine Freundin von Jenna."
-"Soviel ich weiß hat meine Nichte keine Freundin hier..."
Mit eiligen Schritten, dank des Gehstockes von Jimin, war ich in Kürze bei ihnen.
"Vivien! Hi, komm rein! Tante? Ich hatte ja noch gar keine Zeit dir Vivien vorzustellen. Sie wohnt hier nur die Straße runter."
Man hörte den überraschten Tonfall meiner Tante als sie lachte.
"Oh mein Fehler, tut mir leid Vivien. Ich bin Nina. Komm doch rein."
Ich hackte mich bei Vivien unter und führte sie ins Wohnzimmer, als ich den neugierigen Blick meiner Tante hinter uns fühlte.
"Und Vivien? Woher kennt ihr euch?"
-"Ähm, mein Freund ist der beste Freund von Jimin."
"Das ist ja schön! Du hast mir einiges nicht erzählt Jenna."
-"Vergessen."lachte ich nervös.
"Na dann, geht ruhig rauf. Ich rede noch ein wenig mit Wendy."
"Ist gut, Tante." sagte ich und ging die Treppen mit Vivien hoch.

"Wow dein Zimmer ist total schön!" bestaunte Vivien es.
Ich grinste. "Echt? Ich weiß nicht wie es aussieht, doch habe für mich beschlossen wo was hingehört, egal ob es passte oder nicht. Meine Tante hatte bei meinem Umzug beinahe einen Anfall, weil sie nicht meiner Meinung war."
Wir lachten und sie saß sich auf mein Bett.
"Und? Was ziehst du gleich an?" frage sie mich.
"Das wollte ich dich fragen. Kannst du für mich mal schauen?"
-"Ich dachte du fragst nie." kicherte sie und machte sich auf den Weg zu meinem Kleiderschrank.
Eine kurze Zeit später trug ich eine Jeans, ein weißes Spitzenoberteil mit einer rosanen Jacke. Meine Haare waren ausnahmsweise mal offen und ich trug meine goldene Kette, wie sonst auch.
"Du hast total die schöne Kette um. Woher hast du sie?" fragte Vivien irgendwann.
Automatisch griff ich nach dem Anhänger. Es sah aus wie ein ganz normaler Kreis, doch man konnte es aufklappen. Innen drin war ein Bild von Vater, Tante Nina und mir, als sie uns damals in Deutschland besuchen war. Eine Art Medaillon.
"Von meinem Vater." antwortete ich.
"Sie ist echt schön. Denkst du er kann mir auch so eine besorgen?" fragte sie lachend.
Mein Lächeln wurde zu einem traurigen Lächeln.
"Das geht denke ich nicht..."
-"Warum? Ich gebe euch das Geld wieder..."
"Er ist nicht mehr am Leben."
Als ich dies aussprach, erinnerte es mich an mein Gespräch mit Jimin gestern Nachmittag.
"Oh. Ich wusste das nicht, verzeih mir, Jenna." Sie umarmte mich von hinten.
"Es tut mir sehr leid."
-"Ist kein Problem. Wollen wir los?" fragte ich sie und versuchte so ehrlich wie möglich zu lächeln.
"Ja... Gehen wir..." hörte ich sie sagen.